Blickpunkt


<h2>Der Spezialchemiekonzern folgt einem dreistufigen Programm.</h2>
<p>Die erste Stufe der Lanxess-Neuausrichtung unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Matthias Zachert betrifft die Geschäfts- und Verwaltungsstruktur. Dabei übernimmt Zachert kommissarisch die Verantwortung für die Segmente Performance Polymers und Advanced Intermediates von Werner Breuers, der aus dem Vorstand ausgeschieden ist.</p>
<p>Im Segment Performance Polymers entstand Tire &amp; Specialty Rubbers aus Butyl Rubber und Performance Butadiene Rubbers sowie High Performance Elastomers aus Keltan Elastomers und High Performance Elastomers. Das Segment Advanced Intermediates bleibt unverändert. Im Segment Performance Chemicals, das Arbeitsdirektor Rainier van Roessel verantwortet, gingen Rubber Chemicals, Functional Chemicals und Rhein Chemie zusammen zu Rhein Chemie Additives. In der Verwaltung gibt es zwei neue Stabsfunktionen: Production, Technology, Safety &amp; Environment sowie Legal &amp; Compliance.</p>
<p>Die zweite Stufe der Neuausrichtung soll die Produktionen optimieren und alle Anlagen auf Markterfordernisse und Synergien prüfen. Zudem werden die Vertriebsstrukturen evaluiert.</p>
<p>Die dritte Stufe betrifft die Wettbewerbsfähigkeit des Geschäftsportfolios. <i>MB</i></p>


<h2>Es sind inkrementelle Prozessinnovationen zu erwarten.</h2>
<p>Industrie 4.0 wird Prozesse in der chemischen Industrie optimieren, flexibilisieren, modularisieren und digitalisieren. Dabei sind aber keine Innovationssprünge zu erwarten, sondern eher kontinuierliche Prozesse. Eine Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung und in Kooperation mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie nennt dies eine “stille Revolution”. Die Kurzstudie wertete 60 schriftliche Quellen aus und befragte zwölf Experten.</p>
<p>Der Begriff Industrie 4.0 spielt demnach in der chemischen Industrie eine geringere Rolle als in Branchen wie Maschinenbau, Informations- und Kommunikationstechnik. Mit Industrie 4.0 werden Anlagen, Maschinen und Geräte zu cyberphysischen Systemen, die sich in Abstimmung mit anderen cyberphysischen Systemen selbst steuern. Fertigungsprozesse werden selbstorganisiert und Fabriken intelligent. Eine menschenleere Fabrik erwartet aber keiner der Befragten für die chemische Industrie auf absehbare Zeit, denn schon aus Sicherheitsgründen sei keine Reduktion des Personals in der Produktion möglich. Allerdings könne es weniger Arbeitsplätze für Beschäftigtengruppen wie Betriebsbuchhaltung, Einkauf und Vertrieb sowie Instandhaltung und Betreuung von Anlagen geben. Dafür sind dann externe Spezialisten gefragter, welche die Hardware, Software und Module neuer Produktionsanlagen im Blick behalten.</p>
<p>Die Studie steht zum Download zur Verfügung.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.vditz.de" target="_blank">www.vditz.de</a></ext-link></p>


<h2>Für deutsch-japanische Forschungsnetzwerke</h2>
<p>Fünf japanische Nachwuchswissenschaftler erhielten den “German Innovation Award — Gottfried Wagener Preis 2014” für anwendungsorientierte Forschung zu Energie, Umwelt, Gesundheit und Sicherheit. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan sowie deutsche Unternehmen stifteten den Preis im Jahr 2008. Dieses Jahr beteiligten sich BASF, Bayer, Bosch, Continental, Evonik, Henkel, Daimler, Merck, Schott, Siemens und Trumpf. Der erste Preis (4 Mio. Yen, etwa 30 000 Euro) ging an Itaru Imayoshi, Kyoto, für Arbeiten zur optischen Manipulation neuronaler Stammzellen im Gehirn.</p>
<p>Der Preis fördert den Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft und unterstützt die Bildung deutsch-japanischer Forschungsnetzwerke. Alle Preisträger erhalten Stipendien der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für einen Forschungsaufenthalt in Deutschland. Die Jury besteht hauptsächlich aus Wissenschaftlern der Fraunhofer-Gesellschaft und japanischer Universitäten.</p>
<p>Seit dem Jahr 2008 bewarben sich 512 Wissenschaftler aus 99 japanischen Universitäten und Forschungsinstituten. Etwa 50 % behandelten Umwelt und Energie, 35 % Medizin.</p>
<p>Der Namenspatron des Preises, Gottfried Wagener, war ein aus Hannover stammender Naturwissenschaftler, der von 1868 bis 1892 in Japan lehrte und das Tokyo Institute of Technology mitbegründete. Er war maßgeblich an der Umstellung der traditionellen japanischen Industrieproduktion auf die Anforderungen des europäischen und amerikanischen Markts beteiligt.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.german-innovation-award.jp/index" target="_blank">www.german-innovation-award.jp/index</a></ext-link> </p>
<p>Rolf Schmid, <a href="https://window-to-japan.eu" target="_blank">window-to-japan.eu</a></p>



Artikel

Lanxess richtet sich neu aus / Zukünftige Produktion

Der Spezialchemiekonzern folgt einem dreistufigen Programm. Die erste Stufe der Lanxess-Neuausrichtung unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Matthias Zachert betrifft die Geschäfts- und Verwaltungsstruktur. Dabei übernimmt Zachert kommissarisch die Verantwortung für die Segmente Performance Polym...


<p>Die Nuklearkatastrophe von Fukushima, der Arabische Frühling in Nordafrika und auf der Arabischen Halbinsel sowie die fortwährende Staatsschuldenkrise im Euroraum stellen die global agierende und vernetzte Chemieindustrie vor größte Herausforderungen. So lesen sich wirtschaftliche Krisenszenarien.</p>
<p>Angesichts der Dividendenausschüttungen der 100 umsatzstärksten Chemieunternehmen weltweit empfanden deren Aktionäre dies in den letzten Jahren sicher anders.<sup>1</sup> Ebenso deuten Aktienindizes wie der US-amerikanische S&amp;P 500 oder der deutsche DAX mit Allzeit-Höchstständen im Jahr 2014 darauf hin, dass die Börsenteilnehmer weiter steigende Gewinne fest einplanen. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Niedrigzinspolitik der einflussreichsten Notenbanken weltweit: der japanischen BoJ, der Europäischen Zentralbank und der US-amerikanischen Fed. Diese Politik ermöglicht Unternehmen mit guter Bonität zinsreduzierte Refinanzierungen und vereinfachte Neukreditaufnahmen.</p>


<h2>Wachstum allüberall</h2>
<p>Die hervorragende Situation spiegelt sich vorrangig im gestiegenen globalen Umsatz wider. Der globale Chemieumsatz wuchs in der Dekade von 2002 bis 2012 von 1363 Mrd. Euro auf 3127 Mrd. Euro. Dies entspricht einer durchschnittlichen Wachstumsrate von knapp 9 % pro Jahr.<sup>2</sup> Blickt man zurück, scheint die global agierende chemische Industrie von der Finanzkrise ab dem Jahr 2007 nicht berührt worden zu sein.</p>


<h2>Europa gesättigt, aber wachsend</h2>
<p>Obwohl sich der europäische Marktanteil am globalen Umsatz zwischen 1992 und 2012 halbierte, verdoppelte sich der Umsatz im gleichen Zeitraum mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von etwa 3,3 %. Die dabei erzeugten Gewinne der Unternehmen lassen sich unter anderem darauf zurückführen, dass die Arbeitskosten um moderate 2,8 % pro Jahr zwischen 2001 und 2012 stiegen und im gleichen Zeitraum neben den Umsätzen auch die Produktivität um 2,4 % pro Jahr zunahm.</p>


<h2>China unaufhaltsam</h2>
<p>Im Gegensatz zum europäischen scheint der chinesische Chemiemarkt grenzenlos zu wachsen. Allein das Umsatzwachstum vom Jahr 2011 auf das Jahr 2012 von knapp 218 Mrd. Euro auf etwa 953 Mrd. Euro entsprach ungefähr dem gemeinsamen Jahresumsatz in Deutschland und Russland im Jahr 2012. Analog dazu entwickeln sich die Investitionen in China rasant. Das Investitionsvolumen in China verfünffachte sich vom Jahr 2006 bis zum Jahr 2012 auf mehr als 130 Mrd. Euro und übertraf somit im Jahr 2012 die gesamten Chemieinvestitionen aus dem Rest der Welt um fast das Doppelte.</p>


<h2>Deutschland stabil</h2>
<p>Die deutschen Chemieunternehmen verbuchten im Geschäftsjahr 2013 weitestgehend stabile Umsätze [<i>Nachr. Chem.</i> 2014, <i>62</i>, 772]. Dahingegen zeigte der Jahresüberschuss bei den meisten Unternehmen eine positive Tendenz (Tabelle, S. 877). Ausnahmen sind Lanxess und Wacker, die sich im Jahr 2013 in einzelnen Geschäftseinheiten starkem internationalen Wettbewerb stellen mussten. Dementsprechend verhielten sich die Nettomargen, also das Verhältnis von Jahresüberschuss zum Umsatz.</p>
<p>Ähnlich den Jahresüberschüssen und den Nettomargen verhält es sich bei den operativen Margen, dem Verhältnis von operativem Gewinn (earnings before interest and taxes, Ebit) zum Umsatz: Sie waren bis auf die genannten Ausnahmen in allen Fällen zweistellig.</p>


<h2>Operativ gesund</h2>
<p>Unabhängig der regionalen Herkunft litten nahezu alle hier diskutierten Chemieunternehmen während der Finanzkrise unter einem Rückgang ihrer operativen Margen (Abbildungen 1 und 2). Auffällig ist jedoch, dass sich die Auswirkungen mit unterschiedlicher Zeitverzögerung entfalteten. So mussten sich US-amerikanische und japanische Unternehmen etwa ein Jahr vor den europäischen dieser Herausforderung stellen. Dies ist verwunderlich, da alle hier illustrierten Unternehmen global aufgestellt sind. Sie gehören jeweils zu den marktbestimmenden Unternehmen ihres Heimatlands.</p>
<p>Eine außergewöhnliche Entwicklung der operativen Profitabilität zeigt ein Vergleich je zweier US-amerikanischer und japanischer Unternehmen (Abbildung 1). Dabei ist ein nahezu paralleler Verlauf festzustellen, der auf ein ähnliches Krisenverhalten schließen lässt. Beachtlich ist, dass Dupont in diesem Quartett mit einer durchschnittlichen operativen Marge von etwa 10 % in jedem Geschäftsjahr jeweils etwa 5 Prozentpunkte besser abschnitt als seine Wettbewerber.</p>
<p>In Europa schlugen die Auswirkungen der amerikanischen Immobilienblase im Jahr 2009 stark zu Buche. Dies zeigt sich unter den hier selektierten Unternehmen insbesondere bei der französischen Arkema und der schweizerischen Clariant (Abbildung 2). Beide mussten einen Rückgang der operativen Margen auf etwa 0 % hinnehmen. Es fällt auf, dass die europäischen Unternehmen — im Vergleich zu jenen aus Japan und den USA — in der Lage waren, ihre Profitabilität wieder rasant in gewohnte Gefilde zu katapultieren. Dies haben Evonik und insbesondere Arkema mit Bravour gemeistert, da es ihnen gelang, ihre operativen Margen vom Jahr 2009 auf das Jahr 2010 um bis zu 11 Prozentpunkte zu steigern.</p>
<p>Gegenwärtig pendeln sich alle hier dargestellten europäischen Unternehmen bei gesunden operativen Margen von 9 % mit einer Schwankungsbreite von 3 Prozentpunkten ein.</p>
<p>Auch die deutschen Chemieunternehmen reihen sich in dieses Bild ein und operieren seit dem Jahr 2011 mit Margen im zweistelligen Bereich.</p>


<h2>Gewappnet für den Wettbewerb</h2>
<p>Vor etwa einem Jahr hieß es:3) “Aufgrund spezifischer Stärken, insbesondere der hohen Innovationskraft, Produktivität und Ressourceneffizienz wird neben den USA und Japan auch Deutschland weiterhin ein attraktiver Produktionsstandort für die chemische Industrie bleiben.”</p>
<p>Die Aussage hat weiterhin Bestand.</p>
<p>Thorsten Bug ist seit dem Jahr 2008 Senior Manager Chemicals bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade &amp; Invest, eine dem Wirtschaftsministerium zugeordnete Bundes-GmbH. Davor war er fünf Jahre selbstständig in der strategischen Vermögensberatung. Bug promovierte im Jahr 2003 nach dem Chemiestudium in Regensburg bei Herbert Mayr an der LMU München. Zuvor hatte er eine Ausbildung als Chemielaborant absolviert. <a href="mailto:thorsten.bug@gtai.com">thorsten.bug@gtai.com</a></p>



<ul>
<li>
<sup>1 </sup>

Icis Top 100 Chemical Companies Listings, 2010—2013.
</li>
<li>
<sup>2 </sup>

Cefic: Facts &amp; Figures 2013.
</li>
<li>
<sup>3 </sup>

 
T. Bug, 
<source>Nachr. Chem. 
(2013), 
61, 
449–<lpage>452.</lpage>
</li>
</ul>


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Lanxess richtet sich neu aus / Zukünftige Produktion

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