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Meilensteine der Chemie 2012

Vor 350 Jahren (1662) Der Ire Robert Boyle (1627 — 1697) publiziert in der zweiten Auflage seiner Schrift “New Experiments Physico-Mechanical Touching the Air” die heute als Boyle-Mariottesches Gesetz bekannte reziproke Beziehung zwischen dem Druck und dem Volumen idealer Gase bei gleich bleibend...

Es klingt beinahe verwegen, ein Pro-Statement für Biokraftstoffe abzugeben gegen Greenpeace und BUND, gegen den Verkehrsclub Deutschland und nicht zuletzt gegen die geballten Ängste des Autofahrers gegenüber Bioalkohol im Tank. Die Bedenken lassen sich in zwei Aspekten zusammenfassen: dem der Nachhaltigkeit und dem der technischen Verunsicherung bei Betrieb mit Biokraftstoffen, im Besonderen mit E10 (90 % Ottokraftstoff, 10 % Bioethanol). Gegen solche Verunsicherungen genügt es nicht, eine Verträglichkeitsliste aller Automarken zu veröffentlichen, die zeigt, dass über 90 % der Fahrzeuge E10 nutzen können. Vielmehr müssen das Umweltministerium und die Automobilindustrie durch weitere Aufklärung und technische Entwicklungen das Vertrauen der Autofahrer gewinnen.
Die Frage, ob Biokraftstoffe zum Betrieb von Verbrennungsmotoren geeignet sind, ist eindeutig mit ja zu beantworten: Biodiesel in Reinform B100 hat bereits eine 20-jährige Tradition, auch die Beimischung B7 (7 Vol-% Biodiesel), und die Bioethanol-Treibstoffe E5 sowie E85 (85 Vol-% Bioethanol-Anteil für dafür ausgerüstete Flex-Fuel-Fahrzeuge) beweisen es.
Biokraftstoffe sind in Deutschland durch drei Gesetze geregelt: das Biokraftstoffquotengesetz, die Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung und das Energiesteuergesetz. Diese Gesetze folgen der Europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie, die einen 10-%igen Anteil Energie aus erneuerbaren Quellen im Verkehrssektor (dazu gehört auch Elektrizität durch Biomasse für Bahn und Elektroautos) bis zum Jahr 2020 festlegt. Deutschland hat 2010 ein Rekordergebnis an erneuerbaren Energien eingefahren: 275 TWh der insgesamt erzeugten Endenergie von 2500 TWh. Dadurch ließen sich etwa 120 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent vermeiden — bei einer Gesamtemission von 960 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent.
Mehr als 70 % der erneuerbaren Energie sind Bioenergie, die sich auf die Sektoren Stromerzeugung, Wärmebereitstellung und Biokraftstoffe verteilen. Biokraftstoffe hatten mit 35,9 TWh im Jahr 2010 einen Energieanteil von 5,80 % an allen Kraftstoffen. Dies erfüllt fast die Forderungen des Biokraftstoffquotengesetzes vom 15. Juli 2009, das einen energetischen Biokraftstoffanteil von 5,25 % für 2009 und von 6,25 % für 2010 bis 2014 festschreibt.
Sowohl der in Deutschland angebaute Raps und der daraus hergestellte Biodiesel als auch alle anderen Biokraftstoffe einschließlich der Importe erfüllen die Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung vom 30. September 2009: Sie erreichen oder übertreffen das geforderte Treibhausgas-Minderungspotenzial von 35 % für Biokraftstoffe.
Zur Konkurrenz von “Tank und Teller” weist die Biokraftstoffindustrie darauf hin, dass derzeit nur etwa zwei Prozent der weltweiten Agrarflächen für Biokraftstoffe genutzt werden und dass außerdem die bei der Herstellung von Biosprit anfallenden Reststoffe als Futtermittel verwendet werden.
Nach Jürgen Metzger und Aloys Hüttermann1,2 besteht zudem kein Flächenproblem für Biokraftstoffe, wenn die weltweit bis zu 3500 Mio. Hektar degradiertes Land mit einbezogen werden. Nur ein Viertel dieser Fläche würde genügen, um die Hälfte des globalen Kraftstoffverbrauchs abzudecken.
Ein Umbruch in das Zeitalter der erneuerbaren Energien erfordert Unternehmungsgeist und auch die Bereitschaft, kleine Rückschläge abzufedern. Wir dürfen hoffen, dass schon sehr bald Biokraftstoffe der zweiten Generation zu einem ökonomisch vertretbaren Preis zur Verfügung stehen, die aus Ganzpflanzen einschließlich Cellulose und Bioabfallstoffen über die Biomassevergasung und anschließende Fischer-Tropsch-Synthese zu passgenauen Kraftstoffen verarbeitet werden können.


— — — Gundolf Hans Kohlmaier ist Professor für Physikalische und Theoretische Chemie an der Goethe-Universität. Er blickt auf vierzig Jahre Forschung und Lehre zum Thema “Chemie und Umwelt” mit Schwerpunkt “Globaler Kohlenstoffkreislauf und Frankfurter Biosphären-Modell” zurück. Er war von 1985 bis 2005 Mitglied des Direktoriums des Frankfurter Zentrums für Umweltforschung.



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1 

J. O. Metzger, bei Verleihung des Wöhler-Preis für Ressourcenschonende Prozesse, verliehen von der GDCh 2007.
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2 

J. O. Metzger, A. Hüttermann, Naturwissenschaften 2009, 96, 279—288; siehe auch: Agentur für Erneuerbare Energien e. V., Berlin, Der volle Durchblick in Sachen Bioenergie, <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.unendlich-viel-energie.de" target="_blank">www.unendlich-viel-energie.de</a></ext-link>.
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