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Nachrichten aus der Chemie: Warum haben Sie Ihre Vorlesung aufzeichnen lassen?
Gerald Dyker: Es haben sich für die Vorlesung mehr Studenten angemeldet, als der Hörsaal Plätze hat. Außerdem gibt es an der Uni Bochum ein professionelles Team, RUBcast, das solche Aufzeichnungen preisgünstig und hervorragend macht. Das habe ich genutzt.
Nachrichten: Wieso haben Sie die Videos auf Youtube hochgeladen?
Dyker: Wenn man seine Vorlesung längerfristig speichern möchte, dann wird das auf einem Uni-Server teuer. Einen Youtube-Kanal einzurichten, kostet nichts.
Nachrichten: Kommen überhaupt noch Studenten in Ihre Vorlesung?
Dyker: Ich bemerke keinen Unterschied zu früher, 120 bis 150 Studierende verfolgen die Vorlesung permanent, außer am Morgen nach der jährlichen Chemikerparty, da waren es nur knapp 50 Hörer.
Nachrichten: Halten Sie die Vorlesung anders, wenn die Aufzeichnung läuft?
Dyker: Die Vorbereitung dauert viel länger.
Nachrichten: Wie kommt das?
Dyker: Die Aufzeichnung soll ja ein paar Jahre gültig sein. Es ist aber schwer abzuschätzen, welche Lehrbücher dann verwendet werden. Also habe ich für die Vorbereitung drei Lehrbücher herangezogen. So können die Studierenden die Vorlesung unabhängig von einem bestimmten Lehrbuch nutzen. Dazu kommt, dass ich die Schreibweisen vorab genau prüfe, zum Beispiel die Vilsmeier-Formylierung: In einer normalen Vorlesung mache ich mir keine Gedanken, ob Vilsmeier mit ei oder mit ai geschrieben wird, vermutlich mache ich es instinktiv richtig. In der Aufzeichnung möchte ich auf gar keinen Fall so einen Fehler haben.
Nachrichten: Ist bei einer Aufzeichnung schon mal etwas schief gegangen?
Dyker: Einmal hat die Tonaufzeichnung nicht funktioniert. Der Techniker hat das erst nach fünf Minuten bemerkt.
Nachrichten: Und dann?
Dyker: Wir haben einen neuen Termin vereinbart. Zwischen Vorlesung und zweiter Aufzeichnung lagen zwei Monate. Ich habe genau dieselbe Kleidung getragen und an derselben Stelle mit dem Tafelbild begonnen. Das war am Nachmittag, und es war seltsam, vor dem fast leeren Hörsaal “Guten Morgen meine Damen und Herren …” zu sagen.
Nachrichten: Die Teile wurden dann zusammengeschnitten.
Dyker: Nur wenn man genau hinsieht, merkt man es. In der ursprünglichen Vorlesung hatte ich die Methoxygruppe am Methoxybenzol auf zwölf Uhr, in der späteren Aufzeichnung auf zwei Uhr. Für die Reaktion an sich ist das unerheblich.
Nachrichten: Welche Vorteile der Videos sehen Sie für die Studenten?
Dyker: Eine Vorlesung auf Video bringt viel. Gerade im Wintersemester, wenn viele mal krank sind, können die Studierenden die Vorlesung von zu Hause aus verfolgen. Es kommt auch den Lehramtsstudenten zugute, die ja noch ein zweites Fach belegen. Ich sehe aber auch Nachteile.
Nachrichten: Welche?
Dyker: Durch die Aufzeichnung bekommt die Vorlesung eine zeitliche Beliebigkeit. Die Studenten müssen sehr diszipliniert sein, wenn sie die Vorlesung aus dem Netz nutzen. Wenn sich jemand vornimmt, zwischen Weihnachten und Neujahr die Vorlesungen gemütlich zu Hause anzusehen, kann es sein, dass er erst dann feststellt, dass sich 22 Stunden angehäuft haben und er den Anschluss verloren hat.
Nachrichten: Wie sind die Rückmeldungen der Studenten?
Dyker: Sehr positiv. Die Studierenden können sich Details nochmal ansehen, die sie in der Vorlesung übersehen haben. In der ersten Klausur gab es beispielsweise eine Aufgabe über Heterocyclen. Diejenigen, die mit der Aufgabe nicht zurechtkamen, finden die entsprechende Stunde schnell auf Youtube.
Nachrichten: Sie halten eine ganz konservative Vorlesung mit Kreide und Tafel. Sie verzichten auf jegliche Multimedia-Elemente.
Dyker: Das mache ich bewusst so. Mit der Kreide in der Hand kann ich besser Kontakt zu den Studenten halten. In der Mitte der Vorlesung stelle ich eine Übungsaufgabe und gehe durch die Reihen und schaue, wie die Studierenden zurechtkommen. Meistens gebe ich dann noch Hinweise. Die Wartezeit ist auf den Videos zwar rausgeschnitten, aber die Hinweise bleiben mit drauf.
Mit Gerald Dyker sprach Nachrichten-Redakteurin Frauke Zbikowski.


<h2>Kampagne gegen Fachkräftemangel</h2>
Die Arbeitgeberkampagne “Elementare Vielfalt” soll das Interesse von jungen Menschen an der Chemiebranche steigern. Ein Internetauftritt, Informationsmaterial und Marketingaktivitäten machen auf die chemische Industrie aufmerksam. Damit will die Branche einem möglichen zukünftigen Fachkräfteengpass vorbeugen. Während bundesweit keine Zahlen vorliegen, sinkt in zwei Dritteln der hessischen Unternehmen die Zahl der Bewerber, haben die Chemieverbände Hessen festgestellt. In 41 % der befragten Unternehmen kam es vereinzelt vor, dass sich niemand für eine ausgeschriebene Stelle bewarb. Immer häufiger entsprechen die Bewerber nicht den Anforderungen: Es fehle die Fachkompetenz.


<h2>Chemiker leben ungefährlich</h2>
Chemiker gehören nach Physikern, Ärzten und Maschinenbauern zu den am wenigsten gefährdeten Berufsgruppen, meldet der Versicherungs-Branchendienst. 5,37 % der erwerbstätigen Chemiker kommen nicht bis zur regulären Altersrente, sondern beziehen davor schon eine Erwerbsminderungsrente. Für Chemotechniker liegt diese Zahl etwas höher: bei 8,7 %. Physiker haben mit 3,62 % den geringsten Anteil an bezogener Erwerbsminderungsrente. Am gefährlichsten leben Gerüstbauer, Dachdecker und Bergleute.


<h2>Mit Kinderbetreuung gegen Chancenungleichheit</h2>
Frauen in den Naturwissenschaften werden selten Professorinnen, weil Beruf und Familie schwer vereinbar sind. Dies ergab eine Befragung bei Professoren und Professorinnen durch das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Während noch 44 % der Chemiestudenten weiblich sind, sind Frauen mit 10 % Anteil an den Professuren deutlich unterrepräsentiert. Professoren wie Professorinnen sehen eine Lösung, wenn die Universitäten ihre Kinderbetreuung verbessern würden. Befragte Professorinnen gaben zudem an, dass die männliche Prägung der Wissenschaft zusätzlich ein Problem ist, und sehen als Lösungen verstärktes Mentoring und Coaching.
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<h2>Arbeitslose Chemiker in den USA</h2>
 6,1 % der Chemiker und Materialwissenschaftler waren im Jahr 2011 in den USA arbeitslos, meldet das amerikanische Amt für Arbeits-Statistik. Weiter berichtet die American Chemical Society (ACS), dass 4,6 % ihrer Mitglieder im Jahr 2011 ohne Arbeit waren. Dies ist die höchste Zahl seit den siebziger Jahren. Auffällig ist, dass die Arbeitslosenquote der USA gleichzeitig von 9,7 % im Vorjahr auf 8,8 % fiel. Insgesamt sind mehr Bachelor- als Masterabsolventen arbeitslos. Die geringste Prozentzahl an Erwerbslosen zeigt sich bei promovierten Chemikern. Trotz dieses Trends stiegen die Gehälter wieder leicht, nachdem sie im Vorjahr gesunken waren, und gleichen die Inflation wieder aus.

“Eine Vorlesung auf Video bringt viel”

Nachrichten aus der Chemie: Warum haben Sie Ihre Vorlesung aufzeichnen lassen? Gerald Dyker: Es haben sich für die Vorlesung mehr Studenten angemeldet, als der Hörsaal Plätze hat. Außerdem gibt es an der Uni Bochum ein professionelles Team, RUBcast, das solche Aufzeichnungen preisgünstig und herv...

“Eine Vorlesung auf Video bringt viel”

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