Notizen


<h2>Bundesausgaben für Bildung und Forschung steigen</h2>
<p>Der Haushalt des Bundesministeriums für Forschung und Bildung (BMBF) soll 2011 auf 11,6 Mrd. Euro steigen. Das sind 7,2 % mehr als im Vorjahr. Das BMBF plant, mit diesem Geld vor allem die frühkindliche Bildung, den Fachkräftenachwuchs und die Hochschulen zu fördern. So erhalten Projekte des Hochschulpakts nächstes Jahr insgesamt 1,05 Mrd. Euro Fördergelder.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.bmbf.de" target="_blank">www.bmbf.de</a></ext-link></p>


<h2>Zweite Runde für die Exzellenzinitiative</h2>
<p>Für die zweite Förderrunde der Exzellenzinitiative reichten 65 Hochschulen insgesamt 227 Antragsskizzen ein. 77 % der staatlichen Hochschulen beteiligten sich. Von den Antragsskizzen sind 98 für Graduiertenschulen, 107 für Exzellenzcluster und 22 für Zukunftskonzepte.</p>
<p>Die deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat begutachten die Skizzen bis Januar. Die besten Bewerber müssen bis September 2011 ihre ausgearbeiteten Anträge einreichen. Auch die bereits geförderten Einrichtungen sind dazu berechtigt. Die Gewinner sollen im Juni 2012 feststehen und erhalten insgesamt 2,7 Mrd. Euro Fördergelder.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.dfg.de/exzellenzinitiative" target="_blank">www.dfg.de/exzellenzinitiative</a></ext-link></p>


<h2>EU-Ausgabenziel für F+E nicht erreicht</h2>
<p>Die Europäische Union hat ihr Ziel nicht erreicht, bis zu diesem Jahr 3 % des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung auszugeben. Zwar erhöhten einige Mitgliedsländer wie Schweden, Österreich und Deutschland ihre Aufwendungen, aber andere wie Frankreich, Großbritannien und die Niederlande senkten ihre Ausgaben. Insgesamt stiegen so die EU-Ausgaben für F+E nur auf 1,95 % des Bruttoinlandsprodukts.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.iwkoeln.de" target="_blank">www.iwkoeln.de</a></ext-link></p>


<h2>Deutschland bei Studenten beliebt</h2>
<p>Befragt man internationale Studenten, in welchem Land sie später arbeiten möchten, so liegt Deutschland mit 22 % auf Platz 3 der Länder. Nach Ergebnissen einer Studie von Ernst&amp;Young liegen die USA (56 %) und Großbritannien (40 %) an der Spitze. Bei den 110 befragten Studenten naturwissenschaftlicher Fächer war die Bereitschaft, nach Deutschland zu gehen, mit 31 % höher als beim Durchschnitt. Studenten bevorzugen die USA und Großbritannien vor allem wegen der Sprache: 97 % der Befragten gaben an, Englisch zu sprechen. Deutsch beherrschen nur 13 %.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.ey.com" target="_blank">www.ey.com</a></ext-link></p>


<h2>Good Practice in Frauenförderung</h2>
<p>Ein Onlineverzeichnis zeigt wie Hochschulen Frauen gezielt fördern können: Die Datenbank des Projekts Gendera gibt 61 Beispiele für erfolgreiche Frauenförderung in europäischen Forschungseinrichtungen. Darunter sind Ideen wie Mentoringprogramme oder Preise für Nachwuchsforscherinnen.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gendera.eu" target="_blank">www.gendera.eu</a></ext-link></p>
<p><i>Christiane Junk, Frankfurt</i></p>


<h2>Aufbau von Studiengängen nach Ansicht der Dechema</h2>
<p>Biotechnologen fordern, dass ein naturwissenschaftliches oder ingenieurwissenschaftliches Studium zehn Semester dauert und mit dem Diplom oder Master abschließt. Dafür hat sich die Fachgemeinschaft Biotechnologie der Dechema auf ihrer Jahrestagung ausgesprochen. Außerdem soll in den Naturwissenschaften ein Bachelor nach 180 Punkten des European Credit Transfer Systems (ECTS) erreicht sein, ein Ingenieurs-Bachelor nach 210 Punkten. Die Module der Studiengänge sollen zudem — anders als bisher — mehr als zwei Semester umfassen können.</p>
<p> <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.dechema.de/aachener_erklaerung" target="_blank">www.dechema.de/aachener_erklaerung</a></ext-link></p>
<p><i>Brigitte Osterath</i></p>


<h2>Nanoröhren wie Asbestfasern?</h2>
<p>Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert den Forschungsverbund Carbotox für drei Jahre mit etwa 1,25 Mio. Euro. Bisherige Untersuchungen wiesen darauf hin, dass bestimmte Kohlenstoffnanoröhren (Carbon Nanotubes, CNT) ähnlich krebsauslösend sein könnten wie Asbestfasern. Dieses Projekt soll ein Screening-Verfahren entwickeln, das ein krebsauslösendes Potenzial von CNTs erkennt. Beteiligt sind das Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin in Hannover, das Leibniz-Institut für Festkörper und Werkstoffforschung, Dresden, und Bayer Material Science in Leverkusen.</p>



Artikel

Forschung und Bildung

Bundesausgaben für Bildung und Forschung steigen Der Haushalt des Bundesministeriums für Forschung und Bildung (BMBF) soll 2011 auf 11,6 Mrd. Euro steigen. Das sind 7,2 % mehr als im Vorjahr. Das BMBF plant, mit diesem Geld vor allem die frühkindliche Bildung, den Fachkräftenachwuchs und die Hoch...

Magazin


<p>Nachrichten aus der Chemie: Herr Beller, nach vielen biochemisch und physikalisch-chemisch orientierten Nobelpreisen in den letzten Jahren gab es dieses Jahr endlich wieder einen synthetisch-orientierten Chemie-Nobelpreis. Freut Sie das?</p>
<p>Matthias Beller: Ja, natürlich! Wir forschen ja selbst auf diesem Gebiet, und daher habe ich eine ganz besondere Beziehung zu den ausgezeichneten Reaktionen. Nach meinem Wechsel aus der Industrie zurück in die akademische Forschung arbeitete ich zunächst als Professor für anorganische Chemie an der TU München, aber im Herzen bin ich doch organischer Chemiker geblieben. Ich höre oft, dass es bei organischen Reaktionen nichts Neues mehr zu entdecken gebe. Als Synthetiker erlebe ich aber das Gegenteil. Und die Kupplungsreaktionen sind ein schönes Beispiel dafür.</p>
<p>Nachrichten: Von ihrer persönlichen Freude jetzt mal abgesehen — finden Sie die Entscheidung richtig, die Kupplungsreaktionen mit dem Nobelpreis zu ehren?</p>
<p>Beller: Ja, denn gerade die palladiumkatalysierten C-C-Kupplungen haben die Herstellung von vielen biologisch aktiven Verbindungen verbessert, auch die von Produkten der chemischen Industrie und von Materialien für die Elektronikindustrie.</p>
<p>Nachrichten: Warum sind diese Kupplungsreaktionen so wichtig?</p>
<p>Beller: Die Strukturelemente, die wir mit diesen Methoden herstellen können, kommen außerordentlich häufig vor: 80 % aller bekannten Wirkstoffe haben aromatische oder heteroaromatische Strukturelemente. Außerdem erlauben diese Reaktionen eine effizientere Synthese als früher. Im Gegensatz zu den üblichen Reaktionen, um Aromaten zu funktionalisieren — Friedel-Crafts-Alkylierung und dann Folgechemie — benötigen die modernen Kupplungsreaktionen viel weniger Schritte. Es gibt zudem keine andere synthetische metallorganische Methode, die es in den letzten 20 Jahren so erfolgreich vom Milligramm-Maßstab in den akademischen Laboratorien hin zum Tonnen-Maßstab in der Industrie geschafft hat.</p>


<h2>Richtig getippt</h2>
<p>Nachrichten: Hat es die richtigen Kandidaten getroffen?</p>
<p>Beller: Ja, das denke ich. Eine Viertelstunde nach der offiziellen Presseverlautbarung hat mich Peter Gölitz von der Angewandten Chemie raten lassen, wer den Nobelpreis für Kupplungsreaktionen bekommen hat. Und da hab ich die drei Namen genannt, die tatsächlich ausgezeichnet worden sind: Heck, Negishi und Suzuki sind auf dem Gebiet für mich herausragend; sie haben das Feld über einen langen Zeitraum stärker beeinflusst als andere.</p>
<p>Nachrichten: Diese Reaktionen wurden in den 70er Jahren entwickelt, die Preisträger sind inzwischen etwa 80 Jahre alt. Warum hat es so lange bis zum Nobelpreis gedauert?</p>
<p>Beller: Die Kupplungschemie ist ein schönes Beispiel, wie Wissenschaft heute gelebt wird. Da gab es die Pioniere, die die ersten Schritte gemacht haben. Darauf aufbauend haben dann sehr viele diese aufgenommen und ähnliche oder verbesserte Reaktionen entwickelt. Es gibt ja auch die Kumada-Kupplung, die Sonogashira- und Stille-Kupplung. Ohne die Entwicklungen der vielen anderen Gruppen würde die Kupplungschemie heute nicht die Popularität haben, die sie hat. Deshalb war es für das Nobelpreiskomitee vermutlich schwierig, auszuwählen.</p>
<p>Nachrichten: Welche Kupplungsreaktion haben Sie in der Reihe der ausgezeichneten Reaktionen vermisst?</p>
<p>Beller: Man kann auch fragen: Was ist mit der Buchwald-Hartwig-Aminierung, einer der heute populärsten Kupplungsreaktionen, die C- und N-Atome effizient verknüpft? Aber das Nobelpreiskomitee hat ja ausdrücklich den Nobelpreis für C-C-Kupplungen vergeben, vielleicht haben sie sich da noch eine Hintertür offen gelassen.</p>
<p>Nachrichten: Heck, Negishi und Suzuki haben alle schon ihre eigene Namensreaktion. Ist das für einen Organiker nicht eine viel größere Ehre als der Nobelpreis?</p>
<p>Beller: Es ist für einen Chemiker schon etwas Besonderes, wenn eine Reaktion mit seinem Namen verknüpft wird. Aber das passiert ja nicht an einem Tag: Das ist etwas, das sich über einen längeren Zeitraum hinzieht. Ich glaube, der Nobelpreis ist eine Kategorie höher anzusiedeln, weil er über ein sehr stringentes Verfahren vergeben wird und er wirklich fundamentale Leistungen voraussetzt.</p>


<h2>Hardcore-Chemie für Laien</h2>
<p>Nachrichten: Bei der Berichterstattung über den Chemienobelpreis spürte man in vielen Medienberichten eine gewisse Ratlosigkeit. Warum ist es so schwer, der breiten Öffentlichkeit die Nobelpreiswürdigkeit einer Synthesemethode zu vermitteln?</p>
<p>Beller: Es ist immer ein Problem, wenn man versucht, spezifisch chemische Sachverhalte Nicht-Fachleuten näher zu bringen. Einem Nicht-Fachmann zu erläutern, wie wichtig die Verknüpfung bestimmter Atomgruppen ist — das ist schon schwierig. Die Öffentlichkeit möchte mit dem Nobelpreis immer etwas verbinden, was die Welt zukünftig rettet. Und da übertreiben die Medien des öfteren.</p>
<p>Nachrichten: Wie würden Sie vorgehen, um einem Nichtfachmann die Kupplungsreaktionen verständlich zu machen?</p>
<p>Beller: Wenn wir zum Beispiel eine Schulklasse im Institut zu Besuch haben, vergleiche ich unsere Arbeit gerne mit molekularem Lego. Ich versuche deutlich machen, dass wir als Chemiker unseren Studenten Techniken beibringen, wie man durch gezielte Verknüpfungen größere Strukturen baut, die dann die Eigenschaften der Materie bestimmen. Das funktioniert eigentlich immer sehr gut.</p>
<p>Nachrichten: Ist es dabei besonders wichtig hervorzuheben, dass man mit diesen Methoden Moleküle synthetisiert, die für unsere Gesellschaft wichtig sind, beispielsweise Medikamente, Pestizide oder Substanzen für LCD-Bildschirme?</p>
<p>Beller: Natürlich gibt es auch Moleküle, mit denen man in akademischen Laboratorien lediglich grundlegende Fragen studiert. Und das ist völlig in Ordnung. Wenn es aber eine Übertragung in die Anwendung gibt, ist das schon etwas Besonderes. Der Nobelpreis zeichnet meiner Ansicht nach schließlich Dinge aus, die dem Menschen zugute kommen.</p>
<p>Mit Matthias Beller sprach Nachrichten-Redakteurin Brigitte Osterath.</p>


<h2>— — — Die Nobelpreisträger 2010</h2>
<p>Der Chemie-Nobelpreis zeichnet dieses Jahr palladiumkatalysierte Kreuzkupplungen in der organischen Synthese aus. Das Nobelpreiskomitee würdigte damit eine der wichtigsten Methoden zur Knüpfung von C-C-Bindungen. Der Preis geht zu gleichen Teilen an Richard F. Heck, Ei-ichi Negishi und Akira Suzuki. Der US-Amerikaner Heck, Jahrgang 1931, forschte an der University of Delaware, USA, und lebt heute im Ruhestand auf den Philippinen. Der Japaner Negishi, Jahrgang 1935 arbeitet an der Purdue University, West Lafayette, USA. Suzuki, Jahrgang 1930, kommt ebenfalls aus Japan und ist Emeritus der Hokkaido Universität, Sapporo, Japan.</p>
<p>Den Physik-Nobelpreis erhielten Andre Geim, Jahrgang 1958, und Konstantin Novoselov, Jahrgang 1974, für ihre Experimente mit der neuen Kohlenstoffform Graphen. Beide forschen an der University of Manchester, Großbritannien.</p>
<p>Der Medizin-Nobelpreis ging an den Physiologen Robert G. Edwards, Jahrgang 1925, von der University of Cambridge in Großbritannien. Er entwickelte zusammen mit dem bereits verstorbenen Gynäkologen Patrick Steptoe die In-vitro-Fertilisation, eine Methode der künstlichen Befruchtung. Im Jahr 1978 kam das erste mit ihrer Methode in vitro gezeugte Baby zur Welt: Louise Joy Brown.</p>



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