Notizen


<h2>Max-Planck über Open Access</h2>
<p>Open Access für Zeitschriften ohne zusätzliche Kosten — das ist nach einer Studie der Max-Planck-Gesellschaft möglich. Die Summen, die Bibliotheken jährlich für das derzeitige Subskriptionsmodell ausgeben, reichen demnach aus, um das Open-Access-System zu finanzieren.</p>
<p><a href="https://goo.gl/tsRjSC" target="_blank">goo.gl/tsRjSC</a></p>


<h2>So lernt Europa</h2>
<p>Das europäische Bildungsnetzwerk Eurydice hat eine Website gestartet mit Informationen zu den Bildungssystemen in 36 europäischen Ländern. Die Seite enthält Übersichten zu den einzelnen Systemen und Publikationen zu Themen wie Bologna-Prozess oder Lehrergehälter.</p>
<p><a href="https://eacea.ec.europa.eu/education/Eurydice/index_de.php" target="_blank">eacea.ec.europa.eu/education/Eurydice/index_de.php</a></p>


<h2>EU-Förderung für Doktoranden und Postdocs</h2>
<p>Noch bis zum 1. Oktober nimmt die EU-Komission Anträge für die Marie-Skidowsa-Curie-Aktion Cofund entgegen. Bewerben können sich Institutionen, welche die Mittel in Doktoranden- und Postdoktoranden-Pogramme investieren. Die Aktion soll die Ausbildung, Mobilität und Karriereentwicklung der Doktoranden und Postdocs stärken.</p>
<p><a href="https://goo.gl/wdnoaq" target="_blank">goo.gl/wdnoaq</a></p>


<h2>Mehr Geld für Postdocs</h2>
<p>Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat ihre Stipendien für frisch Promovierte rückwirkend zum 1. Januar 2015 erhöht. Der monatliche Grundbetrag für einen Forschungsaufenthalt im Ausland liegt nun bei 1750 Euro. Das entspricht einer Erhöhung von etwa 21 %. Der Publikationskostenzuschuss von maximal 750 Euro entfällt. Diese Kosten soll nun der von 103 auf 250 Euro erhöhte monatliche Sachkostenzuschuss decken.</p>
<p><a href="https://goo.gl/fze15p" target="_blank">goo.gl/fze15p</a></p>


<h2>Hochschulen gaben im Jahr 2013 mehr Geld aus</h2>
<p>Im Jahr 2013 gaben deutsche Hochschulen 46 Mrd. Euro für Lehre, Forschung und Krankenbehandlung aus. Das sind 3 % mehr als im Jahr zuvor. Die Personalkosten waren mit 27 Mrd. Euro der größte Ausgabeposten. Die Hochschulträger finanzierten 47 % des gesamten Betrags. 34 % kamen aus wirtschaftlicher Tätigkeit und Vermögen der Hochschulen, und 15 % deckten eingeworbene Drittmittel ab. Die wichtigsten Drittmittelgeber waren die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Bund und die gewerbliche Wirtschaft.</p>
<p><a href="https://dpaq.de/rVyg8" target="_blank">dpaq.de/rVyg8</a></p>


<h2>Helden der Wissenschaft</h2>
<p>Die Konferenz Biologischer Fachbereiche vergab dieses Jahr zum ersten Mal den Science-Hero-Preis. Die Auszeichnung geht an Personen oder Organisationen, die Bürokratiehürden und politische Absurditäten im Universitätsalltag einschränken. Idealerweise schafft der Preisträger durch Vermeiden oder humorvolles Bekämpfen der Alltagsprobleme mehr Zeit für Lehre und Forschung. Erster Preisträger ist Axel Brennicke, Professor für molekulare Botanik an der Universität Ulm.</p>
<p><a href="https://goo.gl/PiLI2A" target="_blank">goo.gl/PiLI2A</a></p>


<h2>Über die Zukunft der chemischen Industrie in Nordrhein-Westfalen</h2>
<p>Der Bericht der Enquetekommission zur Zukunft der chemischen Industrie in Nordrhein-Westfalen fasst die aktuelle Situation zusammen und gibt Handlungsempfehlungen. Unter anderem soll das Land Lehrstühle für Verfahrenstechnik und biomimetische Chemie sowie den Austausch zwischen Industrie, Forschung, Wissenschaft und Politik fördern.</p>
<p><a href="https://goo.gl/3e5DhC" target="_blank">goo.gl/3e5DhC</a></p>


<h2>Masterstudiengang “Messtechnik und Analytik”</h2>
<p>Zum Wintersemester 2015/16 startet an der TU Braunschweig der Masterstudiengang “Messtechnik und Analytik”. Er enthält Module aus Maschinenbau, Elektrotechnik, Physik und Chemie. Studierende benötigen für die Zulassung einen Bachelorabschluss in einer Ingenieur- oder Naturwissenschaft.</p>
<p><a href="https://goo.gl/PiLI2A" target="_blank">goo.gl/PiLI2A</a></p>


<h2>Preis für Mikroskopie</h2>
<p>Bis zum 30. September können sich Nachwuchswissenschaftler mit ihrer Master-, Diplom- oder Doktorarbeit zu einem Thema aus der Mikroskopie um den Heinz-Bethge-Preis bewerben. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert. <i>FZ</i></p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.bethge-stiftung.de" target="_blank">www.bethge-stiftung.de</a></ext-link></p>
<p>Johanna Schirmer, Frankfurt am Main</p>



Forschung und Bildung

Max-Planck über Open Access Open Access für Zeitschriften ohne zusätzliche Kosten — das ist nach einer Studie der Max-Planck-Gesellschaft möglich. Die Summen, die Bibliotheken jährlich für das derzeitige Subskriptionsmodell ausgeben, reichen demnach aus, um das Open-Access-System zu finanzieren....

Magazin

Prof.Dr.


<p>Die vielfältigen aus natürlichem oder künstlichem Gestein erstellten Bauten und Denkmäler zu konservieren und zu restaurieren, ist keine einfache Aufgabe. Die Vielzahl an Gesteinen ist kaum zu überblicken, dazu kommen unterschiedliche Mörtel und Putze. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie typische anorganische Materialien sind, etwa Sandsteine, Silikate oder Carbonate wie Kalkstein, Dolomit oder Marmor. Als Bindemittel für Mörtel und Putze sticht Calciumhydroxid — Kalk — hervor. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Luftkalk, einem durch die Reaktion mit CO2 erhärtenden Material, und hydraulischem Kalk, der reaktive Silikatphasen enthält.</p>
<p>Bei einer Konservierung oder Restaurierung sind zwei Aspekte essenziell: Kompatibilität und Reversibilität.</p>
<p>Kompatibilität meint die Verträglichkeit oder Vereinbarkeit mit den anwesenden Materialien. Die eingesetzten Materialien müssen kompatibel sein zu den am Bauwerk befindlichen Originalmaterialien sowie den bei bereits durchgeführten Restaurierungen angewandten Konservierungsmitteln und Ersatzbaustoffen. Da eine Restaurierung in der Regel mehrere, für unterschiedliche Aufgaben optimierte Mittel erfordert, ist deren Verhalten untereinander wesentlich für den langfristigen Erfolg der Arbeiten. Kompatibilität betrifft sowohl physikalisch-chemische und mechanische als auch ästhetische Eigenschaften sowie das Verwitterungsverhalten.</p>
<p>Das Konzept Reversibilität beruht auf der Idee, zur Konservierung nur solche Mittel einzusetzen, die sich prinzipiell ohne Schädigung der Originalsubstanz wieder entfernen lassen.</p>


<h2>Typische Stoffe</h2>
<p>Die Zahl der verfügbaren anorganischen Mittel, um Stein, Putz und Mörtel zu konservieren und zu festigen, ist recht begrenzt. Neben Kalk-, Gips- oder Zementsuspensionen sind Wasserglaslösungen, Kieselsole, Kalkwasser und Ba(OH)2-Lösungen zu diskutieren. Jede dieser Substanzen ist mit Problemen verbunden.</p>
<p>Ein hoher pH-Wert und der Eintrag von zusätzlichen Salzen sind typisch für Wasserglaslösungen. Kieselsole führen oft nur zu einer geringen Festigung. Kalkwasser ist eine wässrige Lösung von Calciumhydroxid, die entsprechend der Löslichkeit einen Maximalgehalt von zirka 1,8 g·L—1 (bei 25 °C) aufweist. Ihre festigende Wirkung, die auf der Bildung von Calciumcarbonat beruht, ist minimal.<sup>1</sup> Auf dem Konzept einer Festigung durch Carbonatbildung beruht auch der Einsatz von Barytwasser. Im Gegensatz zu Calciumhydroxid ist Ba(OH)2 (Baryt) gut in Wasser löslich; bei 20 °C sind Lösungen mit einem Gehalt von 35 g·L—1 Ba(OH)2 herstellbar. Neben einer Festigung durch Carbonatisierung lassen sich lösliche Sulfate in BaSO4 umwandeln.</p>
<p>Die derzeit am häufigsten — und am erfolgreichsten — eingesetzten Steinfestiger sind Kieselsäureester. Diese in der Regel auf monomerem oder unterschiedlich vorpolymerisiertem Tetraethylsilan beruhenden Materialien bilden bei einer Hydrolyse Kieselsäuregele, welche die Festigung bewirken. Sie binden aufgrund ihrer vielfältigen oberflächlichen Si-OH-Gruppen gut an silikatische Materialien, insbesondere an Sandstein. Schwierigkeiten entstehen beim Festigen carbonatischer Materialien, beim Behandeln von feuchten Untergründen und durch Schwindrisse.<sup>2</sup></p>


<h2>Calciumhydroxidsole</h2>
<p>Eine Alternative zu konventionellen Materialien sind Calciumhydroxidsole. Dies sind opalene bis milchig-weiße Dispersionen, die feinste Calciumhydroxidpartikel in Konzentrationen bis zu 50 g·L—1 enthalten (Abbildung 1). Das Unternehmen IBZ-Salzchemie produziert und vermarktet sie. Als Dispergiermittel dienen Ethanol sowie iso- oder n-Propanol. Die Partikel sind zwischen 50 und 250 nm groß, womit sie sich im Grenzgebiet zwischen traditionellen Nanopartikeln und Mikroteilchen befinden. Die Partikel sind damit zirka 100-mal kleiner als die in konventionellen, wässrigen Kalksuspensionen. Es sind plättchenförmige Kristalle, die trotz der geringen Partikelgröße kristallin als Portlandit vorliegen. Die Stabilität der Sole beruht auf elektrostatischen Abstoßungskräften und ist für einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten gegeben. Danach sind Sedimentationsprozesse möglich, jedoch können die Teilchen durch einfaches Schütteln wieder dispergiert werden. Allerdings bilden sich dabei keine stabilen Sole. Ein Zusatz von Wasser ist nur bis maximal drei Volumenprozent möglich. Höhere Wasseranteile führen zu einer Destabilisierung des Sols, und es bilden sich sowohl gelförmige Phasen als auch große Calciumhydroxidflocken.</p>
<p>Wenn Calciumhydroxidsole auf Oberflächen wie Stein, Stahl, Kunststoff oder Glas aufgebracht werden, so entstehen nach dem Verdunsten des Lösungsmittels feinste Calciumhydroxidüberzüge. Diese wandeln sich bei Kontakt mit atmosphärischem CO2 in Calciumcarbonat um (Abbildung 2). Die Behandlung von porösen Materialien erfolgt, ebenso wie die von Rissen und Abplatzungen durch kapillares Saugen, Vakuuminfiltration, Aufsprühen, Streichen oder Injizieren mit Kanüle oder Tropfer. Die Sole sind dünnflüssig und können gut in feinste Öffnungen, Risse und Poren eindringen.</p>


<h2>Festigung von Stein, Putz oder Mörtel</h2>
<p>Um Stein, Putz oder Mörtel zu festigen, sind insbesondere folgende Punkte wesentlich: erreichbare Eindringtiefe, Verlauf der Carbonatisierung, erreichbare Festigkeiten (Druckfestigkeit/Biegezugfestigkeit, Bohrwiderstand usw.).</p>
<p>Das Eindringvermögen bestimmen die Eigenschaften des Substrats und die Art des Auftragens, aber auch die bei der Anwendung herrschenden Bedingungen.<sup>3</sup>−<sup>5</sup> Die rote Färbung einer mit Phenolphthalein vorbehandelten Mörtelprobe (Abbildung 3) zeigt, dass ein kapillares Saugen die Calciumhydroxidpartikel in den Stein transportiert. Analoges passiert beim Tränken von porösen Gesteinen. Doch ebenso gut wie die Partikel eindringen können, sind sie auch in der Lage, mit dem verdunstenden Alkohol wieder zurück an die Oberfläche zu wandern. Dies kann zu Anreicherungen an der Oberfläche und zu unerwünschten Krusten führen. Langsame Verdunstungsraten (Arbeiten bei niedrigen Temperaturen, Abdecken der behandelten Bereiche), Zusatz geringer Mengen an alkohollöslicher Cellulose oder eine Kombination mit gröberen Calciumhydroxidpartikeln wirkt diesem entgegen. Oft ist auch ein Vornässen mit Ethanol oder Ethanol/Wasser-Gemischen vorteilhaft.6) </p>
<p>Die eigentliche Verfestigung — die Carbonatisierung — ist, obwohl die Reaktion recht einfach aussieht, ein komplexer, auf gekoppelten Löse- und Kristallisationsvorgängen beruhender Prozess. Dabei ist die Bildung von amorphem Calciumcarbonat ebenso wie die Kristallisation der Modifikationen Calcit, Vaterit und Aragonit möglich.<sup>7</sup>,<sup>8</sup> Die thermodynamisch stabile Modifikation ist Calcit, alle anderen Phasen wandeln sich in diese um, wobei dieser Vorgang oft kinetisch stark gehemmt ist. Die entstehenden Phasen werden dabei stark von den jeweiligen Substraten beeinflusst, aber hängen auch von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ab. Ohne Luftfeuchtigkeit wandelt sich Ca(OH)2 nicht in CaCO3 um.</p>
<p>Die erreichbaren Festigkeiten hängen vom eingesetzten Calciumhydroxidsol und dessen Konzentration ab. Wesentlich ist, eine homogene Festigkeitsverteilung über einen möglichst breiten Querschnitt zu erreichen. Dass dies möglich ist, zeigen Untersuchungen an Maastrich-Kalkstein, einem sehr porösen natürlichen Material. Ein Quader mit den Abmessungen 50 × 30 × 50 mm wurde mehrfach mit unterschiedlichen Calciumhydroxidsolen getränkt. Anschließend wurden acht Schnitte in einer Höhe von jeweils 3,7 mm erstellt und jeweils deren Biegefestigkeit bestimmt. Bereits eine zweimalige Tränkung mit einem 50 g·L—1 enthaltenden Calciumhydroxidsol steigert die Festigkeit um zirka 50 Prozent.</p>


<h2>Ca(OH)2-Sole für die Betoninstandsetzung</h2>
<p>Eine sich ablösende Betondeckung über korrodierender Bewehrung ist einer der häufigsten und gravierendsten Oberflächenschäden an Betonbauwerken. Mechanische Zerstörungen der Oberfläche, das Eindringen von Wasser und Kohlensäure und die damit verbundene Carbonatisierung des Calciumhydroxids sowie Schädigungen des Betons durch Salze korrodieren den Bewehrungsstahl. Die durch Rostbildung eintretende Volumenvergrößerung führt dann zu Abplatzungen. Eine Betoninstandsetzung ist somit generell mit dem Problem des Korrosionsschutzes der Bewehrung sowie der Realkalisierung verbunden. Dafür können Ca(OH)2-Sole eingesetzt werden. Neben dem sehr guten Eindringen in kleinste Risse und Spalten bilden diese nach dem Verdunsten des Alkohols fest auf dem Bewehrungsstahl und den Zementoberflächen verbundene Calciumhydroxidschichten (Abbildung 4). Diese sind, bevor eine Carbonatisierung stattfindet, mit Reparaturmörteln oder Injektionsmassen zu überschichten. In diesem Fall wirken die Calciumhydroxidschichten gleichzeitig als Haftvermittler.</p>


<h2>Weitere Anwendungen</h2>
<p>Calciumhydroxidsole erweitern die Anwendungsmöglichkeiten von Kieselsäuereestern deutlich. Wenn in einem ersten Schritt die zu festigenden Bereiche mit Calciumhydroxidsolen behandelt werden und dann traditionelle Kieselsäureester zum Einsatz kommen, bilden sich Kieselgele mit deutlich besseren mechanischen Eigenschaften. Sie erzielen höhere Festigkeiten bei einem gleichzeitig verbesserten Anbinden an die Gesteinsoberflächen, auch an carbonatische Materialien. Die Ursache dafür ist wohl eine alkalisch induzierte Hydrolyse der Kieselsäureester, wobei die abgeschiedenen Ca(OH)2-Schichten wiederum als Haftvermittler wirken (Abbildung 5). Die beschleunigte Hydrolyse der Kieselsäureester wird auch dadurch deutlich, dass die kombiniert behandelten Materialien viel schneller wieder einen hydrophilen Charakter aufweisen als beim alleinigen Einsatz eines Kieselsäureesters.<sup>9</sup></p>
<p>Calciumhydroxidsole zeigen weitere interessante Eigenschaften. So lassen sie sich effektiv gegen Schimmel- und Algenbewuchs einsetzen. Alkohol wirkt als Desinfektionsmittel und Ca(OH)2 schafft alkalische Bedingungen, unter denen der Schimmel nicht wächst. Calciumhydroxidsole sind damit eine ökologische Alternative zu Mitteln auf der Basis von Chlor oder quaternären Ammoniumsalzen. Die Überzüge haften fest am Untergrund und schaffen so Bedingungen, die einen Neubefall mit biologischem Bewuchs zumindest zeitweise verhindern.</p>
<p>Eine weitere Anwendung ist die Entsäuerung von Papier. Durch den hydrolytischen Abbau von Zellulose lässt sich die freigesetzte Säure effektiv neutralisieren, wobei gleichzeitig ein Alkalitätsdepot entsteht.<sup>10</sup></p>
<p>Calciumhydroxidsole helfen auch bei der Modifizierung von konventionellen Injektions- und Reparaturmörteln sowie von Spachtelmassen und Schlämmen. In Verbindung mit feinsten Marmormehlen sind damit Materialien mit exakt abgestuften Sieblinien herstellbar. Der Nanokalk — eingesetzt als hochkonzentriertes Calciumhydroxidsol — ergänzt die Sieblinie im Bereich kleiner Partikelgrößen. Die Verarbeitbarkeit wird besser, durch die hohe Reaktivität der kleinsten Ca(OH)2-Partikel steigt die Festigkeit schnell an.</p>


<h2>Einsatz in der Restaurierung</h2>
<p>Calciumhydroxidsole werden seit mehreren Jahren von Restauratoren weltweit eingesetzt, sowohl als alleiniges Festigungsmittel als auch kombiniert mit Kieselsäureestern. Abbildung 6 zeigt die Barockskulptur des Heiligen Sankt Augustin an der St. Josephs Heimsuchungskirche in Warschau vor, während und nach der Konservierung. Die Skulptur war durch eine aufgeblätterte Oberfläche, Risse, Abplatzungen und einen körnigen Zerfall gekennzeichnet. Der Grund waren, neben natürlicher Verwitterung, falsche Mörtel (Zementmörtel) bei vorherigen Restaurierungen. Zur Oberflächenfestigung wurde nun Calciumhydroxidsol mit einem Gehalt von 25 g·L—1 in Ethanol durch Streichen und Gießen aufgebracht. Injektionen, bei denen die Skulptur vollständig gesättigt wurde, festigten die innere Struktur. Für die rasche Carbonatisierung wurde nach dem Verdunsten des Alkohols die Oberfläche befeuchtet. Zur weiteren Konservierung dienten kalkbasierte Injektions- und Reparaturmörtel sowie Spachtelmasse.</p>
<p>Ein Konservierungskonzept auf der Basis der kombinierten Anwendung von Calciumhydroxidsolen und Kieselsäureestern war bei der Sanierung einer Mauer des Kreuzgangs des Xantener Doms erfolgreich. Die aus Tuff und Trachyte bestehenden Steine waren durch sandende Oberflächen sowie Schuppen- und Schalenbildung gekennzeichnet. Sie wurden zunächst einzeln mit dem Calciumhydroxidsol CaloSiL E-25 gesättigt — aufgetragen sowohl durch Injektion als auch durch Anlegen eines Vakuums. Risse und Fugen wurden durch einen Injektionsmörtel auf der Basis eines Gemischs aus Nanokalk und konventionellem Weißkalkhydrat gefüllt. Der Kieselsäureester Funcosil-100 sorgte dann für die abschließende Festigung (Realisierung: Strotmann und Partner).</p>


<h2>QUERGELESEN</h2>
<p>Calciumhydroxidsole dringen in feinste Risse und bilden nach dem Verdunsten des Lösungsmittels Calciumhydroxidüberzüge. Bei Kontakt mit atmosphärischem CO2 wandeln sie sich in Calciumcarbonat um.</p>
<p>Anwendungsbeispiel sind sich ablösende Betondeckungen an Betonbauwerken.</p>
<p>Restauratoren setzen Calciumhydroxidsole seit mehreren Jahren weltweit ein. Mit ihrer Hilfe sanierten sie eine Mauer im Kreuzgang des Xantener Doms.</p>


<p>Gerald Ziegenbalg, Jahrgang 1960, ist seit dem Jahr 2003 geschäftsführender Gesellschafter der IBZ-Salzchemie bei Freiberg. Er promovierte 1989 in der Anorganik und wurde 1998 in technischer Chemie habilitiert, jeweils an der TU Bergakademie Freiberg. Er entwickelt Spezialbaustoffe für die Denkmalpflege, arbeitet an anorganisch-chemischen Techniken zur Rohstoffaufbereitung und in der Geochemie. Seit dem Jahr 2011 ist er Honorarprofessor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden. <a href="mailto:gerald.ziegenbalg@ibz-freiberg.de">gerald.ziegenbalg@ibz-freiberg.de</a></p>



<ul>
<li>
<sup>1 </sup>


Z. Slížková, 
M. Drdácký, 
A. Viani, 
<source>J. Cult. Heritage 
(2015), 
452–<lpage>460</lpage>

</li>
<li>
<sup>2 </sup>


G. Wheeler, 
<source>Alkoxysilanes and the Consolidation of Stone, <publisher-name>J. Paul Getty Trust, Getty Publications</publisher-name>, <publisher-loc>Los Angeles</publisher-loc>, 2005.

</li>
<li>
<sup>3 </sup>

 
M. Drdácký, 
Z. Slížková, 
G. Ziegenbalg, 
<source>J. Nano Res. 
(2009), 
8, 
13–<lpage>22</lpage>
</li>
<li>
<sup>4 </sup>

G. Ziegenbalg, K. Brümmer, J. Pianski, in: 2nd Historic Mortar Conference HMC 2010 and RILEM TC 203-RHM Final Workshop, 22—24 September 2010, Prague, Czech Republic, 1301.
</li>
<li>
<sup>5 </sup>

 
P. D'Armado, 
L. Hirst, 
<source>J. Architect. Conservation 
(2012), 
18, 
63–<lpage>80.</lpage>
</li>
<li>
<sup>6 </sup>

 
A. Daehne, 
C. Herm, 
<source>Heritage Science 
(2013), 
1, 
11
</li>
<li>
<sup>7 </sup>

 
L. S. Gomez-Villalba, 
P. Lopez-Arce, 
R. Fort, 
<source>Appl. Phys. A 
(2011), 
104, 
1249–<lpage>1254.</lpage>
</li>
<li>
<sup>8 </sup>

 
L. S. Gomez-Villalba, 
P. Lopez-Arce, 
R. Fort, 
<source>Appl. Phys. A 
(2012), 
106, 
213–<lpage>217.</lpage>
</li>
<li>
<sup>9 </sup>

 
E. Piaszczynski, 
V. Wolf, 
in: <source>Cultural Heritage Preservation, EWCHP-2011 Proceedings of the European Workshop on Cultural Heritage Preservation, <publisher-name>Fraunhofer IRB Verlag</publisher-name>, 2011, 254–<lpage>261.</lpage>.
</li>
<li>
<sup>10 </sup>

A. Michacová, O. Idrich Nedela, T. Tribulová, M. Durovic, M. Slouf; Procceedings Nanocon 2012, October 23rd - 25th 2012, Brno.
</li>
</ul>


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