Blickpunkt

Nachrichten aus der Chemie: Welche der sechs Sparten von Dupont haben mit den aktuellen Megatrends zu tun?
Thierry Vanlancker: Ein Megatrend ist für mich ein Bereich, in dem man gutes Wachstum erreichen kann. In den letzten 15 Jahren hat sich unsere Landwirtschafts- und Ernährungssparte stark vergrößert. Hier werden wir in diesem Jahr mit der Akquisition von Danisco mehr als ein Drittel unseres Umsatzes erwirtschaften.
Nachrichten: Welche Geschäftsfelder sind weiter wichtig?
Vanlancker: Das spartenübergreifende Automobilgeschäft ist nach wie vor wichtig für uns. Hier sieht man den Megatrend Asien: Wenn wir unseren Umsatz geografisch betrachten, erwirtschaften wir ein Drittel in den Vereinigten Staaten, ein Drittel in Europa, im Nahen Osten und Afrika sowie ein Drittel in Lateinamerika und Asian Pacific. Und der asiatische Teil wächst enorm.
Nachrichten: Machen die Megatrends Sie erfolgreich?
Vanlancker: Wir haben kein Patent auf Megatrends und wir haben auch kein Patent auf Innovationen und keins auf gute Zusammenarbeit mit anderen aus der Wertschöpfungskette. Aber hier beginnt die Reise zum Erfolg: Innovate and collaborate, das nennen wir Open Innovation. Diesen Weg sind wir die letzten zehn, fünfzehn Jahre konsequent gegangen und haben dabei entschieden, wo wir aktiv sein möchten.
Nachrichten: Bei der Gründung im Jahr 1802 konzentrierte sich das Unternehmen aber noch auf Schießpulver. Wie ging es weiter?
Vanlancker: Anfang des 20. Jahrhunderts hat Dupont in ein Labor für Grundlagenforschung investiert und versammelte als erstes Unternehmen seine Chemiker an einem Ort — in der Experimental Station südlich von Philadelphia — mit nur einer Mission: Erfindet neue Materialien und bringt sie auf den Markt!
Nachrichten: Wallace Hume Carothers hatte im Jahr 1938 also nicht den Auftrag, Polyamid zu entwickeln?
Vanlancker: Nein, er wollte Polyester näher untersuchen und entdeckte dabei Polyamid. Ein Jahr später ging Roy Plunkett bei Versuchen zu Tetrafluor ethylen etwas schief. Er fand dann ein Material, das sehr inert, chemisch beständig und wärmebeständig ist und an dem nichts haftet. Das war die Erfindung von Teflon.
Nachrichten: Aufgabe der Forscher war es, zu einem Material neue Anwendungen zu suchen?
Vanlancker: Das war Duponts Erfolgsrezept über viele Jahre. Die Märkte damals waren geografisch begrenzt, und es war noch möglich, für bestimmte Materialien Märkte zu schaffen. In den 90er Jahren war zu spüren, dass das nicht so bleibt. Deswegen begannen wir mit Open Innovation. Wenn man nämlich jede mögliche Anwendung, jedes mögliche Material selbst herstellen möchte, verläuft das in vielen Fällen im Sande statt Gewinn zu bringen. Deswegen sage ich: Collaborate to innovate. Man muss unbedingt vermeiden, dass man kollabiert, wenn man innoviert.


<h2>Kompetenzen herausfinden</h2>
Nachrichten: Was bedeutet Open Innovation für Sie? 
Vanlancker: Wenn ich beschlossen habe, auf eine Party zu gehen, frage ich mich zunächst: Was bringe ich mit? Wer bin ich? Das bedeutet für ein Unternehmen: Wo liegen unsere größten Fähigkeiten? Die zweite Frage lautet: Auf welche Party gehe ich damit? Es sind die Megatrends herauszufinden, für die unsere Fähigkeiten nützlichsind. Die dritte Frage ist dann: Mit wem gehe ich auf die Party? Das heißt, mit wem werden wir zusammenarbeiten? 
Nachrichten: Schon die erste Frage ist bei einem so großen Unternehmen sicher nicht einfach zu beantworten.
Vanlancker: Es war eine schmerzhafte, detaillierte Arbeit, das Unternehmen transparent darzustellen. In vielen Großunternehmen redet man sich ein, dass man Experte in einem bestimmten Bereich sei, aber bei genauer Prüfung schaut es ganz anders aus.
Nachrichten: Dann haben Sie aber Ihre Hauptkompetenzen erkannt und definiert?
Vanlancker: Ja, und wir gehen nicht mehr in neue Randgebiete. Wenn wir mit einem Partner zusammenarbeiten, ist sehr klar: Das bringen wir zur Party mit. Da fühlen wir uns wirklich stark. Unser Forschungsbudget wird jetzt sehr konsequent auf die Megatrends und auch sehr spezifisch auf unsere Kompetenzen in diesen Megatrends verteilt. Wir haben nicht mehr den Luxus, uns zu verzetteln und so viel zu langsam Fortschritte zu machen.
Nachrichten: Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Vanlancker: Man muss wirklich einen sehr scharfen Fokus haben. Auch persönlich, weil man die jährlichen Strategie-Budgetgespräche hat.


<h2>Gemeinsam geht es schneller</h2>
Nachrichten: Arbeiten Sie nun stärker mit anderen zusammen?
Vanlancker: Dupont hat schon immer mit Unternehmen in der Wertschöpfungskette zusammengearbeitet und Anwendungen entwickelt. Aber jetzt machen wir das auf einer anderen Ebene: Wir entwickeln in gemeinsamen Projekten. Zum Beispiel soll es im Jahr 2040 etwa 70 Prozent mehr Nachfrage nach Nahrungsmitteln geben. Zusammen mit dem Trend zu Megacitys ist das ein Riesenthema. Nun hat Pioneer, eine Abteilung innerhalb Duponts, Sojasorten gezüchtet, die abgepackt länger haltbar sind. Dazu gab es 18 externe Kooperationen. Hätten wir alles allein gemacht, hätte es mehr gekostet und wohl auch dreimal länger gedauert bis zur Marktreife.
Nachrichten: Gibt es außer der Schnelligkeit noch Vorteile?
Vanlancker: Ja, wenn man mit Partnern zusammenarbeitet, gibt es häufiger Kontrollen: Sind wir am Ziel oder sind wir auf einem Abstellgleis? 
Nachrichten: Wie funktioniert das, wenn Sie mit Wettbewerbern kooperieren?
Vanlancker: Da haben wir beste Erfahrungen. Bei der Entwicklung von Bioethanol hat Dupont mit Genencor, einer Tochtergesellschaft von Danisco übrigens, in einem Joint Venture daran gearbeitet, wie sich Biomasseabfälle aus der Landwirtschaft zu Bioethanol umsetzen lassen. Die Zusammenarbeit hat so gut geklappt, dass daraus eine Akquisition geworden ist.
Nachrichten Sie haben unter anderem mit Honeywell zusammengearbeitet. Wie kam es dazu?
Vanlancker: Im Jahr 2006 wurde eine EU-Richtlinie angekündigt, dass ab 2011 für neue Automodelle nur noch Klimaanlagenkältemittel verwendet werden dürfen mit einem Global Warming von weniger als 140. Der Standard bis dahin war ein Global Warming von 1400. Uns blieb nur, uns aus dem Markt zurückzuziehen oder ein Ersatzmaterial herzustellen. Das war sehr risikoreich, weil nicht klar war, wie eine neue Chemikalie funktionieren und ob sie die Ansprüche an Brennbarkeit und Toxizität erfüllen würde. Damit wären wir nie im Leben rechtzeitig auf dem Markt gewesen. Das hat zu der Zusammenarbeit mit Honeywell geführt, einem Wettbewerber auf diesem Markt: zu einem Joint Development. Anschließend haben wir mit einer chinesischen Firma in einem Joint Venture zusammengearbeitet und so die Anlage für die neue Chemikalie gebaut. Früher hätten wir von A bis Z alles selber gemacht, wären aber fünf Jahre zu spät auf dem Markt gewesen.
Nachrichten: Die Entwicklungen zu Biobutanol hätte die “alte Dupont” wohl auch komplett allein gemacht?
Vanlancker: Ja, aber jetzt sind wir relativ schnell mit BP zusammengegangen. Die hatten Komponenten und Kompetenzen, die sehr kompatibel waren zu dem, was wir zu dieser Party beisteuern konnten.
Redaktion: Maren Bulmahn, Köln


— — — Im Jahr 1802 floh Eleuthère Irénée du Pont, ein Assistent von Antoine Laurent de Lavoisier, vor der französischen Revolution und grün dete in den Vereinigten Staaten Dupont als Hersteller von Schwarz pulver. Inzwischen macht das Chemieunternehmen über 30 Mrd. US-Dollar Umsatz im Jahr, verfügt über ein Forschungsbudget von fast 2 Mrd. US-Dollar und beschäftigt etwa 67 000 Mitarbeiter. Davon sind 18 000 Arbeitnehmer in Europa, inklusive der 4000 von Danisco, dem kürzlich akquirierten Unternehmen für Lebensmittelzusatzstoffe. In Deutschland arbeiten ungefähr 3500 Angestellte, die meisten im Bereich Lacke und Lacktechnologien. Insgesamt betreibt Dupont 13 strategische Geschäftsfelder, die sich in sechs Sparten gliedern:
Landwirtschaft und Ernährung,
Elektronik und Kommunikation,
Hochleistungs- und Spezial chemikalien,
Hochleistungsbeschichtungen,
Hochleistungswerkstoffe,
Sicherheit und Schutz.

Artikel

“Auf welche Party gehen wir?”

Nachrichten aus der Chemie: Welche der sechs Sparten von Dupont haben mit den aktuellen Megatrends zu tun? Thierry Vanlancker: Ein Megatrend ist für mich ein Bereich, in dem man gutes Wachstum erreichen kann. In den letzten 15 Jahren hat sich unsere Landwirtschafts- und Ernährungssparte stark ver...

Nur eine Anzeige geschaltet und Dutzende von passenden Bewerbungen erhalten — das scheint unlogisch in einer Zeit, in der jedermann den Fachkräftemangel in Deutschland beklagt. Hat er die Chemie etwa ausgelassen?
Dirk-Michael Pfenning, verantwortlich für die Personalgewinnung bei Bayer in Deutschland, sieht in seinem Konzern derzeit keine Engpässe: “Wir bekommen sehr viele Bewerbungen, darunter etliche ausgezeichnete Profile. Jeder Kandidat konkurriert mit einer Reihe anderer Bewerber um eine Stelle.” Bei den Ausbildungsstellen sei die Zahl der Bewerbungen leicht gestiegen, und in den Einstellungstests zeigten die Kandidaten seit Jahren gleich gute Ergebnisse.
“Die deutsche Chemieindustrie hat zurzeit keinen generellen Mangel an Fachkräften bei Chemikern und sonstigen Naturwissenschaftlern”, meldete der Verband der chemischen Industrie (VCI) noch Anfang des Jahres 2010.1 Es fehlten lediglich Chemiker in bestimmten Disziplinen etwa in der Toxikologie, in der Elektrochemie oder in der Katalyse. Auch die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) teilte im Mai diesen Jahres mit: “Ein flächendeckendes Problem ist der Fachkräftemangel in der Branche nicht”.2


<h2>Doch nicht alles so rosig?</h2>
Ganz anders als die Meldung der DIB lautete die Schlussfolgerung der Gemeinsamen Fachkräftestudie Berlin-Brandenburg vom Februar 2010: Fachkräfte der Chemie und Pharmazie sind schon heute knapp.3 Die Autoren hatten sich 526 Kunststoff- und Chemiebetriebe in den beiden Bundesländern angeschaut und dabei außerdem festgestellt: “Auch in der Kunststoffbranche sind Fachkräfte mit spezialisierter Ausbildung nur schwer auf dem Markt zu finden.”
Tatsächlich berichten einige Chemieunternehmen, ständig auf der Suche nach Chemikern zu sein. Das sind meist die Unternehmen, die gerade wachsen. So hat Eurofins, Anbieter von analytischen Dienstleistungen, einen hohen Bedarf an Lebensmittelchemikern. Das Chemie-Handelsunternehmen Biesterfeld wiederum sucht Chemiker, die sich auch in Betriebswirtschaft gut auskennen. Für den dortigen Personalchef Werner Neumann sind Wirtschaftschemiker ideal, aber “die sind rar, da nur eine Handvoll Universitäten dieses Studium anbietet”.
Wenn heutzutage schon von einem Fachkräftemangel in der Chemie zu sprechen ist, dann am ehesten bei den chemienahen Ingenieuren, beispielsweise in der chemischen Verfahrenstechnik, der technischen Chemie, beim Anlagenbau oder in der Sicherheitstechnik. Der VCI hält dabei kleine und mittlere Chemieunternehmen für besonders betroffen. Sie sind weniger bekannt und verfügen über weniger Geld für Marketing, Personalsuche und Gehälter.
Aber auch die Personalmarketingabteilung des Konzernriesen BASF sagt: “Die Suche nach geeigneten Bewerbern gestaltet sich zunehmend anspruchsvoller” — vor allem bei Chemieingenieuren, aber beispielsweise auch bei Patentanwälten, Mineralogen und Ölfeld-Spezialisten.


<h2>Die Zeit wird kommen</h2>
Vielleicht ist der Fachkräftemangel in der Chemiebranche noch nicht so richtig zu sehen, aber er wird kommen. In diesem Punkt scheinen sich alle einig zu sein. Das Schlagwort lautet “demografischer Wandel”: Die Bevölkerung in Deutschland schrumpft, die älteren Angestellten aus der Babyboomer-Generation kommen demnächst ins Rentenalter − und weniger junge Leute rücken nach. Für die Chemie zeigen dies Daten der Bundesanstalt für Arbeit, aufbereitet vom Bundesarbeitgeberverband Chemie (Abbildung). Dirk-Michael Pfenning sagt: “Bei Bayer werden viele unserer Mitarbeiter in vier bis zehn Jahren ausscheiden”. Besonders beim Personal in der Produktion könne es in Zukunft eng werden.
In den nächsten zwei Jahren wird es auf Grund der doppelten Abiturjahrgänge in vielen Bundesländern einen Peak an Schulabgängern geben, der sich dann allerdings bis spätestens zum Jahr 2020 herauswächst. Sichtbar wird der Fachkräftemangel in der Chemie daher in den meisten Unternehmen in fünf bis zehn Jahren.
Bis zum Jahr 2030 könnten bis zu 30 000 Stellen in der deutschen Chemieindustrie unbesetzt bleiben, prognostiziert eine Studie der Unternehmensberatung A. T. Kearney − vorausgesetzt, der derzeitige Aufwärtstrend der Wirtschaft setze sich bis dahin fort.4 Und das, obwohl die Produktionsverfahren immer effektiver werden und eher mit einem Abbau als einem Zuwachs von Stellen zu rechnen ist. Die Autoren haben ihren Prognosen allerdings ein Renteneintrittsalter von 65 Jahren zu Grunde gelegt.
Besonders bedrohlich klingt die Schlussfolgerung der Fachkräftestudie Berlin-Brandenburg: “Langfristig ist für die gesamte Branche damit zu rechnen, dass der Fachkräftebedarf nicht gesichert werden kann.” Eine Ursache für den fehlenden Nachwuchs sieht die Studie im schlechten Image der chemischen Industrie bei Schulabgängern: Hier gelte es anzusetzen, um das Problem zu beheben.


<h2>Ältere müssen länger bleiben</h2>
Nicht jedes Land macht den demografischen Wandel in gleicher Form durch. Während in Deutschland bis zum Jahr 2030 die Zahl der Bürger im Alter von 15 bis 64 Jahren um voraussichtlich 12 Prozent gegenüber dem Jahr 2008 abnimmt, sind es in Italien nur 2,8 und in Frankreich 0,2 Prozent. In Großbritannien wächst der Teil der erwerbsfähigen Bevölkerung im gleichen Zeitraum sogar um 5,3, in Spanien um 9,1 Prozent. Das prognostizierte kürzlich eine Studie des Rostocker Zentrums zur Erforschung des demografischen Wandels.5
Sie fand außerdem: Die Chemieindustrie ist vom demografischen Wandel besonders betroffen, da sie verhältnismäßig viele Menschen in genau den Altersgruppen beschäftigt, die demnächst schrumpfen. 15- bis 24-Jährige hingegen sind in der Chemiebranche viel seltener als in der gesamten Erwerbsbevölkerung. In der deutschen Chemieindustrie gibt es daher sogar 13,7 Prozent Erwerbstätige weniger. Dieser Mangel lässt sich jedoch auf 4 Prozent verringern − wenn es gelingt, die Angestellten bis zum Renteneintrittsalter im Beruf und auch in der Chemie zu halten. Dieses Ziel verfolgen auch entsprechende Tarifverträge zwischen der Gewerkschaft und den Arbeitgebern. Normalerweise wechseln nämlich viele Beschäftigte vor dem Beginn der Rentnerzeit in andere Branchen oder gehen in Frührente.


<h2>Gegen den Fachkräftemangel</h2>
Da die Älteren länger bleiben müssen, setzen Unternehmen jetzt darauf, ihre Beschäftigten in stärkerem Maße weiterzubilden, damit sie auch bis ins hohe Alter hinein noch fit für den Beruf bleiben. Ein anderer Lösungsansatz: Jetzt mehr junge Leute ausbilden − da es noch genug Schulabgänger gibt. Bayer will die Zahl seiner Ausbildungsplätze allerdings nicht erhöhen: “Wir bilden bereits jetzt über unseren Bedarf hinaus aus”, erläutert Dirk-Michael Pfenning, “und wir hoffen natürlich, diesen Puffer einmal nutzen zu können, wenn es knapp werden sollte.” 
Eine andere Idee, um dem drohenden Fachkräftemangel beizukommen, ist, mehr Frauen in die Berufstätigkeit zu holen, indem man beispielsweise die Kinderbetreuung verbessert [siehe Nachr. Chem. 2011, 59, 852].
Den Unternehmen geht es darum, die Fachkräfte für den eigenen Betrieb zu sichern. Ein Mittel ist es, sich selbst als Arbeitgeber möglichst attraktiv zu machen, weiß auch Thierry Lefèvre, verantwortlich für das Organizational Development beim Chemieunternehmen Solvay.6 Er setzt besonders darauf, die Generation Y anzuziehen — das sind die Menschen, die nach 1980 geboren, jetzt also höchsten 30 Jahre alt sind. “Diese Generation locke man nicht nur mit guten Gehältern und einem sicheren Job”, sagt Lefèvre. Es gehe den jungen Menschen zum großen Teil darum, in ihrer Arbeit einen Sinn zu erkennen, die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden und in einem hervorragenden Team zu arbeiten. Darauf müsse ein Unternehmen heutzutage besonders stark eingehen.
Viele Unternehmen haben die Art ihrer Personalsuche der neuen Generation angepasst: Sie sehen sich jetzt beispielsweise auch bei Facebook und Twitter nach neuen Mitarbeitern um.
Die promovierte Chemikerin Brigitte Osterath arbeitet als Wissenschaftsjournalistin in Bonn. <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.writingscience.de" target="_blank">www.writingscience.de</a></ext-link>


— — — Frage 54: Mein Arbeitgeber hat ein Patent, bei dem ich Miterfinder bin, an ein ausländisches Unternehmen lizensiert. Der Presse entnahm ich, dass das ausländische Unternehmen das Produkt inzwischen vermarktet. Bekomme ich eine Erfindervergütung, auch wenn mein Arbeitgeber das Produkt nicht selbst verwertet? 
Das Unternehmen, bei dem ich noch bis vor kurzem angestellt war, wurde kürzlich an einen ausländischen Konzern verkauft. Der Konzern vermarktet ein Produkt, das nach einem Verfahren hergestellt wird, bei dem ich Miterfinder bin. Bekomme ich hierfür eine Erfindervergütung? 
Antwort:
Das deutsche Arbeitnehmererfindergesetz ist so konstruiert, dass der Vergütungsanspruch dem Grunde nach bestehen bleibt, unabhängig davon, wie der Arbeitgeber das Produkt verwertet, und unabhängig davon, wie sich die Eigentumsverhältnisse ändern. Der einzige Fall, bei dem unter Umständen Vergütungsansprüche wegfallen könnten, ist der Fall der Insolvenz des Arbeitgebers [s. Frage 47, Nachr. Chem. 2011, 59, 51].
Allerdings ist zuzugeben, dass die Durchsetzung des Vergütungsanspruchs schwieriger werden kann, wenn nicht der Arbeitgeber selbst, sondern ein Dritter verwertet, auch wenn der Dritte die ausländische Konzernmutter ist. Um eine Vergütung erhalten zu können, müssen die tatsächliche Nutzung der Erfindung und der Erfindungswert bestimmt werden, beispielsweise durch Ermittlung des Umsatzes oder des betrieblichen Gewinns. Dies wird schwierig, wenn die Verwertung nicht durch den Arbeitgeber selber erfolgt. Dazu kommt, dass ausländische Konzerngesellschaften, in Unkenntnis der Bestimmungen des deutschen Arbeitnehmererfinderrechts, bei diesen Fragen häufig “mauern”, so dass hier möglicherweise die deutsche Konzerntochter eine erhebliche Aufklärungsarbeit muss. Erfahrungsgemäß wird dieser Punkt besonders dann schwer, wenn die ausländische Konzernmutter erst kürzlich erstmals eine deutsche Tochter gekauft hat.
Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass sich bei den Daten des Arbeitgebers keine Angaben zur Verwertung des Produkts beziehungsweise zu den Einnahmen aus vergebenen Lizenzen finden lassen: Bereits aus steuerrechtlichen Gründen wäre ein deutsches Unternehmen schlecht beraten, keine oder zu geringe Angaben zu machen, da dies seitens der Steuerbehörden als verdeckte Gewinnabfuhr gewertet werden könnte — mit den entsprechenden Konsequenzen. Sollten allerdings tatsächlich bei dem vergütungspflichtigen Arbeitgeber keine Angaben zu holen sein, bestünde die Möglichkeit der Schätzung der entsprechenden Parameter.
Wenn Sie durch Firmenpublikationen von der Verwertung Ihrer Erfindung Kenntnis haben, sollten Sie auf jeden Fall hartnäckig bleiben und die Vorlage eines angemessenen Vergütungsvorschlags verlangen. Denn steter Tropfen hat schon so manchen Stein gehöhlt.
Fragen für Thomas Seuß an: nachrichten@ <a href="https://gdch.de" target="_blank">gdch.de</a>. Info zur kostenfreien Beratung unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/rechtsberatung" target="_blank">www.gdch.de/rechtsberatung</a></ext-link>



<ul>
<li>
1 

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.analytik-news.de/Presse/2010/16.html" target="_blank">www.analytik-news.de/Presse/2010/16.html</a></ext-link>.
</li>
<li>
2 

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.vci.de/Presse/Pressemitteilungen/Seiten/Biotechnologie-Industrie-erwartet-2011-leichtes-Wachstum.aspx" target="_blank">www.vci.de/Presse/Pressemitteilungen/Seiten/Biotechnologie-Industrie-erwartet-2011-leichtes-Wachstum.aspx</a></ext-link>.
</li>
<li>
3 

I. Pfeiffer, K. Gramke, S. Heinzelmann, D. Fischer, Gemeinsame Fachkräftestudie Berlin-Brandenburg, Februar 2010. <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.masf.brandenburg.de/sixcms/media.php/4055/gemeinsameFachkraeftestudie_lang.pdf" target="_blank">www.masf.brandenburg.de/sixcms/media.php/4055/gemeinsameFachkraeftestudie_lang.pdf</a></ext-link>.
</li>
<li>
4 

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://karriere.atkearney.de/content/veroeffentlichungen/pressemitteilungen_detail.php/id/51367/practice/energy" target="_blank">karriere.atkearney.de/content/veroeffentlichungen/pressemitteilungen_detail.php/id/51367/practice/energy</a></ext-link>.
</li>
<li>
5 

T. Tivig, D. Eggert, C. Korb, “Die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die chemische Industrie in Europa”, 2010. <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.demographicsinchemistry.eu/pdf/Chemiestudie.pdf" target="_blank">www.demographicsinchemistry.eu/pdf/Chemiestudie.pdf</a></ext-link>.
</li>
<li>
6 

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.demographicsinchemistry.eu/pdf/Thierry_Lefevre_Solvay.pdf" target="_blank">www.demographicsinchemistry.eu/pdf/Thierry_Lefevre_Solvay.pdf</a></ext-link>.
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