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<h2>Das periodische System (oder so)</h2><p>So schnell kann es gehen: Da fordere ich im letzten Interskriptum, die Elemente lieben zu lernen. Und schon muss ich überrascht zur Kenntnis nehmen, dass die Elemente bereits so beliebt sind wie kaum etwas anderes.</p><p>Was war passiert? Am 4. Januar veröffentlicht Spiegel Online den Beitrag „Chemiker ergänzen Periodensystem um vier Elemente“. Konkret geht es darum, dass die Iupac – die International Union of Pure and Applied Chemistry – bestätigt, dass die Elemente 113, 115, 117 und 118 tatsächlich existier(t)en, und die Entdeckerinstitutionen nun einlädt, sich Namen und Elementsymbole auszudenken.</p><p>Zwei Tage nach Erscheinen haben 138 Leser diesen Beitrag kommentiert. 138! Dagegen wollten sich im gleichen Zeitraum nur 87 Kommentatoren über den Besuch der Kanzlerin bei der CSU in Wildbad Kreuth auslassen.</p><p>Wer hätte gedacht, dass so kurzlebige Elemente ein solches Empörungspotenzial besitzen? Zumindest für iffelsine. Sie schreibt: „Die neuen Elemente kommen in der Natur nicht vor? Und sind Zerfallsprodukte – ausgelöst durch technische Einflussnahme? Dann haben sie im Periodensystem auch nichts verloren!“ Alle drei Sätze enthalten übrigens falsche Aussagen – ja, auch Statement Eins, zumindest, wenn man wie Forist wdiwdi Sternexplosionen mit hohem Neutronenfluss als Natur definiert.</p><p>Unterstützung erhält iffelsine dagegen von jeanlucng: „Vielleicht sollte man auch ein Alnatura-Siegel für das alternative PSE einführen: PSE-bio und PSE-künstlich.“ Ironiefrei dagegen cscholz: „Ich hoffe sehr, Sie brauchen niemals eine Herzuntersuchung, für die man Technetium verwendet. Dieses Element kommt nämlich nicht in der Natur vor, ist aber trotzdem im Periodensystem.“ Chapeau!</p><p>Wir wollen nicht verschweigen, dass es auch Nörgler gibt. Unter der programmatischen Überschrift „...und andere müssen arbeiten...“ (er offensichtlich nicht, denn sonst könnte er ja nicht in einem Internetforum kommentieren) echauffiert sich der Leser L!nk: „Haben die nichts besseres zu tun, als Elemente zu erfinden, die nicht mal eine Sekunde lang halten? Wer bezahlt diesen Unsinn?“ Na, wenn das mal nicht wieder der Steuerzahler ist ...</p><p>Die Verschwörungstheoretiker sind sowieso präsent. „Wieso wird hier nicht die Wahrheit gesagt? Die Periodentabelle heißt eigentlich Mendeleev Tabelle [sic!], genannt nach dem russischem Forscher Mendeleev, der diese Tabelle einst erstellt hat,“ schreibt – o Wunder? – der User o-putin. Nachtmahr79 kontert: „Stimmt ja gar nicht, sie heißt natürlich Meyer-Tabelle, nach dem deutschen Forscher Lothar Meyer, der diese Tabelle einst erstellt hat!“</p><p>Und klar, wer meldet sich immer bei einer Forumsdiskussion zu Wort? Der Besserwisser, hier in Gestalt von rathat: „Einem Wissenschaftsjournalisten sollte eigentlich bekannt sein, dass das Periodensystem der Elemente nicht in Zeilen und Spalten, sondern in Haupt- und Nebengruppen sowie die namensgebenden Perioden aufgeteilt ist.“</p><p>Gut, dass es den Nochbesserwisser gibt. In unserem Fall ist das wieder wdiwdi (Sie erinnern sich: Sternexplosionen mit hohem Neutronenfluss ...). Er schreibt: „Die Iupac-Nomenklatur verwendet row und column sowie group 1–18 (plus lanthanides/actinides). Alles andere ist veraltet und Nostalgie. Haupt-/Nebengruppe wird seit 1990 nicht mehr als korrekte Nomenklatur angesehen und sollte von Fachzeitschriften, Lehrbüchern und wissenschaftlichen Foren nicht mehr verwendet werden.“ Hätten Sie‘s gewusst?</p><p>Ihr Christian Remenyi</p>

Meinungsbeitrag

Interskriptum

Das periodische System (oder so)So schnell kann es gehen: Da fordere ich im letzten Interskriptum, die Elemente lieben zu lernen. Und schon muss ich überrascht zur Kenntnis nehmen, dass die Elemente bereits so beliebt sind wie kaum etwas anderes.Was war passiert? Am 4. Januar veröffentlicht Spieg...

Prof.Dr.

<h2>Für Einsteiger</h2><p>Enzyme – Struktur, Kinetik und Anwendungen.</p><div><img src="https://media.graphcms.com/TyVTPHVNT0qFAUnUlSaS">

</div><p></p><p>Von Hans Bisswanger. Wiley-VCH, Weinheim, 2015. 308 Seiten, brosch. 49,90 Euro. ISBN 978–3–52–733675–3</p><p>Enzyme sind bemerkenswerte Makromoleküle, wie Hans Bisswanger in seinem neuen Buch bereits im Vorwort verdeutlicht. Sie erledigen die ganze Arbeit, die einen Organismus am Leben hält. Vom Stoffwechsel bis zu ihrer eigenen Synthese, überall sind sie am Werk und beschleunigen Reaktionen um mehrere Größenordnungen. So wundert es nicht, dass seit ihrer Entdeckung und Erforschung nicht nur ihre Struktur und Funktion im Fokus standen, sondern stets auch ihre Nützlichkeit und ihr Anwendungspotenzial. Schon bald nach den Pionierleistungen der Enzymforschung wurden sie zum Beispiel Bestandteile von Waschmitteln – sie sind es bis heute geblieben. Dazu gesellten sich im Laufe der Zeit noch viele andere Gebiete.</p><p>Insbesondere durch Fortschritte in der Molekularbiologie sowie in der Automations- und DNA-Sequenzierungstechnik lassen sich heute rasch neue Enzyme finden und im Labor für spezifische Prozesse anpassen (Stichwort „Protein Engineering“). Die Datenbanken füllen sich mit neuen Sequenzen und Strukturen. Vor diesem Hintergrund legt Hans Bisswanger ein Buch vor, das einen Einstieg in die Welt der Enzyme geben will, wobei er, wie er selbst zugibt, stellenweise eine willkürliche Auswahl des umfangreichen Stoffs vornimmt. Er konzentriert sich auf die drei Themen Struktur, Funktion, die er teilweise sehr grundlegend erklärt, und Anwendung, der er einen etwas kürzeren Teil widmet.</p><p>Insgesamt finden sich in diesem Buch alle wichtigen Themen rund um Enzyme, von der Aminosäuresequenz über die fermentative Herstellung und Isolierung zur Aktivitätsmessung und kinetischen Charakterisierung bis hin zu Anwendungsbeispielen. In der Gewichtung merkt der Leser eine Vorliebe des Autors für die Kinetik.</p><p>Man hätte sich eine etwas weitergehende Beschreibung der modernen Molekularbiologie gewünscht – so gibt es zur rekombinanten Expression zwar Text, aber keine Grafiken, Literaturstellen oder Zusatzmaterial, ebenso zur Enzymoptimierung durch Evolution in vitro. Zu diesen wichtigen und an Bedeutung in Zukunft sicher noch zunehmenden Themen sollte auch ein Einstiegsbuch schon mehr sagen und dem Leser weiterführende Literatur an die Hand geben.</p><p>Erfreulich ist das elektronische Zusatzmaterial, das sich gut für die Lehre eignet. Bei einigen der Powerpointdiagramme oder der Abbildungen ließe sich allerdings die Qualität der chemischen Strukturformeln verbessern. Manche machen leider den Eindruck, als wären sie ohne entsprechendes Zeichenprogramm erstellt worden.</p><p>Enzyme – Struktur, Kinetik und Anwendungen richtet sich als Lehrbuch klar an Studierende und ist für den Einstieg ins Thema gedacht. Dieser scheint gut möglich, der interessierte oder fortgeschrittene Student wird aber rasch an Grenzen stoßen, die ihn auf die weitere Literatur verweisen. Insgesamt ist zu wünschen, dass dieses Buch dazu beiträgt, vielen Studierenden die faszinierende Welt der Enzyme näher zu bringen.</p><p>Stephan Lütz, Basel</p><h2>Reichts?</h2><p>Es reicht! Abrechnung mit dem Wachstumswahn.</p><div><img src="https://media.graphcms.com/LKjt2dwhSkqUFrc2GmJu">

</div><p></p><p>Von Serge Latouche. Oekom, München, 2015. 206 Seiten, geb. 14,95 Euro.</p><p>ISBN 978–3–865–81707–5</p><p>Kaum eine Rolle spielt in Deutschland die Degrowth-Bewegung. Dabei geht es bei der Wachstumsrücknahme letztlich darum, im zweiten Hauptsatz der Thermodynamik für das gesamte Wirtschaften den Entropieterm Null, ja lokal sogar negativ werden zu lassen – in der Tradition von Nicholas Georgescu-Roegens „das Entropiegesetz ist das ökonomischste aller Naturgesetze“. Das klingt zunächst verwegen; ob es nun Serge Latouche gelingt, den (un-)voreingenommenen und von diesen Überlegungen bislang unbeleckten Leser zu überzeugen, bleibt zu hoffen, ist aber mehr als fraglich. Zu groß ist die Fülle an Information, zu oft steckt hinter einem Halbsatz eine ganze Theorie oder ein Wissenskanon; zu groß die Zahl der bearbeiteten Themen: von grundlegender, sich automatisch ergebender Kapitalismus- und Marxismuskritik; vom grünen Geldadel bis zu den Politikern, die mit Wahrheiten ihr Publikum und sich selbst nicht überfordern wollen. Dass die Umwandlung von Energie nie völlig reversibel ist, dass es Entropie gibt – dies nachvollziehbar mit allen Konsequenzen in die Ökonomie einzubauen, erscheint geradezu unmöglich. Wagt der Autor dennoch.</p><p>Degrowth – diese Bewegung will weg vom Wachstum, weg vom Teufelskreis der Konsumgesellschaft. Latouche hat die Rahmenbedingungen und die notwendigen politischen Maßnahmen in seinem Buch komprimiert, damit später niemand sagen kann, er habe von keiner Alternative zu autoritären Regierungen gewusst, wenn sie sich der ökologischen Notwendigkeiten bedienen, um „Freiheitsbeschränkungen akzeptabel zu machen“. Das alles unterlegt der Autor mit Fakten, soweit es im Umfang dieses Büchleins möglich ist. Da ist für den Umweltpolitik- und Umweltökonomieengagierten nicht viel Neues dabei, zumal das Buch – im Jahr 2007 in Frankreich erschienen – erst jetzt auf Deutsch vorliegt. Aber das zeigt auch, was sich in den vergangenen knapp zehn Jahren bei Nachhaltigkeit und Senkung des Ressourcenverbrauchs getan hat: nichts bei ersterer und das Falsche beim Letzteren.</p><p>Erstaunlich: Die nach den Anschlägen und der Klimakonferenz in Paris aktuellen Metathemen wie die Bedeutung westlicher kultureller Werte und westlicher Lebensstandards hat Latouche mit „Degrowth – die Abrechnung mit dem Wachstumswahn“ schon lange auf der Agenda. Wer also ein Kompendium der wichtigsten Fakten, Überlegungen, Konsequenzen und Forderungen, radikaler als Michael Braungarts cradle to cradle oder Friedrich Schmit-Bleeks Faktor zehn, lesen und diskutieren will, kann sich in dieses Buch knien.</p><p>Es fordert Widerspruch heraus, ist aber wert, ernst genommen zu werden. Denn wir haben, sagte Armin Reller in einer Nachhaltigkeitsdebatte, „gegen die Thermodynamik keine Chance“. Wenn das so ist, dann hilft Degrowth weiter, auch wenn es weh tun wird. Sehr weh. Das sehr ausführliche Literaturverzeichnis (leider nicht an deutsche Leser angepasst und schon gar nicht aktualisiert) mag als weiterführende Starthilfe dienen. Aber wirtschaftskritisch hat sich in den letzten zehn Jahren ja eh wenig getan.</p><p>Nachtrag: Gestern fuhr eine Dame mit dem SUV weit draußen auf dem freien Feld beim Biobauern vor und wuchtete fünf Minuten später ihren Einkauf (2,5 kg Bio-Äpfel und zehn Bio-Eier) in ihren Carportpanzer. Ein Smart hätte es auch getan. Degrowth tut vielleicht doch nicht so weh, aber Not.</p><p>August Ittling, Mannheim</p><h2>Kurz vorgestellt</h2><h2>Wie gut ist mein Boden?</h2><p>Handbuch der Bodenuntersuchung.</p><p>Von Hans-Peter Blume et al. Wiley-VCH, Weinheim, 2000. Laufend aktualisiert. 7602 Seiten, 11 Bände, Loseblattwerk, 628 Euro.</p><p>Dieses Nachschlagewerk enthält geprüfte und empfohlene Methoden zur Bodenuntersuchung. Es umfasst sowohl chemische, physikalische, biologische und mineralogische Aspekte als auch rechtliche Grundlagen sowie Informationen zur Qualitätssicherung.</p><h2>Steuerbelastung</h2><p>Die Steuerbelastung der Unternehmen in Deutschland.</p><p>Herausgegeben von dem Verband der Chemischen Industrie, Frankfurt am Main, 2015. Kostenlos herunterladen unter: <a href="https://goo.gl/5EU8tF" target="_blank">https://goo.gl/5EU8tF</a></p><p>Die Studie untersucht und analysiert die Bedeutung des aktuellen Steuerrechts für den Industriestandort Deutschland.</p><h2>Für Bodenschützer</h2><p>Bodengefährdende Stoffe.</p><p>Hrsg. von Bernd-Michael Wilke. Wiley-VCH, Weinheim, 2004. Laufend aktualisiert. 1692 Seiten, 2 Bände, Loseblattwerk oder ePaper, 149 Euro.</p><p>Diese jährlich aktualisierte Sammlung enthält Informationen, um Belastungen von Böden zu erkennen, zu bewerten und zu beseitigen. Darüber hinaus Übersichten zu bodengefährdenden Substanzen und Stoffgruppen.</p><h2>Für Umweltschützer</h2><p>Handbuch der Umweltwissenschaften. Von Felix Müller (Hrsg.). Wiley-VCH, Weinheim, 1997. Laufend aktualisiert. 2442 Seiten, 3 Bände, Loseblattwerk oder ePaper, 219 Euro.</p><p>Die Ökosystemforschung steht im Fokus dieses Handbuchs. Schwerpunkte liegen unter anderem auf der Eingliederung in die Umweltwissenschaften und die Bedeutung im Umweltschutz.</p><h2>Garen in trockener Hitze</h2><p>Experimente rund ums Kochen, Braten, Backen.</p><p>Von Georg Schwedt. Wiley-VCH, Weinheim, 2015. 232 Seiten, brosch. 29,90 Euro.</p><p>ISBN 978–3–527–33967–9</p><p>Der Analytiker Georg Schwedt animiert in seinem neuen Buch erneut zum Experimentieren beim Kochen. Mit zahlreichen Versuchen oder Rezepten macht er physikalisch-chemische Vorgänge verständlich.</p><h2>Innovatives Europa</h2><p>Compass to Europe‘s Innovative Chemical Companies.</p><p>Von Holger Bengs. BCNP Consultants, Frankfurt am Main, 2015. 112 Seiten, brosch. 10 Euro. Online erhältlich unter: <a href="http://goo.gl/iabY9J" target="_blank">http://goo.gl/iabY9J</a></p><p>Diese Broschüre stellt kleine und mittelständische chemische Unternehmen vor, die nach Ansicht des Autors zu den innovativsten Europas zählen.</p>

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