Industrie & Technik

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<p>Die Bundesregierung will den Primärenergieverbrauch senken: gegenüber dem Vergleichsjahr 2008 um 20 Prozent bis zum Jahr 2020 und um 50 Prozent bis zum Jahr 2050. Betriebe sollten nicht davor zurückschrecken, dafür ein normgerechtes Energiemanagementsystem einzuführen. Im ersten Schritt geht es darum, den Verbrauch zu ermitteln (Abbildung 1). Erst wenn ein Bewusstsein für den tatsächlichen Verbrauch vorhanden ist, entsteht auch das Bewusstsein für Einsparpotenziale. Dann kann die ISO 50001 (Energiemanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung) für Energiemanagementsysteme starten.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/UAgmCw1TsGjbNBFvfi4w"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Im ersten Schritt ist der betriebsinterne Stromverbrauch zu analysieren. <named-content>Fotos: Shutterstock</named-content></figcaption></figure>
<h2>Keine Pflicht, aber sinnvoll</h2><p>In Deutschland besteht keine Pflicht, ein Energiemanagementsystem (EnMS) einzuführen. Es bringt aber etliche Vorteile. Eine Implementierung ist sowohl für die Wettbewerbsfähigkeit sinnvoll als auch für das Image. Für das produzierende Gewerbe besteht ein weiterer Anreiz: Die Zertifizierung nach ISO 50001 ist in Deutschland Voraussetzung, um besonders energieintensive Unternehmen teilweise von der EEG-Umlage zu befreien und sie von der Strom- und Energiesteuer zu entlasten.</p><p>Die im Juni 2011 veröffentlichte ISO 50001 ist eine weltweit gültige Norm. Die Struktur entspricht der anderer ISO-Systeme, etwa der ISO 9001 für Qualitäts- und der ISO 14001 für Umweltmanagementsysteme. Dadurch lässt sich die ISO 50001 in bereits vorhandene Managementsysteme integrieren. Sie basiert auf dem Prinzip Planen-Umsetzen-Prüfen-Verbessern (Plan-Do-Check-Act, PDCA) und legt einen Schwerpunkt auf kontinuierliche Verbesserungsprozesse (Abbildung 2). Die Zertifizierung übernehmen akkreditierte Zertifizierungsorganisationen.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/ALUYzJnS9iZ7pGc9QWVg"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Die ISO 50001 basiert auf dem PDCA-Zyklus. Sie legt einen Schwerpunkt auf ständige Verbesserung.</figcaption></figure>
<h2>Die ISO 50001 in der Praxis</h2><p>Die Unternehmensführung entwickelt die firmeninterne Energiepolitik samt konkreter Strategien, legt Grenzen fest, stellt Ressourcen zur Verfügung und benennt einen Energiemanager. Dieser stellt sicher – je nach Firmengröße zusammen mit einem Team –, dass das Energiemanagementsystem normgerecht eingeführt, aufrechterhalten und optimiert wird.</p><p>Es ist sinnvoll, Mitarbeiter aus verschiedenen Unternehmensbereichen wie Einkauf, Instandhaltung, Produktion und Buchhaltung im Energieteam zu haben, um bei möglichst vielen Bewusstsein und Kooperationswillen für die firmeninterne Energiepolitik zu schaffen. Darüber hinaus ist eine gute interne Kommunikation wesentlich. Tools, die verbrauchte und eingesparte Energie darstellen, rücken die Einsparpotenziale immer wieder ins Bewusstsein der Mitarbeiter. Damit sind sie auch motiviert, weiterzumachen.</p><p>Grundsätzlich bestimmt ein Unternehmen bei der Umsetzung des EnMS selbst Grad, Umfang und zeitlichen Rahmen der Energieeinsparungen. Allerdings muss die Unternehmensführung mindestens jährlich die festgelegte Energiepolitik prüfen und anpassen.</p><h2>Anlagendokumentation</h2><p>Die Software Livedok NG von Rösberg dient der elektronischen Anlagendokumentation. Die App <a href="https://Livedok.mobile" target="_blank">Livedok.mobile</a> ermöglicht den Zugriff on- wie offline auf mobilen Endgeräten auch im Ex-Bereich. Der Plant Assist Manager unterstützt den Anwender beim Dokumentieren und Durchführen von Prozessabläufen. Alle Softwareprodukte bieten Visualisierungen, Modularisierungen, Datenbanken und Cloud-Anwendungen.</p><h2>Datenerfassung</h2><p>Die Unternehmensführung benennt im Zuge des Energiemanagements strategische und operative Ziele. Zudem prüft sie, ob die Energiekennzahlen (EnPLs) angemessen sind und eingehalten werden. Damit ist die Datenerfassung wesentlich bei der Einführung eines EnMS.</p><p>Ante Crnjac, Account Manager Business Management &amp; Sales bei Rösberg Engineering, hat sich im Zuge einer Pilotanwendung anhand eines Industrieprojekts damit befasst, wie sich Energiemanagementsysteme nach ISO 50001 einführen lassen. Sie sagt: „Die Norm macht keine Vorgaben, wie der Energieverbrauch zu erfassen und auszuwerten ist. Das kann manuell oder softwaregestützt geschehen. Wir haben gute Erfahrungen mit dem Anlagenchronist Acron der Firma Videc gemacht.“ Je nach Größe und Komplexität einer Anlage kann es sinnvoll sein, sich auf die Hauptverbraucher zu konzentrieren. Je detaillierter jedoch alle Verbraucher in einer Anlage erfasst sind, desto höher ist das Einsparpotenzial.</p><p>Automatisierungsexperten von Rösberg beraten auch bei der Einführung von EnMS nach ISO 50001 sowie bei der Wahl und Implementierung der Software, um Energiedaten zu erfassen und zu visualisieren. Der Staat unterstützt bei der Beschaffung von Messtechnik und Betriebsdatenerfassungssoftware. Zudem gibt es für die effizientere Nutzung von Energie staatliche Vergünstigungen.</p><p>Evelyn Landgraf verantwortet das Marketing bei der Rösberg Engineering in Karlsruhe. <a href="mailto:info.ka@roesberg.com">info.ka@roesberg.com</a>, <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.roesberg.com" target="_blank">www.roesberg.com</a></ext-link></p>

Artikel

Energiemanagement: Schluss mit Energiefressern

undefined Die Bundesregierung will den Primärenergieverbrauch senken: gegenüber dem Vergleichsjahr 2008 um 20 Prozent bis zum Jahr 2020 und um 50 Prozent bis zum Jahr 2050. Betriebe sollten nicht davor zurückschrecken, dafür ein normgerechtes Energiemanagementsystem einzuführen. Im ersten Schritt...

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<p>Bevor ein Unternehmen eine neue Substanz, etwa ein Tensid in Waschmitteln nutzt, muss es sicherstellen, dass davon keine Gesundheits- und Umweltgefahren ausgehen. Dazu dienen verschiedene Tests, darunter Tierversuche. Doch auch ein Vergleich der neuen mit bereits bekannten Substanzen kann Hinweise darauf geben, ob sie in Gewässern abbaubar ist, ob sie giftig für aquatische Lebensformen ist und ob sie etwa Haut oder Augen reizt. Die europäische Chemikalienbehörde Echa unterstützt solche Analogiekonzepte, das Read-across, und entsprechende Software.</p><h2>Vergleichen und vorhersagen</h2><p>Ambit ist ein Open-Source-Programm, das auf einem Toxizitätsvorhersagemodell basiert. Es fasst ähnliche Chemikalien in Gruppen zusammen und verwendet dann Read-across. Diese wissenschaftliche Methode schließt aus den Eigenschaften einer Substanz auf die einer ähnlichen.</p><p>Das Programm kann mit Datenbanken und wissensbasierten Expertensystemen kommunizieren. Dazu gehören die Echa-Datenbank Iuclid (international uniform chemical information database), firmeninterne Datenbanken im Iuclid-Format sowie die Datenbanken Derek und Meteor Nexus, die Substanzeigenschaften induktiv vorhersagen, also vom Einzelfall auf das Allgemeine schließen [<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.lhasalimited.org/products/derek-nexus.htm" target="_blank">www.lhasalimited.org/products/derek-nexus.htm</a></ext-link>].</p><p>Mit Ambit erhält der Nutzer Zugriff auf sämtliche nichtvertraulichen Daten von Reach, dem europäischen System zur Chemikalienregulierung. Dies umfasst zurzeit 14 750 Substanzen und 450 000 Strukturen sowie deren Kennungen wie CAS-, Einecs- und Inchi-Nummern.</p><h2>Additive und Verunreinigungen</h2><p>Eine Substanz kann aus mehreren Inhaltsstoffen, Verunreinigungen und Additiven bestehen. Deshalb lässt sie sich oft nicht auf eine einzelne chemische Struktur zurückführen. Aber jeder Bestandteil entspricht einer bestimmten Struktur. Die meisten In-silico-Werkzeuge und Strukturdatenbanken kommen damit nicht zurecht. Die Suchfunktion in Ambit dagegen liefert alle Substanzen, welche die Bestandteile der Zielsubstanz enthalten, zusammen mit der Stoffidentität, der Zusammensetzung und weiteren Daten. Damit ließe sich etwa klären, ob die sensibilisierenden Eigenschaften eines Pigments auf dem Pigment selbst beruhen oder auf Verunreinigungen darin.</p><p>Da Ambit sich mit mehreren Datenbanken verbinden lässt, kann der Nutzer einfach und systematisch viele unterschiedliche Informationen finden: chemische und andere Daten, die ein Unternehmen oder ein Forschungsinstitut erarbeitet und eingepflegt hat. Es lässt sich nach identischen, ähnlichen oder Unterstrukturen suchen, mit der erweiterten Suchfunktion auch nach Verunreinigungen. Die Suchergebnisse sind für viele Datenexportformate vorbereitet, einschließlich des Reach-Iuclid-Formats, das die Echa verlangt.</p><p>Das Programm unterstützt so Unternehmen dabei, die Reach-Vorgaben einzuhalten und ihren Ansatz für Read-across transparent und wissenschaftlich zu begründen. Der Entscheidungsablauf ist nachvollziehbar, zusätzliche Begründungen sind überflüssig.</p><h2>Die Software</h2><p>Ambit ist für jedermann frei erhältlich; Anleitungsvideos machen es leicht, damit zu arbeiten; die damit gefundenen Daten sind allerdings vor der Anwendung durch Experten zu prüfen. Das Programm ist über den öffentlichen Server der Echa nutzbar. Zudem lässt es sich herunterladen und im eigenen System installieren. Dies ist sinnvoll, wenn der Nutzer weitere Datenbanken integrieren will. Die Software läuft mit Betriebssystemen wie Windows, Mac OS und Unix. Weitere Informationen stehen im Internet [<ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://cefic-lri.org/lri_toolbox/ambit/" target="_blank">http://cefic-lri.org/lri_toolbox/ambit/</a></ext-link>].</p><p>Das im April eingeführte Ambit basiert auf einem im Jahr 2004 von Procter &amp; Gamble und dem bulgarischen Softwareunternehmen Idea Consult entwickelten Programm. Clariant und Idea Consult haben es in einem Projekt des europäischen Verbands der chemischen Industrie Cefic weiterentwickelt.</p><p>Erika Kunz ist promovierte Chemikerin und Head of Global Registration and Evaluation of Chemicals bei Clariant Produkte (Deutschland) in Sulzbach.  Bruno Hubesch ist promovierter Chemiker und managt das Long Range Research Initiative (LRI) Programme beim europäischen Chemieindustrieverband Cefic in Brüssel. Der Originalartikel erschien auf Englisch in Chemviews Mag. 2016, <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.chemviews.org" target="_blank">www.chemviews.org</a></ext-link>, <ext-link ext-link-type="uri">DOI: 10.1002/chemv.201600052</ext-link>.</p>

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Keine Pflicht, aber sinnvoll

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