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<h2>Mit Zunftgrüßen: Management ist Handwerk</h2>
“Ich schlage vor, Management als Handwerk zu begreifen … — Schon im dritten Semester haben die Studenten gelernt, über Leadership, Visionen und Global Governance zu reden. Sie produzieren grässliche Wortschäume und haben keine Ahnung, was es tatsächlich bedeutet. Aber die handwerklichen Dinge lernen sie während ihres gesamten Studiums nicht!” Das sagte der österreichische Wirtschaftswissenschaftler Fredmund Malik, Professor an der Universität St. Gallen, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen. Malik hat gerade mit Albert Maucher, dem deutschen Chef der schweizerischen Nestlé und einem der erfolgreichsten Unternehmer der letzten Jahrzehnte, ein lesenswertes Buch publiziert [Maucher, Malik, Farschtschian; Maucher und Malik über Management — Maximen unternehmerischen Handelns, Campus, Frankfurt].
Chemiker, die ihr Studium (Wissenschaft und Handwerk zugleich) erfolgreich abgeschlossen haben und in der Industrie nach verschiedenen Stationen (Training on the Job) Verantwortung übernehmen, lesen dies mit Genugtuung. Die Kollegen, die nach dem Studium direkt einen gut dotierten “Job” bei einem Unternehmensberater, — die schnappen oft die besten Naturwissenschaftler weg —, angetreten haben, hören dies aber bestimmt nicht gerne.
Zurzeit erleben wir am Technologiestandort Deutschland gigantische Pannen und Fehlleistungen bei öffentlichen Großprojekten: Hauptstadtflughafen “Willy Brand”, Stuttgart 21, Nürburgring und Elbphilharmonie. Auch große DAX-Unternehmen zeigen Unfähigkeit — neben Verstößen gegen gute Sitten. So ist Thyssenkrupp nicht fähig, Großprojekte in den USA und Brasilien zum Erfolg zu führen, und geht mit dem Verkauf der Edelstahlsparte ans Eingemachte. Siemens hat große Probleme mit dem Velaro D (ICE 3) und bekommt die für über vier Milliarden Euro neu erworbene Diagnostiksparte (“Schuster bleib' bei deinem Leisten!”) nicht in den Griff. Von der Dentalsparte hatte man sich bereits früher getrennt (private equity buyout).
Andererseits untermauern Branchen wie Automobil oder Großchemie den Ruf des Technologiestandortes. Auch viele Familienunternehmer und Mittelständler tragen dazu bei.
Überwiegt eventuell bei den erfolgreichen Unternehmen die Maliksche Auffassung, Management als Handwerk zu verstehen? Sind in diesem Sinne Unternehmensführer wie Martin Winterkorn (VW), Wendelin Wedeking (Porsche-Sanierung), Norbert Reithofer (BMW), Jürgen Hambrecht (BASF), Axel Heitmann (Lanxess), Klaus Engel (Evonik), Wolfgang Reitzle (Linde), Andreas Barner (Boehringer), Jürgen Heraeus (Heraeus), Peter Bettermann (Freudenberg, bis 2012) nicht “Handwerker”?
Sie kennen Ihr Unternehmen und treffen mutige Entscheidungen, sind nicht beratungssüchtig und keine Rückversicherer. Sie kennen die Mitarbeiter und lassen sich ihr Kabinett und ihre Mannschaft nicht von Vermittlern von Führungskräften (Headhuntern) zusammenstellen. Für sie ist die Wertschätzung durch Kunden wichtiger als die Beurteilung durch Finanzanalysten.
Interessant wäre eine Statistik über die externen Beratungskosten von verschiedenen Unternehmen, um die Frage zu beantworten: Sind Unternehmen, die sich bei strategischen und organisatorischen Fragen von außen beraten lassen und über Headhunter die vermeintlich besten Führungskräfte auf dem Arbeitsmarkt suchen, besonders erfolgreich?
Mich würde es wundern!
Mit Zunftgrüßen:
Heribert Offermanns, Hanau
<a href="mailto:heppoff@gmx.de">heppoff@gmx.de</a>


<h2>Wie erhaben sind die Naturwissenschaften über Vorwürfe wie die an Dr. Schavan?</h2>
Die meisten Diplomchemiker und Diplomchemikerinnen sind promoviert und bei denjenigen, die neuerdings das Chemiestudium mit einem Master abschließen, wird es wohl kaum anders kommen. Ich selbst habe den Titel Dr. rer. nat. im Jahr 1991 von der Universität Hamburg erhalten. Das ist lange her, wenn es auch nicht 33 Jahre zurück liegt, wie im Fall der ehemaligen Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan. Aber ganz egal, wie lange die Promotion in einem naturwissenschaftlichen Fach auch zurück liegen mag, diejenigen, die einen solchen Titel tragen, fühlen sich vor Plagiatsvorwürfen sicher, da es sich ja im Regelfall um eine experimentelle Arbeit handelt. Experimente könne man zwar fälschen, hört man dann gemeinhin, aber abschreiben könne man sie nicht. Und wenn man nicht zu den Fälschern gehört, die es ja leider auch gibt, ist man erhaben über mögliche Vorwürfe, kann man aus sicherer Entfernung verfolgen, wie es in Düsseldorf weiter geht.
Bei allen Zweifeln, die man haben mag, klar ist doch, dass der Fall Schavan mit dem Fall zu Guttenberg nicht zu vergleichen ist. Dem wurden ganz andere Ausmaße des Bedienens an fremden und nicht zitierten Quellen nachgewiesen, als es in der viel älteren Doktorarbeit von Schavan möglich sein wird (siehe z. B. Roland Preuss; Süddeutsche Zeitung, 24. und 25. Januar 2013). Aber ist es denn auch klar, dass die Dissertationen aus den Naturwissenschaften, aus der Chemie zum Beispiel, von allen Schlampereien frei sind? Sozusagen per definitionem? Mitnichten!
Wir wissen alle, dass beispielsweise unsere Zitierweise oft genug zu wünschen übrig lässt. Dass einschlägige Übersichtsartikel, die sich als Zitate für die Einleitung unserer Arbeiten eignen, längst nicht alle von den Autoren gelesen wurden, und das trifft auf viele der anderen Referenzen ebenfalls zu, die am Ende einer experimentellen Arbeit aufgelistet sind. Oft sind spezielle Referenzierungen sogar ganz falsch, lässt sich z. B. ein bestimmter optischer Drehwert gar nicht mit der zitierten Stelle vergleichen, weil er dort gar nicht steht. Finden wir das vielleicht nicht so schlimm, weil wir es schon gewohnt sind? Und was bedeutet schon ein Drehwert? Wenn ich Bundesministerin für Bildung und Forschung wäre, kann ein Drehwert, der gestern einem meiner Mitarbeiter vielleicht nichts bedeutet hat, morgen für meine Karriere alles bedeuten.
Schließlich ist es vielleicht auch angebracht, bei allem einmal die Rolle der Doktorväter (bisher sind keine Doktormütter betroffen!) zu beleuchten (siehe z. B. George Turner, Spiegel, 2013, 5, 17).
Jedenfalls sollten wir alle darüber nachdenken, welcher ungeheuren Überforderung unsere akademischen Schüler und Schülerinnen ausgesetzt sind, angesichts der Publikationsflut (wo längst nicht jedes Ergebnis nur einmal auftaucht), des indikatorbasierten Leistungsdrucks und der schon längst unmenschlichen und wahrscheinlich unwissenschaftlichen Beschleunigung, die unsere gesamte Arbeit ergriffen hat. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Sprechblasen und leeren Formeln, mit denen sich die Akademia heutzutage zu schmücken hat, damit sie hier oder da aus dem allgemeinen Zuviel einmal herausstechen kann. Längst regiert ein Teufelskreis, für den unsere jungen Absolventinnen und Absolventen nicht verantwortlich gemacht werden können. Wir müssen erkennen, dass Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung und Qualitätsprüfung nicht nur den ganzen Naturwissenschaftler, die ganze Naturwissenschaftlerin benötigt, sondern den ganzen Menschen. Denn die Erforschung der Qualität unseres Wissenschaftsbetriebes erfordert weit mehr als die Überprüfung eines Drehwertes oder eines Zitats, es erfordert auch die Überprüfung des Miteinanders aller Beteiligten.
Thisbe K. Lindhorst, Kiel
<a href="mailto:tklind@oc.uni-kiel.de">tklind@oc.uni-kiel.de</a>
Die “Korrespondenz” veröffentlicht Briefe an die Redaktion. Gedruckt und online steht sie allen Lesern der Nachrichten aus der Chemie offen. Bitte senden Sie Ihre Zuschrift mit einem Umfang von maximal 1500 Zeichen als E-Mail an: <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a>. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.


<h2>Das ist ein Mensch</h2>
Den Artikel über Primo Levi [Nachr. Chem. 2013, 61, 129] habe ich mit großer Erschütterung gelesen. Als Mitglied des Fördervereins für die Internationale Jugendbegegnungsstätte Oswiecim/Auschwitz (IJBS) habe ich mich dafür interessiert, ob die Nachfolgefirmen der I. G. Farben, die ihrerseits an Auschwitz viel verdient haben, sich irgendwie an der Förderung der IJBS beteiligen. Die Auskunft, die ich von Viktoria Doris Graenert, Vorstandsmitglied der deutsch-polnischen Stiftung für die IJBS erhielt, war leider negativ. Versuche der Stiftung Anfang der 80er Jahre waren erfolglos geblieben.
Ich finde das beschämend. Ich würde mir wünschen, dass die oberen Etagen der entsprechenden Firmen Zeit fänden für eine angemessene Erinnerungskultur.
Wolfgang Grell, Biberach/Riss


<h2>Brüssel, nicht Karlsruhe</h2>
Der Artikel “Meilensteine der Chemie 2013” in den Nachrichten aus der Chemie [Nachr. Chem. 2013, 61, 11] bedarf einer Korrektur zu Seite 14 “Bullvalen”. Der Satz “Schon im Folgejahr gelingt es Gerhard Schröder an der TH Karlsruhe, diese Verbindung zu synthetisieren …”, ist nicht richtig. Bullvalen wurde von Schröder im Labor der organisch-chemischen Abteilung von European Research Associates in Brüssel dargestellt. Darauf erhielt Schröder einen Ruf als Nachfolger von Rudolf Criegee an die TH Karlsruhe.
Hans Reimlinger, Balingen


<h2>Kontakt im Sauren I</h2>
Der Beitrag “Saure Oberflächen als neuartige Kontaktbiozide” [Nachr. Chem. 2013, 61, 112] ist ein äußerst interessanter und gut geschriebener Artikel über eine im Prinzip sehr einfache Technologie mit einem äußerst interessanten Potenzial.
Gerade der Aspekt der Hydrophilierung scheint ja lange Zeit absolut vernachlässigt worden zu sein. Hier erkennt man quasi lehrbuchmäßig den Vorteil interdisziplinärer Teams aus Medizinern, Mikrobiologen und eben Chemikern — nur so lassen sich Dogmen erkennen und aufbrechen. Dem Startup-Unternehmen Amistec ist zu wünschen, dass sich das Verfahren durchsetzt.
Ich habe eine Frage zur beschriebenen Robustheit des Systems: Warum ist diese nicht bei mit Silber antimikrobiell ausgestatteten Produkten, die doch den Großteil der am Markt verfügbaren Produkte betreffen, gegeben?
Hans-Peter Bauer, Frankfurt/Main
<a href="mailto:profhpbauer@gmail.com">profhpbauer@gmail.com</a>


<h2>Kontakt im Sauren II</h2>
In dem besonders lesenswerten und ansonsten sehr guten Beitrag “Saure Oberflächen als neuartige Kontaktbiozide” von Maximilian Lackner, Silke Maninger und Josef-Peter Guggenbichler [Nachr. Chem. 2013, 61, 112] wird leider behauptet, fermentierte ätherische Öle würden in Glycerin und Fettsäuren aufgespalten. Dies ist zumindest irritierend, da echte ätherische Öle überwiegend Mono- und Sesquiterpene, Phenylpropan-Derivate und längerkettige aliphatische Kohlenwasserstoffe enthalten. Neben Aldehyden und Ketonen, Alkoholen und Ethern kommen zwar auch Ester in ätherischen Ölen vor, aber nicht die für fette Öle charakteristischen Triacylglycerole. Eine Aufspaltung in Glycerin und Fettsäuren kann also nicht der Grund für die zitierte antimikrobielle Wirkung sein.
Diese Verwechslung ist zwar nicht so lustig wie die zu Recht als absurd gebrandmarkte Behauptung, mit Helium gefüllte Ballons seien in Eriwan explodiert [Nach. Chem. 2013, 61, 158], aber in einer Fachzeitschrift vergleichsweise bemerkenswert.
Andreas Link, Greifswald
<a href="mailto:link@uni-greifswald.de">link@uni-greifswald.de</a>


<h2>Contra Pro</h2>
In Pro und Contra [Nachr. Chem. 2013, 61, 132] bezweifelt Heinz Hug die Bedeutung von CO2 für die Klimaerwärmung. Dass das Klima sich erwärmt durch vom Menschen verursachte Emission von Spurengasen, vor allem von CO2, ist seit langem gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis. Durch Vergleich der immer weiter verfeinerten Rechenmodelle mit Messdaten wird das wieder und wieder bestätigt. Deren Vorhersagen sind Besorgnis erregend, und man sollte sich eine weitere Verzögerung von Gegenmaßnahmen nicht mehr leisten. Hinter den entsprechenden Sachstandsberichten des IPCC, des Intergovernmental Panel on Climate Change, stehen die weit überwiegende Mehrzahl der Klimaforscher weltweit (97 % laut einer Umfrage [Spiegel-online, 23.01.2009]). Seit etwa zehn Jahren tritt vor allem in den USA eine organisierte Gruppe von sog. Klimaskeptikern auf, geführt von Politikern und PR-Strategen, finanziert auch von großen Unternehmen [Jeanne Rubner, Die Zeit, 22.11.2012], und verwirrt die Öffentlichkeit mit Argumenten, die immer wiederholt werden, obwohl sie längst widerlegt sind. Eine Zusammenstellung entsprechender Antworten findet man etwa beim Umweltbundesamt [<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.umweltdaten.de" target="_blank">www.umweltdaten.de</a></ext-link>]. Auch angesehene Klimaforscher wie Stefan Rahmstorf haben sich wiederholt die Mühe gemacht, die Einwände richtigzustellen [<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.pik-potsdam.de" target="_blank">www.pik-potsdam.de</a></ext-link>]. Eine der Organisationen in USA nennt sich “Committee for a constructive tomorrow” (CFact), die vor kurzem einen europäischen Ableger (CFact Europe) gegründet hat; Mitgründer ist Holger Thuss, ein Jenaer Politiker, der auch Präsident eines “Europäischen Instituts für Klima und Energie” (Eike, Postfachadresse in Jena identisch mit der von CFact Europe) ist [Süddeutsche Zeitung, 2010, 31.03.]. Heinz Hug zitiert eine Eike-Veröffentlichung und wird selbst viele hundert Mal von Eike zitiert (laut Google). Jetzt werden die Klimaskeptiker sagen können, dass einer ihrer Vertreter in einer angesehenen wissenschaftlichen Zeitschrift gleichberechtigt neben einem echten Klimawissenschaftler auftreten konnte.
Inhaltlich sei nur ein Punkt klargestellt, weil z. T. auch unter physikalisch Vorgebildeten irrige Vorstellungen herrschen: Schon aus der im Beitrag genannten atmosphärischen Transmission von 10—210 bei 15 µm müsste Hug eigentlich schließen, dass das Eike-Modell des Treibhauseffekts nicht so ganz stimmen kann. Die Erde wird eben nicht durch IR-Emission aus oberen kalten Luftschichten erwärmt. Der vertikale Wärmetransport in der Troposphäre wird nicht durch Strahlungstransport (Absorption und (Re-)Emission) dominiert, auch nicht durch Wärmeleitung, sondern durch Konvektion. Diese erzeugt wegen des Druckgradienten durch adiabatische Ausdehnung den Temperaturabfall von 6,5 K km—1 bis zu einem Minimum in der Höhe der Tropopause. Die IR-Abstrahlung in den Weltraum findet zum größten Teil nicht von der Erdoberfläche statt, sondern aus höheren Luftschichten ab einer Höhe, von wo aus sie kaum mehr reabsorbiert wird (von wo aus die äußere Atmosphäre optisch dünn erscheint). Wäre das IR-Spektrum der Atmosphäre flach, dann wäre die abstrahlende Fläche in einer Höhe von 5 km, wo 255 K herrschen; das ist die Temperatur, die sich durch das Strahlungsgleichgewicht einstellt. Würde man die Spurengaskonzentration so erhöhen, dass die Atmosphäre erst ab 6 km Höhe optisch dünn wird, dann würde sich die Temperatur auf der Erdoberfläche um 6,5 K erhöhen. Die eigentliche Rechnung berücksichtigt natürlich die Wellenlängenabhängigkeit und als Korrektur den Strahlungstransport in Bereichen, in denen die Troposphäre nicht optisch dicht ist; das Prinzip (Anhebung der abstrahlenden Oberfläche) ändert sich dadurch nicht [Phys. Bl. 1987, 43, 240]. Bei den Hauptabsorptionen von CO2 findet Abstrahlung erst ab etwa der Tropopause statt, und eine Anhebung trägt wegen des dortigen Temperaturminimums (nicht wegen der “Sättigung der Absorption”) nichts zum Treibhauseffekt bei; die schwächeren Absorptionen (Flanken der Banden, Kombinations- und Differenzschwingungen) aber sehr wohl. Dieser Mechanismus ist auch der Grund, warum CO2und H2O im Vergleich zu selteneren Spurengasen pro Molekül viel weniger treibhauswirksam sind
Werner Fuss, Garching
<a href="mailto:wrf@mpq.mpg.de">wrf@mpq.mpg.de</a>

Korrespondenz

Mit Zunftgrüßen: Management ist Handwerk “Ich schlage vor, Management als Handwerk zu begreifen … — Schon im dritten Semester haben die Studenten gelernt, über Leadership, Visionen und Global Governance zu reden. Sie produzieren grässliche Wortschäume und haben keine Ahnung, was es tatsächlich be...

<h2>Aktuelle Forschungsthemen von Spezialisten</h2>
New Strategies in Chemical Synthesis and Catalysis. Hrsg. von Bruno Pignataro. Wiley-VCH, Weinheim, 2012. 383 Seiten, geb. 99,— Euro. ISBN 978—3—527—33090—4
Dieses Buch beleuchtet aktuelle Entwicklungen in der synthetischen Chemie, wobei der Titel die Katalyse als Schlüsseltechnik gesondert ausweist. Die 15 Beiträge sind entstanden aus den Vorträgen der Preisträger des European Young Chemist Award des Euchems-Kongress 2010 in Nürnberg. Thematisch gehören die Artikel zu analytischer, anorganischer und biologischer Chemie, zu Elektrochemie, zu heterogener und homogener Katalyse, zu Wirkstoffchemie, organischer Chemie, Reaktionstechnik, supramolekularer Chemie, Übergangsmetallkatalyse und physikalischer Chemie.
Der erste, methodische Teil des Buchs zeigt das Potenzial hochauflösender Massenspektrometrie, automatisierter Synthese und Mikroreaktortechnik in der Synthese spezifischer Produkte. Es folgen Kapitel über spezialisierte Synthesemethoden in der organischen (Reduktionen von Amiden mit Silanen) und anorganischen Chemie (Synthesen von Ozoniden), sowie ein Beitrag über die Synthese und Bioaktivität von Amidinoharnstoffen.
Der zweite Teil des Buchs mit Katalyse im Fokus bespricht eingangs katalytische DNA und ihre Anwendung. Es folgen Beiträge über eisenkatalysierte CH-Oxidationen und Wasserstoffbrücken als aktivierendes Prinzip in der Katalyse. Vorgestellt werden die elektrosynthetische Herstellung heterogener Katalysatoren und eine mikrokinetische Analyse komplexer Oberflächenprozesse. Diskussionen goldkatalysierter Redoxprozesse und zur Übergangsmetallkatalyse in oberflächenbasierten flüssigen Phasen schließen sich an.
Der dritte Teil über kombinatorische und chemische Biologie zeigt die Anwendung kombinatorischer Methoden auf die Synthese peptidischer Inhibitoren sowie die Identifizierung eines Calcium-Transporters mit dynamisch-kombinatorischen Prinzipien. Den Abschluss bildet ein Beitrag über die Synthese von Substanzbibliotheken auf festen Phasen in der Wirkstoffforschung.
Das Buch vertritt ein breit gefächertes Themenspektrum. Einleitungen, die den Stand der Forschung teils ausführlich erörtern, erleichtern dem Leser den Einstieg in die einzelnen Kapitel, bevor die Resultate der Autoren in den Fokus kommen. Trotzdem verlangt das Buch dem Leser fachlich einiges ab. Es spiegelt die Vielschichtigkeit der Fragen, die in der synthetischen Chemie bearbeitet werden und zeigt, womit sich junge Wissenschaftler beschäftigen, die mit ihren Themen die Forschungslandschaft der kommenden Jahre prägen werden. Das Buch richtet sich insofern an Leser, die anhand von Einzeldarstellungen von Spezialisten einen Überblick über aktuelle Fragen und Forschungsinteressen in der Synthesechemie gewinnen möchten.
Lukas Hintermann, München


<h2>Ausschnitte aus der organischen Chemie</h2>
Organic Chemistry — Breaktroughs and Perspectives. Hrsg. von Kuiling Ding, Li-Xin Dai. Wiley-VCH, Weinheim, 2012. 802 Seiten, brosch. 99,— Euro. ISBN 978—3—527—32963—2
Bereits der Titel schürt große Erwartungen: “Organische Chemie — Durchbrüche und Perspektiven”. In der Tat stellen die Herausgeber Kuiling Ding und Li-Xin Dai ihr Werk in eine lange und namhafte Tradition und bezeichnen das Buch als Fortführung der Bücher “Perspektives in Organic Synthesis”, veröffentlicht im Jahr 1956 zu Ehren des 70. Geburtstages von Sir Robert Robinson, und “Further Perspectives in Organic Chemistry” von 1978. Der Klappentext verspricht ein “hilfreiches, nützliches und praktisches” Buch für Studenten, Postdocs und Forscher — eigentlich für jeden. Mit viel Vorfreude habe ich deswegen das Inhaltsverzeichnis studiert, das wirklich mit allen aktuellen Themen der modernen organischen Chemie gefüllt ist, darunter C-H-Aktivierung, Organokatalyse, supramolekulare Chemie oder organische Photovoltaikmaterialien. Spannend ist ebenfalls das Konzept, dass Kommentare von Vorreitern in diesem Gebiet jeden der 20 Beiträge begleiten. Unter den Kommentatoren finden sich auch Nobelpreisträger wie Robert Grubbs. Ein Essay über die Zukunft der Chemie von Ronald Breslow beschließt das Buch.
Alle Kapitel lesen sich sehr gut, wobei anzumerken ist, dass jeder Autor eine unterschiedliche Auffassung über das Ziel seines Beitrags zu haben schien. Kapitel 7 über die kupferkatalysierte Azid-Alkin-Cycloaddition zum Beispiel verfolgt einen sehr praktischen Ansatz, bei dem Vorteile und Nachteile experimenteller Details abgewogen werden. Viele andere haben sich platzbedingt auf einen kleinen repräsentativen Ausschnitt ihres Gebietes beschränkt und ihn an ausgewählten Beispielen illustriert, wie Kapitel 8 über C-H-Aktivierung oder Kapitel 13, das am Beispiel von Foldameren die Entwicklungen der supramolekularen Chemie demonstriert. Andere Beiträge, wie Kapitel 12 über Fluorchemie geben einen sehr kompakten Überblick über das gesamte Thema, während andere die eigenen Arbeiten als Aufhänger zum Fortschritt in ihrem Gebiet nehmen, etwa Kapitel 10 über Organokatalyse.
In allen Fällen bieten hier die Kommentare die Möglichkeit, das Präsentierte zu ergänzen. Diese Option nutzen die Kommentatoren in unterschiedlicher Ausprägung. So variieren die Kommentare von ein paar Zeilen bis zu fast eigenständigen Kapiteln mit Grafiken und Bibliographie.
Doch was versteht man heute eigentlich unter organischer Chemie? Gehen wir nach Definition in Breslows Essay, beschäftigt sich sie sich mit den Elementen am oberen Ende des Periodensystems. Das ist eine weite Definition, die im Prinzip auch die gesamte molekulare Biologie beispielsweise miteinbezieht, die im Buch aber nicht vertreten ist. Dies zeigt etwas das Problem des Buchs: Es kann nicht die gesamte Breite der organischen Chemie abdecken, will aber auch kein Nachschlagewerk für Spezialthemen sein. Was ist es dann? Vielleicht kann es Anregung geben, sich nach der Lektüre mit dem einen oder anderen Thema genauer zu beschäftigen. Aber wer liest dafür 800 Seiten über Themen, die alle in eigenen Monografien und Reviewartikeln präsent sind?
Trotz des innovativen Ansatzes, jeden Aufsatz kommentieren zu lassen, trotz der Qualität der einzelnen Beiträge und der hochkarätigen Besetzung der Autoren und Kommentatoren, weiß ich nicht, wann ich das Buch jemals wieder in die Hand nehmen werde. Ich weiß auch nicht wem ich es wirklich als “nützlich”, wie auf dem Klappentext versprochen, empfehlen kann.
Hermann A. Wegner, Basel


<h2>Flugbenzin aus Biomasse</h2>
Second Generation Biofuels and Biomass. Von Roland A. Jansen. Wiley-VCH, Weinheim, 2013. 253 Seiten, geb. 69,90 Euro. ISBN 978—3—527—33290—8
Der Autor von Second Generation Biofuels and Biomass ist Inhaber des Unternehmens Mother Earth Investment, Geschäftsfelder sind Biomasse und Energie. Konkret gehören dazu die globale Bereitstellung von Holzpellets, Holzchips oder Palmkernschalen für die Energieerzeugung.
Das Buch richtet sich vor allem an Investoren und politische Entscheidungsträger, die sich einen aktuellen Überblick zu globalen Biomasseaktivitäten, insbesondere zur Erzeugung von Flugsprit verschaffen wollen. Für Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker enthält das Buch wenig Fachinformationen.
Der Leser findet zunächst eine Zusammenstellung von allgemein bekannten Fakten der Weltenergieproblematik, etwa zu den Erdölreserven, Kraftstoffpreisen, zu Kernenergie und Weltbevölkerung. Dann erst führt das Buch Begriffe wie “Erste- und Zweite-Generation Biokraftstoffe” ein. Es werden verschiedene Ölpflanzen für die Biokraftstoffproduktion betrachtet. Ein großer Teil des Buchs ist dem Rohstoff Jatropha gewidmet, der allerdings noch keine agroindustrielle Bedeutung hat. Betrachtet werden Kultivierung, Züchtungsziele bis zu Ernte, Lagerung und technologischer Verarbeitung zu Biodiesel und Biokerosin.
Eine gute Übersicht erhält der Leser über die Programme zur Förderung des Anbaus von Biomassen sowie zum Stand der Biokraftstoffproduktion bis hin zur Standardisierung in Europa, Amerika, Asien und Afrika sowie in einzelnen Ländern wie USA, Brasilien, China, Japan, Indien. Ebenso erfährt der Leser Hintergrundinformationen zur Forcierung der Biokraftstoffproduktion in einzelnen Ländern und Kontinenten, insbesondere aus dem ökonomischen oder ökologischen Blickwinkel. Umfassend sind auch die Anstrengungen dargestellt, die Kraftstoffe im Luftverkehr einzusetzen, mit dem Ziel, mittelfristig die die CO2-Emission zu senken.
Interessant ist eine detaillierte Zusammenstellung der bisherigen Tests von Flugzeugkraftstoffen aus unterschiedlichen Rohstoffen weltweit durch die verschiedenen Fluggesellschaften.
Positiv zu erwähnen ist, dass es ein Glossar am Ende des Buches gibt, das für den Nichtfachmann sehr hilfreich ist.
Negativ ist, dass der Autor für das Buch lediglich im World Wide Web recherchiert hat und es zu den sporadisch eingefügten Literaturzitaten (z. B. S. 57: “Hil et al.”) keine Liste mit den konkreten Literaturstellen gibt. Insgesamt ist das Buch schlecht redigiert, so dass der Leser stolpern muss. So steht als Überschrift auf Seite 220: “Mother Earth Biokersen Index” Es ist aber ein Biokerosin-Index der Firma des Autors gemeint, der die Investmentmöglichkeiten in die Biokraftstoffwirtschaft zeigen soll. Das im Buch vorangestellte Abkürzungsverzeichnis enthält Mehrfachnennungen von Abkürzungen, etwa ASTM, das fünffach aufgezählt ist.
Der Ausblick im letzten Abschnitt “Unsere Welt im Jahre 2030” ist zwar ein etwas holpriger, jedoch grundsätzlich positiver Ausklang für das Thema Biokraftstoffe.
Birgit Kamm, Teltow


<h2>Recht auf (Zwangs-)Arbeit</h2>
Zwangsarbeit im Chemiedreieck — Strafgefangene und Bausoldaten in der Industrie der DDR. Von Justus Vesting. Chr. Links, Berlin, 2012. 222 Seiten, brosch. 24,90 Euro. ISBN 978—3—86153—675—8 
Das Wirtschaftssystem der DDR beruhte auf zentraler Planung. Diese schloss neben der industriellen Warenproduktion die Planung und Lenkung der Arbeitskräfte ein. Damit korrespondierte die ideologisch begründete Pflicht zur Arbeit, die nach der Verfassung der DDR mit dem Recht auf Arbeit eine Einheit bildete.
Vesting gibt einen Einblick in die realsozialistische Arbeitswelt anhand des Einsatzes von Strafgefangenen und Bausoldaten (waffenloser Wehrdienst) im Braunkohlentagebau und insbesondere in Produktionsbetrieben der chemischen Industrie. Dazu hat er umfangreiches Archivmaterial ausgewertet und Zeitzeugen befragt. Er definiert den Begriff der Zwangsarbeit anhand der Elemente Zwang, Diskriminierung und Inkaufnahme von gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Alle drei Elemente weist Vesting in den realen Arbeitsbedingungen nach. Diese waren z. B. im Chemiekombinat Bitterfeld (CKB) dadurch gekennzeichnet, dass 65 Produktionsbetriebe außerhalb der gesetzlichen Bestimmungen zu Anlagensicherheit und Arbeitsschutz liefen. Fluktuation und Arbeitskräftemangel waren die Folge. So kam es zum Einsatz von Strafgefangenen. Hierzu führt Vesting die Chloralkali-Elektrolysen (Hg-Verfahren ) im CKB und im Kombinat Chemische Werke Buna an. Im CKB kam es zu Hg-Vergiftungen mit zwei Todesfällen.
Problem war in diesen Betrieben das ständig Strafgefangene mit hohen Hg-Werte im Urin ausgewechselt und dann Ersatzstrafgefangene beschafft werden mussten. Das Anwerben von Zivilarbeitskräften war selbst mit einem Lohn von 2000 Mark im CKB wenig erfolgreich. Weitere Einsatzbetriebe im CKB waren Chromat- und PC-Betrieb (nachchloriertes PVC) sowie die Chloratelektrolyse.
Für den Einsatz von Bausoldaten ist die Aluminiumgewinnung (Schmelzflusselektrolyse) im CKB ein Beispiel. Hier fehlten Be- und Entlüftungsanlagen. Daher litten zivile Arbeitskräfte unter anderem an der Berufskrankheit Fluorose, Arbeitskräftemangel war eine Folge. Dieser wurde 1988 nach einem Ministerratsbeschluss durch 140 Bausoldaten ausgeglichen.
Fazit: Die Nutzung der Arbeitskraft von Strafgefangenen und Bausoldaten an neuralgischen Punkten der Volkswirtschaft der DDR war systemimmanent, die Betriebe kamen aus dem Korsett der Planvorgaben und fehlender Investitionsmittel nicht heraus, sie konnten den Anlagenverschleiß und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken nebst Arbeitskräftemangel nicht verhindern und forderten daher Zwangsarbeiter an. Der Einsatz der Bausoldaten diente auch deren Disziplinierung. Es galt das Primat der Ökonomie, dem die Sicherheit untergeordnet wurde. 500 Strafgefangene im CKB erwirtschafteten einen Nutzen von 1 Mrd. Mark im Jahr.
Vesting hat ein klar strukturiertes, faktenreiches Buch mit sachlicher Diktion geschrieben. Es ist sehr empfehlenswert, auch insofern, als unlängst noch die These vertreten wurde (“Chemiekombinat war gestern” von Adolf Eser, Hrsg. vom Industrie- und Filmmuseum Wolfen, Bitterfeld-Wolfen, 2009, S. 33): Die Strafgefangenen konnten durch ihren Einsatz ihr in der Verfassung der DDR garantiertes Recht auf Arbeit verwirklichen.
Claus Christ, Kelkheim (Taunus)


<h2>Von Pillen, Eiern und Neuronen</h2>
Der perfekte Tipp. Statistik des Fußballspiels. Von Andreas Greiner. Wiley-VCH, Weinheim, 2012. 322 Seiten, geb. 24, 90 Euro. ISBN 978—3—527—33103—1
Gehirn für Eierköpfe. Wissenschaft in 60 Sekunden. Von Emily Anthes. Rowohlt, Reinbek, 2013. 222 Seiten, brosch. 8,99 Euro. ISBN 978—3—499—62844—3
Ein Gedächtnis wie ein Elefant? Tipps und Tricks gegen das Vergessen. Von Alain Lieury. Springer, Berlin, Heidelberg, 2013. 331 Seiten, brosch. 19,95 Euro. ISBN 978—3—8274—3043—4
Das Beste zuerst: Ergebnisse von Fußballspielen lassen sich nicht vorausberechnen. Fußball bleibt unberechenbar. Aber: Die Statistik zeigt zumindest, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Verein gewinnt, verliert, unentschieden spielt. Und der korrekte Statistiker ist um einige Prozentpunkte besser als der kompetente Fan. Bei der Berechnung der Wahrscheinlichkeiten hilft jetzt nach den vielen wissenschaftlich eher flacheren Ratgebern höchst kompetent Andreas Heuer, Professor für physikalische Chemie in Münster und Fußballfreak. Er lässt in seinem Buch nichts aus, was im Zusammenhang mit der Pille irgendwie berechnet oder wenigstens abgeschätzt, auf jeden Fall aber in Zahlen gefasst werden kann. Er untersucht — fußballtechnisch und wissenschaftlich stets auf Ballhöhe — vor allem anhand der Bundesliga statistische Eigenschaften (“Geld schießt viele Tore”), die Mythen und den Zufall, bestimmt die Leistungsstärken, lehrt die Prognose einzelner Spiele, der Saison und der Europa- und der Weltmeisterschaften. Ein Anhang bringt die notwendige Mathematik und gibt den Weg frei zu vielen emotionalen Übungen für die Vorlesung “Mathematik für Chemiker”. Der Toto-Zettel bleibt dennoch in weiten Teilen unberechenbar.
Wer sich dann anlässlich des Osterfestes noch fragt, wie all diese fußballerischen Fakten und Konsequenzen im Kopf zustande kommen der liest “Das Gehirn für Eierköpfe”. Dies ist die gedruckte Fassung des Scientific-American-Podcasts “60-Sekunden Wissenschaft” mit Themen aus dem elektronischen Zettelkasten einer US-Journalistin. Die einzelnen Beiträge sind höchsten zwei Seiten lang, in ihren Fakten sehr selektiv und entsprechend wenig tiefschürfend, oft aber effekthascherisch. Für den Stammtisch reicht es gerade in der ersten Runde, zumal es jeweils “Fakten zum Angeben” gibt. Danach sind aber WLan und ein iPod notwendig, um die entstandenen Fragen zu beantworten. Von den Hirnstrukturen über Grundfunktionen (Schlaf, Träumen, Essen ..) und höhere Leistungen (Gefühle, Liebe, Sprache ..) reicht das im Positiven. Im mehr Schrecklichen geht es um Krankheiten (22 mal), Psyche, Gehirnveränderungen und Individualität. Das Buch selbst bietet die typischen, systemimmanenten Schwierigkeiten einer solchen Sammlung: Es baut keinen Spannungsbogen auf, alles ist gleich wichtig und überhaupt: Muss ich das alles lesen und wissen? Macht das Spaß? Für die Osterferien ist ein Krimi sicher besser. Wer aber ein kleines Nachschlagewerk im Bücherschrank haben und nicht immer gleich im Internet suchen will, ist mit dieser leider wenig auf Deutschland adaptierten Themensammlung als Startpunkt gut bedient.
Spannender geht es im Spektrum-Sachbuch “Ein Gedächtnis wie ein Elefant?” zu. Der Autor war Professor für kognitive Psychologie an der Universität Rennes, und entsprechend spielen französische Verhältnisse und Beispiele eine große Rolle. Das macht sich ein wenig bei den Merkversen bemerkbar, nicht immer gibt es ein deutsches Pendant. Dennoch: “Liebe Berta, Bitte Comme Nicht Ohne Frische Nelken” — Das versteht der Chemiker ebenso wie “Fetter Claus Bricht Jeden Ast”.
Das Buch bietet aber viel mehr: Viel Geschichte zu den Merkmethoden und zur Magie des Gedächtnisses bis hin zu den Zahlencodes und er modernen Memotechnik. Die nimmt dann der Autor genau unter die Lupe (“Nie o Gott du guter, verliehst du meinem Hirne die Kraft …” — Die Anzahl der Buchstaben ergibt jeweils eine der ersten Nachkommastellen von Π — ,31425926535 …). Informationen zu Neurobiologie, Bild-, Wort- und Kurzzeitgedächtnis folgen bis über 60 FAQs, die nach dem anspruchsvollen Text ein wenig 60-Sekunden-Wissenschaft bieten und das Buch abschließen. Das ist aber wenig aufregend, was kein Schade ist. Schade ist, dass man sich das nicht alles merken kann.
Ernst Guggolz, Frankfurt


<h2>Nomenklaturempfehlungen der Iupac</h2>
Die Internationale Union für Reine und Angewandte Chemie hat zwei Nomenklaturempfehlungen ausgearbeitet und gibt jetzt Fachkollegen die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge oder Stellungnahmen bis zum 31. Mai bzw. 30. Juni einzureichen:
1.) Glossary Terms Used in Computational Drug Design, Part II
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2.) Abbreviations of Polymer Names and Guidelines for Abbreviating Polymer
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3.) Definitions of Terms Relating to Individual Macromolecules, Macromolecular Assemblies, Polymer Solutions and Amorphous Bulk Polymers
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Ausführliche Infos auch bei
<a href="mailto:B.Koehler@gdch.de">B.Koehler@gdch.de</a>
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