Notizen

<h2>Chemievorlesung im Internet</h2>
Studierende weltweit können an der Vorlesung “Advanced Organic Synthesis” der Universität Regensburg über das Internet teilnehmen und dafür einen Leistungsnachweis erwerben. Die Universität bietet die Veranstaltung im Rahmen des Programms Euchemusa der Europäischen Union und des US Department for Education an. Bis zum Jahr 2012 sollen sämtliche Vorlesungen der organischen Chemie in Regensburg im Internet verfügbar sein.
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<h2>Preis für verständliche Wissenschaft</h2>
Nachwuchswissenschaftler aus Chemie, Biologie, Informatik, Mathematik, Neurowissenschaften und Physik können sich um den Klaus-Tschira-Preis für verständliche Wissenschaft bewerben. Dazu müssen sie im Jahr 2011 promoviert, vor dem Einsendeschluss am 29. Februar 2012 ihre mündliche Prüfung abgelegt oder ihre Arbeit verteidigt haben und einen allgemein verständlichen Artikel über ihre Forschung einreichen. Je Fachgebiet gibt es einen Preis, der mit 5000 Euro dotiert ist.
<ext-link ext-link-type="uri">www.klaus-tschira-preis-info</ext-link>


<h2>Mehr Forschung und Entwicklung</h2>
Die Hersteller von chemischen Erzeugnissen haben ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Jahr 2010 um 6,7 % gegenüber dem Vorjahr auf 3,1 Mrd. Euro gesteigert. Die Arzneimittelhersteller erhöhten ihre Ausgaben um 9,0 % auf 7,4 Mrd. Euro und die Produzenten von Gummi, Kunststoff, Glas und Keramikwaren um 12,0 % auf 365 Mio. Euro.
<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.stifterverband.de" target="_blank">www.stifterverband.de</a></ext-link>


<h2>Internationaler Nachwuchs</h2>
Etwa 40 % der Chemiker, die in der Wissenschaft tätig sind, verbringen mindestens einen Monat im Ausland. Fachübergreifend arbeiten laut einer Studie des Hochschulinformationssystems über 80 % der deutschen Nachwuchswissenschaftler mindestens einmal im Ausland.
<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.his.de" target="_blank">www.his.de</a></ext-link>


<h2>Chemie mit Behinderung</h2>
Die Bundesfachtagung der Chemiefachschaften (Bufata) sucht Chemiestudenten und Chemiker, die studieren bzw. ihren Beruf ausüben, obwohl sie behindert oder chronisch krank sind. Beispiele möchte die Bufata auf ihrer Homepage präsentieren.
 <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.bufata-chemie.de" target="_blank">www.bufata-chemie.de</a></ext-link>
<a href="mailto:CSMB@gmx-topmail.de">CSMB@gmx-topmail.de</a>


<h2>Online-Zeitschriften kostenlos</h2>
Im September stellt De Gruyter den Zugang zu seinen 24 Online-Chemiezeitschriften für 30 Tage kostenlos zur Verfügung. Zu den Zeitschriften gehören Biological Chemistry, Holzforschung und die neu gegründete Green.
<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.chemie-degryuter.de" target="_blank">www.chemie-degryuter.de</a></ext-link>


<h2>Nanowissenschaften in Tübingen</h2>
Den Bachelorstudiengang Nano-Science gibt es ab dem Wintersemester 2011/2012 an der Universität Tübingen. Die Studenten lernen Biologie, Chemie und Physik zu gleichen Teilen und spezialisieren sich in den letzten beiden Fachsemestern auf nanowissenschaftliche Inhalte. Bewerbungen sind noch bis zum 30. September möglich.
<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.uni-tuebingen.de/nano-science" target="_blank">www.uni-tuebingen.de/nano-science</a></ext-link>


<h2>Geld für das Deutsche Museum</h2>
Das Gebäude des Deutschen Museums in München soll saniert und die Ausstellung neu gestaltet werden. Der Bund und der Freistaat Bayern steuern dafür jeweils 180 Mio. Euro bei, das Deutsche Museum 40. Mio Euro. [diese Nachr. S. 837].


<h2>Wirkstoffforschung gebündelt</h2>
Sieben Helmholtz-Institute und drei weitere Institutionen, unter ihnen das Department Chemie der TU München, arbeiten in der Wirkstoffforschung zusammen. Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert den neuen Forschungsverbund mit 3,5 Mio. Euro.


<h2>Forschung für Ressourcen</h2>
In Freiberg richtet die Helmholtz-Gemeinschaft ein Institut für Ressourcentechnologie ein. Das Institut soll Techniken erforschen, um die Versorgung mit mineralischen und metallischen Rohstoffen zu sichern, sie effizienter zu nutzen und zu recyceln. Es wird eine Außenstelle des Helmholtz-Instituts Dresden-Rossendorf.
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Artikel

Forschung und Bildung

Chemievorlesung im Internet Studierende weltweit können an der Vorlesung “Advanced Organic Synthesis” der Universität Regensburg über das Internet teilnehmen und dafür einen Leistungsnachweis erwerben. Die Universität bietet die Veranstaltung im Rahmen des Programms Euchemusa der Europäischen Uni...

Magazin

Prof.Dr.

Die beiden wichtigsten Verfahren in der medizinischen Bildgebung sind die Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) und die auf Röntgenstrahlung beruhende Computertomo-graphie (CT). Die MRT gewinnt an Bedeutung gegenüber der CT, da sie ohne ionisierende Strahlung auskommt. Ein weiterer Vorteil der MRT ist, dass sie im Prinzip die Möglichkeit bietet, über “intelligente” (responsive) Kontrastmittel nicht nur anatomische Details darzustellen, sondern auch physiologische Parameter wie die Temperaturverteilung im Körper zu messen oder pathologische Prozesse zu markieren.
Bislang waren intelligente Kontrastmittel (smart contrast agents) in vivo allerdings nur bedingt einsetzbar, da die Kontrastwirkung nicht nur von dem metabolischen Parameter, sondern auch von seiner Konzentration, also von der Verteilung im Gewebe abhängig ist. Letztere ist nicht bekannt und kann daher nicht herausgerechnet werden. Abhilfe könnten hier schaltbare Kontrastmittel z.B. auf dem neuen Prinzip des koordinationsinduzierten Spinzustandswechsels (coordination-induced spin-state switching, CISSS) schaffen. Dies böte die Möglichkeit zur frühzeitigen Erkennung von Krankheiten und gäbe der interventionellen Chirurgie — also der Chirurgie unter Kontrolle bildgebender Verfahren — ein neues Werkzeug an die Hand.


<h2>Kontrastmittel in der MRT</h2>
Im Gegensatz zur CT wird in der MRT das Kontrastmittel (meist ein paramagnetisches Ion oder Partikel) nicht direkt detektiert, sondern indirekt durch seine Wirkung auf die Relaxationszeit der umgebenden Wasserprotonen. Dadurch ist die Empfindlichkeit deutlich geringer. Diesem Nachteil steht der Vorteil gegenüber, dass äußere Parameter die Effektivität (Relaxivität) des Kontrastmittels steuern. Prinzipiell sollte es so möglich sein, physiologische Parameter wie pH-Wert, Temperatur oder die Konzentration von biochemischen Markern nichtinvasiv dreidimensional zu messen und zu visualisieren.
Normalerweise spritzt man bei einer MRT-Untersuchung Gadoliniumkomplexe als Kontrastmittel (Abbildung 1, S. 818).1 Der Komplex verteilt sich sehr schnell im Blut und liefert eine hochaufgelöste Abbildung der Blutgefäße. Das paramagnetische Lanthanidenion Gadolinium(III) eignet sich deshalb sehr gut, weil es sieben ungepaarte Elektronen enthält, und sowohl die longitudinale (T1), als auch die transversale Relaxation (T2) von Protonen in seiner Umgebung stark beschleunigt. Die Relaxationszeiten (T1 und T2) dienen in der MRT als Parameter zur Bildgebung (im Gegensatz zur NMR-Spektroskopie, in der man die chemische Verschiebung misst).
Die Effektivität eines Kontrastmittels (Relaxivität) bemisst sich unter Standardbedingungen als Änderung von T1 und T2 pro Konzentrationseinheit. Leider ist Gd3+ sehr toxisch. Damit die Patienten es nach der Untersuchung vollständig ausscheiden, wird es in mehrzähnige Komplexe eingebaut. Pro Aufnahme wird mehr als ein Gramm Gadolinium gespritzt, was etwa einer einmillimolaren Lösung im Blut entspricht. Insgesamt addiert sich das auf mehr als eine Tonne Gadolinium für MRT-Untersuchungen pro Jahr in Deutschland.2


<h2>Wie macht man ein Kontrastmittel intelligent?</h2>
Die Relaxivität paramagnetischer Metallkomplexe lässt sich über zwei Mechanismen erklären: Beim Inner-sphere-Mechanismus werden Fluktuationen im Magnetfeld durch die ungepaarten Elektronen des paramagnetischen Ions durch direkte Koordination des Wassers auf die Protonen übertragen. Beim Outer-sphere-Mechanismus erfolgt dies über Wasser, das durch H-Brücken an den Komplexliganden gebunden wird, oder über den Raum hinweg. Je schneller der Austausch des Wassers in der Koordinationssphäre des paramagnetischen Ions ist, desto höher ist die Relaxivität.3
Hier setzen die meisten Versuche zum Design intelligenter Kontrastmittel an. Schafft man es, den freien Zugang von Wasser zum paramagnetischen Ion des Kontrastmittels durch einen Parameter (pH, Temperatur etc.) zu steuern, dann ist dieser Parameter über die Änderung der Relaxivität mess- und in tomographischen Verfahren auch visualisierbar.4 Eine solche dreidimensionale Temperaturmessung könnte z. B. dazu dienen, Gewebe mit erhöhter Stoffwechselaktivität wie in Tumoren aufzuspüren.
Einer der ersten in vivo erfolgreichen Ansätze war der MRT-Nachweis des Enzyms Galactosidase (b-gal).5 Meade et al. verwendeten einen Gd3+-Komplex mit einem unbesetzten Koordinationszentrum, das Wasser binden kann. Diese Koordinationsstelle blockierten sie sterisch durch eine Galaktopyranosegruppe. In Gegenwart von b-gal wird der Zucker abgespalten, der Zugang für Wasser wird frei und die Relaxivität erhöht sich. Im Prinzip lässt sich so die Konzentration und die Aktivität des Markerenzyms b-gal messen.
Ein anderes Beispiel, das die supramolekulare Vorgehensweise beim Design verdeutlicht, stammt von Chang et al. (Abbildung 2).6 Die Autoren verwenden einen Gd3+-Komplex mit acht Donorzentren, von denen eines von einem konformativ beweglich verknüpften Pyridinring gebildet wird, an dem wiederum ein tridentater Ligand kovalent bindet. In diesem Zustand ist die Koordination von Wasser weitgehend unterbunden, da die Koordinationssphäre des Gd3+ abgesättigt ist. Das Kontrastmittel besitzt daher eine geringe Relaxivität. In Gegenwart von Cu2+-Ionen löst sich der Pyridinring vom Gd3+, um zusammen mit dem tridentaten Liganden einen Cu2+-Komplex zu bilden. Das umgebende Wasser kann nun an die entstandene Lücke der Koordinationssphäre des Gd3+ koordinieren und schnell austauschen; es relaxiert schneller. Die Cu2+-Konzentration steuert somit die Relaxivität des Gd3+.
Grundsätzlich lassen sich viele der in der supramolekularen Chemie entwickelten Prinzipien zum Design responsiver Kontrastmittel verwenden. Dies macht es möglich, berührungslos und ortsaufgelöst physiologische Parameter zu messen oder die Konzentration von Ionen oder Molekülen zu bestimmen. Hier ist vor allem die Chemie gefragt, wenn es darum geht, neue Methoden der molekularen Bildgebung insbesondere auch für die MRT zu entwickeln. Wie Ausgaben der Accts. Chem. Res. und Chem. Rev. in den letzten beiden Jahren belegen, ist das Interesse an solchen Verfahren erheblich.7,8
Bei der In-vivo-Anwendung der responsiven Kontrastmittel gibt es allerdings ein Problem: Das MRT-Signal hängt nicht nur von der Antwort des Kontrastmittels auf den zu messenden Parameter ab, sondern auch von der Konzentration des Kontrastmittels am Ort der Messung. Um den zu messenden Parameter zu quantifizieren, muss man also unabhängig die Konzentration bestimmen. Im Prinzip könnte man dazu zwei Messungen nacheinander durchführen, eine mit dem responsiven und eine mit einem normalen Kontrastmittel, das sich im Körper gleich verteilt.9 In der Praxis ist dieses Verfahren kaum anwendbar. Man müsste zwischen den beiden Messungen mehrere Stunden warten, bis der Patient das Kontrastmittel komplett ausgeschieden hat, und für die die zweite Messung den Patienten in exakt die gleiche Position bringen.


<h2>Bimodale Verfahren</h2>
Einen Ausweg aus diesem Dilemma könnten multi- oder bimodale Verfahren liefern:10 Man benutzt zwei verschiedene bildgebende Verfahren gleichzeitig, um den interessierenden Parameter und die Konzentration zu messen. Caravan et al. haben vor kurzem einen bimodalen Ansatz beschrieben, in dem sie ein pH-sensitives Kontrastmittel für die MRT verwenden und die Konzentration durch die Positronenemissionstomographie (PET) bestimmen.11 Kombinierte MRT/PET-Geräte sind allerdings teuer, die Ortsauflösung von PET ist schlechter als die der MRT und die Radionuclide sind zudem mit einer Strahlenbelastung für den Patienten verbunden. Die zahlreichen Neuentwicklungen zu multimodaler, molekularer Bildgebung zeigen aber, wie groß das medizinische Interesse an Verfahren ist, die nicht invasiv physiologische Parameter visualisieren.
Eine einfachere Lösung könnten schaltbare Kontrastmittel bieten, mit denen man entweder den Untergrund oder die Antwort des Systems ein- und ausschalten und damit zeitlich getrennt messen kann. Ein solches Kontrastmittel gibt es bereits: Hämoglobin.
In der deoxygenierten Form ist Hämoglobin paramagnetisch und beschleunigt als natürliches Kontrastmittel die Relaxation der umgebenden Protonen. Bei Aufnahme von Sauerstoff geht es in den diamagnetischen Zustand über und ist als Kontrastmittel ausgeschaltet. Auf diesem Prinzip baut das Blood- oxygenation-level-dependent (Bold)- Verfahren auf. Dieses Bildgebungsverfahren wird auch häufig als fMRI bezeichnet (functional MR imaging), obwohl es im Prinzip nur eine von vielen Möglichkeiten des fMRI ist. Das Bold-Verfahren dient vor allem zur Visualisierung von Hirnaktivitäten (Abbildung 3). Hirnregionen mit hoher Stoffwechselaktivität sind stärker durchblutet und enthalten weniger Sauerstoff. Im MRT-Bild macht sich dies durch einen höheren Kontrast bemerkbar. Führt man mehrfach hintereinander MRT-Scans einer Person durch, die abwechselnd spricht und ruhig liegt, lässt sich das Sprachzentrum als Region mit höherem Kontrast visualisieren. Vor kurzem ist der direkte Nachweis gelungen, dass die Neuronenaktivität direkt mit dem Bold-Signal korreliert.12
Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass das Bold-Verfahren die Hirnforschung revolutioniert hat. Mit einem responsiven Kontrastmittel, das durch einen Stimulus ein- und ausgeschaltet wird, wäre man nun in der Lage, nicht nur die Sauerstoffsättigung im Blut, sondern auch andere physiologische Parameter zu messen. Besonders effektiv wäre ein System, bei dem man nicht den Zugang von Wasser zum paramagnetischen Ion des Kontrastmittels variiert, sondern die magnetischen Eigenschaften des Metallions direkt schaltet, insbesondere wenn es gelänge, das Kontrastmittel durch Überführen des Metallions in den diamagnetischen Zustand komplett auszuschalten.


<h2>Spin Crossover für Kontrastmittel</h2>
Das Schalten eines Metallkomplexes zwischen diamagnetischem (low spin, Kontrast aus) und paramagnetischem Zustand (high spin, Kontrast ein) ist für Übergangsmetalle als Spin Crossover bekannt. Das typische Beispiel ist Fe2+, das oktaedrisch koordiniert im starken Ligandenfeld als Low-spin-Komplex (S=0) und im schwachen Ligandenfeld im High-spin-Zustand (S=2) vorliegt. Liganden mit mittlerer Ligandenfeldstärke führen zu Komplexen, deren magnetischer Zustand durch äußere Parameter beeinflussbar ist. So verschiebt eine Temperaturerhöhung bei Fe2+- Komplexen das Gleichgewicht zugunsten des High-spin-Zustands. Spin-Crossover-Komplexe sind bereits als temperatursensitive Kontrastmittel für die MRT vorgeschlagen worden.13 Allerdings sind die Änderungen in den magnetischen Eigenschaften zu gering, um physiologisch interessante Temperaturunterschiede im MRT zu visualisieren.
Ein Spin Crossover ist auch durch Belichten induzierbar. Dieser Effekt heißt Liesst (light-induced excited spin-state trapping) und ist wie der temperaturinduzierte Spin Crossover vor allem an Fe2+-Komplexen untersucht.14 Im Einzelmolekül bei Raumtemperatur ist der angeregte High-spin-Zustand allerdings nur sehr kurzlebig. Echtes bistabiles Verhalten beobachtet man nur im Festkörper. Man nimmt an, dass dafür der kooperative Effekt von mindestens einigen tausend Spinzentren im Kristallgitter nötig ist.15,16 Ein Kontrastmittel als Kristallsuspension dürfte in der Anwendung aber unpraktikabel sein und eine zu geringe Relaxivität zeigen.
Einen neuen Weg, um isolierte Moleküle magnetisch zu schalten und damit intelligente Kontrastmittel herzustellen, bietet ein kürzlich vorgestellter Nickel-Porphyrin-Komplex.17 Ni2+ ist in dieser quadratisch planaren Umgebung diamagnetisch. Beim Koordinieren eines axialen Liganden geht es in den paramagnetischen Zustand über.18 Durch Koordination oder Dissoziation eines axialen Liganden sollte es also möglich sein, zwischen diamagnetischem (Kontrastmittel aus) und paramagnetischem Zustand (Kontrastmittel an) zu schalten (light-driven coordination-induced spin state switching, LD-CISSS). Das Prinzip funktioniert analog einem Plattenspieler: Der Tonarm, eine Azopyridin-Einheit, ist mit dem Chassis, einem Porphyrinring, kovalent verbunden (Abbildung 4). Beim Schalten des Azopyridins von der trans- in die cis-Konfiguration durch Bestrahlen mit grünem Licht senkt sich der Pyridinring mit seinem Stickstoffatom (Nadel) auf das zentrale Nickelion. Dieses geht dadurch in den paramagnetischen Zustand über. Die Nadel wird wieder angehoben, wenn man mit blauem Licht bestrahlt. Der Vorgang ist vollständig reversibel und zeigt selbst nach einigen tausend Schaltvorgängen keine Nebenreaktion oder Ermüdung. Damit ist es nun zum ersten Mal möglich, Einzelmoleküle bei Raumtemperatur reversibel magnetisch zu schalten und z. B. auch die magnetische Suszeptibilität einer homogenen Lösung zu verändern. Die Relaxivität ändert sich beim Schalten sowohl für T1 als auch T2 etwa um den Faktor 7. Der Effekt ist damit wesentlich größer als die Relaxivitätsunterschiede, die sich bislang durch Kontrolle der Inner- und Outer-sphere-Relaxation in Gd3+- Komplexen erreichen ließen. Ein weiterer Anwendungsvorteil ist, dass man den Komplex als Kontrastmittel praktisch vollständig ausschalten kann.


<h2>Ausblick</h2>
Es gibt zahlreiche weitere Ansätze zur Entwicklung der funktionalen MRT.7,8 Bislang spielten die PET und die Einzelphotonen-Emissionstomographie (Spect) die dominierende Rolle in der molekularen Bildgebung. Mit der Verbesserung der Empfindlichkeit und der targetspezifischen Selektivität von Kontrastmitteln wird die MRT ihre Vorteile der höheren räumlichen Auflösung und der nicht vorhandenen Strahlenbelastung ausspielen. Sie hat das Potenzial, wichtige Beiträge für die frühzeitige Diagnose von Krankheiten, und die Kontrolle therapeutischer Maßnahmen zu liefern und darüber hinaus auch biochemische Prozesse in lebenden Zellen und intaktem Gewebe aufzuklären.


— — — Mit schaltbaren Kontrastmitteln könnte die Magnetresonanztomographie die frühzeitige Diagnose von Krankheiten und operative Methoden verbessern.
Spin Crossover, also der Wechsel eines Metallkomplexes vom dia- zum paramagnetischen Zustand lässt sich für Kontrastmittel einsetzen, beispielsweise mit einem neuem Nickel-Porphyrin-Komplex: Durch Koordination oder Dissoziation eines axialen Liganden an Ni2+ ist der Komplex magnetisch, d. h. damit auch als Kontrastmittel schaltbar.


— — — Rainer Herges, Jahrgang 1955, ist seit dem Jahr 2001 Professor für organische Chemie in Kiel. Er studierte Chemie in Saarbrücken und promovierte in München. Nach seiner Zeit als Postdoktorand in Los Angeles bei George A. Olah habilitierte er sich in Erlangen. Er war C3-Professor in Braunschweig, Gastprofessor in Paris, Stanford und Melbourne. Seine Forschungsinteressen reichen von theoretischer Chemie über die Synthese gürtelförmiger Aromaten und Möbius-Annulenen bis zur supramolekularen Chemie. Herges ist Sprecher des SFB “Funktion durch Schalten” in Kiel.



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