Inhalt


<h2>725 <i>Leitartikel</i></h2>
<p>Die kreative Kraft</p>
<p><i>W. Koch</i></p>


<h2>Magazin</h2>


<h2>734<i> Polymerchemie</i></h2>
<p>Ordentlich dynamisch: Supramolekulare Polymere</p>
<p><i>F. Herbst, M. Schulz, W. H. Binder</i></p>
<p>Polymere mit dynamischen Eigenschaften sind gute Kandidaten für den Werkstoff der Zukunft.</p>


<h2>740 <i>Vulkanasche</i></h2>
<p>Lähmendes Halbwissen</p>
<p><i>B. Osterath</i></p>
<p>Um nach einem Vulkanausbruch die richtigen Entscheidungen für die Luftfahrt zu treffen, müssen Wissenschaftler schnell und zuverlässig Aschewolken vermessen.</p>


<h2>744 <i>Lithiumorganyle</i></h2>
<p>Zwischen Ästhetik und Verständnis</p>
<p><i>V. H. Gessner, C. Strohmann</i></p>
<p>Ob Tetramer oder Dimer, unsymmetrisches oder gemischtes Aggregat: Die Strukturvielfalt von Lithiumorganylen ist nahezu unbegrenzt und enthüllt immer wieder neue Facetten.</p>


<h2>748 <i>Rohstoffe</i></h2>
<p>Ein Wald voller Möglichkeiten</p>
<p><i>A. Müller</i></p>
<p>Eine Bioraffinerie-Pilotanlage soll in Leuna eine Tonne Holzhackschnitzel wöchentlich verarbeiten.</p>


<h2>751 <i>Geochemische Analytik</i></h2>
<p>Endstation Tonstein?</p>
<p><i>R. Kautenburger</i></p>
<p>Ob sich Ton als Wirtsgestein für ein Endlager für hochradioaktiven Abfall eignet, untersucht ein Verbundprojekt.</p>


<h2>757 <i>Gesetzgebung</i></h2>
<p>Reach braucht eine neue Toxikologie</p>
<p><i>E. L. Gärtner</i></p>


<h2>759 <i>Chemiegeschichte</i></h2>
<p>Der zerrissene Mensch und unser geteiltes Gedächtnis</p>
<p><i>F. Kuschel, H. Ringsdorf</i></p>
<p>Wie historische Ereignisse Menschen treffen, zeigt das Schicksal des Chemikers Siegfried Hoffmann (1930 — 2008).</p>


<h2>Blickpunkt</h2>


<h2>764 <i>Synthese</i></h2>
<p>Unglaublich chemoselektiv: Modifikation nativer Proteine</p>
<p><i>T. Harschneck, S. F. Kirsch</i></p>


<h2>769 <i>Biowissenschaften</i></h2>
<p>Identische Gene, verschiedene Schicksale?</p>
<p><i>M. Groß</i></p>


<h2>772 <i>Chemie und Computer</i></h2>
<p>Durchblick im Treffer-Dschungel</p>
<p><i>B. Lippold</i></p>


<h2>774 <i>Chemiewirtschaft</i></h2>
<p>Komplexitätsmanagement — transparent und essenziell</p>
<p><i>M. Hübel</i></p>


<h2>776 Thomas Seuß: Liegt die Würze in der Kürze?</h2>
<p>777 <i>Chemiewirtschaft</i></p>
<p>Bei Reach und Co verschwimmen die Grenzen</p>
<p><i>F. O. Geldsetzer</i></p>


<h2>780 Ein tiefer Blick ins Glas</h2>
<p><i>T. Wizenmann</i></p>


<h2>782 Sauber ins GC/MS</h2>
<p><i>O. Lerch</i></p>


<h2>784 Nukleinsäuren in verschiedenen Probenvolumina</h2>
<p><i>P. Brescia, M. Bruss, P. Banks</i></p>


<h2>786 55 000 Ölproben im Jahr</h2>
<p><i>H.-J. Muhr</i></p>


<h2>788 Konkurrenz fürs Laborbuch</h2>
<p><i>A. Domnich, S. Schöning, D. Bottländer</i></p>


<h2>790 Fürs Laboratorium</h2>


<h2>Notizen</h2>
<p>728 <b>Chemie</b></p>
<p>731 <b>Wirtschaft</b></p>
<p>732 <b>Forschung und Bildung</b></p>
<p>733 <b>Ausgeforscht</b></p>


<h2>Journal</h2>
<p>792 <b>Impressum, Interskriptum</b></p>
<p>793 <b>Personalnachrichten</b></p>
<p>800 <b>Korrespondenz</b></p>
<p>802 <b>Rezensionen</b></p>
<p>806 <b>Tagungskalender und Tagungsberichte</b></p>
<p>811 <b>Fortbildungskalender 2010</b></p>
<p>nach 812 <b>Euchems-Newsletter</b></p>
<p><b>Jahresbericht 2009</b></p>
<p>813 <b>Chemiestudiengänge 2009</b></p>
<p>825 <b> Nachrichten</b></p>
<p>833 <b>Mitgliederversammlung</b></p>
<p>835 <b>Die GDCh vor Ort</b></p>


<h2>Karriere</h2>
<p>838 <b>Akademia-Industrie- Austausch</b></p>
<p>841 <b>Wenn ein Chemiestudium nicht das Richtige ist </b></p>
<p>844 <b>Stellenmarkt</b></p>



Artikel

725 Leitartikel Die kreative Kraft W. Koch Magazin 734 Polymerchemie Ordentlich dynamisch: Supramolekulare Polymere F. Herbst, M. Schulz, W. H. Binder Polymere mit dynamischen Eigenschaften sind gute Kandidaten für den Werkstoff der Zukunft. 740 Vulkanasche Lähmendes Halbwissen B. Osterath...

Notizen


<h2>Dialkyl-Chloronium- und Methyl-Kationen</h2>
<p>Haloniumionen sind reaktive Intermediate in der Chemie von Elektrophilen. Stoyanov und Reed et al. haben nun erstmals das Dimethyl- und Diethyl-Chloroniumion in Substanz isoliert und strukturell charakterisiert. So führt die Reaktion der Supersäure H(CHB11Cl11) mit RCl (R = Me, Et) in Dichlormethan in guten Ausbeuten zu farblosen Kristallen des [CHB11Cl11]-Salzes von [(CH3)2Cl]+ (1) und [(C2H5)2Cl]+ (2). In (1) und (2) findet sich ein gewinkeltes C-Cl-C-Gerüst. Dabei ist der C-Cl-Abstand in (1) mit 181 pm um 5 pm kürzer als der berechnete. Erhitzt man (1) auf 140 °C wird CH3Cl eliminiert und es bildet sich reines [CH3]+[CHB11Cl11]— (3), das ab 160 °C sublimiert. (3) ist ein außergewöhnliches Methylierungsreagenz, das aus Lösung nicht einfach zu erhalten ist, da es sogar mit reinen Kohlenwasserstoffen reagiert und mit CH3Cl wieder in (2) übergeht. Ein ähnliches Methylierungsreagenz [(CH3)2B12Cl12] (4) haben auch Knapp et al. strukturell charakterisiert. <i>AS</i></p>


<h2>Biologisch abbaubar</h2>
<p>Die Arbeitsgruppe um Gallivan hat einen Bakterienstamm so umprogrammiert, dass er ein Herbizid abbaut. Die Kombination einer In-vitro- und einer In-vivo-Selektion führt zu einem synthetischen Riboswitch, der die Mobilität der Bakterien in Abhängigkeit von der Gegenwart des Herbizides Atrazin steuert. Der Einbau eines Gens zur Metabolisierung von Atrazin brachte die Bakterien darüber hinaus dazu, das Herbizid abzubauen. <i>MK</i></p>


<h2>Hochgeschwindigkeit in der Rasterkraftmikroskopie</h2>
<p>Hochauflösenden Methoden wie der Elektronenmikroskopie (EM) und der Rasterkraftmikroskopie (AFM) war es bisher verwehrt die Dynamik zellulärer Prozesse abzubilden — entweder aufgrund der Präparationsmethode (EM) oder der begrenzten Aufnahmegeschwindigkeit (AFM). Fantner et al. haben nun ein neuartiges Rasterkraftmikroskop für sehr hohe Abtastraten entwickelt. Der für die Untersuchungen an zellulären Systemen optimierte Messkopf verringert die bisher gängige Abtastrate für ein Bild mit einer Auflösung von einigen Nanometern von mehreren Minuten auf nur noch 13 Sekunden. Die Autoren stellten damit die Kinetik der Wirkung eines antimikrobiellen Peptides (CM15) gegen Escherichia coli erstmals bildlich dar: In einer nur Sekunden bis wenige Minuten andauernden initialen Phase akkumuliert das Peptid zunächst auf den Bakterien, bevor es dann in der zweiten Phase in weniger als einer Minute die Bakterien abtötet. <i>JA</i></p>


<h2>Neue Tricks mit alter Chemie</h2>
<p>Die Löslichkeit von Polymeren mit Spiropyraneinheiten in der Seitenkette ist aufgrund der Spiropyran-Merocyanin-Umlagerung und dem damit einhergehenden Auftreten von Ladungen photoschaltbar. Diesen Effekt hat die Gruppe um Shimomura zur Fixierung eines aus Chloroform hergestellten, wabenförmig vorstrukturierten Films genutzt. Die belichteten Stellen behalten im Chloroformdampf ihre Struktur, während die nicht belichteten Stellen ausgewaschen werden. Solche wabenförmigen Strukturen eignen sich für photonische Kristalle, Wellenleiter oder mikrofluidische Baugruppen. <i>OW</i></p>


<h2>Dipolare Kollisionen im Quantenregime</h2>
<p>Forscher vom National Institute of Standards and Technology, Boulder/USA, haben die Anisotropie der Wechselwirkung ultrakalter KRb-Moleküle untersucht. Sie verglichen die Kollisionseigenschaften der Moleküle mit und ohne angelegte elektrische Felder: Moleküle, die feldfrei und daher unpolar sind, zeigen isotrope Stoßeigenschaften, während die Polarisation der Moleküle durch ein angelegtes elektrisches Feld zu einem deutlichen Unterschied von Kopf-zu-Fuß- und Seite-zu-Seite-Kollisionen führt. Dies verdeutlichten die berechneten Hyperpotenzialflächen, welche die Ergebnisse simulierten (Abbildung). Kollisionen ohne externe elektrisches Feld zeigen eine winkelunabgängige Zentrifugalbarriere (oben). Im Fall eines angelegten elektrischen Felds (unten) wird die starke Winkelabhängigkeit der Reaktion deutlich . <i>JK</i></p>


<h2>Pilotstudie zum Proteinabbau</h2>
<p>Ein neues System zum chemisch induzierten, gezielten Proteinabbau hat die Arbeitsgruppe von Hashimoto entwickelt. Sie stellte dazu Hybridmoleküle her, die sowohl an die zelluläre Ubiquitin-Ligase cIAP1 als auch an das abzubauende Protein binden; der entstehende ternäre Komplex induziert dann eine Ubiquitinierung des abzubauenden Proteins: Dadurch lässt sich dieses anschließend vom zellulären Proteolysesystem abspalten. In einer Pilotstudie zeigen die Autoren nun den Abbau der Proteine CRABP-I und II in lebenden Zellen. Dazu synthetisierten sie ein Hybridmolekül bestehend aus dem cIAP1-Binder Methylbestatin und dem CRABP-Liganden Retinsäure. Gegenüber ähnlichen Systemen hat der neue Ansatz den Vorteil, dass sich die Zellgängigkeit verbessert und sich somit die Anwendbarkeit für chemisch-biologische Studien erweitert. <i>MK</i></p>


<h2>C-C-Verknüpfung mit N-Allylhydrazonen</h2>
<p>Zum Aufbau von C-C-Bindungen dienen normalerweise Kupplungsreaktionen. Thomson und Mitarbeiter berichten nun über eine thermische C-C-Einfachbindungsknüpfung ausgehend von Carbonylverbindungen und Allylhydrazinen. Die Kondensation zu den entsprechenden Hydrazonen (1) erfolgt in hohen Ausbeuten. Diese reagieren dann in Gegenwart katalytischer Mengen Triflimid in einer Diaza-Cope-Umlagerung unter Abspaltung von Stickstoff, Kohlendioxid und Isobuten in guten Ausbeuten und E-Selektivitäten mit guter Toleranz funktioneller Gruppen zu den Olefinen (2). <i>UJ</i></p>


<h2>Automatisierte Kristallographie</h2>
<p>Die Automatisierung erreicht jetzt auch die Kristallstrukturanalyse. So beschreiben Slawin, Woolins et al. das erste Diffraktometer mit vollautomatischer Zentrierung, Datensammlung und Strukturlösung. Als Testsubstanz verwendeten sie Ammoniumtartrat [NH4][C4H5O6]. Die bei der Strukturlösung erhaltenen R-Werte (5 bis 8 %) sind zwar noch verbesserungswürdig (in Routineuntersuchungen sind bis zu 4 % erreichbar), lassen aber bei einfachen Verbindungen eine Automatisierung möglich erscheinen.</p>
<p>Die Autoren stellten zudem die Bestimmung der absoluten Konfiguration vieler E2Ph2-Kristalle (E = S, Se, Te) eines Kristallisationsansatzes als mögliche Anwendung vor. Dabei fanden sie, dass sich bei E = Se und Te Kristalle eines Enantiomers bevorzugt bilden; es findet also eine autokatalytische Kristallisation statt. Automatisiert könnte die Kristallographie somit auch als Analyseinstrument in Screeninguntersuchungen eingesetzt werden. Es ist allerdings fraglich, ob komplexere Strukturlösungen — beispielsweise bei Fehlordnungen — möglich sind. <i>AS</i></p>


<h2>DNA-Replikation live</h2>
<p>Der Gruppe von Leake aus Oxford hat mit Einzelmolekül-Fluoreszenzmikroskopie erstmals die DNA-Replikation in lebenden Bakterien der Art Escherichia coli in Echtzeit verfolgt. Die Autoren untersuchten zehn der beteiligten Proteine, die jeweils als YPet-Fusionsproteine exprimiert wurden, und leiteten aus den Ergebnissen Stöchiometrie und Architektur des Replikationskomplexes ab. Im Gegensatz zu den in Lehrbüchern angegeben zwei Molekülen fanden sich drei Moleküle Polymerase III im Komplex. Diese sind assoziiert mit drei Molekülen der ?-Untereinheit des DNA-Klammerbeladungskomplexes (clamp loader), zwei bis drei Molekülen der gleitenden DNA-Klammer (sliding clamps) und fünf bis elf Tetrameren des Einzelstrangbindeproteins (SSB). Es ist zu erwarten, dass die vorgestellte Einzelmolekülmethode Einblicke in die Arbeitsweise von molekularen Maschinen in der lebenden Zelle ermöglichen wird. <i>JA</i></p>


<h2>pH-schaltbare Oberfläche</h2>
<p>Durch pfropfen von Poly(2-(dialkylamino)-ethyl-methacrylat) auf einen vorstrukturierten Siliciumwafer haben Stratakis et al. eine Oberfläche dargestellt, die sich pH-abhängig von superhydrophil nach superhydrophob schalten lässt. Der Wechsel mit einem Kontaktwinkelunterschied von etwa 150° erfolgt durch Konditionierung des Polymerfilms bei pH 2,5 und 8 und ist mehrfach reversibel. Maßgeblich für das Erreichen der extremen Kontaktwinkel von &lt;5° und &gt;150° ist dabei die Strukturierung, da das Polymer auf einem flachen Substrat nur zwischen etwa 60° und 90° schaltet. Da die Oberfläche im superhydrophilen Zustand kationisch ist, kann sie gut mit biologischen Strukturen wechselwirken. <i>OW</i></p>


<h2>Photostabilität des Lebens</h2>
<p>Sobolewski und Domcke haben zu den molekularen Mechanismen der Photostabilität des Lebens einen Sonderband von Phys. Chem. Chem. Phys. zusammengestellt: Sein Thema sind die Fortschritte im Verständnis von Struktur und Dynamik der Bausteine des Lebens, vor allem von DNA-Basen und -Basenpaaren, Aminosäuren, Peptiden und Zuckern. Die vorgestellten Arbeiten zeigen, dass diese fundamentalen Bausteine extrem effiziente Deaktivierungsmechanismen besitzen, um UV-Strahlenschäden durch ultraschnelle strahlungslose Zerfallsmechanismen zu verhindern. <i>JK</i></p>


<h2>Sialylierung in Pflanzen</h2>
<p>Die Arbeitsgruppe um Steinkeller hat den gesamten Biosyntheseweg für die posttranslationale Modifikation von Proteinglycostrukturen mit Sialinsäuren in die Tabakpflanze Nicotiana benthamiana integriert. Endständige Sialinsäuren beeinflussen massiv die korrekte biologische Funktion vieler therapeutischer Proteine, zum Beispiel Antikörper. Sialylierte N-Glycane kommen in Pflanzen jedoch nicht vor. Um dieses attraktive Expressionssystem auch für menschliche Proteine zu nutzen, klonierten die Autoren die entsprechenden humanen Gene für die Biosynthese, die Aktivierung, den Transport und den finalen Transfer von N-Acetyl-Neuraminsäure auf die terminale Galactose in N. benthamiana. Alle sechs benötigten Proteine wurden von der Pflanze überexprimiert und führten zur korrekten Sialylierung eines Modellantikörpers. Das neu etablierte System macht somit die kostengünstige Expression korrekt glycosilierter menschlicher Proteine in Pflanzen möglich . <i>JA</i></p>


<h2>Hohle Nanostrukturen von Cu2O</h2>
<p> An Cu2O zeigen Yang et al., dass oxidatives Ätzen zusammen mit Templatierung zu definierten Strukturen — nämlich hohlen Käfigen und hohlen Gerüsten — führen kann. Dafür nehmen sie einen zweistufigen Prozess an: Zunächst reduziert Glucose CuII-Citrat zu CuI; dabei werden die Partikelecken gekappt. Als nächstes wird unter Sauerstoffdruck das Citrat oxidativ entfernt, wodurch die Hohlstruktur entsteht. Ein besonderes Merkmal der Cu2O-Hohlstrukturen sind die fehlenden sechs {100}-Flächen, stattdessen entsprechen die Strukturen acht hexagonalen {111}-Flächen. Die Autoren erwarten, dass diese katalytisch aktiver sind als {100}-Flächen. <i>KMB</i></p>
<p><i>Jörg Andrä, Borstel</i></p>
<p><i>Ullrich Jahn, Prag</i></p>
<p><i>Markus Kaiser, Essen</i></p>
<p><i>Jochen Küpper, Berlin</i></p>
<p><i>Klaus Müller-Buschbaum, Würzburg</i></p>
<p><i>Andreas Schnepf, Karlsruhe</i></p>
<p><i>Oliver Weichold, Aachen</i></p>
<p><i>Hier stellen die Nachrichten die Autoren der Chemienotizen vor:</i></p>
<p><i>Ullrich Jahn ist Forschungsgruppenleiter am Institut für Organische Chemie und Biochemie der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Prag. Seine Gruppe forscht zur Radikal- und Elektronentransferchemie, an der Katalyse, außerdem entwickelt sie neue Synthesemethoden und Totalsynthesen von Naturstoffen, um biologische Probleme zu lösen. Er ist seit dem Jahr 2005 Autor für die Chemienotizen.</i></p>


<h2>— — — Antitumoraktive Englerine durch Goldkatalyse</h2>
<p>Das Guaian-Sesquiterpen Englerin A (3) ist bereits in nanomolaren Konzentrationen aktiv gegen Nierenkrebszelllinien, gegenüber anderen Zellen besitzt es aber nur eine moderate Aktivität. Die Gruppen um Ma und Echavarren entwickelten unabhängig voneinander die ersten Totalsynthesen von Englerin A. Beide beruhen auf einer goldkatalysierten Tandemcyclisierung entsprechend funktionalisierter 1,6-Enine (1) zum tricyclischen Gerüst (2). Die Totalsynthesen vollendeten Echavarren in 18 Schritten und 7 % Gesamtausbeute sowie Ma in 15 Schritten und 8 % Gesamtausbeute. Christmann und Mitarbeiter hatten Ende 2009 die Totalsynthese des Enantiomers von (3) vorgestellt. <i>UJ</i></p>


<h2>— — — Helicale Silicium-Nanoröhren</h2>
<p>Peng , Lee et al. berichten über nanostrukturiertes Silicium mit definierter Lochstruktur, das sich als Solarzellenmaterial eignet und dessen Nanostrukturierung über klassische lithographische Verfahren erfolgt. Des weiteren berichten Morito und Yamane über die Synthese von doppelhelicalen Silicium-Mikroröhren, die durch Verdampfen von elementarem Natrium aus der Zintl-Phase NaSi entstehen. Die Röhren besitzen einen Durchmesser von 10 bis 50 µm, sind bis zu 2,5 mm lang und bestehen aus kristallinem a-Silicium. Der Synthesetrick besteht in der Verwendung von argonhaltigem NaSi, das unter Argon-Schutzgas entsteht, und dessen Dichte nur 50 bis 60 % der reinen Festphase beträgt. Beim Schmelzen bilden sich Gasblasen und dadurch entstehen die Nanoröhren. Außerdem verringert das Verdampfen des Natriums das Volumen und lässt das elementare Silicium kristallisieren. Dabei fällt die primäre Röhre zur doppelhelicalen Mikroröhre zusammen. <i>AS</i></p>


<h2>— — — Nicht nur hemmen, sondern auch stabilisieren</h2>
<p>Einen niedermolekularen Stabilisators einer Protein-Protein-Interaktion hat die Arbeitsgruppe um Ottmann gefunden. Inspiriert von der bekannten Stabilisierung der Interaktion zwischen dem 14-3-3-Protein und der Protonenpumpe PMA2 durch den Naturstoff Fusicoccin suchten die Autoren in einem Hochdurchsatz-Screening nach niedermolekularen Stabilisatoren. Dabei fanden sie zwei unterschiedliche Substanzklassen, die beide in die 14-3-3/PMA2-Interaktionsgrube im mikromolaren Bereich binden (Abbildung) und so die Spaltöffnung in Pflanzen bewirken — Pyrrolidon 1 (gelb) und Epibestatin (orange). Die Arbeit belegt damit zweierlei: Komplexe Naturstoffe sind unter Erhalt der biologischen Aktivität durch strukturell diverse und einfachere Verbindungen ersetzbar. Zudem bietet auch die Stabilisierung und nicht nur die vielfach verfolgte Hemmung von Protein-Protein-Interaktionen therapeutisches Potenzial. <i>MK</i></p>



<ul>
<ul>
<li>
<sup>1_1 </sup>


<source>J. Am. Chem. Soc., 
2010, 
132, 
4062.

</li>
<li>
<sup>1_2 </sup>


<source>Angew. Chem., 
2010, 
122, 
3616.

</li>
<li>
<sup>1_3 </sup>


<source>Nat. Chem. Biol., 
2010, 
6, 
464.

</li>
<li>
<sup>1_4 </sup>


<source>Nat. Nanotechnol., 
2010, 
5, 
280.

</li>
<li>
<sup>1_5 </sup>


<source>Chem. Commun., 
2010, 
46, 
3970.

</li>
<li>
<sup>1_6 </sup>


<source>Nature, 
2010, 
464, 
1324.

</li>
<li>
<sup>1_7 </sup>


<source>J. Am. Chem. Soc., 
2010, 
132, 
5820.

</li>
<li>
<sup>1_8 </sup>


<source>Nat. Chem., 
2010, 
2, 
294.

</li>
<li>
<sup>1_9 </sup>


<source>J. Am. Chem. Soc., 
2010, 
132, 
5799.

</li>
<li>
<sup>1_10 </sup>


<source>Science, 
2010, 
328, 
498.

</li>
<li>
<sup>1_11 </sup>


<source>Chem. Commun., 
2010, 
46, 
4136.

</li>
<li>
<sup>1_12 </sup>


<source>Phys. Chem. Chem. Phys., 
2010, 
12, 
4897.

</li>
<li>
<sup>1_13 </sup>


<source>J. Biol. Chem., 
2010, 
285, 
15923.

</li>
<li>
<sup>1_14 </sup>


<source>Angew. Chem., 
2010, 
122, 
4378.

</li>
</ul>
<ul>
<li>
<sup>2_1 </sup>


<source>Angew. Chem., 
2010, 
122, 
3591 ibid.3595.

</li>
<li>
<sup>2_2 </sup>


<source>Angew. Chem., 
2009, 
121, 
9269.

</li>
</ul>
<ul>
<li>
<sup>3_1 </sup>


<source>J. Am. Chem. Soc., 
2010, 
132, 
6872.

</li>
<li>
<sup>3_2 </sup>


<source>[Angew. Chem., 
2010, 
122, 
3720.

</li>
</ul>
<ul>
<li>
<sup>4_1 </sup>


<source>Angew. Chem., 
2010, 
122, 
4223.

</li>
</ul>
</ul>


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740 Vulkanasche

744 Lithiumorganyle

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