Blickpunkt

<h2>Chemiefasern mit Rekordmenge</h2>
Die weltweite Produktion von Chemiefasern hat im Jahr 2012 einen Rekordwert von 50 Mio. Tonnen erreicht. Somit haben synthetische Fasern einen Marktanteil an allen Fasern von 59 %. Weltweit verzeichnete die Industrievereinigung Chemiefaser seit dem Jahr 2010 ein jährliches Wachstum von knapp 6 %. Neben synthetischen Fasern wie Polyester und Polyamid ist besonders die cellulosische Faser im Aufschwung. Mit einem jährlichen Wachstum von knapp 9 % hat sie im vergangenen Jahr erstmals eine Jahresproduktion von 5 Mio. Tonnen erreicht.
Die Chemiefaserbranche wendet mit etwa 10 % ihrer Ausgaben doppelt so viel für Energie auf wie die chemische Industrie. Der Kohlenstoffspezialist SGL hat daher die Herstellung seiner Carbonfaser-Precursoren im vergangenen Jahr nach Portugal verlegt [Nachr. Chem. 2012, 5, 560]. KR


<h2>Linde baut in Indien</h2>
Linde errichtet sechs Luftzerlegungsanlagen für das indische Energie- und Petrochemieunternehmen Reliance Industries (RIL), das zur Reliance Group, dem größten Privatunternehmen Indiens, gehört. Die Anlagen produzieren Sauerstoff zur Kohlevergasung und zur Erzeugung von Mono-Ethylenglykol. Der Auftragswert liegt bei etwa einer halben Mrd. Euro.


<h2>BASF: BDO aus Zucker</h2>
BASF beabsichtigt, 1,4-Butandiol (BDO) aus nachwachsenden Rohstoffen nach dem patentierten Verfahren des US-amerikanischen Unternehmens Genomatica herzustellen. Der einstufige Fermentationsprozess basiert auf Zucker. Herkömmliches BDO entsteht aus Erdgas, Butan, Butadien und Propylen. BDO und Folgeprodukte gehen in Kunststoffe, Lösemittel, Elektronik-Chemikalien und elastische Fasern.


<h2>Lanxess erwirbt PCTS</h2>
Lanxess übernahm die auf Biozide für wasserbasierte Farben spezialisierte PCTS Specialty Chemicals aus Singapur. Das Unternehmen erwirtschaftete im Jahr 2012 einen Umsatz im einstelligen Mio.-Euro-Bereich, 60 % davon in China.


<h2>Chemie im Ruhrgebiet</h2>
Die Chemie im Ruhrgebiet rechnet damit, das laufende Jahr mit leichtem Wachstum abzuschließen. Das erwarten 78 % der Umfrageteilnehmer des Chemie- und Kunststoffclusters im Ruhrgebiet, Chemsite. Das Niveau des Jahres 2012 zu halten, hoffen 18 %, 4 % sind pessimistischer. Mit Blick auf Rohstoffpreise, den internationalen Wettbewerb und hohe Energiekosten halten sich viele bei Investitionen zurück. So wollen nur 44 % der befragten Unternehmen dieses Jahr die Produktion oder den Personalstamm erweitern. CS


<h2>Chemiedidaktik</h2>
Thomas Schleid, Universität Stuttgart, organisiert die Vortragstagung der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht auf dem GDCh-Wissenschaftsforum.
Nachrichten aus der Chemie: Herr Schleid, was erwartet die Teilnehmer bei Ihrer Veranstaltung?
Thomas Schleid: Es wird zwei Parallelsitzungsserien geben, eine mit 30 Diskussionsvorträgen und eine mit 12 Experimentalvorträgen. Posterbeiträge und 11 praxisnahe Workshops sowie Exkursionen zu Merck und Fresenius werden dafür sorgen, dass neuartige Experimente und kreative didaktische Konzepte in den Chemieunterricht von morgen einziehen.
Nachrichten: Welchen Beitrag leistet die Chemiedidaktik zum Wifo-Motto “Chemie — Element unseres Lebens”?
Schleid: Wenn man unter Leben Reproduktionsfähigkeit versteht, dann sind es die Lehrer, die der nächsten Generation elementares Wissen über die Chemie unserer Zeit vermitteln. Sie bewahren traditionelles Wissen und arbeiten neues auf, um beides attraktiv und kompetent zu vermitteln.
Nachrichten: Was sollte kein Wifo-Besucher in Darmstadt versäumen?
Schleid: Unsere originellen Experimentalvorträge: Hier findet “Chemistry Live on Stage” statt. Die Alchimisten der Neuzeit führen verblüffende Versuche vor, die komplizierte Sachverhalte leicht verdaulich, fast spielerisch servieren.
Nachrichten: Worauf freuen Sie sich am meisten beim Wissenschaftsforum?
Schleid: Neben den Experimentalvorträgen freue ich mich auf den Gesellschaftsabend unserer Fachgruppe am Montag. Hier werden drei Preise an herausragende Persönlichkeiten des Chemieunterrichts verliehen, der Friedrich-Stromeyer-Preis, der Manfred-und-Wolfgang-Flad-Preis und der Merck-Preis für Lehrkräfte an Grundschulen.

Artikel

Kurz notiert

Chemiefasern mit Rekordmenge Die weltweite Produktion von Chemiefasern hat im Jahr 2012 einen Rekordwert von 50 Mio. Tonnen erreicht. Somit haben synthetische Fasern einen Marktanteil an allen Fasern von 59 %. Weltweit verzeichnete die Industrievereinigung Chemiefaser seit dem Jahr 2010 ein jährl...

Prof.Dr.

Bier besteht aus einer ungeklärten Zahl an Verbindungen, von denen einige hundert bekannt sind. Hopfen (Humulus lupulus) prägt Geschmack und Geruch des Bieres. Terpene, Hopfenöle, Polyphenole — darunter Benzoe- und Zimtsäurederivate, Flavonoide, Tannine — und die wenig wasserlöslichen, bakteriostatisch wirkenden α- und β-Hopfensäuren (Humulone und Lupulone) verursachen das Mundgefühl.


<h2>Aroma und Bitterstoffe</h2>
Erntefrischer Hopfen enthält je nach Sorte, Anbaugebiet und Jahreszeit 3 % bis 17 % α-Säuren. Sie isomerisieren beim Kochen der Würze zu wasserlöslichen Bitterstoffen.7 Die Iso-α-Säuren erreichen nahezu die Bitterkeit von Chinin und stabilisieren darüber hinaus den Bierschaum. Die wasserlöslichen Oxidationsprodukte der β-Säuren (Hulupone), die sich beim Lagern des Hopfens bilden, schmecken etwa doppelt so bitter wie die Iso-α-säuren, deren Oxidationsprodukte an Bitterkeit nachlassen.
Bitterstoffe werden nach der European Brewery Convention (EBC) mit HPLC (EBC 7.7) oder als Summenparameter durch konduktometrische Titration (EBC 7.4) bestimmt. Als Maß für die Bitterkeit des Bieres dient die International Bitterness Unit (IBU), gemessen als UV-Extinktion des Isooctanextrakts bei 275 nm. Der photometrische Hopfen-Storage-Index (HSI) wird aus dem Toluolextrakt nach Verdünnen mit methanolischer Alkalilauge bestimmt und gibt das Verhältnis der Extinktionen zwischen den Zersetzungsprodukten und den Hopfensäuren A(275 nm)/A(325 nm) an.8,9
Aromen aus modernen Hopfenerzeugnissen, zum Beispiel hydrierte Isohumulone, bereichern Bierzeugnisse wie Alkopops oder Biere mit fruchtigem Geschmack (Flavour hops). Unerwünschte flüchtige Aldehyde wie das gurkenartig-fettig riechende trans-Non-2-enal bilden sich beim Lagern von Flaschenbier aus Hopfenlipiden und anderen Vorstufen. Das stinktierartig riechende 3-Methylbut-2-en-1-thiol entsteht durch den photochemischen Abbau der lichtempfindlichen Iso-α-säuren in Gegenwart von Riboflavin (Vitamin B2).
Im frischen Hopfenöl finden sich Myrcen, β-Caryophyllen, Humulen (α-Caryophyllen) und andere Terpene, die während der Lagerung und im Bier Oxidationsprodukte bilden. Die Terpenalkohole Linalool, Geraniol, Myrcen sowie ihre Ester und Oxidationsprodukte tragen zum blumigen oder harzigen Aroma bei. Die Geschmacksschwellen liegen bei wenigen Mikrogramm pro Liter.
Spuren aliphatischer Carbonylverbindungen, Säuren und Ester aus altem Hopfenöl gehen durch den mehrstufigen Brauprozess teilweise in unangenehm riechende Komponenten über. Das bitter schmeckende 8-Prenylnaringenin ist das wirksamste bisher im Hopfen gefundene Phytoöstrogen und wird gegenwärtig für pharmazeutische Anwendungen untersucht.


<h2>Unterscheidungsmerkmale</h2>
Verschiedene Hopfensorten werden traditionell durch morphologische Merkmale der Hopfendolden, DNA-Analytik und die Zusammensetzung der Bitterstoffe und ätherischen Öle unterschieden. Die Flavonoidzusammensetzung gilt zwar als sortenspezifisch, europäische Sorten unterscheiden sich darin jedoch nur wenig.10 Im Headspace-Gaschromatogramm der ätherischen Öle treten bei den meisten Hopfensorten in der Reihenfolge ihrer Flüchtigkeit auf: α-Pinen, 2-Methyl-but-3-en-2-ol, β-Pinen, Myrcen, Limonen, α-Ylangen, α-Copaen, Linalool, β-Caryophyllen, Aromadendren, Humulen, Farnesen, δ-Muurolen, Viridifloren, β-Selinen, α-Selinen, Cadinen und Selinadien, dazu kommt eine Reihe nicht identifizierter Verbindungen.
Auf der Suche nach wiedererkennbaren Signaturen für Gerüche und Aromen, die eine Identitäts- und Verwechslungsprüfung erlauben, haben wir Hopfen mit einem Ionenmobilitätsspektrometer mit vorgelagerter GC-Säule (GC-IMS) untersucht. Weitere Versuche gab es mit Mehl, Kunststoffen und Verbrennungsrückständen.


<h2>Ionenmobilitätsslektrometer</h2>
Ionenmobilitätsspektrometer gibt es bereits seit 1970.1 Heute gelten sie als Stand der Technik bei der direkten Ultraspurenanalytik ohne Probenvorbereitung von chemischen Kampfstoffen, Explosivstoffen, Pestiziden, sicherheitsrelevanten Gefahrstoffen am Arbeitsplatz und Drogen.2—4 Darüber hinaus erschließt die IMS-Technik Anwendungen in der Lebensmittelanalytik und in der Qualitätssicherung. Beispiele sind die Reinheitskontrolle von Spezialgasen, der BTX(Benzol, Toluol, Xylol)-Gehalt von Erdgas, die Analyse flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) in Innenräumen in Konzentrationen von Mikrogramm pro Kubikmeter, der Nachweis von Luftbelastungen durch Mikroben (MVOC), die medizinische Atemluftanalyse sowie die Qualitätsbeurteilung von Wein, Kaffee, Olivenöl,5 Colagetränken, Fisch und Bier.
Zur Probenaufbereitung wurden in den letzten Jahren Adsorptionsröhrchen und Thermodesorption, Festphasenmikroextraktion (SPME), Hohlfaser - Flüssigphasenmikroextraktion (HF-LPME), Fließinjektionssysteme und Headspace-Gaschromatographie mit Multikapillarsäulen (MCC) erprobt. Die Kopplung mit mehrdimensionaler Massenspektrometrie (IMS-MSn) und Laserdesorption (MALDI-IMS-MS) hat die Analytik von strukturisomeren, biologischen, polymeren oder petrochemischen Proben vorangebracht.6
Der Vorteil des Ionenmobilitätsspektrometers gegenüber dem Massenspektrometer ist die grundsätzliche Möglichkeit, Verbindungen derselben molaren Masse nach der Molekülform und Ladung weiter aufzutrennen.


<h2>Experimentelles</h2>
Für die Hopfenuntersuchung verwendeten wir einen GC-IMS-Spurenanalysator der Gesellschaft für analytische Sensorsysteme (G.A.S.), Dortmund. Das Gerät benötigt außer einer Gasflasche mit Driftgas (Stickstoff oder synthetische Luft) keine weitere Peripherie und eignet sich, auf einen Laborwagen montiert, grundsätzlich für mobile Einsätze. Das Gerät arbeitet mit einer Tritium-Strahlenquelle von 300 MBq, deren Betrieb keiner gesonderten strahlenrechtlichen Genehmigung bedarf.
Eine Kanüle überträgt die Probensubstanz aus einem Headspaceröhrchen über das beheizbare 6-Wege-Ventil in die gasdichte Probenschleife (1 bis 10 mL), anschließend gelangt die Probe in die gaschromatographische Multikapillarsäule und den IMS-Detektor (Abbildung 2, S. 657).
 Ionisation mit einem Betastrahler erzeugt im Driftgas positive und negative Reaktandionen R±, je nach Gasfeuchte sind dies N2+, N4+, [H(H2O)n]+, [NH4(H2O)n]+, [NO(H2O)n]· sowie CNO—, [O2(H2O)n]—, [OH(H2O)n]—, Cl—, NO2— und andere. Durch Zusammenstoß von [O2(H2O)n]— und [H(H2O)n]+ mit den Analytmolekülen reagieren sie zu Produktionen wie M—, RM— und MH+, MNO+, M2H+ usw. Alle Moleküle mit einer größeren Protonenaffinität als der von Wasser (691 kJ·mol—1) werden durch Protonenübertragung ionisiert, ohne dass Vakuum erforderlich ist.
In der Driftröhre injiziert ein elektrischer Impuls von 0,1 bis 0,2 ms Dauer die Ionen periodisch durch ein Schaltgitter (Blende) in die mit Driftgas unter Atmosphärendruck im Gegenstrom (≈︁ 200 mL·min—1) beschickte Driftzone. Nicht ionisierte Moleküle und Verunreinigungen werden dadurch relativ rasch aus dem Reaktionsraum gespült.
Im homogenen elektrischen Feld der hintereinander angeordneten Metallringe und Isolatoren (15 bis 40 kV·m—1) trennt sich der wasserhaltige Ionenschwarm, weil schwere Ionen gleicher Energie die wenige Zentimeter lange Driftröhre langsamer durchqueren als Ionen geringer Masse. Die Driftgeschwindigkeit hängt außerdem von dem stoßwirksamen Molekülquerschnitt der Probensubstanz, der Masse der Driftgasmoleküle, der Temperatur und anderen Faktoren ab.
Beim Auftreffen auf die Faraday-Platte (Elektrometer) am Ende der Röhre erzeugen die Ionen einen zur Konzentration proportionalen Strom, der verstärkt und als Intensitätssignal gegen die Driftzeit aufgetragen wird. Je nach Polarität der Driftspannung werden im Abstand von 21 ms oder einem Vielfachen davon kontinuierlich positive oder negative Spektren aufgezeichnet. Die Driftzeit wird auf den Peak der Reaktionsionen (RIP) bezogen. Diese relative Driftzeit tD/tD,RIP erlaubt es, Substanzen zu identifizieren; aus der Peakintensität ergeben sich die Konzentrationen.
Die eindeutige Zuordnung aller Substanz- und Reaktionspeaks zu Verbindungen ist aufwendig, für eine Identitätsprüfung jedoch nicht notwendig. Ohne chromatographische Vortrennung treten zusätzlich Peaküberlagerungen und Ionenwechselwirkungen auf. Die oft komplizierten, dreidimensionalen Spektren werden mit einer intuitiven, von der Gaschromatographie her bekannten Auftragung ausgewertet.


<h2>Untersuchte Hopfensorten</h2>
Wir haben Hopfenpellets verschiedener Aromasorten aus den Anbaugebieten Hallertau, Spalt, Tettnang und Slowenien sowie zwei Bittersorten aus der Hallertau untersucht. Bei Hopfenpellets des Typs 90 werden 100 kg Rohhopfen zu 90 kg Pellets gepresst, die noch Rohfasern aus den Kelchblättern und Stielen der Dolden enthalten.
Hallertauer Mittelfrüher: blumig-fruchtiger Geruch, im Trunk harmonisch-würzige Bittere (A);11
Hallertauer Magnum (Bittersorte): dezent blumig-fruchtiger Geruch, harmonische Bittere (B);
Hallertauer Tradition: blumig-grüngrasiger Geruch, intensiv-harmonische Bittere (C);
Hallertauer Northern Brewer (Bittersorte): harmonische Bittere, hopfenwürzige Noten (D);
Hallertauer Perle: harmonische Bittere, dezent hopfenwürzig-fruchtig-blumige Noten (E);
Hallertauer Spalter Select: harmonische Bittere, hopfenwürzige-fruchtig-blumige Noten (F);
Hallertauer Mittelfrüher aus Spalt (G);
Celeja aus Slowenien (H);
Spalter aus Spalt: aromatischer Geruch, kräftig-harmonische Bittere (I);
Tettnanger aus Tettnang: harmonische Bittere, hopfenwürzig-zitrusartig-grasiggrüne Noten (J);
Hallertauer Saphir: blumig-fruchtiger Geruch, harmonische Bittere (K).


<h2>Probennahme</h2>
Die Probennahme mit einer Stahlkanüle direkt aus der Vakuumverpackung und aus einem 100-mL-Headspaceglas (nach 15 min Standzeit) mit 0,25 g gemahlenem Hopfen oder einem Hopfenpellet zeigen qualitativ das gleiche IMS-Spektrum. Am Beispiel Hallertauer Magnum waren die IMS-Spektren in mehreren Versuchen exakt reproduzierbar. Ebenso zeigen sieben gemahlene Muster der Sorte Spalter Select aus der Hallertau aus verschiedenen Produktionslinien (Hopfenerzeuger, Produktionsdatum, Lagerzeit) reproduzierbar ähnliche IMS-Spektren.
Bei den weniger flüchtigen Komponenten von geringer Intensität ist die Headspace-Methode vorteilhaft, weil sie sich im Gasraum anreichern. Bei gemahlenen Proben, die länger an der Luft standen, veränderten sich die Intensitäten der IMS-Peaks. Die beste Reproduzierbarkeit ergibt sich mit gemahlenen Proben, während bei Messungen direkt aus der Verpackung oder an natürlichen Hopfendolden teilweise größere Schwankungen auftreten.
Bei einem Volumenstrom des Trägergases von 50 mL·min—1 beträgt die Messzeit etwa 30 min. Die Substanzpeaks häufen sich am Anfang und am Ende des Zeitintervalls. Mit 20 mL·min—1 für 7 min und anschließend 200 mL·min—1 nach einer Messzeit von 16 min sind die Peaks zuverlässig getrennt.


<h2>Automatisierte Auswertung</h2>
Die wichtigsten Aromastoffe im Bouquet des Hopfens wurden durch separate Messungen mit Referenzsubstanzen verifiziert: Linalool, Myrcen, α-Humulen, β-Caryophyllen, Geraniol, Geranylacetat, Isobutylisobutanoat, Ethylisovalerat, Ethyl-2-methylbutanoat und Methylheptanoat.
Die topografischen IMS-Spektren (Abbildung 3, S. 658) verknüpfen in jedem der etwa 20 Millionen (x,y)-Punkte den Verlauf des Ionenstroms längs der GC-Retentionszeit (x) und längs der der IMS-Driftzeitachse (y). Die Auflösung der GC-Rentionszeit beträgt 147 ms, der Driftzeit 6 bis 7 µs. Die für die Aromastoffe markanten Flächen im GC-Fenster von 0 bis 400 s sind über Muster- oder Grauwertvergleich eindeutig mit den Hopfensorten korrelierbar. Eine optische Korrelationsmatrix zeigt die ähnlichen und unterschiedlichen Proben durch Grauwerte.
Da dieses Vorgehen im Routinebetrieb erheblichen Aufwand erfordert, haben wir eine automatisierte Auswertemethode erprobt, die den Gesamtionenstrom TIC(t) in willkürlichen Einheiten gegen die GC-Retentionszeit t darstellt (Abbildung 4, S. 659). Die Suche und Auswertung der lokalen Peakmaxima TICP(t) für jede GC-Retentionszeit erfolgt numerisch durch Extremalsuche in einem gleitenden oder vorgegebenen Driftzeitintervall [tD1,tD2]:
TICP(t) := max {TIC(t,tD) }
Die so erhaltenen GC-IMS-Verläufe korrelieren mit den Peaks von Gaschromatogrammen, zeigen jedoch eine teilweise größere Detailtiefe als die Zahl der GC-Signale. Die Detailtiefe lässt sich über eine Mindestpeakhöhe, ab der die Summation beginnt, steuern.
Die Totalionenströme von fünf Hopfensorten zeigt exemplarisch Abbildung 5. Anhand des Peakmusters sind selbst ähnliche Hopfensorten eindeutig zu unterscheiden (Abbildung 6). Fallen mehrere Peaks auf die gleiche Retentionszeit, lässt sich die Zahl der zugehörigen Einzelkomponenten durch die Zahl der Driftzeitmaxima auszählen (Abbildung 7).
Die relative Driftzeit τ = tD/tD,RIP korreliert mit der molaren Masse. Ein allgemein gültiges Näherungspolynom können wir jedoch nicht angeben, zumal beispielsweise Ester um Faktoren längere Driftzeiten aufweisen als gleich schwere Terpene.
Die schwerer flüchtigen Hopfeninhaltsstoffe erfasst das Gerät wegen der niedrigen Nachweisgrenzen des Geräts ebenfalls. β-Caryophyllen erscheint bei der GC-Retentionszeit von 700 s und der IMS-Driftzeit von etwa 9 ms, Humulen bei 800 s bzw. 10 ms (Doppelpeak). Die flüchtigen Komponenten erscheinen früher.
Als Leitsubstanzen für die Aromaqualität eignen sich Myrcen (harzig-unerwünscht) und Linalool (blumig-angenehm). Myrcen erzeugte einen über die Retentionszeit von 3 min hinausgehende, mehrere Minuten nachströmende IMS-Spur (in Abbildung 7, &gt; 3 min). Die Summation löst das Problem des Nachströmens von Komponenten, welche die GC-Säule nicht scharf trennt, durch eine Erhöhung der Grundsignals, ohne die Peaklagen zu beeinträchtigen. Die Quantifizierung der Signale ist dadurch jedoch erschwert.


<h2>Fazit</h2>
Der Charme des mit einer Gaschromatographiesäule gekoppelten Ionenmobiliätsspektrometers (GC-IMS) liegt darin, dass keine aufwendige Probenvorbereitung erforderlich ist. Gemahlene Hopfenproben konnten innerhalb von 16 min auf Sortenunterschiede geprüft werden. Dabei ist es nicht erforderlich, die weitgehend unerforschten Inhaltstoffe (Bitterstoffe, ätherische Öle, Polyphenole) zu kennen. Die IMS-Methode erleichtert die Qualitätssicherung bei der Herstellung von Hopfenprodukten aus mehreren Sorten mit einer definierten Aromastoffzusammensetzung, zum Beispiel Flavour Hops, aus denen Biere mit ungewöhnlich fruchtigen Geschmacksrichtungen gebraut werden.
IMS-Spektren geben ein Werkzeug an die Hand, den sensorischen Eindruck ätherischer Öle als synergistische Eigenschaft sich verstärkender und auslöschender Wirkungen und nicht als Summe von Einzelkomponenten zu betrachten.
Peter Kurzweil ist seit 1997 Professor für Chemie und Umweltanalytik an der Hochschule Amberg-Weiden. Nach dem Chemiestudium an der TU München und Promotion, die er im Jahr 1990 abschloss, arbeitete er zunächst in der Industrie auf dem Gebiet der elektrochemischen Energiewandlung. Er hat zahlreiche Lehrbücher veröffentlicht. <a href="mailto:p.kurzweil@haw-aw.de">p.kurzweil@haw-aw.de</a> Andreas Hildebrand und Anton Riedmayr haben beide an der Hochschule Amberg-Weiden Umwelttechnik (mit dem Abschluss Bachelor of Engineering) und Umwelttechnologie (mit dem Abschluss Master of Engineering) studiert. 


<h2>QUERGELESEN</h2>
Ionenmobilitätsspektrometer (IMS) erfordern anders als GC-MS nur geringen Aufwand für Apparatetechnik, Probenvorbereitung und Stoffidentifikation.
Die Nachweisgrenzen liegen bei 0,1 bis 1 ng oder Milliardstel Volumeneinheiten (&lt; 10 µL·m—3) mit einem Dynamikbereich über bis zu drei Größenordnungen.
Die Kopplung von GC und IMS erkennt Aromastoffe in Hopfen und unterscheidet so eindeutig und empfindlich verschiedene Hopfensorten, auch aus den gleichen Anbaugebieten.



<ul>
<li>
1 

 
M. J. Cohen, 
F. W. Karasek, 
“<article-title>Plasma chromatography: a new dimension for gas chromatography and mass spectrometry</article-title>”, 
<source>J. Chromatogr. Sci. 
(1970), 
8, 
330–<lpage>337.</lpage>
</li>
<li>
2 


G. A. Eiceman, 
Z. Karpas, 
<source>Ion Mobility Spectrometry, <publisher-name>CRC Press</publisher-name>, <publisher-loc>Boca Raton</publisher-loc>, 1994.

</li>
<li>
3 

S. Sielemann, Detektion flüchtiger organischer Verbindungen mittels Ionenmobilitätsspektrometrie und deren Kopplung mit Multi-Kapillar-Gas-Chromatographie, Universität Dortmund, 1999.
</li>
<li>
4 

 C. Tiebe, Detektion leicht flüchtiger organischer Verbindungen mikrobiellen Ursprungs (MVOC) mittels Ionenmobilitätsspektrometrie (IMS), Dissertation, BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Berlin 2010.
</li>
<li>
5 

 
R. Garrido-Delgado, 
L. Arce, 
M. Valcárcel, 
„<article-title>Multi-capillary column-ion mobility spectrometry: a potential screening system to differentiate virgin olive oils</article-title>”︁, 
<source>Anal. Bioanal. Chem., 
2012, 
402, 
489–<lpage>498</lpage>.

</li>
<li>
6 


S. Armenta, 
M. Alcala, 
M. Blanco, 
„<article-title>A review of recent, unconventional applications of ion mobility spectrometry (IMS)</article-title>”︁, 
<source>Anal. Chim. Acta, 
2011, 
703, 
114–<lpage>123</lpage>.

</li>
<li>
7 

 
D. De Keukeleire, 
„<article-title>Fundamentals of beer and hop chemistry</article-title>”︁, 
<source>Quimica nova 
(2000), 
23, 
108–<lpage>112.</lpage>
</li>
<li>
8 

 
V. Peacock, 
„<article-title>Fundamentals of hop chemistry</article-title>”︁, 
<source>Technical Quarterly 
(1998), 
35, 
4–<lpage>8.</lpage>
</li>
<li>
9 

Arbeitsgruppe Hopfenanalytik (AHA): Betriebslabors der deutschen Verarbeitungswerke, LfL Hüll, BLQ Weihenstephan, VLB Berlin und Labor Veritas Zürich. Methodensammlung der European Brewery Convention.
</li>
<li>
10 

Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Differenzierung und Klassifizierung des Welthopfensortiments mit Hilfe der niedermolekularen Polyphenole, Abschlussbericht, Sept. 2012, Kap. 1 und 5.
</li>
<li>
11 

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Jahresbericht 2009: „Sonderkultur Hopfen”︁, Wolnzach-Hüll 2010.
</li>
<li>
12 

IMS Software Suite, LAV 2.0.0, Gallery-Plugin, G.A.S. Gesellschaft für analytische Sensorsysteme mbH.
</li>
</ul>

Artikel

Kurz notiert

Chemiefasern mit Rekordmenge

Linde baut in Indien

Überprüfung Ihres Anmeldestatus ...