Industrie & Technik

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Im finnischen Ruka trafen sich Mitte September 120 Teilnehmer aus 13 Nationen zum ersten World Bioeconomy Forum. Regierungs- und EU-Vertreter, Technikanbieter, Experten der Zellstoff-, Papier- und Textilindustrie sowie Konsumgüterhersteller sprachen über den Wandel der Rohstoffbasis der chemischen Industrie.<figure><img src="https://media.graphcms.com/BqHVaLSTQgq5T3wHwwj6"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Lokaltermin im Wald: Austausch am Ursprung der Holzwirtschaft.</figcaption></figure>
<h2>In der Europäischen Union</h2>Die EU verdoppelt das Budget des europäischen Bioökonomieclusters, der Nahrungsmittel und natürliche Ressourcen erforscht, in den Jahren 2021 bis 2027 auf zehn Milliarden Euro.1,2) Für Waldemar Kütt, Leiter der EU-Bioökonomiestrategie, beruht dieser „Anstieg auf der Erkenntnis, dass unsere Wirtschaft immer abhängiger von biologischen Ressourcen wird, um Nahrungsmittel, Energie und Material so zu produzieren, dass die Umwelt geschont und Treibhausgase reduziert werden.“Seit dem Jahr 2005 haben mehr als 50 Länder und Regionen eine Bioökonomiestrategie formuliert. Das Ende Mai 2007 im Rahmen der deutschen EU-Präsidentschaft veröffentlichte „Cologne Paper“ hatte einen Weg zur wissensbasierten Bioökonomie gewiesen.3–5) Das Know-how der Lebenswissenschaften soll neue, nachhaltige, ökologisch effiziente und wettbewerbsfähige Produkte liefern. Triebkräfte sind der Bedarf an langfristiger und umweltschonender Versorgung mit Nahrungsmitteln, Roh- und Kraftstoffen.<h2>Aus den Wäldern</h2>In Ruka stand die Lieferkette von der Anpflanzung von Wäldern und Getreide bis zu den Endprodukten im Zentrum. Denn Wälder gelten als eins der wichtigsten Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Eduardo Rojas Briales von der Universität Valencia, Spanien, berichtete, dass die Entwaldung ab- und die Waldfläche zunimmt. Es gebe weltweit elf Prozent mehr Wälder im Vergleich zum Tiefpunkt. Holz sei der häufigste und erschwinglichste Rohstoff, und die Forschung zeige, dass lokale Gemeinschaften die produktivsten Wälder bewirtschaften.Das Grazer Unternehmen Andritz ist auf die Entwicklung und Lieferung von Zellstoff- und Papierfabriken sowie auf Anlagen spezialisiert, die Abfallströme bearbeiten. In Papierfabriken würden aus Seiten- und Abfallströmen häufig Methanol, Schwefelsäure, Lignin und Biogas entstehen. So entwickelt sich Kreislaufwirtschaft.Ein anderes Beispiel lieferte der finnische Energieversorger St1 Nordic: Im Jahr 2017 startete das Unternehmen die erste Bioraffinerie, die Bioethanol aus Sägemehl erzeugt.6)Nach Michael Carus, Geschäftsführer des Hürther Beratungsunternehmens Nova-Institut für politische und ökologische Innovation, entstehen etwa 60 Prozent aller Kleidung aus fossilen Brennstoffen, und Kleidung „ist in Bezug auf Mikroplastik der größte Verursacher“. Es gebe ein enormes Potenzial, hierfür Rohstoffe aus Zellulosefasern zu beziehen, die sich leicht biologisch abbauen.7)<h2>Chemische Verfahren biotechnisch verbessern</h2>Matthias Zscheile, Geschäftsführer des Bioeconomy Clusters aus Halle an der Saale, sagte: „Für Finnland nachvollziehbar wurden die Chancen der holzbasierten Bioökonomie diskutiert.“ Holz, etwa als Energieträger, sei jedoch nur eine Teillösung. Daher sei ein World Bioeconomy Forum zu begrüßen. Die Vielzahl anderer natürlicher Ressourcen und deren Anwendungen seien allerdings zu kurz gekommen, zum Beispiel neuartige Zuckerverarbeitung, Fermentationstechniken sowie das Gewinnen von Nahrungs- und Futtermittelergänzungsmitteln sowie von Geschmacksstoffen. Dabei runden biotechnische Verbesserungen chemischer Verfahren und die Aufarbeitung von Abfällen die Bioökonomie ab – letzteres etwa beim Urban Mining, bei dem Substanzen und Wertstoffe aus anthropogenen Lagerstätten zurückgewonnen werden.Wie sich die Biostrategien umsetzen lassen, wie Bioökonomie und Klimawandel zusammenhängen, wie Unternehmen und neue Geschäftsmodelle der Bioökonomie aussehen sowie die Kunststoffwertschöpfungskette und Naturprodukte aus Wäldern sind Themen des nächsten World Bioeconomy Forum in Ruka im Jahr 2019. Vertreter der etablierten Chemieindustrie sollten dabei sein.Holger Bengs, Kaufmann und promovierter Chemiker, ist Geschäftsführer der BCNP Consultants in Frankfurt. Zudem ist er Mitglied des Kernteams der GDCh-Fachgruppe Vereinigung Chemie und Wirtschaft (VCW).
<ul><h2>Internet</h2><li>
1 <a href="https://www.wbef.com" target="_blank">www.wbef.com</a></li><li>
2 <a href="https://biobs.jrc.ec.europa.eu/" target="_blank">https://biobs.jrc.ec.europa.eu/</a></li><li>
3 <a href="https://www.ec.europa.eu" target="_blank">www.ec.europa.eu</a></li><li>
4 <a href="http://biooekonomierat.de/biooekonomie/" target="_blank">http://biooekonomierat.de/biooekonomie/</a></li><li>
5 <a href="https://biooekonomie.de" target="_blank">https://biooekonomie.de</a></li><li>
6 <a href="https://www.st1.eu" target="_blank">www.st1.eu</a></li><li>
7 <a href="http://bio-based.eu/" target="_blank">http://bio-based.eu/</a></li></ul>

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Bioökonomie: Signal an die Chemieindustrie

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Chemie- und Industrieparks suchen Strategien für ein gutes Miteinander von Industrie und Wohnen.
Chemie- und Industrieparks liegen oft nicht weit von Wohngebieten entfernt. Je größer die Nähe ist, desto rigoroser sind die Sicherheitsvorschriften. So haben etwa drei Chemieparks in den Frankfurter Stadtteilen Fechenheim, Griesheim und Höchst im März mit der Stadt vereinbart, wie nah sich Chemie und Wohnen kommen dürfen. Denn rückt ein Wohngebiet zu nah an eine Industrieanlage heran, darf sie schlimmstenfalls nicht mehr produzieren, da die TA Abstand bestimmte Entfernungen vorgibt.Chemieparks sprechen auf ihren Webseiten gezielt ihre Nachbarn an. Der Industriepark Höchst besteht danach seit 150 Jahren und wirbt damit, „noch transparenter und offener“ werden zu wollen. Hier arbeiten auf 460 Hektar 90 Unternehmen mit insgesamt 22 000 Beschäftigten, 1400 davon sind Auszubildende. Im ostbayerischen Gendorf, Ortsteil von Burgkirchen an der Alz, wirbt der größte Chemiepark Bayerns (200 Hektar, 40 Unternehmen, 4000 Beschäftigte, 300 Auszubildende) damit, dass er seit 75 Jahren Arbeitsplätze und Wohlstand in die einst landwirtschaftlich geprägte Region bringe.Nachbarschaft, Sicherheit und Ausbildung sind unter den Themen der Euroforum Jahrestagung Chemie- und Industrieparks am 6. und 7. Dezember in Frankfurt am Main.
<ul><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.euroforum.de/veranstaltungen/" target="_blank">www.euroforum.de/veranstaltungen/</a> chemie-und-industrieparks</ext-link></ul>

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