Die <a href="https://www.goech.at/" target="_blank" rel="noopener">&Ouml;sterreichische Chemische Gesellschaft (G&Ouml;CH)</a> ist ein 1897 gegr&uuml;ndeter Verein, der seit &uuml;ber 100 Jahren die Chemie in &Ouml;sterreich und somit die Interessen von &ouml;sterreichischen Chemikerinnen und Chemikern vertritt.

GÖCH

Unser GÖCH-Mitglied Bernhard Tschulnigg hat an der Universität Innsbruck Chemie studiert und mit dem Bachelor abgeschlossen. Warum das so bemerkenswert ist und welche Herausforderungen er meistern musste lesen Sie in diesem Interview.GÖCH: Herr Tschulnigg, Sie haben als geburtsblinde Person ein Chemiestudium absolviert. Wie kam es zu dieser Entscheidung?Bernhard <link href="#nadc20234136177-fig-0001">Tschulnigg: Ich habe mich seit frühester Kindheit für Chemie interessiert, für chemische Vorgänge, das Schäumen des Badeschaums, Feuerwerkskörper und meine Eltern haben das immer gefördert. Mit 9 Jahren habe ich meine ersten Chemiebaukästen bekommen und mit sehenden Freunden experimentiert. In der Schule interessierte mich natürlich auch Chemie, da habe ich auch einen sehr engagierten Chemielehrer gehabt und für mich war es eigentlich immer klar, dass ich trotz aller Schwierigkeiten Chemie studieren will.<figure xml:id="nadc20234136177-fig-0001"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/zLPzmDDQKyXf232c3PQ6"><figcaption><label>Abb.1: </label>3-D-Modell, erstellt im Zug der Bachelorarbeit von Bernhard Tschulnigg (t3t3t3 is a type of Fullerene tris-adduct with anthracene). Foto: Bernhard Tschulnigg /Assistent Felix Putz</figcaption></figure></figure>Es hat einen sehr großen Aufruhr verursacht, wie ich mich für das Chemiestudium eingeschrieben habe. Es ist von den Professoren abgestimmt worden, ob man überhaupt zulässt, dass ein Blinder Chemie studiert. Die rechtliche Lage ist in Österreich aber so, dass man als körperlich Behinderter alles studieren darf!War der Studienbetrieb vorbereitet? Und was waren dann da die Herausforderungen?Der Studienbetrieb war nicht auf meine Bedürfnisse vorbereitet. Ich habe mir alles selbst organisieren müssen. Die Teilnahme an Vorlesungen war relativ leicht machbar, es war von Anfang an das große Problem mit den Praktika. Da hat es Professoren gegeben, die dem ganzen nicht so aufgeschlossen gegenübergestanden sind.Bei Professor Kräutler in der organischen Chemie hatte ich sehr gute Prüfungsergebnisse und er hat mir ein Praktikum in präparativer organischer Chemie, das auf mich zurechtgeschnitten war, ermöglicht. Meine Assistenten, die gleichzeitig meine Kommilitonen waren, mussten die Unterlagen separat nachbearbeiten, wie zum Beispiel die Molekülstrukturen, um die bildlichen Darstellungen mir begreiflich zu machen.Das heißt sie haben bildliche Darstellung selbst in ein Format gebracht, dass sie es erfassen konnten?Ja genau, ich habe da sehr viel mit Molekülbaukästen experimentiert. Aber das Wichtigste war, dass ich mir in meinem Kopf ein Bild der jeweiligen Struktur vorstellen konnte.Wäre es für Sie heutzutage einfacher das Studium zu beginnen?Im Prinzip sind die Probleme ähnlich. Es ist ein totales Nischenthema. Dass es sich an den Universitäten wirklich verbessert hätte, würde ich so nicht sagen. Die technischen Möglichkeiten sind besser geworden – man hat heute zum Organisieren des ganzen Studienalltages Behindertenbeauftragte an den Universitäten. Es hängt sehr viel davon ab, auf welche Professoren man trifft. Viele haben mit Inklusion bisher wenig zu tun gehabt, es gibt halt kaum Erfahrungswerte zu dem Thema.Sie haben dann nach dem Studium ganz viele Versuche gestartet, einen adäquaten Job zu finden. Das ist trotz der Assistenz und diverser Fördermöglichkeiten nicht gelungen. Gibt es irgendeinen Berufswunsch, ein Berufsbild, mit dem Sie gerne arbeiten würden?Mich persönlich interessieren Grundchemikalien in der chemischen Industrie, die Optimierung von Verfahren, neue Verfahren zur preiswerten Herstellung von Grundchemikalien und Materialwissenschaften und die Verbindung von Praxis, Laboralltag, mit Verfahrenstechnik und mit theoretischen Ansätzen. Ich habe mit sehr viel Mühe, sehr viel Engagement dieses Studium absolviert. Und es wäre für mich sehr wichtig, dass ich das auch in einer beruflichen Tätigkeit umsetzen kann, die mir Spaß macht, wo ich wirklich Leistung bringen kann und wo alle Beteiligten dann zufrieden sind.Herr Tschulnigg, vielen Dank für das Gespräch.Das Interview führte Walter Schneider, und wurde von Petra Singer (beide GÖCH-Geschäftsstelle) transkribiert

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Chemiestudium trotz aller Schwierigkeiten!

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Die heurige Generalversammlung wird nach aktuellem Planungsstand im November 2023 stattfinden. Wir werden den Termin und Details zeitgerecht über den GÖCH-Newsletter und in der nächsten Ausgabe der Nachrichten aus der Chemie bekannt geben.Der GÖCH-Teil der Nachrichten aus der Chemie ist ab der Februarausgabe 2022 auch als PDF-Datei auf unserer Homepage verfügbar. Unsere Newsletter erscheinen etwa im Monatsabstand mit aktuellen Themen aus der GÖCH und weitere Informationen rund um die Chemie.

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