Ausgeblättert

Es gibt mal wieder Meinungsverschiedenheiten im Hause Windsor. Nein, nicht etwa über den laufenden EU-Austritt, zumindest dringt davon bisher nichts in die Öffentlichkeit. Aber in Sachen biologische Landwirtschaft vertreten der ewige Thronfolger und seine Schwester diametrale Meinungen.<figure><img src="https://media.graphcms.com/NEPl39yzQtewqiP83hzW"><figcaption><label>Abb. 1: </label>„ ... der DNA-Schnelltest beweist: Diese Biotomate wurde aus … äh ... der prinzlichen Kläranlage des Hauses Windsor gedüngt, Sie zahlen somit den Sonderpreis unserer Brexit-Aktionswoche.“ <named-content>Cartoon: Roland Wengenmayr, Frankfurt</named-content></figcaption></figure>
Während Prince Charles schon seit Jahren für biologischen Anbau eintritt, diesen auf seinen weitläufigen Ländereien auch praktiziert und sich gegen Genmanipulations(GM)-Organismen ausspricht, hat Princess Anne vor kurzem in einem ausführlichen Radio-Interview bekräftigt: Sie findet GM toll und würde sie gerne auch auf ihren eigenen Ländereien einsetzen.Argumentativ hat sie zu der alten Diskussion nichts Neues beizutragen, und dass GM demnächst sowieso überholt ist, weil Crispr-Cas dieselben Vorteile mit eleganteren Methoden ohne Sicherheitsbedenken liefert, hat sie wohl noch nicht mitbekommen.1) Ihr Standpunkt ist jedoch gerade jetzt brisant, denn in zwei Jahren, wenn das uneinige Königreich die EU verlassen hat, wird sie womöglich ihrer Liebe zur GM-Landwirtschaft freien Lauf lassen können. Und den zukünftigen Gurken-König damit noch mehr auf die Palme bringen.Aber wie können die Kundinnen und Kunden im Supermarkt dann die GM-Gurken der Prinzessin von den Bio-Gurken des Prinzen und den Otto-Normal-Gurken der ganz normal industrialisierten Landwirtschaft unterscheiden? Je nach Weltanschauung bevorzugen ja viele die eine oder die andere Variante von Cucumis sativus und wollen eine bestimmte Version partout nicht in ihrem Salat.Auch für den Supermarkt ist die Unterscheidung wichtig, da Bioprodukte ja meist mehr kosten. Wären sie nur mit einem Aufkleber markiert, so könnten manche verführt werden, Geld zu sparen, indem sie den Aufkleber unauffällig verschwinden lassen. Und auf manchen Produkten wie Avocados kleben die Dinger auch nicht so richtig zuverlässig.Die bisher übliche Lösung ist paradox – das Bioprodukt wird in großen Supermärkten oft in Plastikfolie eingeschweißt, um es fälschungssicher zu machen. Da war leicht vorherzusehen, dass sich die besonders umweltbewusste Kundschaft besonders oft über die unnötige Verpackung beschwert. Ohne Plastik gibt es die Ware natürlich in Biomärkten, wo sowieso alles Bio ist. Aber die Produzenten wollen ja aus dieser Nische ausbrechen und die ganze Bevölkerung erreichen.Als Ausweg aus dem Paradoxon der Plastik-Bio-Gurke testen die Supermärkte Rewe und Penny derzeit eine clever und wissenschaftlich anmutende Lösung. Ein Laser trägt die äußerste Pigmentschicht der Schale ab und erzeugt somit eine irreversible Tätowierung auf dem Obst. Das Verfahren ist in den Niederlanden und in Schweden bereits üblich und deshalb auch schon EU-weit zugelassen, also eigentlich kein Problem. Zumal dem Produkt ja nicht, wie bei einer normalen Tätowierung, ein Farbstoff hinzugefügt wird, sondern nur etwas natürliches Pigment entfernt.Dennoch haben Verbraucherschutzorganisationen zur Vorsicht gemahnt, und die deutschen Supermärkte schleichen sich an die plastiksparende Innovation erst einmal langsam und vorsichtig an. In Nordrhein-Westfalen gibt es tätowiertes Gemüse derzeit in 800 Supermärkten. Für den Probelauf müssen aber nicht etwa Salatgurken ihre Schale hinhalten, die ja oft mitgegessen wird – und wer weiß, ob die mit dem Brandzeichen nicht auch einen angelaserten Geschmack annimmt. Sicherheitshalber werden zunächst Avocados getestet, die bisher besonders aufwendig verpackt wurden und deren Schale nicht zum Verzehr bestimmt ist.Erst wenn die Kundschaft sich an die Avocados gewöhnt hat, kommen die Gurken an die Reihe. Auch für empfindliches Obst wie Bananen soll das Verfahren geeignet sein. Und wenn es sich endgültig im Alltag etabliert hat, können natürlich auch andere Informationen wie Herkunftsland und Haltbarkeitsdatum eingelasert werden. Auf so einer Salatgurke ist ja ganz schön viel Platz, da lässt sich auch noch Werbung unterbringen.Die konkurrierenden Hobby-Landwirte des britischen Königshauses könnten ihre Philosophie mit eingebrannten Portraits des Prinzen oder der Prinzessin kundtun und ihre Ware für eingefleischte Monarchiegegner ganz ungenießbar machen.Michael Groß<a href="https://www.michaelgross.co.uk" target="_blank">www.michaelgross.co.uk</a>1) M. Groß, Nachr. Chem. 2017, 65, 128–130.

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Ausgeforscht: Tätowierung für Gurken

Es gibt mal wieder Meinungsverschiedenheiten im Hause Windsor. Nein, nicht etwa über den laufenden EU-Austritt, zumindest dringt davon bisher nichts in die Öffentlichkeit. Aber in Sachen biologische Landwirtschaft vertreten der ewige Thronfolger und seine Schwester diametrale Meinungen.Abb. 1: „...

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