Industrie & Technik

<h2>Chemieparks sichern</h2><p>Wie stadtverträglich Chemiestandorte sind und wie sich bei Störfällen Gefahren abwehren lassen, sind Themen der 17. Euroforum Jahrestagung Chemie- und Industrieparks. Vom 29. November bis zum 1. Dezember diskutieren die Referenten und Teilnehmer in Frankfurt Sicherheits-, Energie- und Digitalisierungsprobleme sowie das Verhältnis von Infrastrukturgesellschaften und Ansiedlern.</p><p>Beim Spezialtag am 29. November zeigt Jan Wolter, Geschäftsführer beim Bundesverband Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft, ASW, Bedrohungszenarien, Schutzmaßnahmen und rechtliche Vorgaben. Ein Thema wird eine relativ neue Betrugsmasche sein: Die Betrüger geben sich per E-Mail und Telefon als Unternehmenschefs aus und lassen sich Millionen auf ihr Konto überweisen.</p><p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.euroforum.de/chemieparks" target="_blank">www.euroforum.de/chemieparks</a></ext-link></p><h2>Chemieanlagenindex</h2><p>Investitionskosten für Projekte in der chemisch-pharmazeutischen Industrie lassen sich mit dem Chemieanlagenindex schätzen. Der Index des Processnet-Arbeitsausschusses „Cost Engineering“ berücksichtigt den aktuellen Warenkorb für Chemieanlagen und legt ein Wägungsschema zugrunde. Dafür wurde das Planungspaket einer durchschnittlichen Chemieanlage monetär bewertet und jedem Element des Warenkorbs ein Preisindex des Statistischen Bundesamts zugeordnet. Unternehmen können den Index ihren Bedürfnissen anpassen.</p><p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://processnet.org/pcd.html" target="_blank">http://processnet.org/pcd.html</a></ext-link></p><h2>Weltchemiereport</h2><p>Der „World Chemistry Report“ des Verbands der Chemischen Industrie zeigt die Entwicklung der chemischen und pharmazeutischen Produktion in 16 Ländern, sechs Regionen und der Welt als Ganzes. Der Bericht ist in englischer Sprache verfasst. MB</p><h2>Maschinenbau: starke Nachfrage</h2><p>Die deutschen Maschinenbauer erhielten im ersten Halbjahr 2017 4 % mehr Bestellungen als im Vorjahr. Die Nachfragen aus dem Ausland, vor allem aus Euro-Ländern stiegen dabei um 5 %. Die Produktion stieg von Januar bis Mai um 3,5 %, die Exporte um 4,1 %. Der Branchenverband VDMA erwartet für das Gesamtjahr eine um 3 % steigende Maschinenproduktion. CS</p>

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Infrastruktur und Produktion für und von Chemie

Chemieparks sichernWie stadtverträglich Chemiestandorte sind und wie sich bei Störfällen Gefahren abwehren lassen, sind Themen der 17. Euroforum Jahrestagung Chemie- und Industrieparks. Vom 29. November bis zum 1. Dezember diskutieren die Referenten und Teilnehmer in Frankfurt Sicherheits-, Energ...

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<p>Titandioxid ist nach Römpp „ein chemisch, mechanisch und thermisch sehr stabiles, weißes, amorphes, geschmack- und geruchloses Pulver“. Es ist nur in heißer konzentrierter Schwefelsäure, Flusssäure und geschmolzenen Alkalimetallhydroxiden und -carbonaten löslich. Mit Wasserstoff, Kohlenstoff und Erdalkalien reagiert TiO<sub>2</sub> nur bei höheren Temperaturen, heftig dagegen mit Lithium.</p><p>Etwa 6 Millionen Tonnen Titandioxid entstehen pro Jahr aus den Rohstoffen Ilmenit, Rutil und Titanschlacke, etwa 60 Prozent davon dienen der Pigmentherstellung. Sonstige Endprodukte sind zu 28 Prozent synthetisches Rutil und Titanschlacke sowie zu 11 Prozent technisch reines Titan, elektrische Leiter und chemische Zwischenprodukte.</p><p>In Deutschland produzieren drei Hersteller an fünf Standorten mit mehr als 480 000 Tonnen Gesamtkapazität überwiegend pigmentäres TiO<sub>2</sub>. Deutschland ist hierbei nach den USA und China drittgrößter Produzent.</p><p>54 Prozent der TiO<sub>2</sub>-Pigmente gehen in Farben und Lacke, gefolgt von Kunststoffen (25 Prozent) und Papier (11 Prozent). Farben und Lacke bestehen bis zu 55 Prozent aus TiO<sub>2</sub>. Von den 2328 Farbtönen des RAL-Farbsystems sind nur 119 (5 Prozent) ohne dieses Weißpigment hergestellt.</p><p>Weitere Anwendungen der Pigmente sind: als Füllstoff etwa in kosmetischen und pharmazeutischen Produkten sowie als UV-Schutz in Sonnenschutzprodukten.</p><h2>Echa und Titandioxid</h2><p>Die Echa-Kategorien für die Gefahrenklasse Karzinogenität umfassen drei Stufen: 1A – nachgewiesene Wirkung, 1B – vermutete Wirkung, 2 – Verdacht auf eine Wirkung. Andere Gefahrenklassen nutzen weitere Kategorien, darunter die Akute Toxizität, die bis zur Kategorie 4 geht und den Kategorien statt eines Textes Grenzwerte zuordnet, die etwa auf LD<sub>50</sub>- oder Schätzwerten beruhen. Grundsätzlich gilt bei den Kategorien: je höher die Ziffer, desto geringer die Gefahr.</p><p>Daten zu TiO<sub>2</sub>: EG 236–675–5; CAS 13463–67–7; Arbeitsplatzgrenzwerte: 10 mg·m<sup>–3</sup> bezogen auf die einatembare und 1,25 mg·m<sup>–3</sup> bezogen auf die alveolengängige Fraktion; Weißpigment C.I. 77891; Lebensmittelfarbstoff E 171.</p><h2>Die Echa empfiehlt</h2><p>Der Risikobewertungsausschuss der europäischen Chemikalienagentur Echa schlägt vor, Titandioxid als Stoff zu klassifizieren, der im Verdacht steht, nach Einatmen Krebs zu verursachen: Kategorie 2 der Gefahrenklasse Karzinogenität (Kasten). Der Ausschuss beurteilte das karzinogene Potenzial von Titandioxid nach den Kriterien der Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen (CLP-Verordnung). Die Einstufung beruhe ausschließlich auf den Gefährdungseigenschaften des Stoffs. Sie berücksichtigt weder, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Mensch mit dem Stoff in Berührung kommt, noch die Risiken einer solchen Exposition.</p><p>Basis der Diskussionen über Titandioxid ist ein Vorschlag der französischen Behörde für Nahrungsmittelsicherheit, Umwelt und Arbeitsschutz. Ihrer Ansicht nach gehört TiO<sub>2</sub> in die Kategorie 1B – vermutete kanzerogene Wirkung nach Einatmen. Dies schließt die mögliche Aufnahme in die Reach-Kandidatenliste besonders besorgniserregender Stoffe ein. Diese CLP-Einstufung hätte auch solche Bereiche betroffen, in denen niemand TiO<sub>2</sub> einatmen kann.</p><p>Der Risikobewertungsausschuss empfahl nach der öffentlichen Kommentierungsphase auf der Echa-Website eine Einstufung in die harmlosere Kategorie 2 – Verdacht auf Wirkung. Der Ausschuss berücksichtigte dabei ausschließlich naturwissenschaftliche Daten und gibt seine Empfehlung voraussichtlich im Herbst an den Reach-Regelungsausschuss.</p><h2>Industriestandpunkte</h2><p>Für Gerd Romanowski, den Geschäftsführer Technik und Umwelt des Verbands der chemischen Industrie, ist die Bewertung „aus toxikologischer Sicht nicht nachvollziehbar“, und sie verunsichere die Verbraucher. Romanowski bemängelt – wie viele Kritiker der Einstufungsempfehlung –, dass sich der französische Vorschlag auf 20 Jahre alte Studien an Ratten stützt. Die Tiere hatten Konzentrationen an Titandioxidstäuben inhaliert, die bis zu 200-fach über dem Arbeitsplatzgrenzwert liegen, der für die alveolengängige Staubfraktion gilt. Dies führte zu Lungenüberladungen mit Staubpartikeln. Ergebnisse aus derartigen Rattenstudien seien nicht auf Menschen übertragbar, sagt Romanowski. Auch epidemiologische Studien hätten keinen Zusammenhang zwischen der Exposition mit Titandioxidstaub am Arbeitsplatz und einem Krebsrisiko gezeigt. Zudem habe die Einstufung gravierende Auswirkungen auf die Industrie.</p><p>92 Unternehmen des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie unterschrieben ein Memorandum, um sich gegen die „Stigmatisierung von Titandioxid“ zu wehren. Heike Liewald, Geschäftsführerin des Verbands der Mineralfarbenindustrie, sieht die Diskussion um die Einstufung von Titandioxid als Präzedenzfall, der Auswirkungen auf eine allgemeine Einstufung weiterer partikulärer Stoffe als krebserzeugend haben könnte. Beide Verbände gemeinsam haben die „Initiative pro Titandioxid“ ins Leben gerufen, um über diesen Rohstoff aufzuklären.</p><p>Noch bevor der Risikobewertungsausschuss seine Empfehlung zur Einstufung von Titandioxid veröffentlichte, schrieb der Bund der deutschen Industrie (BDI) in einem Positionspapier: „Der vorgelegte Vorschlag [der französischen Behörde] ist aus toxikologischer Sicht nicht sachgerecht. Von einer Einstufung ist deshalb abzusehen.“ Die bestehende Gesetzgebung biete ausreichend Sicherheit, und eine Einstufung würde rechtliche Probleme verursachen, statt den Gesundheits- und Umweltschutz zu verbessern. Die Einstufung führe überdies zu unverhältnismäßigen Eingriffen in die in Deutschland grundrechtlich geschützte wirtschaftliche Betätigungsfreiheit. Eine entsprechende Entscheidung der EU-Kommission wäre nach Ansicht des BDI rechtswidrig.</p><h2>Wie es weitergeht</h2><p>Der Risikobewertungsausschuss will seine Empfehlung vom Juni wie üblich redaktionell überarbeiten und diesen Herbst an den Reach-Regelungsausschuss geben. Dieser Ausschuss bezieht dann auch sozioökonomische Daten ein und entscheidet voraussichtlich im kommenden Jahr, ob und wie TiO<sub>2</sub> einzustufen ist.</p><p>Maren Bulmahn ist Redakteurin der Nachrichten aus der Chemie.</p>

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