Notizen


<h2>Mehr Beschäftigte an Unis</h2>
<p>An deutschen Hochschulen ist die Zahl der Beschäftigten innerhalb eines Jahres deutlich gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2011 mehr als 619 000 Personen an Hochschulen beschäftigt, etwa 17 500 mehr als im Jahr zuvor. Besonders großen Zuwachs gab es bei wissenschaftlichem und künstlerischem Personal. Dazu gehören Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter und Hilfskräfte, Lehrbeauftragte und Emeriti. Im Jahr 2011 machten sie 54,4 % des gesamten Hochschulpersonals aus. So lehrten und forschten an Deutschlands Universitäten rund 44 400 Professoren, 6,9 % mehr als im Jahr zuvor.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.destatis.de" target="_blank">www.destatis.de</a></ext-link></p>


<h2>Kooperationsverbot in Diskussion</h2>
<p>Bisher gilt: Bildung ist Ländersache. Seit der Föderalismusreform im Jahr 2006 steht das Kooperationsverbot im Grundgesetz. Das könnte sich bald ändern, denn der Bundestag diskutiert erneut die Zuständigkeiten für Schulen und Hochschulen. Unklar ist, ob sich der Bund nur an Universitäten oder auch an Schulen finanziell beteiligen soll. Auch die Frage, wie weit er inhaltlich mitbestimmen darf, ist noch offen. Um das Kooperationsverbot zu ändern, bedarf es einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag und Bundesrat.</p>


<h2>Aufstockung des Hochschulpakts</h2>
<p>Der Bund hat den Hochschulpakt II um 2,2 Mrd. Euro aufgestockt. Die Länder wollen eine ähnliche Summe beisteuern, legten sich aber nicht fest. Der Hochschulpakt soll die Universitäten dazu befähigen, das Studienangebot an die steigende Nachfrage anzupassen. Von 2011 bis 2015 erwarten die Universitäten 615 000 zusätzliche Studienanfänger. Die Hochschulrektorenkonferenz befürchtet, die Länder könnten nicht die vorgesehenen 26 000 Euro pro zusätzlichem Studienplatz bezahlen. Die Schuldenbremse könnte Investitionen der Länder in die Hochschulen blockieren. Zum Hochschulpakt II gehört die Qualitätsoffensive Lehrerbildung, für die der Bund ab 2014 über einen Zeitraum von zehn Jahren bis zu 500 Mio. Euro zahlt. </p>


<h2>Nachwuchswettbewerb</h2>
<p>Naturwissenschaftler und Ingenieure unter 35 Jahren können mit Projekten, Konzepten oder Forschungsarbeiten am Wettbewerb “Innovatoren unter 35” teilnehmen. Diesen richtet das Magazin <i>Technology Review</i> aus. Einsendeschluss ist der 31. Juli. Die Gewinner präsentieren ihre Arbeit auf dem Innovationskongress am 5. und 6. November in Berlin.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.heise-medien.de/presse/Nachwuchswettbewerb-1875049.html" target="_blank">www.heise-medien.de/presse/Nachwuchswettbewerb-1875049.html</a></ext-link></p>


<h2>Come-back der Chemie in UK</h2>
<p>In den Universitäten des Vereinigten Königreichs steigt die Zahl der Chemiefachbereiche wieder. Zwischen 1995 und 2005 schlossen 30 von 70 Fachbereichen, weil sich zu wenige Studenten in das Fach Chemie einschrieben. Seit dem Jahr 2005 erhalten die britischen Universitäten zusätzliche finanzielle Unterstützung von der Regierung, so dass einige Fachbereiche ihren Betrieb wieder aufgenommen haben. Auch die Zahl der Studenten hat wieder zugenommen, unter anderem wegen guter Berufsaussichten für Chemiker. </p>


<h2>USA: Mehr Geld für Forschung</h2>
<p>US-Präsident Barack Obama will 2014 knapp 143 Mrd. Dollar für Forschung und Entwicklung ausgeben. Das sind 1,3 % mehr als 2012. Besonders die Grundlagenforschung (+7,3 %) und die erneuerbaren Energien (+13,2 %) profitieren von den steigenden Ausgaben. Die Militärforschung will Obama um 7,5 % kürzen. Dennoch wird sie noch 48 % des gesamten Forschungsbudgets einnehmen. </p>


<h2>Biotechnische Chemie</h2>
<p>Die TU Ilmenau bietet ab kommendem Wintersemester den Bachelorstudiengang “Biotechnische Chemie” an. Die Studenten lernen die Grundprinzipien der Chemie, wenden biologische und chemische Prinzipien an und arbeiten mit lebenden Organismen.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.tu-ilmenau.de/chem/studium/biotechnische-chemie/" target="_blank">www.tu-ilmenau.de/chem/studium/biotechnische-chemie/</a></ext-link></p>


<h2>Nano und Labor im Bild</h2>
<p>Bis zum 31. Juli läuft der Wettbewerb “Nano-Momente” der Fotos auszeichnet, die Ästhetik in der Nanotechnolgie inszenieren. Bilder aus dem Labor prämiert das Unternehmen Hahnenmühle, dieser Fotowettbewerb läuft bis zum 15. Juli. </p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.dv-nano.de/wettbewerbe/fotowettbewerb.html" target="_blank">www.dv-nano.de/wettbewerbe/fotowettbewerb.html</a></ext-link></p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://delivr.com/2rxz9" target="_blank">http://delivr.com/2rxz9</a></ext-link></p>
<p>Kirsten Reuter, Frankfurt am Main</p>



Forschung und Bildung

Mehr Beschäftigte an Unis An deutschen Hochschulen ist die Zahl der Beschäftigten innerhalb eines Jahres deutlich gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2011 mehr als 619 000 Personen an Hochschulen beschäftigt, etwa 17 500 mehr als im Jahr zuvor. Besonders großen Zuwachs gab es be...


<p>Manche Zukunftstechnologien bleiben zur Zukunft immer in einem komfortablem Sicherheitsabstand von mindestens zehn Jahren. So hat sich die Wartezeit für die erste Marsmission mit Probenrückführung in den letzten zwei Jahrzehnten nicht verkürzt. Auch die Besiedlung anderer Planeten und die Reisen zu anderen Sternen sind nicht näher gerückt, ebenso wenig wie die fliegenden Autos.</p>
<p>Andere technische Neuerungen kommen hingegen immer schneller auf uns zu, ohne zu fragen, ob wir sie haben wollen. Ein Beispiel ist Google Glass, der Computer in Gestalt eines Brillengestells, der alles filmt, was die Trägerin vor Augen hat, und es im Zweifelsfall auch gleich ins Netz stellt. Tausend Prototypen des Geräts sind angeblich schon im Umlauf. Vielleicht ist dies das erste Anzeichen dafür, dass wir gerade in die Science-Fiction-Realität eintreten.</p>
<p>Das schon vor zehn Jahren viel diskutierte Prinzip der am Körper oder in der Kleidung zu tragenden Computer heißt “wearable computing”.<sup>1</sup> Das ist nicht einfach als “tragbares Rechnen” zu übersetzen, denn tragbar war mein Laptop im Jahr 1990 auch schon, und sogar der Schwarzweißfernseher, der im Jahr 1972 in die Familie kam. Gesucht wird also weiterhin ein Wort für Am-Körper-tragbare-Technik.</p>
<p>Fitness-Fanatiker können bereits diverse Armbänder anlegen, die ihre Körperfunktionen messen und vorsichtshalber gleich unverschlüsselt herausfunken — vielleicht wollen die Nachbarn ja meine Pulsfrequenz auch wissen. Schlafsensoren könnten zumindest für Einbrecher nützlich sein, wenn sie von außen abrufbar sind. Smartphone-Apps zählen schon Schritte und verrechnen sie gegen die gegessenen Kalorien. Gewichtsverlust ist dabei allerdings nicht garantiert; in dieser Frage haben nämlich die Darmbakterien noch ein paar Worte mitzureden, siehe diese <i>Nachrichten</i>, Seite 776.</p>
<p>Bei so viel tragbarem Fortschritt müssen wir aufpassen, dass die Analytik nicht ins Hintertreffen gerät. Wenn sich von Informationstechnik bis Fitnessüberwachung alles in situ und auf dem Sprung erledigen lässt, dann sollte das doch auch für (bio)-chemische Analysen möglich sein.</p>
<p>Die Hypochonder dieser Welt benötigen dringend ein Taschentuch, das ihnen mitteilt, ob die schniefende Nase auf eine jahreszeitliche Erkältung oder eine Vogelgrippe mit bedrohlich klingenden H- und N-Namen zurückzuführen ist. Und wer im Sommer zum Badesee pilgert, kann dann erst mal ein Taschentucheckchen eintauchen, um zu testen, ob das Wasser auch sauber ist.</p>
<p>Um die Erfüllung dieser berechtigten Wünsche kümmert sich das Projekt Taschentuchlabor,<sup>2</sup> welches das Bundesforschungsministerium im Rahmen der Initiative “Spitzenforschung und Innovation in den neuen Ländern” fördert. Vierzehn Partner aus Industrie und Wissenschaft mit Schwerpunkt in der Region Berlin-Brandenburg — darunter die Charité in Berlin und mehrere Institute in Potsdam — entwickeln eine “molekular integrierte Analyse, die sich in einen Zwirnfaden einspinnen und in Textilien oder Hygienetüchern verarbeiten lassen soll,” so verspricht uns die Website. Nützlich werden soll das Taschentuchlabor vor allem mit einer unkomplizierten und frühzeitigen Infektionsdiagnostik. Das Projekt läuft bis zum September 2014 — da bin ich gespannt, ob dann mit hohem Tempo neben Google-Brillen diagnostische Taschentücher in den Handel kommen.</p>
<p>Wie mir das Taschentuch seine Befunde mitteilen wird, ist aber noch nicht ganz klar. Ich will nur hoffen, dass Google nicht bei dem Projekt einsteigt. Denn dann ist es mit dem Arztgeheimnis vorbei, und meine Befunde stehen im Netz, direkt neben dem Livestream aus der Google-Brille und den Anzeigen für privat zu zahlende Medikamente oder Behandlungen.</p>
<p>Vermutlich gehört das alles zu der schönen neuen Welt, in die wir hineinschlittern, aber vielleicht sollten wir ab und zu mal eine Pause einlegen und darüber nachdenken, welche Art von Fortschritt wir tragbar finden und welche nicht.</p>
<p>Michael Groß <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.michaelgross.co.uk" target="_blank">www.michaelgross.co.uk</a></ext-link></p>



<ul>
<li>
<sup>1 </sup>


C. Borchard-Tuch, 
M. Groß: 
<source>Was Biotronik alles kann, 2002, <publisher-name>Wiley-VCH</publisher-name>, <publisher-loc>Weinheim</publisher-loc>.

</li>
<li>
<sup>2 </sup>

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.taschentuchlabor.de" target="_blank">www.taschentuchlabor.de</a></ext-link>.
</li>
</ul>


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