Die <a href="https://www.goech.at/" target="_blank" rel="noopener">&Ouml;sterreichische Chemische Gesellschaft (G&Ouml;CH)</a> ist ein 1897 gegr&uuml;ndeter Verein, der seit &uuml;ber 100 Jahren die Chemie in &Ouml;sterreich und somit die Interessen von &ouml;sterreichischen Chemikerinnen und Chemikern vertritt.

GÖCH

Am 24. Juni 2022 hat die Österreichische Chemische Gesellschaft im TUtheSky an der TU Wien ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. Anlass, ein wenig zurück, aber vor allem auch in die Zukunft zu blicken.Es begann alles im Jahr 1897 mit geselligen Zusammenkünften der „Ingenieur-Chemiker“, Absolventen der damaligen Technischen Hochschule, die den Wunsch nach einer „unpolitischen“, nur auf die Förderung der Interessen der Mitglieder ausgerichtete Standesvertretung für den Beruf Chemiker hatten. So wurde am 28. Februar 1897 der 1. <link href="#nadc20224129841-fig-0001">Österreichische Chemikertag mit etwa 100 Teilnehmern veranstaltet und ein entsprechender Antrag auf Gründung des Vereins gestellt, der am 29. Mai 1897 genehmigt und der Kategorie „Museen – Vereine für Kunst und Wissenschaft“ zugeordnet wurde. Am 18. Juni 1897 fand dann die konstituierende Sitzung des „Vereins Österreichischer Chemiker in Wien“ statt, an der 25 Chemiker teilnahmen, es hatten aber bereits zirka 150 weitere angekündigt, dass sie beitreten wollten. Im Jahr 1901 gab es dann die erste Statutenänderung und gleichzeitig wurde der Name auf „Verein Österreichischer Chemiker“ (VÖCH) geändert um zu zeigen, dass auch österreichische Chemiker, die nicht aus Wien waren, im Verein willkommen sind.<figure xml:id="nadc20224129841-fig-0001"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/oM6YVVpLTo2lrMfgG2ya"><figcaption><label>Abb.1: </label>Festveranstaltung an der TU Wien. Foto: Walter Schneider / GÖCH</figcaption></figure></figure>Bereits seit 1905 unter Präsident Rudolf Wegscheider, er war Vorstand des I. Chemischen Universitätslaboratoriums der Universität Wien, hatte der VÖCH gute Kontakte mit dem Verein Deutscher Chemiker und diese enge Zusammenarbeit wurde im Jahr 1928 noch weiter intensiviert.Nach der formalen Auflösung des Vereins im Jahr 1938 und der entsprechenden Neugründung 1946 wurde der Verein 1982 in „Gesellschaft Österreichischer Chemiker“ (GÖCH) umbenannt. Im jahr 2021 erfolgte, basierend auf dem Ergebnis einer Umfrage unter den Mitgliedern, die finale Umbenennung in „Österreichische Chemische Gesellschaft“, wobei das AkronymGÖCH vorerst beibehalten wurde.<h2 type="main">Ziele und Aufgaben im Wandel der Zeit</h2>Was waren und sind nun die Ziele des Vereins? Wie schon ausgeführt wurde er gegründet um eine „unpolitische“ Standesvertretung für Chemiker und Chemikerinnen zu etablieren. Unter anderem hatte es sich der Verein zur Aufgabe gemacht, die Berufsanforderungen für bestimmte chemische Berufe zu definieren, die Interessen der chemischen Industrie in patentrechtlichen Fragen zu wahren, eine kostenlose Stellenvermittlung anzubieten, Vorträge und gesellige Veranstaltungen zu organisieren und bei der Gesetzgebung chemische Aspekte betreffend mitzuwirken.Auch wenn einige dieser Aufgaben heute von anderen Interessensvertretungen wahrgenommen werden, ist die GÖCH immer noch ein gemeinnütziger unter Ausschluss aller politischen Tendenzen agierende Verein, der die Chemie und die Chemiker:innen in allen Bereichen der Wissenschaft und Wirtschaft fördert, sowie die Forschung und Lehre unterstützt.Diese Pflege der Wissenschaft Chemie, deren Bedeutung in der heutigen Zeit, denken wir nur an die anstehenden Probleme Pandemie, Klimawandel, Energiegewinnung und -speicherung usw. nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, bleibt eine wesentliche Aufgabe der GÖCH jetzt und in Zukunft.Um dies effizient tun zu können, wird es notwendig sein, die Bedeutung der Chemie für das Wohlbefinden der Menschen auch einer breiteren Öffentlichkeit darzustellen und selbstkritisch ihre Entwicklung zu verfolgen.Die vergangenen 125 Jahre, seit denen die Österreichische Chemische Gesellschaft besteht, sind geprägt von einem massiven gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel. Die Chemie hat in vielen Bereichen des täglichen Lebens eine wichtige Rolle gespielt und maßgeblich zur positiven Entwicklung und dem Wohlstand beigetragen. Die GÖCH als neutrale Plattform wird sich auch in Zukunft mit Ihren zirka 1700 Mitgliedern den anstehenden Themen widmen und einen zeitgemäßen Beitrag im Verbund mit den nationalen und internationalen Partnern leisten.<h2 type="main">Engagierte Mitglieder</h2>Die Errungenschaften des Vereins sind nur durch die aktive und engagierte Mitarbeit der Mitglieder möglich. Dafür möchte ich mich im Namen des Präsidiums anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Vereins bedanken und wünsche uns allen viel Kraft, Mut und Entschlossenheit für die Herausforderungen der kommenden Jahre.Abschließend darf ich noch alle zu den Chemietagen 2022 einladen, die vom 20. bis zum 22. September 2022 an der TU Wien zum Thema „Green Chemistry for a Sustainable Europe“ stattfinden werden. Vor den Chemietagen (19.9.2022) werden Minisymposia der verschiedenen Arbeitsgruppen angeboten und danach (22. – 23.9.2022) wird vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gemeinsam mit dem Umweltbundesamt eine Konferenz zum Thema „A Green Chemical Deal“ am selben Ort veranstaltet. Details dazu finden Sie unter <a href="https://www.chemietage.at" target="_blank">www.chemietage.at</a>. Ich würde mich freuen, möglichst viele von Ihnen dort persönlich begrüßen zu dürfen.Peter GärtnerGÖCH-Präsident

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125 Jahre GÖCH

Am 24. Juni 2022 hat die Österreichische Chemische Gesellschaft im TUtheSky an der TU Wien ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. Anlass, ein wenig zurück, aber vor allem auch in die Zukunft zu blicken.Es begann alles im Jahr 1897 mit geselligen Zusammenkünften der „Ingenieur-Chemiker“, Absolventen...

Die GÖCH hat den Chemiehistoriker Rudolf Werner Soukup zu den Anfängen der GÖCH und zur Bedeutung der Publikationen befragt. Das Interview wurde im Juni 2022 in der Geschäftsstelle der GÖCH vom Geschäftsführer Walter Schneider geführt und von Petra Singer transkribiert.Herzlich willkommen, Herr Soukup, hier in der Geschäftsstelle der GÖCH. Die GÖCH feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Was war der Anlass zur Gründung der GÖCH? Wie muss man das im Kontext der damaligen Zeit verstehen?Am 18. Juni 1897, vor so gut wie exakt 125 Jahren, fand die erste konstituierende Sitzung des damaligen Vereins Österreichischer Chemiker in Wien st<link href="#nadc20224129843-fig-0001">att. Das war ein Beschluss des ersten österreichischen Chemietages, der vorher stattgefunden hat. Die Stoßrichtung des Vereins Österreichischer Chemiker, der dann mehrfach umbenannt wurde, war eine Standesvertretung für die Österreichischen Chemiker zu haben. Es gab zwar schon einige Vereine, die sich mit Chemie, Physik usw. beschäftigt haben, aber eine richtige Standesvertretung gab es damals nicht. Es war so, dass die Anstellungssituation von vielen sehr prekär war. Wenn man sich die Mitgliederzahlen ansieht, gab es gleich im allerersten Jahr 700 Mitglieder! Dann gings immer weiter in die Höhe, das Maximum war zunächst bei etwa 1300 Mitgliedern. Ab 1918 es gab dann wieder einen Rückgang, das hing natürlich mit den wirtschaftlichen Entwicklungen zusammen. Wenn man sich die Verteilung der Arbeitsgebiete der Mitglieder ansieht, so waren die meisten einfache Angestellte. Im Jahr 1901 waren 224 Selbstständige Chemiker und 439 Angestellte verzeichnet, große Gruppen waren noch die 73 Chemielehrer und 72 Universitätslehrer, also sehr beachtlich.<figure xml:id="nadc20224129843-fig-0001"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/FLpvDeb4RojfK0ulhPzU"><figcaption><label>Abb.1: </label>Rudolf Werner Soukup: Chemiestudium an der TU Wien sowie Philosophiestudium an der Universität Wien; Assistent am Institut für Anorganische Chemie der TU bis 1986. Danach Unterrichtstätigkeit an einem Wiener Gymnasium sowie am FH Campus Wien. Habilitation 2000 für das Fach Chemiegeschichte an der TU Wien. Foto: Walter Schneider / GÖCH</figcaption></figure></figure>Das war ein beachtlicher Start, es gab ja damals auch den Bedarf, die neuen Erkenntnisse, das gesammelte Wissen über Publikationen zu veröffentlichen und zu verteilen. Die GÖCH war stark geprägt von den Publikationen und den Verlagen, die eine wichtige Rolle gespielt haben.Ja, man muss zwischen Publikationsorganen, die eher mit der Organisation zu tun haben und der wissenschaftlichen Seite unterscheiden. 1898, ein Jahr nach der Gründung, wurde die Österreichische Chemikerzeitung gegründet und sie bestand bis Juni 1938, bis zur formalen Auflösung des Vereins der Chemiker Österreichs. Sie wurde dann 1948 neugegründet und war dann bis 1965 Vereinsorgan. Und dann wird es ein bisschen turbulent, die „Allgemeine und praktische Chemie“ war dann bis 1973 Vereinsorgan, dann gabs die österreichische Chemiezeitschrift bis 1992 als Vereinsorgan. Das Österreichische Magazin für Chemie und Wissenschaft war dann bis 2005 Vereinsorgan und seit Februar 2006 haben wir die Mitteilungen der GÖCH in den Nachrichten aus der Chemie.Seit dem Jahr 1954 gibt die GÖCH zusammen mit der Akademie der Wissenschaften auch die Monatshefte für Chemie heraus. Diese Monatshefte sind im Jänner 1880 in der Akademie der Wissenschaften gegründet worden, die Gründung der Akademie der Wissenschaften war 1847, und schon 1848 erschien ein Publikationsorgan für wissenschaftliche Arbeiten. Es waren eigentlich Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Ab 1880 hat man sich dazu entschlossen die chemischen Arbeiten extra zu publizieren.Das spannende ist, dass man damals die Tragweite vieler Publikationen nicht erahnen konnte. In ihnen wurden bahnbrechende Erkenntnisse veröffentlicht, die jetzt im Rückblick betrachtet sehr spannend sind.Es beginnt ja gleich mit dem ersten Heft der Monatshefte aus der Chemie aus dem Jahr 1880. Da veröffentlicht Zdenko Hans Skraup eine Arbeit mit dem Titel „Eine Synthese des Chinolin“. Das ist die berühmte Chinolinsynthese, die von Skraup hier zum ersten Mal publiziert worden ist. Das war eine bahnbrechende Arbeit, weil es hier möglich geworden ist, aus einfachen Grundchemikalien eine sehr wertvolle Substanz zu erzeugen, die dann für die Pharmazie von großer Bedeutung war.Aus dem ersten Heft der Monatshefte kann man ein ganzes Who is Who der damaligen Chemie herauslesen, zum Beispiel Hugo Weidel hat zusammen mit Josef Herzig Studien zu Verbindungen aus dem animalischen Teer publiziert. Daran sieht man auch in welche Richtung die österreichische Chemie damals geforscht hat. Das war Naturstoffchemie, präziser gesagt meistens Phytochemie. Die österreichische Chemie, vor allem der Universität Wien, aber auch in Graz und Innsbruck, war stark geprägt von der Phytochemie. Man hat Pflanzeninhaltsstoffe isoliert, dann hat man sie analysiert. Man brauchte eine gute analytische Methode und im nächsten Schritt eine Synthese, um zu zeigen, dass das wirklich so ist. Man kann im ersten Heft 1880 wunderbar sehen, wie da vorgegangen worden ist.Es ist ja sehr spannend, wenn schon in den ersten Heften bahnbrechende Erkenntnisse veröffentlich worden sind. Wäre es nicht interessant aufzuarbeiten, was hier historisch in Österreich geleistet worden ist?Ja, das wäre eine schöne Aufgabe für Diplomarbeiten oder vielleicht sogar eine Dissertation. Es gibt Vorarbeiten zum Beispiel zu Ernst Späth, der übrigens ein Präsident der GÖCH war. Viele der Namen, die ich erwähne, waren in der GÖCH gut verankert, einige waren auch deren Präsident. Späth war sicherlich einer der bedeutendsten Chemiker, er hat vor allem Tabakinhaltsstoffe untersucht, und dann eben die berühmte Mescalin-Synthese von 1919 in den Monatsheften publiziert. Im Jahr 2019 haben wir einen Beitrag in den Monatsheften geschrieben und an diese bahnbrechende Arbeit erinnert. Das könnte man bei vielen Themen ähnlich behandeln.Wäre das dann ein Thema, das eher im Fachbereich der Chemie oder auch von Historikern zu betrachten wäre?Ich meine, dass solche Fragen in den Händen von Chemikern besser aufgehoben sind. Die müssen hier die grundlegenden Techniken, Vorgangsweisen der Chemiker verstehen, um die Bedeutung zu erkennen. Wir haben in der Ignaz Lieben Gesellschaft versucht dieses Thema dahingehend zu lösen, indem Chemiker und Historiker bei der Aufarbeitung zusammenarbeiten. Das hat gut 20 Jahre funktioniert, aber leider ist das jetzt mit den Entwicklungen in einem sehr schlechten Fahrwasser gelandet.Es gab Versuche die Chemiegeschichte zu etablieren. Alexander Bauer (übrigens der Großvater von Erwin Schrödinger) war der Erste, der einen Grundstein für die Chemiegeschichte in Österreich gelegt hat. Seine Rektoratsrede 1883 an der Technischen Hochschule in Wien war betitelt: „Einiges über die Geschichte der Alchemie in Österreich“. Er hat auch die Weichen dahingehend gestellt, dass sich Franz Strunz 1905 an der Technischen Universität Brünn für Geschichte und Naturwissenschaft habilitieren konnte. Strunz hat sich mit 60 Aufsätzen große Verdienste um die Geschichte der Chemie in Österreich erworben. Strunz ist 1953 gestorben, ich habe ab 1985 begonnen Lehrveranstaltungen für die Geschichte der Chemie zu halten und im Jahre 2000 für Geschichte der Chemie an der TU habilitiert.An der Universität Wien war es ähnlich – es gab auch immer wieder Vorstöße, zum Beispiel Josef Gicklhorn war Honorarprofessor von 1946 für Geschichte und Naturwissenschaft an der Universität Wien, er hat bis 1975 gelesen, leider war dann auch das zu Ende. Wenn man das mit den Entwicklungen in Deutschland, England und in Amerika vergleicht, so gibt es dort überall Extraordinariate für Chemiegeschichte.Wenn wir den Blick in die Zukunft richten, was können wir aus den vergangenen Jahren für die zukünftige Entwicklung der GÖCH lernen?Man hat es während dem Covid Höhepunkt erlebt, wie schwierig der Dialog mit vielen Teilen der Gesellschaft ist. Große Teile in der Bevölkerung Österreichs sind Wissenschaftsfremde, das ist eine bittere Erkenntnis. Die wirklich einschneidendste Zeit war aber von 1938 bis 1945, wo es keine GÖCH mehr gegeben hat. Die Quellenlage von den Anfängen der GÖCH ist sehr schlecht, weil nach 1945 fast nichts mehr da war. Es wurde fast alles vernichtet. Man verliert dann jegliches Wissen. Alleine aus dieser Tatsache sollte man hier alle die Entwicklungen, die in diese Richtung führen, aufs Schärfste bekämpfen.Die GÖCH hat eine Arbeitsgruppe Geschichte der Chemie, beim Minisymposium am 19. September 2022 gibt es ein spannendes Programm, was erwartet uns?Das Minisymposium wird zum Anlass des 100-Jahr Jubiläums der Verleihung des Nobelpreises für Fritz Pregl stattfinden. Das war im Jahr 1923 und wir werden uns schon diesen September anschauen was hat er genau gemacht hat und wie es nach Pregl an der Universität Wien mit der Gründung des Laboratoriums für Mikrochemie weiterging. Auch an der technischen Hochschule gab es im Anschluss an Pregl interessante Entwicklungen, Robert Strebinger hat die Mikrochemie weiterentwickelt und ist dann auch Ordinarius geworden.Das klingt sehr interessant, wir laden alle Interessierten dazu ein! Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.Walter SchneiderGÖCH-Geschäftsführer

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