GDCh‐Jahresbericht

Jahresbericht 2014 GDCh

Inhalt Präsidium und Vorstand 2014 689 Vorwort 690 Stimmen “Chemiker wissen, was die Dinge zusammenhält” 692 Jahresrückblick Die Höhepunkte 2014 694 Aktivitäten und Kooperationen Global denken und handeln 697 Preise und Auszeichnungen Preise: Spitzenforscher im Rampenlicht 700 Historische Stätten...

GDCh

<h2>Schwerpunktthema: Fachgruppe Geschichte der Chemie</h2>
Nach der Genehmigung der Tagesordnung sowie des Protokolls der letzten Sitzung am 1. Dezember 2014 bei Sanofi Deutschland in Frankfurt-Höchst befasst sich der Vorstand mit dem Schwerpunktthema der Sitzung, der Fachgruppe Geschichte der Chemie und deren Aktivitäten. Er begrüßt dazu Prof. Christoph Meinel, den Vorsitzenden der Fachgruppe. Diese besteht seit dem Jahr 1961 und hat etwa 380 Mitglieder, darunter über 140 ordentliche, über 120 studentische, etwa 80 Mitglieder im Ruhestand sowie einige Jungmitglieder. Die hohe Zahl jüngerer Mitglieder dokumentiert die Attraktivität chemiehistorischer Fragen auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Zu den Aktivitäten der Fachgruppe gehören die im zweijährigen Turnus veranstalteten Vortragstagungen, meist an chemiehistorisch interessanten Stätten. Weiterhin existiert innerhalb der Fachgruppe ein Arbeitskreis zur Geschichte der chemischen Industrie (“Industriekreis”) der ebenfalls regelmäßig Vortragstagungen abhält. Im Rahmen ihrer Vortragstagungen verleiht die Fachgruppe den Förderpreis der von der GDCh verwalteten Bettina-Haupt-Stiftung für herausragende chemiehistorische Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlern. Auch an der Vergabe des Paul-Bunge-Preises der Hans-R.-Jenemann-Stiftung für die Geschichte wissenschaftlicher Instrumente ist die Fachgruppe beteiligt. Publikationsorgan der Fachgruppe sind die seit 1988 in der Regel jährlich erscheinenden Mitteilungen mit Beiträgen aus den Vortragstagungen, freien Aufsätzen, einem Ausstellungs- und Tagungskalender sowie Hinweisen auf chemiehistorische Neuerscheinungen. Parallel dazu gibt der Industriekreis die Schriftenreihe “Zeitzeugen-Berichte — Chemische Industrie” heraus. In der jeweiligen Januar-Ausgabe der Nachrichten aus der Chemie erscheint ein unter Beteiligung der Fachgruppe erstellter “Chemiehistorischer Kalender”.
Die Fachgruppe ist durch kollegiale Verbindungen und Schriftenaustausch in ein internationales Netzwerk eingebunden mit engen Beziehungen zu wissenschaftshistorischen Organisationen u. a. zur “Working Party on the History of Chemistry” der European Association for Chemical and Molecular Sciences (EuCheMS) sowie zur Chemical Heritage Foundation in Philadelphia, dessen Präsident der vormalige Fachgruppenvorsitzende Prof. Carsten Reinhardt ist. Über Prof. Meinel als Vorsitzenden der entsprechenden Kommission bringt sich die Fachgruppe auch in das GDCh-Programm “Historische Stätten der Chemie” ein.
In der sich anschließenden Diskussion wird die problematische Situation der naturwissenschaftlichen Wissenschaftsgeschichte in der deutschen Universitätslandschaft angesprochen. Zwar existiert ein unübersehbares öffentliches Interesse an wissenschaftshistorischen Themen, doch sind entsprechende Forschungsaktivitäten nur an wenigen Standorten vorhanden. So existiert zur Zeit kein explizit der Chemiegeschichte gewidmeter Lehrstuhl. Der Vorstand unterstreicht die Bedeutung historischer Fragestellungen, gerade auch als Reflexionsinstanz der modernen Wissensgesellschaft. Er dankt Prof. Meinel für die wertvolle Arbeit der Fachgruppe. Um diese noch sichtbarer zu machen, regt der Vorstand eine engere Abstimmung der chemiehistorischen Beiträge in den Nachrichten aus der Chemie mit denen in den Mitteilungen der Fachgruppe an und empfiehlt, die Mitteilungen mit Unterstützung durch die Redaktion der Nachrichten aus der Chemie künftig auch elektronisch anzubieten, um so eine größere Verbreitung zu ermöglichen.


<h2>GDCh-Angelegenheiten</h2>
Das Pilotprojekt zum GDCh-Mentoring Programm CheMento, an dem 30 Tandems aus Mentoren und Mentees teilnahmen, endete am 20. Februar 2015 mit einer Abschlussveranstaltung bei Merck in Darmstadt. Die ausführliche anschließende Evaluation dokumentierte den Erfolg des Programms. Fast alle Teilnehmer, sowohl Mentoren als auch Mentees, waren zufrieden und zogen eine überwiegend sehr positive Bilanz. Der Vorstand beschließt daraufhin, das CheMento-Programm im zweijährigen Turnus und unter Beibehaltung der Zahl von 30 Tandems fortzuführen. Die nächste Auflage des Programms ist für das Jahr 2016 vorgesehen. Im Jahr 2018 feiert das Darmstädter Unternehmen Merck das 350. Jubiläum seiner Gründung und hat sich aus diesem Anlass um Aufnahme in das Programm “Historische Stätten der Chemie” beworben. Der Vorstand folgt dem positiven Votum der zuständigen Kommission und stimmt diesem Antrag einstimmig zu.
Nächstes Thema ist der GDCh-Abiturientenpreis, mit dem seit letztem Jahr statt wie bisher ein, die drei besten Chemieabiturienten mit einer Urkunde, einem Buch sowie einer optionalen einjährigen kostenfreien Mitgliedschaft in der GDCh ausgezeichnet werden. Nach ausführlicher Diskussion unterstreicht der Vorstand die Bedeutung und Nützlichkeit dieser Auszeichnung und beschließt, ab dem Jahr 2016 die Zahl der Preisträger jedoch wieder auf einen pro Schule festzusetzen. Über die Ausgestaltung des Preises nach der Verwendung der noch vorhandenen Buchbestände wird der Vorstand rechtzeitig beraten.
Anschließend fasst der Präsident die Ergebnisse der Klausursitzung des Vorstands zusammen, die am Vortag stattgefunden hatte. Zu den Hauptthemen der Zusammenkunft zählten die Diskussion neuer Wege in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit sowie Handlungsbedarf bei der Stärkung der Chemie im Schulunterricht. Eines der Ergebnisse ist die Empfehlung, eine Internetplattform einzurichten, auf der Informationen zu kontrovers diskutierten chemierelevanten Themen der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Weiterhin soll ein Konzept vorbereitet werden, um politischen Entscheidungsträgern die Bedeutung chemischer Inhalte im Unterricht, insbesondere in den Klassen 5 und 6, zu verdeutlichen.
In das Kuratorium der Angewandten Chemie beruft der Vorstand Dr. Martin Brudermüller (BASF), Prof. Klaus Griesar (Merck) sowie Dr. Christian Kohlpaintner (Clariant).
Der Vorstand nimmt zustimmend zur Kenntnis, dass das von der GDCh beauftragte und vom Wissenschaftshistoriker Prof. Helmut Maier, Ruhr-Universität Bochum, durchgeführte Projekt zur Geschichte der GDCh-Vorgängerorganisationen Deutsche Chemische Gesellschaft und Verein Deutscher Chemiker in der Zeit des Nationalsozialismus nach acht Jahren Bearbeitung abgeschlossen werden konnte. Das daraus entstandene, mehr als 700 Seiten umfassende Buch mit dem Titel “Chemiker im ‘Dritten Reich" — Die Deutsche Chemische Gesellschaft und der Verein Deutscher Chemiker im NS-Herrschaftsapparat” wurde bei Wiley-VCH verlegt und liegt seit kurzem vor.
Es folgt der Bericht des Schatzmeisters, Dr. Georg F. L. Wießmeier, zum vorläufigen Ergebnis des Jahreshaushalts 2014. Wie in den Vorjahren wird der Jahresabschluss trotz sinkender Renditen an den Finanzmärkten auch in 2014 ein positives Ergebnis ausweisen, das vermutlich über dem von der Mitgliederversammlung verabschiedeten Haushaltsplan liegen wird. Das endgültige Ergebnis wird von den Wirtschaftsprüfern in den kommenden Wochen vorgelegt und dem Vorstand auf der nächsten Sitzung am 31. August in Dresden vorgestellt werden. Zusammenfassend stellt der Schatzmeister fest, dass die Finanzen der GDCh auch im Jahr 2014 wohl geordnet sind.
Anschließend berichtet der Geschäftsführer Prof. Wolfram Koch über die auch im vergangenen Jahr erfreuliche Entwicklung der GDCh-Mitgliederzahlen. Zum Jahreswechsel zählte die GDCh einen neuen Höchststand von 30 878 Mitgliedern. Im Vergleich zu 30 446 Mitgliedern im Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 1,4 Prozent.
Dr. Gerhard Karger, in der Geschäftsstelle u. a. für die Tagungen zuständig, berichtet über den Stand der Vorbereitungen für das diesjährige Wissenschaftsforum Chemie in Dresden. Alle Plenarvortragenden haben mittlerweile zugesagt und auch die übrigen Maßnahmen verlaufen plangemäß.
Dr. Renate Hoer, Leiterin der GDCh-Öffentlichkeitsarbeit, schließt einen Bericht über die aktuellen Aktivitäten im Kontext des “Jahres des Lichts” an. Durch Prof. Michael Tausch, Wuppertal, wurde eine deutsche Homepage zur Chemie im Internationalen Jahr des Lichts erstellt (<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.iyl2015.uni-wuppertal.de" target="_blank">www.iyl2015.uni-wuppertal.de</a></ext-link>).
Die in diesem Jahr dem Thema Chemie und Licht gewidmete Aktuelle Wochenschau verläuft nach Plan. Im Rahmen der im Juni in Frankfurt stattfindenden Achema wird die GDCh ebenfalls eine dem Thema gewidmete Veranstaltung durchführen.


<h2>Preise und Stiftungen</h2>
Folgende Auszeichnungen werden im Jahr 2016 vergeben und im Herbst 2015 ausgeschrieben: August-Wilhelm-von-Hofmann-Denkmünze, Liebig-Denkmünze, Emil-Fischer-Medaille, Carl-Duisberg-Gedächtnispreis, Alfred-Stock-Gedächtnispreis, Herrmann-Staudinger-Preis, Carl-Roth-Förderpreis (in Kooperation mit der Firma Carl Roth), Albrecht-Kossel-Preis, Erich-Hückel-Preis (erstmals, siehe unten), GDCh-Preis für Journalisten und Schriftsteller und Gmelin-Beilstein-Denkmünze.
Außerdem werden folgende Preise der von der GDCh verwalteten unselbstständigen Stiftungen ausgeschrieben: Paul-Bunge-Preis der Hans-R.-Jenemann-Stiftung, Klaus-Grohe-Preis und Georg-Manecke-Preis/Stipendium der gleichnamigen Stiftungen.
Der neue Preis für Theoretische Chemie erhält auf Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft Theoretische Chemie (AGTC) den Namen Erich-Hückel-Preis. Der Vorstand verabschiedet den Ausschreibungstext und setzt die Auswahlkommission ein, beides im Einklang mit den Vorschlägen der AGTC. Der Preis soll im Rahmen des nächsten Symposiums für Theoretische Chemie in Bochum im kommenden Jahr zum ersten Mal verliehen werden.
Anschließend nimmt der Vorstand weitere Berufungen in Auswahlkommissionen vor.
Der vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der GDCh und den Fachgesellschaften aus Biologie, Mathematik und Physik verliehene Ars-legendi-Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften, mit dem herausragende, innovative und beispielgebende Leistungen in Lehre, Beratung und Betreuung an der Hochschule ausgezeichnet werden, geht in diesem Jahr in der Chemie an Prof. Dietmar Stalke, Göttingen. In 2015/2016 wird die GDCh die Durchführung des Preises federführend übernehmen und Ausschreibung, Jurysitzung und Preisverleihung organisieren.


<h2>Bildung</h2>
Die GDCh-Studienkommission unter Vorsitz der GDCh-Vizepräsidentin Prof. Barbara Albert legt die abschließend überarbeiteten Empfehlungen zum Bachelor-Studium der Chemie an Universitäten vor. Der Vorstand dankt der Kommission ausdrücklich für ihre engagierte Arbeit und beschließt die Empfehlungen in der vorliegenden Fassung.
Gemeinsam mit dem Fonds der Chemischen Industrie (FCI) fördert die GDCh sieben Lehrerfortbildungszentren in Deutschland. Im vergangenen Jahr fanden an den Zentren etwa 450 Veranstaltungen statt, an denen über 6600 Lehrer teilnahmen. Die Mittelzusagen der beiden Förderer GDCh und FCI werden jeweils für drei Jahre getroffen, die aktuelle Zusage endet mit dem Jahr 2015. Der Vorstand bekräftigt seine Unterstützung für die Lehrerfortbildungszentren und beschließt, die Lehrerfortbildungszentren auch in den Jahren 2016 bis 2018 mit jährlich 150 000 Euro zu fördern.
Abschließend informiert sich der Vorstand über die aktuellen Zahlen zu Teilnehmern, Vorträgen und Ausstellern der Chemiedozententagung, die im Bereich der Zahlen des Vorjahrs liegen. Die Chemiedozententagung 2016 wird vom 21. bis 23. März 2016 unter der Federführung von Prof. Peter Comba an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg stattfinden.


<h2>Forschung/Internationales</h2>
Auf Einladung des deutschen Botschafters bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW), Dr. Christoph Israng, nahm der Leiter der Abteilung Bildung und Wissenschaft, Dr. Hans-Georg Weinig, am 16. Januar 2015 für die GDCh an einem Treffen mit Vertretern des technischen Sekretariats der OVCW, der deutschen und amerikanischen ständigen Vertretungen bei der OVCW sowie der American Chemical Society in Den Haag/Niederlande teil. Ziel ist die Formulierung weltweit anerkannter ethischer und moralischer Leitlinien für Chemiker, die sich an den “Eid des Hippokrates” für Mediziner anlehnen sollen. GDCh-Präsident Dr. Thomas Geelhaar wird als Mitglied der offiziellen deutschen Delegation an der Gedenkveranstaltung aus Anlass des 100-jährigen Jahrestags des ersten massiven Chemiewaffenangriffs durch deutsche Soldaten am 21. April in Ypern teilnehmen.
Dr. Weinig berichtet außerdem über Pläne, ein Angewandte-Chemie-Symposium gemeinsam mit der Israel Chemical Society in Israel durchzuführen, um damit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland vor 50 Jahren zu gedenken. Die israelische Seite steht diesem Vorschlag sehr positiv gegenüber, allerdings stehen noch keine Details fest.
Der Präsident dankt den Mitgliedern und Gästen des Vorstands für die konstruktive Sitzung und schließt die Sitzung gegen 12:35 Uhr.
Wolfram Koch


<h2>Gedenken in Ypern</h2>
Am 21. April fand in Ypern/Belgien eine Gedenkveranstaltung statt, bei welcher der Opfer des Chlorgasangriffs durch das deutsche Militär am 22. April 1915 gedacht wurde. Eingeladen hatte die im Jahr 2013 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation für das Verbot chemischer Waffen (Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons, OPCW). Über 200 Botschafter und Politiker nahmen teil, unter ihnen auch GDCh-Präsident Thomas Geelhaar. “Als Chemiker und Deutscher war es sehr bewegend, an der Gedenkveranstaltung in Ypern teilnehmen zu dürfen. Es ist traurige Realität, dass auch 100 Jahre nach dem ersten entsetzlichen Giftgaseinsatz in Syrien Chemiewaffen eingesetzt werden”, so Geelhaar. Weitere Infos unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://ieper100.org" target="_blank">http://ieper100.org</a></ext-link>


<h2>Chemie und Gesellschaft</h2>
GDCh kooperiert mit Senckenberg
60 Zuhörer kamen am 15. April zum Vortrag “Bäume und Gräser als Zukunftsoption — Lignocellulose als Ausgangsstoff für die chemische Industrie und potentielle Biotreibstoffe” von Regina Palkovits (RWTH Aachen) ins Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum BiK-F in Frankfurt. Nach ihrem begeisternden Vortrag beantwortete Palkovits zahlreiche Fragen aus dem Auditorium, die — anders als sonst in Chemie-Vortragsreihen üblich — auch aus dem Blickwinkel von Biologen und Naturschützern kamen.
Der Vortrag fand im Rahmen der GDCh-Initiative “Chemie und Gesellschaft” statt und fügte sich in die Senckenberg-Vortragsreihe “Biodiversität und Landnutzung in Zeiten des globalen Wandels” ein. Die Zusammenarbeit mit Senckenberg soll auch in Zukunft fortgesetzt werden.
HGW

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