Journal

<h2>Erratum</h2>
Leider ist im Septemberheft der Nachrichten ein Fehler unterlaufen. Im Beitrag “GHS in den USA …” [Nachr. Chem. 2011, 59, 860] ist ein Etikett abgebildet, das laut Beschreibung “Ein japanisches GHS-konformes Etikett für Toluol” sein soll. Es handelt sich aber eindeutig nicht um ein japanisches, sondern mit großer Sicherheit um ein chinesisches Etikett.
Fritz Maurer, München
<a href="mailto:m.f.maurer@t-online.de">m.f.maurer@t-online.de</a>


<h2>DFG-Regeln verhindern Plagiate</h2>
Die von Axel Commichau [Nachr. Chem. 2011, 59, 880] geforderte gesamtdeutsche Promotionsordnung ist nach geltendem Recht nicht möglich. Rechte und Pflichten der deutschen Hochschulen unterstehen der Kulturhoheit der Länder, dazu gehören auch die Prüfungsordnungen.
Der Fall des Herrn von Guttenberg hat doch einiges in der deutschen Forschungslandschaft bewegt. Man ist keineswegs zum Tagesgeschäft übergegangen. Es gibt für die Forschung an Hochschulen ein Regelwerk der DFG [Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis, Empfehlungen der Kommission Selbstkontrolle in der Wissenschaft, Bonn, 1997]. Dieses gibt Empfehlungen, wie man das Fehlverhalten in den Wissenschaften verhindern kann und was nach dem Eintreten zu tun ist. Die DFG kann und will allerdings kein Wächteramt übernehmen. Eine Kommission des Deutschen Hochschulverbandes hat Regeln vorgeschlagen, wie man Plagiate bei Promotionen verhindern kann. Es handelt sich hierbei um Empfehlungen für die Hochschulen, man kann und will nicht in die Freiheit der Forschung und Lehre eingreifen.
Promotionen in den Naturwissenschaften sind weniger von Plagiaten bedroht als die in den Geisteswissenschaften. In der Chemie kommen gelegentlich Fälschungen bei Experimenten vor, die aber meistens aufgedeckt werden. Die meisten Betreuer kümmern sich um die sorgfältige Durchführung der Arbeit. Fälschungen sind hier oft marginal, etwa wenn Schmelzpunkte oder Ausbeuten geschönt oder gefälscht werden. Die Grenze von Schönung und Fälschung (Betrug) ist oft fließend.
Ich finde daher die Idee von Leonie Mück und Thomas Jagau ausgezeichnet, Fälschung durch die neue Zeitschrift Journal of Unsolved Questions zu vermeiden [Nachr. Chem. 2011, 59, 807]. Die GDCh kann und sollte keine Vorreiterrolle bei der Aufklärung von Plagiaten übernehmen, sondern auf die Beachtung und Einhaltung der Regelwerke hinweisen. Und die Absicht des neuen Journals unterstützen.
Dieter Lenoir, München
<a href="mailto:Lenoir@helmholtz-muenchen.de">Lenoir@helmholtz-muenchen.de</a>


<h2>Fälschung für den Doktortitel</h2>
Das Interskriptum in Nachr. Chem. 2011, 59 990, “Wer zählt die Täuscher, nennt die Namen…” habe ich mit Begeisterung gelesen. Eine Ergänzung sei erlaubt: Auch Naturwissenschaftler und Chemiker sind betroffen! Zum Beleg braucht man nur in C&amp;EN vom 8. August 2011, Seite 5: “From the Editor — Sezen, Sames and Columbia”; und Seiten 40 bis 43 zu schauen: “A Puzzle Named Bengü Sezen. A historic case of fraud in the chemistry community leaves many questions and issues unresolved”:
Bengü Sezen trat im Dezember 2000 in das Labor von Chemie-Professor Dalibor Sames an der Columbia University ein. Im Oktober 2002 publizierte sie im JACS eine Arbeit, in der wenig später ein gefälschtes NMR-Spektrum entdeckt wurde. Im Oktober 2005 erhielt sie den Ph. D. “with distinction”. Bereits im Juli des Jahres wurden in der Arbeitsgruppe Sames experimentelle Nachweise für Fälschungen in der Sezen-Arbeit erbracht. Nach der Aufdeckung weiterer Fälschungen zog ihr Betreuer im März 2006 zwei Veröffentlichungen und Teile einer dritten aus JACS zurück, im Juni 2006 vier weitere Arbeiten aus JACS und Organic Letters, da die Ergebnisse nicht reproduzierbar waren. Von August 2006 bis Februar 2007 gab es eine umfassende Untersuchung der Vorgänge durch ein Komitee der Columbia, im November 2010 erhob das Federal Office of Research Integrity (ORI) 21 Vorwürfe hinsichtlich Betrug und Fälschung gegen Sezen. Im März 2011 erkannte die Columbia Sezen den Doktortitel ab. Im Juli 2011 veröffentlichte das ORI die Ergebnisse der Untersuchungen, die auch mehrere Plagiate aufgedeckt haben. In der Zwischenzeit erwarb Sezen einen Doktortitel an der Uni Heidelberg, der bisher nicht in Frage steht. Pikant an der Sache ist, dass Sezen einen Aufwand in Fälschungen und falsche Spuren legte, der ausgereicht hätte, die Arbeit wissenschaftlich korrekt auszuführen.
So weit, so schlecht. Inzwischen wird immer lauter die Frage gestellt, welchen Anteil der Betreuer Sames an der Entwicklung hat. Ist ihm über die Jahre nicht aufgefallen, was da abgelaufen ist? Schlimmer noch, die an der Aufdeckung der ersten Fälschungen Beteiligten mussten das Sames-Labor verlassen. Und noch toller: Columbia erließ ein Redeverbot gegen Sames und alle Mitarbeiter. Sezen ist inzwischen nicht mehr auffindbar.
Hermann G. Hauthal, Leuna
<a href="mailto:HGHauthal@telecolumbus.net">HGHauthal@telecolumbus.net</a>

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Erratum Leider ist im Septemberheft der Nachrichten ein Fehler unterlaufen. Im Beitrag “GHS in den USA …” [Nachr. Chem. 2011, 59, 860] ist ein Etikett abgebildet, das laut Beschreibung “Ein japanisches GHS-konformes Etikett für Toluol” sein soll. Es handelt sich aber eindeutig nicht um ein japani...

<h2>Chemikalien beschaffen, transportieren, lagern</h2>
Chemielogistik. Markt, Geschäftsmodelle, Prozesse. Hrsg. von Carsten Suntrop. Wiley-VCH, Weinheim, 2011. 327 Seiten, geb. 89,— Euro. ISBN 978—3—527—32531—3
Chemielogistik, herausgegeben vom Chemieberater Carsten Suntrop, schließt eine Lücke in der Literatur zu Wirtschaftschemie und Logistik: Das Buch gibt erstmals einen fundierten Überblick und stellt unterschiedliche Geschäftsmodelle vor.
Zunächst definiert das Buch die grundlegenden Charakteristika und Anforderungen an die Chemielogistik. Der Markt, Kennzahlen und Teilnehmer werden vorgestellt, wobei ein Beitrag sich auf den osteuropäischen Markt konzentriert. Auch die Sicht von Logistikkunden und Standortmanagern ist berücksichtigt, indem diese beispielsweise die Qualitätskriterien für einen Chemielogistik-Partner definieren und auf Zukunftstrends eingehen.
Daneben verdeutlicht das Buch zahlreiche Geschäftsmodelle bestehender Unternehmen und stellt erfolgreiche Prozessmanagementmodelle einander gegenüber. Schwerpunktthemen der erfolgreichen und nicht selten langjährigen Kooperation zwischen Kunden und Logistikdienstleistern, etwa die Dienstleisterauswahl oder die IT-Unterstützung, werden ebenso erläutert.
Das Buch richtet sich vor allem an in oder mit der Chemielogistik Beschäftigte und gibt einen gelungenen Überblick sowie fundierte Ratschläge, um die eigene Strategie und Unternehmensentwicklung zu prüfen. Dies erreichen vor allem die Beiträge zahlreicher Praktiker und Experten aus Academia und Beratung. So kommen namhafte Branchenvertreter zu Wort wie der kürzlich vom südafrikanischen Wettbewerber Imperial übernommene Chemielogistiker Lehnkering (Duisburg), der Tanklastzugspezialist Hoyer (Visselhövede) und der Schweizer Chemiespediteur Bertschi ebenso wie die Chemieparklogistiker und -betreiber Chemion und Infraserv. In manche Kapitel sind Interviews mit Experten integriert, welche die Lesbarkeit erleichtern. Herausgeber Suntrop rundet das Buch im Schlusskapitel mit einem Fazit und Ausblick ab und fasst die aus seiner Sicht sieben wichtigsten Trends der Branche zusammen.
Obwohl die Spezifika der Chemielogistik im Vergleich zur Logistik trennscharf erläutert sind, gibt es doch einige Anregungen für eine Folgeauflage: So sind bestimmte Herausforderungen der Branche nur am Rande behandelt oder lediglich erwähnt. Dazu zählen der letztlich vom Endverbraucher getriebene Trend zur Nachhaltigkeit der gesamten Wertschöpfungskette — die Logistik ist hier in der Regel der Teil, der viel CO2- Emis sio nen verursacht. Zwar erwähnt das Buch die durch Finanzinvestoren maßgeblich getriebene Konzentrationstendenz in der globalen Chemikaliendistribution, auf mögliche Auswirkungen auf mittelständische Logistiker oder produzierende Chemieunternehmen geht es jedoch kaum ein. Redundanzen finden sich beim zweifelsohne wichtigen Aspekt IT, den jedoch die Kapitel 12 bis 15 (von insgesamt 16) phasenweise zu detailliert behandeln. Schließlich hätte die Ableitung einer aktuellen quantitativen Marktprognose für den Chemielogistikmarkt das Buch ebenso bereichert wie die nähere Behandlung des asiatischen Logistikmarkts für Chemikalien.
Bernd W. Schneider, Frankfurt


<h2>— — — Das Standardwerk für Batterietechnik</h2>
Handbook of Battery Materials. Second, Completely Revised and Enlarged Edition. Vol. 1+2. Hrsg. von Claus Daniel, Jürgen O. Besenhard. Wiley-VCH, Weinheim, 2011. 989 Seiten, geb., Einführungspreis 299,— Euro; ab 1.12.2011: 349,— Euro. ISBN 978—3—527—32695—2
Das Handbook of Battery Materials, im Jahr 1999 erstmals herausgegeben von Jürgen O. Besenhard, war in den letzten Jahren vergriffen. Besenhard, der im Jahr 2006 verstarb, lehrte an der TU Graz und war einer der Pioniere der Lithium-Ionen-Batterietechnologie mit Weltruf. Er legte die Grundlagen für die Etablierung dieser Batterien.
In diesem Jahr hat Wiley-VCH mit Claus Daniel vom Oak Ridge National Laboratory, USA, das Handbook of Battery Materials als zweite, vollständig überarbeitete Ausgabe herausgebracht mit um etwa 20 Prozent erweitertem Inhalt. Die Ausgabe gliedert sich in fünf Teile: Grundlagen der Energiespeicherung, Materialien für Batterien mit wässrigem Elektrolyten, Materialien für Alkalimetallbatterien, neu entstehende Technologien sowie Technologieentwicklung für Batterien. Das Handbook of Batteries reflektiert alle Materialien für die heute bekannten Batterien und gibt einen Ausblick auf künftige.
Das Buch enthält eine Menge an Informationen über die Materialien aller Batterien. Die Autoren der einzelnen Kapitel sind hochkarätige Experten, zumeist aus Hochschulen, beispielsweise Robert Huggins, Stanford University, Michel Armand, Universität Amiens, und Martin Winter, Universität Münster.
Entsprechend dem Aufbau einer Batterie behandeln die jeweiligen Kapitel Chemie, Elektrochemie, Struktur und Materialeigenschaft der Materialien informativ und mit vielen Literaturangaben. Der erste Teil enthält die thermodynamischen Grundlagen elektrochemischer Energiespeicher, es folgen die bekannten Batterietypen wie Alkali-Mangan, Nickel-Cadmium, Nickel-Metallhydrid, primäre Lithium-Batterien und sekundäre Lithium-Ionen-Akkumulatoren. Der zweite Teil stellt Materialien vor, die in Batterien mit wässrigen Elektrolyten vorkommen, zum Beispiel Manganoxide, Nickel-Hydroxid, Bleioxide, Zink und Metallhydride. Der dritte Teil des Buches umfasst auf zirka 400 Seiten die Alkalimetallbatterien und ist damit der Schwerpunkt des Buchs. Ein schönes Beispiel, wie das Buch dem Leser die Materie nahe bringt, ist Kapitel 15 von Jürgen O. Besenhard und Martin Winter über Anodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien, das die lithiierten Kohlenstoffe so erklärt, wie sie bis dato in allen kommerziellen Lithium-Ionen-Batterien vorkommen.
Teil vier zeigt kurz Systeme, die noch in der Entwicklung sind, darunter Li-Luft und Li-Schwefel. Der fünfte Teil beschäftigt sich mit aktuellen Fragen, unter anderem zu Produktionstechnik und Fehlermechanismen.
Es ist Claus Daniel gelungen, die erste Ausgabe zu aktualisieren und mit aktuellen Materialien und Themen zu ergänzen. Alles in einem ein äußerst empfehlenswertes Batteriefachbuch. Es richtet sich an Industrie- und Hochschulforscher sowie an Doktoranden.
Thomas Wöhrle, Stuttgart


<h2>— — — Alchemie im Taschenbuch</h2>
Geschichte der Alchemie. Von Claus Priesner. C. H. Beck, München, 2011. 128 Seiten, brosch. 8,95 Euro. ISBN 978—3—406—61601—3
Wenn es heute auch unbestritten ist, dass chemische Umwandlung von unedlen Metallen in Gold eine Utopie ist, faszinieren uns alchemistische Denkansätze immer wieder. Das ist insofern nicht verwunderlich, als die Alchemie etwa 1600 Jahre lang das Denken und Handeln von Naturforschern geprägt hat, auch wenn sie dabei stets von einer “Aura des Geheimnisvoll-Verbotenen” umgeben war. Schon Justus von Liebig schrieb: “Die Alchemie ist niemals etwas anderes als die Chemie gewesen; ihre beständige Verwechslung mit der Goldmacherei des 16. und 17. Jahrhunderts ist die grösste Ungerechtigkeit … Die Alchemie war die Wissenschaft, sie schloss alle technisch-chemischen Gewerbezweige ein.” [Chemische Briefe, 3. Brief].
Der Münchener Chemiker und Chemiehistoriker Claus Priesner ist in seinem Buch nicht nur der wechselvollen Geschichte der Alchemie nachgegangen. Er zeichnet zugleich das Weltbild der Alchemisten auf, “in dem Mensch und Natur, Geist und Materie aufs Engste miteinander verwoben sind.” 
Die Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert: 1. Die Anfänge. Ägyptische Tempelpriester und griechische Philosophen, 2. Christentum, Islam und die Alchemie, 3. Alchemie, Neoplatonismus und Hermetik in der Renaissance und Frühen Neuzeit, 4. Alchemie in der Zeit des Barock (Alchemisten, Fürsten und Betrüger), 5. Rosenkreuzer, Alchemisten und Naturwissenschaftler in der Zeit der Aufklärung, 6. Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft und der modernen Chemie und 7. Das Ende der Alchemie?. Dem Autor gelingt es immer wieder, das alchemistische Gedankengut, festgemacht an den zu ihrer Zeit dominierenden Persönlichkeiten, mit den zumeist philosophischen Ideen zu verknüpfen.
Die Zeit um 1600 sieht Priesner als Zäsur, weil sich die Alchemie “in zwei zunehmend getrennt voneinander verlaufende Entwicklungslinien gespalten hat”. Der eine Zweig führe “über Georg Ernst Stahls Phlogistonlehre zu Lavoisier, Dalton und der modernen Chemie”. Die so genannte esoterische Linie führe zu den “Theo-Alchemisten des Rosenkreuzers und seiner Nachfolger und setzt sich bis heute fort, [… etwa] in der alchemistisch inspirierten Psychoanalyse C. G. Jungs”. Beide Wege diskutiert der Autor grundlegend. Der Abschnitt “Goethe, die Alchemie und der Faust” bezieht sogar Goethes Auseinandersetzung mit der Alchemie mit ein.
Die Darlegungen zeichnen sich durch klare Formulierungen und Faktenreichtum aus, Textstellen aus den Originalarbeiten und Episoden lockern sie auf. Damit gelingt es dem Autor, dem Leser einen schnellen und kurzweiligen Einblick in dieses bemerkenswerte Kapitel der (Vor-)Geschichte der Chemie zu geben. Das vorliegende Taschenbuch ist durch seine verständliche Darstellung nicht nur für Chemiker sondern für einen breiten historisch und kulturhistorisch interessierten Leserkreis zu empfehlen.
Horst Remane, Leipzig

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