Industrie & Technik

Prof.Dr.

<p>Start-ups und die Gründerszene sind in Deutschland schwer in Mode. Selten zuvor waren die Möglichkeiten zur Förderung unternehmerischer Vorhaben so gut wie heute. Exist-Gründerstipendien vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Risikokapital vom High-Tech-Gründerfonds (HTGF), Start-up-Förderung im Rahmen von Horizon 2020, KfW-Förderung, um nur einige zu nennen – all das scheint auf eine prosperierende Unternehmenslandschaft hinzuweisen. Aber die Realität in der Chemie sieht anders aus und ernüchtert: Im Jahr 2016 wurden dem HTGF nach 16 Start-ups in der Chemie gegründet. Das ist viel zu wenig für eine Branche, die sich – und das inhaltlich, wie ich finde, zu Recht – als Innovationsmotor versteht. Selbstverständlich sollten die Intrapreneure nicht vergessen werden, die in etablierten Unternehmen neue Geschäfte entwickeln und erschließen. So lieferten nach der Studienreihe „Innovationsindikatoren Chemie“ Marktneuheiten in den vergangenen Jahren zwischen 4 und 6 Prozent des Gesamtumsatzes der chemischen Industrie. In anderen Branchen liegt dieser Wert bei über 20 Prozent. Also scheint der Innovationsmotor in der Chemie nicht gerade auf Hochtouren zu laufen.</p><p>Welche Gründe könnte das haben? „Viel zu gute alternative Karriereoptionen für junge Menschen in der Industrie“, „Viel zu hoher Investitionsbedarf“, „Die Time-to-market ist viel zu lang“ – das sind nur drei häufig gehörte Begründungen. Wie war das? „Wer etwas will, der findet Wege, wer etwas nicht will, der findet Gründe“, das sagte Götz Werner einmal, Gründer und Aufsichtsratsmitglied der dm-Drogeriemärkte. Kein Chemiker, das stimmt. Aber Unternehmer.</p><p>Ich persönlich sehe vier Wege, um den Gründergeist junger und jung gebliebener Chemikerinnen und Chemiker zu wecken. Erstens: Gründung als dritten und gleichwertigen Karriereweg neben Wissenschaft und Industrie allerorten benennen – der ist jungen Menschen noch so gut wie gar nicht bekannt. Zweitens: Mythen rund um Gründungen in der Chemie konsequent hinterfragen – kapitalintensive Geschäftsmodelle mit Laboren sind nicht der einzige Weg zum Erfolg. Drittens: Infrastruktur schaffen, wo Investition in Laborkapazität für Start-ups schwierig ist – hier wäre das Inkulab in Berlin ein möglicher Weg unter vielen. Und viertens: jungen Chemikern bereits im Studium die Bedeutung wirtschaftlicher Themen praxisnah vermitteln – wie es die Studiengänge der Wirtschaftschemie seit 20 Jahren tun und wie es Initiativen wie „Idee sucht Gründer“ angehen.</p><p>Als Mitglied der Gesellschaft Deutscher Chemiker sehe ich mich in der Pflicht, zur Innovationslandschaft Chemie in Deutschland beizutragen, indem ich die genannten Punkte unterstütze. Damit in Zukunft ein florierendes Ökosystem von Start-ups miteinander arbeitet und voneinander lernen kann, wie beim jährlichen European Chemistry Partnering – und die wenigen Start-ups aus der Chemie wachsen und gedeihen , statt als „seltene Spezies“ oder „Exoten“ unserer Chemiegemeinde angesehen zu werden.</p><p><a href="mailto:daubenfeld@hs-fresenius.de">daubenfeld@hs-fresenius.de</a></p><p>Thorsten Daubenfeld ist Professor für physikalische Chemie und Studiendekan Wirtschaftschemie an der Hochschule Fresenius. Er engagiert sich im Vorstand der Vereinigung für Chemie und Wirtschaft (VCW). In dieser Kolumne nimmt er uns mit auf die Reise in die Welt der Wirtschaftschemie. Foto: JohnMJohn</p><div><img src="https://media.graphcms.com/APheQdxhRNCKAkMqo4JO">

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Meldung

Die Ecke des Wirtschaftschemikers: Gründer gesucht

Start-ups und die Gründerszene sind in Deutschland schwer in Mode. Selten zuvor waren die Möglichkeiten zur Förderung unternehmerischer Vorhaben so gut wie heute. Exist-Gründerstipendien vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Risikokapital vom High-Tech-Gründerfonds (HTGF), Start-up-För...

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<p>Smart Energy ist ein Teil kritischer öffentlicher Infrastrukturen. Fallen solche Einrichtungen für das staatliche Gemeinwesen aus, können Versorgungsengpässe oder Störungen der öffentlichen Sicherheit eintreten. In diesen Bereichen müssen Unternehmen und ihre Abläufe zertifiziert sein, etwa nach der Norm ISO/IEC 27001. Die dabei eingesetzten Produkte müssen beispielsweise nach der technischen Richtlinie des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) für kryptografische Verfahren zertifiziert sein. Auch Verordnungen wie die im Mai in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung können die Sicherheit von Informationstechnik (IT) in Unternehmen betreffen.</p><h2>IT-Sicherheit – abstrakt</h2><p>Die IT-Branche ist äußerst schnelllebig. Daher muss ein Unternehmen die Sicherheitsinfrastruktur stets prüfen und anpassen. Abhängig vom Industriebereich, in dem eine IT-Lösung eingesetzt werden soll, gilt es also, die Vorgaben zu kennen, zu beachten und die umgesetzten Lösungen auf dem aktuellen Sicherheitsstand zu halten. Deshalb ist IT-Sicherheit niemals mit nur einem Produkt zu erreichen, sondern es ist eine Mischung aus Produkt, vorgegebenen Abläufen, Mitarbeiterschulungen und Dokumentation notwendig.</p><p>Je nach Anwendung ist ein bestimmter Sicherheitsaspekt mehr oder weniger stark zu berücksichtigen. Dabei können verschiedene Sicherheitsaspekte im Widerspruch zueinander stehen. Beim Bewerten von Schutzzielen einer individuellen Anwendung hilft ein Dreieck: das CIA-Triad (Abbildung 1). Die Schutzziele Vertraulichkeit (Confidentiality), Integrität (Integrity) und Verfügbarkeit (Availability) sollten im Gleichgewicht sein.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/UTy9uYQK6Ykz0NlAyCQh"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Das CIA-Triad fasst drei Schutzziele der IT-Sicherheit zusammen: Vertraulichkeit (Confidentiality), Integrität (Integrity) und Verfügbarkeit (Availability). <named-content>Abbildungen: Welotec</named-content></figcaption></figure>
<h2>Vertraulichkeit</h2><p>Vertraulichkeit bedeutet, dass der Zugriff auf sensible Daten beschränkt ist. Es muss sichergestellt sein, dass nur die Personen Zugang zu Daten oder IT-Systemen haben, die diese für ihre Arbeit benötigen. Das Unternehmen muss für sensible Daten wie Kreditkartendaten, Unternehmensgeheimnisse und persönliche Daten das Schadensmaß abschätzen, das durch unberechtigten Zugriff entstehen kann. Danach müssen entsprechende Schutzziele formuliert werden. Eine Berechtigungsstruktur ist ebenso wichtig wie die für bestimmte Zugriffe freigeschalteten Mitarbeiter zu schulen. Technische Hilfsmittel für Vertraulichkeit sind etwa Verbindungen über ein virtuelles privates Netzwerk (VPN), Verschlüsselungstechniken und Zugriffssteuerungslisten (Access-Control-Lists, ACL).</p><p>Wie wichtig Vertraulichkeit ist, zeigen Smart Meter, also Stromzähler, die Daten empfangen und senden. Würden Unberechtigte Zählerdaten auslesen, könnten sie auf das Verbrauchsverhalten vieler Stromkunden schließen. Der Administrator eines Smart Meter Gateways muss sicherstellen, dass Nutzdaten nur an vorher definierte Teilnehmer gesendet und von diesen ausgelesen werden. Die Kommunikationsexperten von Welotec aus Laer im Münsterland sind mit TK800-LTE-Routern (Abbildung 2) Teil der Smart-Meter-Rollout-Kette. Die Router übertragen Nutz- und Managementdaten auf unterschiedlichen Kanälen. Beidseitige Authentifizierung und Protokolle für Datenkommunikation wie das sichere Hypertext-Übertragungsprotokoll HTTPS und das Netzwerkprotokoll für verschlüsselte Verbindungen SSH sichern das Routermanagement. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung schützt alle übertragenen Inhalte gegen Einblicke und Manipulation von außen.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/SWVIDCnSR2GHAX1F2gyr"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Ein TK800-LTE-Router. Alle Produkte, die Teil der IT-Sicherheitskette sind, müssen allen Sicherheitsanforderungen gerecht werden.</figcaption></figure>
<h2>Integrität</h2><p>Integrität bedeutet, Daten davor zu schützen, dass Unberechtigte sie verändern. Dafür schreibt das BSI eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vor, die etwa in den Smart Meter Gateways implementiert wird. Damit ist es unmöglich, Daten zu verändern, weshalb sie über das öffentliche Netz gesendet werden dürfen.</p><p>Es wäre gefährlich, wenn sich ein Hacker beispielsweise zwischen Leitstelle und Feldebene einer Fabrik einklinkte. Er könnte die Kommunikationsprotokolle soweit ändern, dass sich Schaltbefehle daraus ergäben, und damit die Produktion kontrollieren. Es ist also ein ganzheitlicher Ansatz aus Hard- und Software, Know-how und sinnvollen Prozessen notwendig.</p><h2>Verfügbarkeit</h2><p>Verfügbarkeit steht im CIA-Triad für den Zugriff auf Daten oder IT-Systeme. Dazu muss die Zugriffskontrolle funktionieren, denn Daten müssen verfügbar sein, wenn sie benötigt werden. Zudem müssen die einzelnen Datenverbindungen selbst zuverlässig arbeiten. Wie wichtig die Datenverfügbarkeit ist, hängt von der jeweiligen Anwendung ab.</p><p>Die IT-Produkte dafür sollten in jedem Fall ausfallsicher sein. Es gibt Lösungen wie Router mit Dual SIM, um unterschiedliche Anbieter zu nutzen. Öffentliche und nicht öffentliche Funknetze oder kabellose und nicht kabellose Kommunikationswege lassen sich kombinieren. Ein solcher Technikmix kann die Verfügbarkeit der Daten zu jedem Zeitpunkt gewährleisten – sogar bei einem Stromausfall.</p><p>Verfügbarkeit hat aber noch einen weiteren Gesichtspunkt. Um externe Anlagen per Datenfunk an eine zentrale Leitwarte anzuschließen, sind Antennen notwendig. Sind diese nicht vandalismussicher, lässt sich die Verfügbarkeit recht einfach stören. Hier helfen vandalismussicher konstruierte Antennen (Abbildung 3).</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/UzvtauT3RXG0iFo5FIGC"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Baustein zum Schutzziel Verfügbarkeit: vandalismussicher montierte Antennen.</figcaption></figure>
<h2>IT-Sicherheit – ganzheitlich</h2><p>Mit dem CIA-Triad lassen sich IT-Sicherheitsrisiken beschreiben. Es wird immer wieder diskutiert, die drei Schutzziele Confidentiality, Integrity und Availability um weitere Ziele zu ergänzen, etwa um Authentizität. Diese betrifft die Frage, ob mit dem richtigen Partner kommuniziert wird oder mit einem dazwischen geschalteten Hacker. Andere Punkte sind Nichtabstreitbarkeit und Verbindlichkeit oder Zurechenbarkeit auf einen Nutzer.</p><p>All diese Ziele sind jedoch Teil der übergeordneten Schutzziele. Sinnvoller ist es daher, für eine detaillierte Analyse der IT-Sicherheit weitere Modelle anzuwenden. Das Defence-in-depth-Modell etwa bezieht die einzelnen Teile und die Umgebungsbedingungen eines IT-Systems mit ein. Das Modell prüft, ob die Mitarbeiter entsprechend geschult sind und welche Hard- oder Softwarekomponenten verwendet werden, um Angriffe aufzuspüren und diese abzuwehren. Denn schon mit einer geeigneten Firewall, einem Virenscanner und Risikobewusstsein auf Seiten der Mitarbeiter ist bei der IT-Sicherheit viel gewonnen.</p><p>Datensicherheit ist also nicht allein mit Produkten zu bewerkstelligen, sondern benötigt durchdachte Konzepte.</p><p>Jos Zenner leitet die Geschäftsfeldentwicklung und ist Prokurist Technik bei Welotec in Laer. Das Unternehmen ist auf industrielle Kommunikation, Wireless-Lösungen und industrielle Automatisierung spezialisiert. <a href="mailto:info@welotec.com">info@welotec.com</a> Nora Crocoll arbeitet als Technik-Journalistin im Redaktionsbüro Stutensee.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/ZuYuMaarRZOBrAl3o5dt"><figcaption><label>Abb. 4: </label></figcaption></figure>


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