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Mitte September gastierte die 27. Ausgabe des jährlich stattfindenden Nachwuchswissenschaftler-Symposiums Bioorganische Chemie an der Universität Bochum. Bei dem dreitägigen Treffen präsentierten 23 Nachwuchsgruppenleiter sowie drei Doktoranden ihre Arbeiten und erweiterten ihr wissenschaftliches Netzwerk. Organisiert hatten die Veranstaltung Ulf-Peter Apfel und Christian Merten.
Zum Treffen sind traditionell nur Forscher eingeladen, die noch keine verstetigten Stellen an einer Hochschule oder einer außeruniversitären Forschungseinrichtung haben und deren Gruppen sich noch im Aufbau befinden. Den namensgebenden Themenschwerpunkt ergänzten deshalb Beiträge angrenzender Themengebiete der (bio-)organischen Molekülchemie, etwa aus Katalyse, supramolekularer Chemie und Spektroskopie. Spotlight-Beiträge aus der Bioanorganik und der Biologie schufen Anreize für Kooperationen und zukünftige Tagungen.Selten reichten die üblichen fünf Minuten für Fragen aus. Es ergaben sich Synergien und Kooperationsvorhaben zwischen Forschern, die ohne diese Vortragsreihe vermutlich nicht zusammengekommen wären – so traf etwa der Spezialist für aggregationsinduzierte Fluoreszenzemitter auf die RNA-Biochemikerin, die Nukleinsäurechemikerin auf den Computerchemiker, der Elektrochemiker auf den Organokatalytiker, und der Naturstoffchemiker fand Hilfe bei der Bestimmung absoluter Konfigurationen.Den traditionellen Abendvortrag hielt in diesem Jahr Herbert Waldmann vom Dortmunder Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie zum Thema „Evolution-Guided Bioactive Compound Design“. Er machte deutlich, welche Bedeutung das Treffen hat: „Die Leute, die Sie hier kennenlernen, werden auch in vielen Jahren noch Ihre Kollegen sein und die Kontakte werden sehr viel wert sein.“Als Vortragspreise stiftete die RUB Research School insgesamt vier Geldpreise. Das Publikum wählte die wissenschaftlich spannendsten Vorträge (Pierre Stallforth, Jena, und Robert Göstl, Aachen) und die didaktisch ausgefeiltesten Beiträge (Andreas Reiner, Bochum, und Stephanie Kath-Schorr, Bonn). Die Gewinner erhielten zusätzlich thematisch passende Buchpreise, bereitgestellt vom Verlag De Gruyter. Ruben Ragg, Managing Editor der Zeitschrift ChemBioChem, unterstützte die Tagung nicht nur mit seinem Beitrag „A Glimpse Into the Life of an Editor: Learning from the Dark Side“, sondern wählte und vergab auch die zwei mit Buchgutscheinen dotierten Wiley-VCH Editor’s-Choice Awards an Andreas Reiner und Marius Grote, beide Bochum.Die Veranstaltung wird im nächsten Jahr in Essen stattfinden.Ulf-Peter Apfel, <a href="mailto:ulf.apfel@rub.de">ulf.apfel@rub.de</a>Christian Merten, <a href="mailto:christian.merten@rub.de">christian.merten@rub.de</a>

Tagungsbericht

27. Bioorganik‐Nachwuchssymposium in Bochum

Mitte September gastierte die 27. Ausgabe des jährlich stattfindenden Nachwuchswissenschaftler-Symposiums Bioorganische Chemie an der Universität Bochum. Bei dem dreitägigen Treffen präsentierten 23 Nachwuchsgruppenleiter sowie drei Doktoranden ihre Arbeiten und erweiterten ihr wissenschaftliches...

GDCh

Die GDCh-Fachgruppe Chemie und Wirtschaft (VCW) führte kürzlich eine empirische Initiative zum Thema „Wie Chemiker und Ingenieure in der digitalen Chemie arbeiten“ durch. Mehr als 1000 Teilnehmer aus der Chemieindustrie und der Lehre nahmen an der Online-Umfrage teil und mehr als 100 an Interviews zur Konzeptionierung der Studie und Validierung der Ergebnisse.Ziel war es, die Auswirkungen der digitalen Anwendungen auf sechs Musterberufe von Chemikern entlang der Wertschöpfungskette, das heißt in Innovation, Anlagenbau, Einkauf, Produktion &amp; Qualitätswesen, Instandhaltung und Marketing &amp; Vertrieb, zu ermitteln. Hier werden die Ergebnisse in Kurzform vorgestellt.Ergebnis 1: Die digitalen Techniken werden weitgehend unabhängig von Unternehmensgröße, Führungsposition und Dienstalter von Chemikern zwischen 2018 und 2025 für Berufe in der Chemie durchschnittlich zweieinhalbmal an Relevanz gewinnen (Abbildung 1).<figure><img src="https://media.graphcms.com/lwPc1GAYQUaT0Yk0lsWz"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Chemiker nehmen an, dass die digitalen Techniken zwischen 2018 und 2025 für Berufe in der Chemie durchschnittlich etwa zweieinhalbmal an Relevanz gewinnen. Kreisdurchmesser: Verhältnis vom Wert im Jahr 2025 und dem Wert im Jahr 2018.</figcaption></figure>
Ergebnis 2: Jenseits der unbestritten essenziellen chemisch-technischen Kompetenzen, die in einem Chemiestudium vermittelt werden, klaffen große Lücken zwischen Angebot und Nachfrage. Noch bestimmen Hochschulen, Universitäten und Akkreditierungsgremien das Angebot an Kompetenzen von in die Industrie startenden Chemikern. Umgekehrt fordern Industrieunternehmen aus Sicht der Nachfrage in Zukunft deutlich mehr betriebswirtschaftliche, weiche und digitale Kompetenzen von den Absolventen als heute (Abbildung 2, S. 1205).<figure><img src="https://media.graphcms.com/X2xnGsL0RLC1eI6RDVJo"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Einschätzung der Umfrageteilnehmer, welche Kompetenzen wichtiger werden und wie stark.</figcaption></figure>
Ergebnis 3: Bedeutung und Fokus der Weiterbildung ändern sich drastisch. Die Fortbildung wird zeitlich und örtlich sehr viel flexibler sein als heute und sich von Wissen in Richtung bedarfsgerecht anwendbarer Kompetenzen verschieben.Zur selbst eingeforderten, massiv steigenden Eigenverantwortung der Chemiker gehört es, Willen und Zeit für Weiterbildung aufzubringen, aber dies auch bei Vorgesetzten und Personalentwicklern einzufordern, wenn sie ihr Berufsleben lang attraktiv für den Arbeitgeber bleiben wollen.Zur Verantwortung der Unternehmen gehört es, Chemikern statt heute zirka zwei bis vier Prozent ihrer jährlichen Arbeitszeit künftig eher sechs bis acht Prozent für Weiterbildung zuzugestehen, damit diese mit dem rasanten Fortschritt des allgemeinen Wissens – einer Verdopplung alle zwei Jahre – und der Digitalisierung Schritt halten. Firmen sind aufgerufen, ihre Humanressourcen mindestens genauso professionell instand zu halten wie heute bereits ihre Sachressourcen.Ergebnis 4: Dass Digitalisierung neben allen technischen Veränderungen vor allem eine Veränderung der Einstellung erfordert, sieht man an den Widersprüchen, wie Chemiker ihren künftigen Arbeitsplatz sehen. Sie berücksichtigen dabei nur Teilaspekte der Digitalisierung, die ihnen heute schon bekannt sind, etwa digitale Techniken. Diese werden einen deutlichen Einfluss auf Anzahl, Schwerpunkte und Organisation der Haupt- und Nebenaufgaben haben. Zirka 70 Prozent der Chemiker erwarten bis zum Jahr 2025 eine Zunahme der Zahl, etwa 80 Prozent eine Steigerung des Automatisierungs- und etwa 90 Prozent einen Anstieg des Digitalisierungsgrades sowohl ihrer Haupt- als auch ihrer Nebenaufgaben. Einen Rückgang dieser drei Parameter erwartet dagegen nur jeder zehnte Chemiker: Der Chemiker teilt nicht gerne.Die Mehrzahl aller befragten Chemiker bekennt sich nicht zu einer der beiden gegensätzlichen Optionen, der Entwicklung in Richtung Spezialist oder Generalist. Jeweils drei Viertel der Befragten stimmen dem einen und dem anderen Trend zu. Mehr als die Hälfte unter ihnen strebt sogar beides gleichzeitig an (Abbildung 3 rechts, roter Balken). Sieben von zehn Chemikern glauben allerdings auch weder an einen Rückgang der eigenen Spezialisierung noch an den einer generalistischen Ausrichtung (Abbildung 3, links).<figure><img src="https://media.graphcms.com/avGWPWc0RgabxTiy8FCi"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Anteil der Teilnehmer, die weniger (links) oder mehr (rechts) Spezialisten- und/oder Generalistentum in der Chemie erwarten.</figcaption></figure>
Da auch zirka 70 Prozent der Chemiker an einen Anstieg ihrer Haupt- und Nebenaufgaben im Zug der Digitalisierung glauben, wird klar: Der Chemiker will gerne überall selbst involviert sein und die Kontrolle behalten.Automatisierung und Digitalisierung müssen zu deutlichen Effizienz- und Effektivitätssteigerungen führen. Sonst würde kaum ein Unternehmen die zum Teil erheblichen Investitionen tätigen. Mit dem sinkenden Anteil an manuellen und repetitiven Aufgaben entfallen Arbeitsplätze und untere Hierarchieebenen. Arbeitsplätze vom Labor bis zum Kunden werden durch mehr kognitive Anforderungen, Entscheidungs- und Führungskompetenzen aufgewertet. Wenn Daten und daraus berechnete Informationen künftig in Echtzeit verfügbar sind, wer will diese dann nicht sofort zu Entscheidungen oder zur Steuerung einsetzen?Der Anteil der Arbeit in Projekten wird steigen, auch, aber nicht nur durch den Wegfall von Arbeit in der Linie bedingt. Der Bau einer neuen Fabrik braucht beispielsweise sowohl einen exzellenten Projektleiter als auch Experten aus allen Gewerken. Ein Chemiker oder Ingenieur deckt weder alle Kompetenzen alleine ab, noch ist er überall gleich kompetent. Interdisziplinäre Teams sind in Projekten seit Jahrzehnten üblich. Aus denselben Gründen wie oben ist es sinnvoll, Teammitglieder künftig mehr denn je basierend auf ihren Kompetenzen zu nominieren.Wenn heute schon auf Kollegen zurückgegriffen wird, die in ihren Gebieten Experten sind, warum bedienen sich dann Chemiker in Zukunft nicht auch der Kollegen, die im Zuge der Digitalisierung neu entstehende Berufe ausüben wie etwa Chemie-Informatiker? Etwas Neues auszuprobieren, liegt in der DNA des Chemikers. Andernfalls würde er keine Experimente durchführen. Sich neuer Kollegen zu bedienen, den eigenen Fokus weiter zu entwickeln und sich anders zu organisieren, erfordert nichts anderes als das Kernelement der Digitalisierung, Veränderungskompetenz.Die ausführlichen Ergebnisse und Beispiele der VCW-Initiative Berufe 4.0 sind als Whitepaper unter dem Link <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://goo.gl/ZUiqrq" target="_blank">goo.gl/ZUiqrq</a></ext-link> oder über den QR-Code abrufbar.<div><img src="https://media.graphcms.com/DWRrtLnmQoyTLulmZZeq">

</div>Wolfram Keller<a href="mailto:wk@wolfram-keller.de">wk@wolfram-keller.de</a>

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