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“Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.”
Antoine de Saint-Exupéry
Diese Lebensphilosophie hat kaum jemand so konsequent und eindrücklich verfolgt und gelebt wie Ekkehard Winterfeldt, der für uns alle plötzlich nach kurzer schwerer Krankheit am 11. Oktober 2014 verstorben ist und um den wir zusammen mit seiner Familie trauern.
Wer Ekkehard Winterfeldt persönlich kannte und ihn in seinen Diskussionen und Vorträgen in Aktion erlebt hat, wird seine preußische Disziplin, seine einzigartige Rhetorik, Darstellungskraft und Didaktik sowie die Leidenschaft für Chemie gespürt und genossen haben. Die Plastizität und Lebendigkeit seiner Ausführungen machten komplexe Sachverhalte anschaulich und verständlich und die vorgetragene Chemie zu einem Erlebnis und mitreißenden Ereignis.
Ekkehard Winterfeldt wurde im Jahr 1932 in Danzig geboren und absolvierte seine Schulzeit zunächst in Zoppot und nach Aussiedlung der Familie in Schleswig. Sein Chemiestudium nahm er 1952 an der Universität Hamburg auf. Bereits nach einem Jahr wechselte er an die TH Braunschweig, schloss dort sein Hauptstudium ab und fertigte in der Arbeitsgruppe von Ferdinand Bohlmann seine Diplom- und Promotionsarbeit zur Naturstoffsynthese an. Im Anschluss erlaubte ihm ein kurzes Arbeitsverhältnis bei Bayer, seine Forschung in Braunschweig fortzusetzen, bevor er sich in Berlin ebenfalls unter der Leitung von Bohlmann im Jahr 1962 habilitierte. Unmittelbar danach erhielt er dort die Venia Legendi, wurde 1967 außerplanmäßiger Professor und nahm zwei Jahre später einen Ruf an die TU Hannover an, wo er seitdem und lange Zeit als Institutsdirektor forschte und lehrte.
Früh fokussierte sich Ekkehard Winterfeldt auf die Naturstoffsynthese und die Entwicklung stereoselektiver Synthesemethoden. Der Synthese von Alkaloiden, speziell Indolalkaloiden, widmete er über viele Jahre seine Aufmerksamkeit. Später erweiterte er seinen synthetischen Fokus auf Toxine und cyclopentanoide Naturstoffe. Mit seinem wissenschaftlichen Gesamtwerk prägte und stimulierte Ekkehard Winterfeldt über Jahrzehnte die synthetische organische Chemie auf deutscher und internationaler Ebene. Seine herausragenden Arbeiten, dokumentiert in 240 Publikationen, fanden weltweit Aufmerksamkeit und Anerkennung. Sie wurden durch die Ehrendoktorwürde der Universität Lüttich, Mitgliedschaften in renommierten Gesellschaften und Akademien und zahlreiche Auszeichnungen breit gewürdigt.
Nach über 200 Promotionen und zahlreichen Habilitationen, die unter seiner Anleitung in Hannover entstanden, sind aus seinen Schülern erfolgreiche Industriechemiker, Manager und Lehrstuhlinhaber hervorgegangenen, die heute noch seine Begeisterung für Chemie und seine Ideale in sich tragen und weitergeben.
Auch nach seiner Emeritierung setzte Ekkehard Winterfeldt maßgebliche Impulse für die dynamische Entwicklung der organischen Chemie in Hannover, wo ein Natur- und Wirkstoffzentrum unter enger Einbindung des Helmholtz-Instituts in Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover entstanden ist.
Sein wissenschaftspolitisches und gesellschaftliches Wirken fand unter anderem Ausdruck in seiner langjährigen Mitgliedschaft des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Fonds der Chemischen Industrie, des Universitätssenats der Universität Hannover und dem Vorsitz der Überleitungskommission 09 (Chemie, Pharmazie) des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Der Gesellschaft Deutscher Chemiker war Ekkehard Winterfeldt bis zu seinem Tod eng verbunden. Im Jahr 1954 trat er als Mitglied ein und war von 1982 bis 1986 Vorstandsmitglied der GDCh-Fachgruppe Medizinische Chemie. 1995 wurde Ekkehard Winterfeldt zum GDCh-Präsidenten gewählt und war später als Vizepräsident und aktiver Altpräsident tätig. In seiner Amtszeit (1996—1997) als GDCh-Präsident war er entscheidend an der Umgestaltung der GDCh-Journallandschaft und der Entstehung der Jungchemikerforen beteiligt. Für seine außerordentlichen Verdienste wurde ihm im Jahr 2011 die GDCh-Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Ekkehard Winterfeldt hat die Wissenschaftslandschaft und Chemie substanziell und nachhaltig beeinflusst. Sein Tod hinterlässt für uns alle eine schmerzliche Lücke.
Günter Benz,
Siegfried Blechert,
Eckhard Ottow

Ekkehard Winterfeldt (1932 — 2014)

“Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.” Antoine de Saint-Exupéry Diese Lebensphilosophie hat kaum jemand so konsequent und eindrück...

<h2>Erfreuliche Lektüre lässt stutzen</h2>
Über das Belegexemplar mit dem Beitrag von Brigitte Osterath [Nachr. Chem. 2014, 62, 981] habe ich mich sehr gefreut. Vielen Dank für die erfreuliche Lektüre! Leider hat man es in der Wissenschaft meist mit unkundigen Journalisten zu tun. Umso angenehmer ist es, wenn man das seltene Erlebnis hat, den Beitrag einer Wissenschaftsjournalistin vom Fach (Chemikerin!) zu lesen.
Lediglich bei einer zitierten Aussage der Ökotrophologin Laura Gross habe ich etwas gestutzt. Gross meint, die meisten Nitrosamine, die in unserem Körper vorkommen, stammten nicht aus Pökelsalz, sondern eher aus Gemüse. Da das elektrophile Nitrosylkation, das bei der Reduktion von Nitrat/Nitrit entsteht, sofort mit (im Gemüse reichlich vorhandenen) Ascorbat zu einem Ester der salpetrigen Säure reagiert, ist bei Vitamin-C-reichen pflanzlichen Lebensmitteln die Wahrscheinlichkeit der Nitrosamin-Bildung eher gering. Deshalb kommen — wie epidemiologische Studien gezeigt haben — bei vegetarischer Ernährung Colonkarzinome viel seltener vor als bei überwiegend karnivorer Ernährungsweise.
Man müsste deshalb die obige Aussage prüfen. Das ist allerdings nicht ganz einfach, denn das Bundesinstitut für Risikobewertung äußerte sich hierzu wie folgt: “Da Nitrat, Nitrit und Nitrosamine jeweils auch endogen gebildet werden können (z. B. aus der Umwandlung von Arginin in Stickoxid, das über mehrere Zwischenstufen zu Nitrit und Nitrat metabolisiert werden kann), kann ein möglicher Zusammenhang zwischen einer exogenen Exposition und der Tumorinzidenz nicht ohne Berücksichtigung der endogenen Bildung dieser Stoffe untersucht werden. Das ist aber unter anderem auch deshalb schwierig, weil mehrere Faktoren zu einer inter individuellen Variabilität bei der endogenen Bildung dieser Stoffe führen können. Demzufolge ist es nur schwer zu ermitteln, welche Anteile der im Körper gefundenen Mengen auf eine endogene Bildung und welche auf eine exogene Zufuhr von Nitrat, Nitrit und Nitrosaminen zurückzuführen sind.”
Reinhold Carle, Hohenheim
<a href="mailto:reinhold.carle@uni-hohenheim.de">reinhold.carle@uni-hohenheim.de</a>


<h2>Linksgängige DNA</h2>
In seiner Buchbesprechung [Nachr. Chem. 2014, 62, 795] erwähnt der Rezensent Michael Dröscher nicht, dass in der außerordentlich wichtigen Streitschrift “Deutschland braucht Chemie” von Karl-Ludwig Kley auf dem Titelbild eine eher seltene linkshändige DNA abgebildet ist. Die gleiche ungewöhnliche Z-DNA wurde im Jahr 2003 als Modell in einem Gentechnik-Labor von BioLab in Baden-Württemberg verwendet. Weitere Beispiele findet man in “Left-Handed-DNA — Hall of Fame” (<ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://users.fred.net/tds/leftdna/" target="_blank">http://users.fred.net/tds/leftdna/</a></ext-link>).
Die allgegenwärtige DNA-Doppelhelix weist einen rechtsgängigen Schraubensinn auf und wurde im Jahre 1869 erstmals von Friedrich Miescher in dem Gmelinschen Labor auf dem Tübinger Schloss als “Nuclein” aus Eiterzellen isoliert. Erst 84 Jahre später erfolgte die Strukturaufklärung durch Watson and Crick.
Volker Schurig, Tübingen
<a href="mailto:volker.schurig@uni-tuebingen.de">volker.schurig@uni-tuebingen.de</a> 


<h2>Brisanter Text</h2>
Bei der Lektüre des Artikels “Ein brisantes Element” [Nachr. Chem. 2014, 62, 988] sind mir erhebliche Zweifel an dem zugrundeliegenden Verständnis für Wissenschaft gekommen. Nach der Bemerkung, dass weißer Phosphor nur noch als homöopathisches Mittel erwerbbar sei (die Erwähnung von vorhandenem Unfug ist ja noch nicht zu bemängeln), folgt jedoch mit “Es soll unter anderem gegen Angstzustände wirken” eine Aussage, wie man sie in Provinz-, Werbe- und Klatschpostillen erwartet. Dort sind “Gesundheitstipps” dieser Art — verfasst ohne lästige Quellenangaben — trauriger Alltag. Bei den Nachrichten aus der Chemie wirkt die kommentarlose Übernahme dieses Stils zumindest verstörend. Ich frage mich allerdings ernsthaft, wo die Intention liegt, kritiklos ein Werbebild für die DHU unterzubringen. Was bitte soll hier die Aussage sein? Muss man hier von einem Interessenkonflikt seitens des Autors oder noch Schlimmerem ausgehen? Im Übrigen sollte sich die Redaktion Gedanken über den Sinn des Satzes machen, dass weißer Phosphor “in Form der Globuli” erhältlich sein soll, wenn da als Verdünnung C 30 (= 1:1060) angegeben wird. Handelt es sich um einen bislang unbekannten Aggregatzustand oder eine neue Modifikation des Phosphors (dann wäre es aber kein weißer Phosphor mehr)?
Pseudowissenschaften können thematisiert werden, nur eben auf wissenschaftlichem Weg. Dabei muss der Anschein eines Wohlwollens gegenüber Pseudowissenschaften und Scharlatanerie auf jeden Fall ausgeschlossen werden.
Dr. Christian Lipp, Vomp, Österreich
<a href="mailto:drchlipp@gmail.com">drchlipp@gmail.com</a>
Die “Korrespondenz” veröffentlicht Briefe an die Redaktion. Gedruckt und online steht sie allen Lesern der Nachrichten aus der Chemie offen. Bitte senden Sie Ihre Zuschrift mit einem Umfang von maximal 1500 Zeichen als E-Mail an: <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a>. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

Ekkehard Winterfeldt (1932 — 2014)

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