Magazin

Das Los hatte die Aufgabe bestimmt: Ein Gewicht, das 20 Prozent des Fahrzeugewichts beträgt, ist genau zwölf Meter weit zu befördern. Bis auf 42 cm gelang dies dem Gewinner des Chemcar-Rennens 2014 — dem Hydrotor vom Team der RWTH Aachen.
Dafür zersetzt er katalytisch Wasserstoffperoxid zu Wasser und Sauerstoff. Der Sauerstoff verdrängt mitgeführtes Wasser, das einen Rotor antreibt, danach den Reaktor kühlt und in eine Schale läuft. So lässt sich das Wasser erneut verwenden — es gab extra Punkte für Nachhaltigkeit. Die Rotationsenergie gelangt über ein Getriebe auf die Radachse und treibt so die rollende Wasserschüssel an. Mit dem Reaktionsende stoppt die Verdrängung des Wassers und wenig später bleibt das Gefährt stehen. Um eine bestimmte Strecke mit einem bestimmten Gewicht zu überwinden, musste das Siegerteam die dafür notwendigen Wasserstoffperoxid- und Wassermengen genau berechnen und einfüllen.
Den zweiten Platz belegte die Wasserstoffperoxidzersetzung des Teams der FH Münster. Sie trieben ihr Chemcar mit dem entstandenen Sauerstoff an und kamen damit fast elf Meter weit.
Kaliumcarbonat und Salzsäure transportierten das Fahrzeug der Fachhochschule Köln knapp zwei Meter zu weit und damit auf den dritten Platz. Das Team hatte ein altes Hochrad als Vorbild für die Konstruktion gewählt (Abbildung oben). Das bei der Reaktion entstandene CO2 gelangt dabei gleichmäßig auf zwei Pneumatikzylinder, welche die Räder bewegen. Die Menge an Salzsäure im Tank bestimmt die Fahrstrecke.
Platz 4 ging wieder an Wasserstoffperoxid, diesmal von der TU Dortmund genutzt. Platz 5 und 7, Teams aus Karlsruhe beziehungsweise Lodsch, bewegten ihre Fahrzeuge mit Ameisensäure: Diese zersetzt sich entweder katalytisch oder reagiert mit Sauerstoff in einer Brennstoffzelle. In beiden Fällen dient das entstandene Kohlenstoffdioxid als Treibstoff. Aber während die komplexe Konstruktion aus Karlsruhe immerhin gut acht Meter weit fuhr, startete das Dreirad aus Lodsch gar nicht erst (Abbildungen oben). Womöglich scheiterte es am Reibungswiderstand.
Das Team aus Clausthal oxidierte Ethanol und kam zweieinhalb Meter weit. Dagegen mussten die Braunschweiger mit ihrer Methanol-Brennstoffzelle bereits am Start aufgeben.
Das nächste Chemcar-Rennen der Kjvis — der kreativen jungen Verfahrensingenieure findet in anderthalb Jahren während der Processnet-Jahrestagung vom 13. bis 15. September 2016 in Aachen statt.


<h2>Ein Beitrag aus der Nanowelt</h2>
Karl-Ulrich Burgdorf, <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.karl-ulrich-burgdorf.de" target="_blank">www.karl-ulrich-burgdorf.de</a></ext-link>
*Anmerkung der Redaktion: Den Text schrieb Minimus Zwerger Jr., der Träger des Nanobelpreises 2012. Auf Wunsch des Verfassers drucken wir die Geschichte, deren literarische Qualität uns begeistert hat, im Faksimile ab. Sie befindet sich an der mit dem Pfeil gekennzeichneten Stelle. Bitte legen Sie diese Seite in Ihr Nanolesegerät oder fotografieren Sie sie mit Ihrem Smartphone, um sie mit Ihrer Nano-App zu lesen.


<h2>Von Autos, Wurst und Wein</h2>
Es spricht nichts dagegen, wenn jemand das, was er produziert, gerne konsumiert. Als Bayer-Mitarbeiterin kaufte ich Aspirin im Werksverkauf. In meiner Zeit als Fußbodenreinigungsmittelchemikerin schwor ich auf die bei uns hergestellten Teppichreiniger. Und jetzt lese ich am liebsten die Nachrichten aus der Chemie.
Die Liebe zur eigenen Marke sollte aber nicht so weit gehen wie bei manchem Kraftfahrzeughersteller. Deutsche Autobauer seien zusehends ihre besten Kunden, steht in einer Studie von Ferdinand Dudenhöfer, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Er fand, dass im Jahr 2014 fast zehn Prozent der knapp 300 000 zugelassenen Personenwagen auf die Produzenten selbst zugelassen worden waren. Bei VW war das sogar jeder fünfte. Deren Mitarbeiter scheinen überhaupt alles zu mögen, auf dem VW steht. Das Unternehmen verkaufte im Jahr 2014 mit 6,3 Millionen Stück wieder mehr Currywürste als Polos, Golfs, Passats und Touaregs zusammen — insgesamt 6,1 Millionen ausgelieferte Wagen.
VW vertreibt die Currywurst nicht nur in den eigenen Kantinen und im Werksverkauf, sondern auch im Einzelhandel — als “Volkswagen Originalteil”. Der Renner war ein neues Fertigprodukt mit Namen “Heaven and Hell”. Das hat dem beliebten Käfer-Ketchup (Abbildung) wohl den ersten Rang abgenommen.
Wer allerdings in einem Unternehmen arbeitet, dass Ameisensäure statt Autos produziert, dem fällt es nicht leicht, etwas Passendes im Werksverkauf zu finden. Zum Glück sind Chemieunternehmen wie Akademiker einfallsreich: Sowohl BASF, Bayer als auch Henkel haben ihren eigenen Weinkeller und sogar der Deutsche Hochschulverband empfiehlt das “Akademische Genusspaket” der BASF mit drei “erlesenen Weinen”.
Maren Bulmahn

Ganz genau getankt

Das Los hatte die Aufgabe bestimmt: Ein Gewicht, das 20 Prozent des Fahrzeugewichts beträgt, ist genau zwölf Meter weit zu befördern. Bis auf 42 cm gelang dies dem Gewinner des Chemcar-Rennens 2014 — dem Hydrotor vom Team der RWTH Aachen. Dafür zersetzt er katalytisch Wasserstoffperoxid zu Wasser...

Chaos und Anarchie herrschen in deutschen gedruckten Blättern und seit einigen Jahren auf den Bildschirmen, sobald es um Chemie und um der Chemie verdächtige Fakten geht. Eine Fülle von Belegen aufmerksamer Leser bestätigen den Trend zum gedankenlos zusammengestoppelten Text. Getreu dem Grundsatz vieler Öffentlichkeitsarbeiter und Redakteure: “Chemie und Materialwissenschaften sind nicht vermittelbar, also ist es wurscht, was ich schreibe/drucke.” Die Unvermittelbarkeit liegt allerdings nicht am inkompetenten Leser, sondern nur am faulen Multiplikator jeder Couleur. Beispiele gefällig? Bitteschön:


<h2>Die erstaunliche Reaktion</h2>
Die Biologie der Biomüllvergärung berichtet nobelpreissicher die Frankfurter Rundschau (FR): 
Der Wasseranteil des Biomülls wird zum Biogas Methan vergärt,
Die Sindelfinger Zeitung beschreibt in Sindelfingerscher Grammatik für Holger Beuttler eine neue Art der Energieerzeugung und Raumheizung: 
Künftig wird mit Chlorgas ein Blockheizkraftwerk betrieben und damit auch das Bürogebäude und die Werkstätten beheizt.
Da mag die Hannoversche Allgemeine Zeitung HAZ nicht zurückstehen und bietet Walter Kölle eine Patentlösung für das CO2-Problem an: Der Wirtschaftsminister Olaf Lies
räumte gestern gegenüber der HAZ ein, dass der VW Transporter mehr Kohlendioxid verbraucht als ein Audi A8
Auch die Neuschneeforschung — die Frankfurter Allgemeine FAZ berichtet — macht riesige Fortschritte und nutzt aufregende Reaktionen: 
In der Wolkenkammer werden Wassertropfen und Kristallisationskeime miteinander vermischt, wobei die Keime Wasserstoff anziehen und als Schneeflocken nach unten sinken.
Die meistgelesene Meldung des Jahres fanden Ulrich Scharfenort (Ulrics), Helmut Sinner, Eberhard Höfer (HS) et al. gedruckt und online. Danach ist es der amerikanischen Marine gelungen, “Meerwasser in Treibstoff” zu verwandeln. Die Marines “spalten Wasser in Kohlendioxid und Wasserstoff” und lassen beide, das wenigstens geht dann schon, “zum neuen Treibstoff reagieren”.
Massensterben unter den Fischen im Maninjau-See auf Sumatra. Der Grund, so schreibt die chemieresistente FR, war vor fünf Jahren schon einmal “schwefelhaltiges Wasser”, das aus dem Vulkansee aufstieg. Die Fische ersticken: Schwefel verbindet sich mit Wasser zu Schwefelwasserstoff und bindet damit den im Wasser enthaltenen Sauerstoff.
Zu einer höchst erstaunlichen Reaktion und zu einer berühmten Fettecke führen uns Zeit online und die FR: 
Die Künstler Markus Löffler, Andree Korpys und Dieter Schmal hatten im Museum Kunstpalast aus den mehr als 30 Jahre alten Fettresten erst 80-prozentigen Alkohol gebrannt
und dann machen sie daraus auch noch “50-prozentigen Schnaps”!
Beleidigendes Bornitrid lässt sich wunderbar mit Graphen kombinieren, liest unser Nachrichten-Autor Michael Gross auf Yahoo: 
Graphene combined with the insulting power of boron nitride enables light control in tiny circuits
Den Mangel an Seltenen Erden hat der Stern behoben, denn der Stoff “entsteht durch Medikamentenrückstände in Wasser”. Wahrlich eine überraschende Reaktion.


<h2>Der Stoff — ohne Stick- und Sauer-</h2>
Bekannt aus Film, Funk und Fernsehen: Die Buttersäure. Thiobuttersäure? Eberhard Höfer hört im ARD-Tatort mit: 
“Die … werfen Buttersäure rein, deshalb stinkt es hier auch die ganze Zeit nach faulen Eiern.”
Mit Buttersäure gab es einen Anschlag auf den Brand(!)enburger Bahnhof. Die Märkische Zeitung berichtet an Hartmut Spitzner:
Der Berufsfeuerwehr gelang es, die chemische Reaktion zu unterbinden. — Handelsübliches Natron genügte zum Neutralisieren.
Das Natron besorgte sich die Feuerwehr in der Apotheke des Klinikums.
Diamanten aus der Asche von Verstorbenen — bekannt seit dem Nachrichten-Titelbild mit Marylin Monroe und ihren Diamanten im Jahr 2003 — wärmt die Fußballer-Zeitschrift 11 Freunde ebenfalls für HS auf: 
Peles neuester Artikel: 1283 Diamanten, die aus den krausen Haaren des Brasilianers gepresst wurden. Jeder Chemiker weiß: Kohlenstoff wird durch Hitze und Chlor zu Graphit.
Über die besonderen Eigenschaften von Kohlenstoff informiert sich Malte Rombrecht aus den VDI Nachrichten: 
Fast jeder hat schon einmal mit Carbon (Kohlenstoff) zu tun gehabt. Es sind Pullover und Decken
Die Zeit-spezifischen Stoffeigenschaften (Hartwig Hagenguth liest) von Kupfer nutzen Schrotthändler und Müllkippenkinder in Accra, der Hauptstadt Ghanas: 
Mit Magneten versuchen sie kleinste Kupferreste aufzuklauben.
Der erfahrene Müllarbeiter gleich daneben schlachtet Fernseher aus:
Jeden Tag atmet er ein giftiges Gemisch aus Cadmium, Antimon und Dioxinen ein.
Im hessischen Braunfels-Tiefenbach gibt es unklar definierte Filterstäube (FR),
 die mit hochgiftigen Schwermetallen wie Cadmium, Nickel, Blei und Arsen belastet sein können.
Ein Materialkundiger wie Mathias Seifert wäre auch für die FAZ nützlich gewesen, die auf hohem Niveau über Zinnselenid als Thermoelektrikum aus Nature abschreibt:
Es handelt sich um Zinnselenit, eine einfach herzustellende und schwermetallfreie Substanz.
Dass Bodybuilder einfach alles schlucken, zeigt Ulrics mit diesem Schaufenster eines Ladens, der auch chemisch Unmögliches für den Leistungssportler bereithält:
Zu neuen Ufern in der Chemie ist jetzt auch das US-Patentamt (<a href="https://uspto.gov" target="_blank">uspto.gov</a>) aufgebrochen. Fabian Peters findet auf der Homepage (chalkboard with chemistry lesson) diese aufregende Struktur mit zwei-, vier- und fünfbindigem Kohlenstoff. Sind uns die US-Chemiker so weit voraus?
Hauke Reddmann (HR) liest viel Science-Fiction. Aber das war ihm dann doch zu viel: 
Dann lösen sich Schwefel, Ammonika und andere Gase aus dem roten Strom.
Der Spiegel und Dieter Paul fanden mit Recht diese Anzeige aus einem Kaufhof-Galeria-Prospekt erwähnenswert: 
Wollmantel
79% Polyester/19%
Viskose/2%Elasthan
Die Frankfurter Rundschau macht es ähnlich und gibt dem Merck-Chef Kley eine Steilvorlage:
Die Menschen haben auch mit Chemieprodukten negative Erfahrungen gemacht, etwa mit Asbest. Ihre Skepsis ist verständlich.
Kley akzeptiert widerstandslos das natürlich vorkommende Silikat-Mineral als Chemieprodukt. Da bleibt Skepsis, die Kley und andere Merck-Chefs noch verstärken, wenn sie von klitzekleinen Energiedifferenzen, also Quantensprüngen, reden, die gleichzeitig noch Meilensteine sind und einen 13,3 Milliarden teuren Firmenkauf (von Sigma-Aldrich) kennzeichnen: 
„Das ist nicht nur ein Meilenstein, sondern ein Quantensprung für Merck”︁, sagte Kley am Sitz des US-Unternehmens in St. Louis im Bundesstaat Missouri.
„Die Übernahme ist ein Quantensprung für unser Unternehmen”︁, sagte Merck-Finanzchef Marcus Kuhnert am Montag.
Aber die Merck-Ghostwriter sind in guter Gesellschaft, denn nach Meinung der FR müssen die formel-1-fahrenden Brausehersteller aus Österreich 
einen Quantensprung hinlegen, um wirklich in die Nähe der Silberpfeile zu kommen.
Ulrics schlägt deswegen vor, im Römpp den Quantenhopser (diese Nachrichten S. 432) einzuführen.
 Zurück zum Stoff: 
Natriumchloratatriumchlorat
im Mannheimer Morgen ist auch ein schönes Wort.
Neues gab es auch auf Spiegel online: In Zentralafrika wurden “gesundheitsschädliche, aromatisierte Wasserstoffe” entdeckt. Thilo Schuppler wartet noch auf die Information, in welchen Geschmacksrichtungen der Wasserstoff zu haben ist und warum Bananenwasserstoff überhaupt gefährlich sein soll. (Inzwischen hat sich Spiegel online korrigiert.)
Auch der Bundestag befasst sich mit der Stoffchemie. Eine Petition — weiß der Geier von wem, Ulrics liest so etwas — will die Iodierung von Salz etc. abgeschafft wissen, weil
 das künstlich und billig hergestellte Jod in der Nahrung nicht identisch ist zu natürlichem Jod. Es steht sogar im Verdacht, … nur giftig zu sein.
Jetzt noch ein paar neue Moleküle und Schreibvorschläge: Dikobalt Co2, THC-Carbonsäure THC-cooh, Silikondioxid (Ulrics: “Silizium statt Silikon wäre manchmal wohl die Härte.”)
Elementare Wissenschaft, mein lieber Simpson. Magisch oder nicht, Sand ist lediglich Silikondioxid, das sich stets in Glas verwandelt, wenn man die nötige Hitze aufbringt.
Nicht witzig, nur falsch ist dieses (Ulrics): 
Industriell wird Ethylbenzol zur Herstellung von Styrol — besser bekannt als Styropor — genutzt.
Die Beiträge der Nachrichten aus der Chemie über das Wasser [Nachr. Chem. 2015, 63, 111; Nachr. Chem. 2013, 61, 1203] schienen uns ganz korrekt; jetzt kommen aber Zweifel auf, denn der Kölner Stadtanzeiger berichtet von einem unerforschten Natureffekt (Manfred Neupert, Sven Meyer-Ahrens): 
Das Wasser des Jenissei ist minus 23 Grad kalt, als Wladimir Shcherba in die Mitte des sibirischen Flusses watet.
Da wird es irgendwie verständlich, dass Forscher oft im Kreuzfeuer der Kritik stehen. Aber Der Spiegel hilft. Unter einem kaum deutbaren Bildchen schreibt er:
Sie erkennen Verwandte und zeigen Ansätze von Intelligenz — Forscher kämpfen für ihre Anerkennung als intelligente Wesen.


<h2>Der Stoff — Stick- und Sauer-</h2>
Das Ammoniak aus der Tierhaltung … wandelt sich in der Atmosphäre zu gesundheitsgefährdendem Feinstaub um, wenn es dort mit anderen Gasen reagiert.
Nicht nur auf den Feldern und im Schweinestall ist die hohe Stickstoffkonzentration ein Problem. Auch London, Hamburg, Ulrics, Frank Amoneit, die Neue Ruhr und die Süddeutsche Zeitung kämpfen! Für London gilt, dass
hier die Stickstoffkonzentration in der Luft so hoch wie sonst nirgendwo auf dem Planeten ist.
und Hamburg hofft, 
dass sich etwas bewegt beim Kampf gegen den zu oft zu hohen Stickstoffgehalt in der Hamburger Luft.
Wenn der Wald ums Überleben kämpft, spielen für den Mannheimer Morgen mehrere Verursacher eine Rolle: 
Dazu gehören neben Schadstoffen wie Ozon und Stickstoff auch das Wetter, Insektenfraß und Pilze.
Warum aber gibt es so viel Stickstoff in der Welt? Heribert Offermanns weiß es jetzt, weil Evonik das recherchiert hat. Das Unternehmen schreibt, Fritz Haber 
gelang es als Erstem, Stickstoff zu synthetisieren.
Misslungen ist Haber dennoch sein Versuch, Gold aus Meerwasser zu gewinnen.
Aber Hilfe naht in der hilfreichen Süddeutschen! Allerdings mit einer gleichzeitigen Gefahr für das Grundwasser: 
Der überschüssige Stickstoff wird in Nitrat umgewandelt und sickert ins Grundwasser,
und schon ist alles paletti, bis dann das Nitrat die Trinkwasser führenden Schichten erreicht.


<h2>Verwirrt und verwirrend: (nicht-) chemischer Unsinn</h2>
C4, H5, AR Erkennen Sie's? Das ist Cacodyal. Eine nette kleine chemische Verbindung. Wenn man sie Sauerstoff aussetzt, 
verwandelt sie 
sich sofort in weißes Arsen, das, wie Sie eventuell zufällig wissen, die zauberhafte Eigenschaft hat, binnen Sekunden den Tod herbeizuführen. 
Das waren zwei Schnipsel aus dem “Froschkönig” von Adam Davies, gelesen von HR.
Sie kennen Bill Haley, die “rock and roll”-Legende. Klar doch. Aber nicht als Charismatiker, sagen Dieter Paul, die Potsdamer Neuesten Nachrichten und andere, sondern 
als Chefchemiker des Rock'n'Roll wird Bill Haley in die Geschichte eingehen. 
Vielleicht war Haley nur der Chefchemiker, weil er Guarana genutzt hat. Das Zeug wächst, wie Kaffee, in den Tropen. Deswegen ist um so unverständlicher, was <a href="https://guaranaweb.de" target="_blank">guaranaweb.de</a> schreibt: 
die Wirkung eines Aufputschmittels — allerdings gilt es im Vergleich zu Koffein als wesentlich verträglicher, da es rein pflanzlich ist.
Reüssieren wird jede Frau mit der Loqi Reusable Bag. Eva Wille hat diese Wahnsinnstasche in Vogue entdeckt. Eine Tasche 
Stark, treu, umweltfreundlich und wiederverwendbar (!). Das alles ohne Chemie. Extrem stabil wasserdicht und waschbar.
Ist doch toll, eine Tasche mehrmals füllen und noch mit ohne Chemie. Und mit ohne Sinn.
Erstaunlich Unsinniges berichtet auch Die Zeit an Hartwig Hagenguth. Der Vorschlag: Man nehme polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und ein Stück Kunststoff und schwuppdiwupp, aber lesen Sie selbst: 
In den Regenstiefeln von Tschibo fanden die Tester Weichmacher — sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Sie machen aus einem spröden Stück Kunststoff einen geschmeidigen Kinderstiefel.
Ist das nicht zauberhaft? Und das, obwohl die Zeitung von PAK wenig hält, denn PAK sind ein 
Zeichen „für billigste Kunststoffproduktion”︁. Sie stammen in der Regel aus Teeröl, also einem Abfallprodukt in Erdölraffinerien.
Völlig richtig liegt dagegen der Focus, der einen Roten Zwergstern beschreibt:
Seine Sonne umkreist er in 390 Millionen Kilometer Distanz. Deshalb liegt seine Oberflächentemperatur bei minus 220 Grad Celsius. Für Leben ist dies wohl zu kalt.
Wohl wahr.
Eher in die Welt der Biologen gehört ein einfaches Rezept, mit dem eine Leserin der FR Ebola beendet:
Bei 100 Grad Celsius ist Ebola bereits nach fünf Minuten inaktiviert. Um weitere Ansteckungen zu verhindern und die Ausbreitung der Epidemie zu stoppen, sind lediglich Saunabesuche nötig.
(Das ist so doof wie jener Frankfurter, der eine Bombe plante, dazu Unmengen Zündholzköpfchen abschabte und das ganze Zeug dann im Küchenmixer pulverisieren wollte. Es flog ihm mitsamt der Küche umgehend um die eigenen Ohren.)
Und auch das Folgende ist nur doof, aber keine Chemie, höchstens eine Marknische für die Druckfarbenhersteller: 
Weil die Barcodes auf Produkten negative Energien bündeln und beispielsweise die Säfte aus Demeterbetrieben verschlechtern, drucken Rabenhorst et al. jetzt einen zusätzlichen Querstrich auf das Muster. Der neutralisiert die bösen Kräfte.


<h2>Nicht ganz: alles im Griff</h2>
Das Polizeipräsidium Nordhessen erfreut uns, wenn es auch um einen kleinen Unfall geht, durch gekonnte Sprachverwendung:
Durch ein unkontrolliert explodierendes Laborat im Chemieunterricht …
Kurzes erzählerisches Zwischenspiel frei nach Rainer Langenstraßen und mit dem O-Ton der Berliner Zeitung: Ein Wachmann riecht Nagellack im Labor. Feuerwehrspezialisten in Vollschutzanzügen stellen einige zerbrochene Flaschen sicher. Es stinkt. Es ist Acetonitril. Die Säure wird entsorgt.
Anlässlich eines Unfalls mit Aluminiumphosphid warf Knut Kessel einen Blick ins Internet. <a href="https://kalaydo.de" target="_blank">kalaydo.de</a> versprach den Stoff neu, aber auch gebraucht zu verkaufen. (Eine wässrige Al-Hydroxidsuspenion im Glas und dazu eine Sprühflasche mit Phosphin?) Während <a href="https://amazon.de" target="_blank">amazon.de</a> den Detia Wühlmaus Killer 250 G unter Spielzeug rubriziert, bietet auch <a href="https://quoka.de" target="_blank">quoka.de</a> “Karbid Maulwurf Pflanzen &amp; Garten” gebraucht an.


<h2>Auch nett</h2>
Eine DNA-Helix, die nicht nur aus den klassischen vier Basen A, C, G, T besteht, sondern aus die fünfte natürliche Base, das C mit Methylgrippe eingebaut bekommt …
(Die FAZ schreibt genau so für den grippefreien Felix Rudolphi.)
Hochgeschätzte Chemiker werden jetzt wohl, findet Erhard Haupt, in der Angewandten mit dem Titel h. m. “his majesty” geehrt:


<h2>Das gab's auch noch</h2>
Da flog die Maschine der Malaysia Airlines ins Unglück. Und zwar, titelt die FR,
bis der Treibstoff leer war.
Eine Überschrift, schwach wie eine Flasche leer; ich habe fertich.


<h2>Da heulen die Sirenen</h2>
Der Chemielehrer in Laichlingen alarmiert die Feuerwehr. Die Feuerwehr kommt. Vier Löschzüge mit “rund 70 Einsatzkräften”. Stadtalarm, die Sirenen laufen. Alle Schüler verlassen das Gebäude. Drei Kinder klagen über Kratzen im Hals und werden “ebenso von Sanitätern betreut wie fünf Mitschüler, die sich wegen der Evakuierung und den vielen Einsatzkräften erschraken und Kreislaufprobleme” bekamen. Die Feuerwehr bricht in roten Spezialanzügen durch ein Fenster in den Chemieraum ein und verteilt Bindemittel. Das funktioniert wie Katzenstreu. “Entspannt und übersichtlich” sei die Lage gewesen, sagt der Feuerwehrsprecher. “Wir fanden das eher lustig”, erzählt der Schüler Dustin.
Dem Lehrer war ein Fläschchen mit 250 mL Schwefelsäure auf den Boden gefallen und zersprungen und die Säure “benetzte Schuhe und Hose. Es geht ihm aber gut, er kann schon wieder lachen”, sagte eine Polizistin.
 Von Hans Lautenschläger und dem Kölner Stadtanzeiger; nacherzählt von Ernst Guggolz
PS: Fast das Gleiche könnte Christian Hubrich aus Bonn und dem Generalanzeiger berichten. Nur mit Salpetersäure. Großes Kino!


<h2>Richtig notduschen</h2>
Notduschen sind bisher keineswegs dazu ausgelegt, ätzende, giftige oder sonst irgendwie unangenehme und gefährliche Substanzen vom Körper zu waschen. Sie eignen sich nur dazu, brennende Kleidung zu löschen. Das lernen wir vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik, Umsicht. Das Institut untersuchte, wie der Duschkopf einer Notdusche in einem Chemielabor aussehen sollte, um Substanzen unterschiedlicher Viskosität von einem Körper abzuwaschen. 15 Duschköpfe mit Fließgeschwindigkeiten von 20 bis 110 Litern pro Sekunde haben die Sicherheitsforscher in eine Notdusche eingebaut und eine kontaminierte Schaufensterpuppe damit abgeduscht. Dabei stellte sich heraus, dass eben nicht viel viel hilft — der Duschkopf mit der stärksten Strömung war nicht besser als solche, aus denen das Wasser schwächer floss. Auch die Form des Sprühkegels ist unerheblich. Viel wichtiger ist, dass die duschende Person die betroffenen Körperteile unter den Wasserstrahl hält.
Frauke Zbikowski

Ganz genau getankt

Überprüfung Ihres Anmeldestatus ...