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Prof.Dr.

Unerwartet wurde Joachim Kinkel am 23. November 2016 aus seinem Leben gerissen. Für uns, die wir ihn auf seinem Lebensweg über viele Jahre begleitet haben, ist dies unfassbar und uns bleibt nur, sein vielfältiges und verdienstvolles Wirken als Forscher und Lehrer nachzuzeichnen und zu würdigen.<div><img src="https://media.graphcms.com/GRBOfWTRSJqupi0VQ6br">

</div>Kinkel kam im Jahr 1978 in Klaus Ungers Arbeitsgruppe am Institut für Anorganische Chemie und Analytische Chemie der Universität Mainz und hat unter meiner Anleitung seine Diplomarbeit (1979) und seine Dissertation (1984) angefertigt. Sein Ziel war, neue oberflächenmodifizierte Kieselgele herzustellen für die HPLC-Trennung von Biopolymeren. Kinkel hat neue Reaktionswege mit Silanen beschritten und dabei ein bewundernswertes Geschick bei den Synthesearbeiten entwickelt. Er war ein Mitarbeiter mit vielen außergewöhnlichen Ideen, die er stets mit pragmatischen Lösungswegen verband. Während seines ganzen Berufslebens synthetisierte er neue selektive und effiziente Trennmaterialien für die analytische und präparative HPLC.Im Jahr 1984 ging er in die Forschung von Merck in Darmstadt. Neben gemeinsamen Arbeiten mit Werner Müller an selektiven Affinitätsträgern für die Bioseparation wurde sein Hauptaufgabengebiet, Racemate präparativ und prozesstechnisch in reine Enantiomere zu trennen. Dabei leistete er international anerkannte wissenschaftliche und technologische Beiträge. Diese Arbeiten waren die Grundlage für die preiswerte und effiziente Herstellung reiner Enantiomere, die als pharmazeutische Wirkstoffe dienen.Joachim Kinkel erhielt im Jahr 1995 einen Ruf an die Technische Hochschule in Nürnberg, wo er sich mit viel Engagement und Enthusiasmus der Lehre und Ausbildung widmete (s. Nachr. Chem. 2017, 65, 207). Joachim Kinkel war etwas mehr als zwanzig Jahre an der Technischen Hochschule in Nürnberg tätig – zunächst als Projektpartner und bald als guter Freund. Seine stets freundliche und hilfsbereite Art, gepaart mit Fachkompetenz, machten ihn bald zum unentbehrlichen Mitstreiter in diversen Fachgremien der Hochschule. Joachim Kinkel verstand es in bewundernswerter Weise, die Ergebnisse seiner Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in die Lehre einfließen zu lassen. Die Studierenden waren davon begeistert, was sich an etwa 200 von ihm betreuten Diplom- und Masterarbeiten ausdrückt.Auch menschlich war Joachim Kinkel bemerkenswert. Gegenüber Mitarbeitern und Studenten zeigte er bei offenen Fragen und Problemen stets ein hohes Maß an Verständnis und Offenheit. Er war ein Freigeist mit ständig neuen Ideen, von denen sich meistens mehrere gleichzeitig bearbeiten ließen. Dadurch war er einer der wenigen Menschen, mit denen man vorurteilsfrei Gedanken und Visionen entwickeln und dann auch umsetzen konnte. Ein Hobby von ihm waren alte Autos – je mehr und je älter, desto besser –, die er auseinandernahm und wieder zusammenbaute. Er hat mir (Klaus Unger) mit meinen Mitarbeitern im Jahr 1997 tatkräftig dabei geholfen, ein altes Bauernhaus in Südschweden in ein modernes Fortbildungszentrum umzubauen. Später übernahm er unser Start-up-Unternehmen Res Pura, das er erfolgreich weiterführte.Wir verlieren einen engen Freund, geschätzten Mitarbeiter und ausgezeichneten Wissenschaftler.Klaus K. Unger, Reinhard Ditz, Hermann Bauer

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Nachruf: Jochen Kinkel

Unerwartet wurde Joachim Kinkel am 23. November 2016 aus seinem Leben gerissen. Für uns, die wir ihn auf seinem Lebensweg über viele Jahre begleitet haben, ist dies unfassbar und uns bleibt nur, sein vielfältiges und verdienstvolles Wirken als Forscher und Lehrer nachzuzeichnen und zu würdigen....

„Stabile Carbokationen in superaciden Medien“ sind untrennbar verbunden mit deren Entdecker George Olah, der dafür im Jahr 1994 den Nobelpreis für Chemie erhielt.<div><img src="https://media.graphcms.com/5n1dtuPRSTCKTWgoJIPW">

</div>Als Olah im Jahr 1963 berichtete, dass tert-Butylkationen und verwandte Spezies in einer Lösung von Fluorsulfonsäure/Antimonpentafluorid persistent und spektroskopisch beobachtbar sind, war dies eine Sensation. Nun war es möglich, zuvor nur auf indirektem Weg gewonnene Informationen über die Zwischenstufen von SN1-Reaktionen und elektrophilen aromatischen Substitutionen direkt zu überprüfen und letzte Zweifel an deren Existenz auszuräumen.George A. Olah wurde 1927 als zweiter Sohn eines Rechtsanwalts in Budapest geboren. In dem von ihm besuchten humanistischen Gymnasium waren acht Jahre Latein und Deutsch Pflichtfächer, sodass er von Jugend an fließend Deutsch sprach. Obwohl er sich vor allem für Literatur und Geschichte interessierte, entschied er sich aus praktischen Überlegungen heraus im Jahr 1945 für ein Chemiestudium an der Technischen Universität Budapest. In nur vier Jahren absolvierte er Studium einschließlich Promotion und wurde bereits im Juni 1949 als 22-Jähriger in die Fakultät der Technischen Universität aufgenommen.Als Assistent im Organisch-Chemischen Institut, das Geza Zemplen, ein Schüler Emil Fischers, leitete, befasste er sich zunächst mit Naturstoffchemie. Über fluorierte Kohlenhydrate gelangte er zur Fluorchemie, ein schwieriges Unterfangen im Nachkriegs-Ungarn, da Grundchemikalien, wie wasserfreies HF, FSO3H und BF3, selbst hergestellt werden mussten. Trotz problematischer Arbeitsbedingungen gelangen ihm wichtige Arbeiten über elektrophile Acylierungen und Nitrierungen.Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen und der Niederschlagung des Ungarnaufstands schloss er sich mit seiner Familie im November 1956 den 200 000 Ungarn an, die ihr Heimatland verließen. Nach kurzem Zwischenaufenthalt in London, wo er Kontakte zu Christopher Ingold und Alexander Todd knüpfte, kam er im März 1957 nach Kanada und fand im Mai 1957 mit zwei seiner ungarischen Mitarbeitern eine Anstellung bei Dow Chemical in Sarnia, 50 Meilen nördlich von Detroit. In seiner Autobiografie anerkennt er in Dankbarkeit, dass er dort neben der Forschung für die Firma auch seine in Ungarn begonnenen Studien über Acylierungen fortsetzen konnte. Beim Behandeln von Pivaloylchlorid mit SbF5 bemerkte er eine Decarbonylierung, und er beobachtete erstmals die Bildung des tert-Butylkations als langlebige, NMR-spektroskopisch zu sehende Spezies. Die Ära der „stabilen Carbokationen in superaciden Medien“ hatte begonnen.Nach acht Jahren bei Dow folgte er 1965 einem Ruf als Chairman an das Chemistry Department der Western Reserve University in Cleveland/Ohio, das kurz darauf mit dem benachbarten Case Institute of Technology zur Case Western Reserve University fusionierte. Während der folgenden zwölf Jahre in Cleveland untersuchte er zahlreiche neue superacide Medien. Das systematische Studium aller denkbaren Typen von Carbokationen und Carbodikationen, einschließlich aromatischer und homoaromatischer Spezies sowie heteroatomstabilisierter Carbokationen und Haloniumionen stand jedoch im Mittelpunkt seiner Forschung. Besondere Aufmerksamkeit galt den nichtklassischen Carbokationen (Carboniumionen) mit einem fünffach oder höher koordinierten Kohlenstoff und deren Unterscheidung von rasch equilibrierenden Carbeniumionen mit dreifach koordinierten positiv geladenen Kohlenstoffatomen. Die Erkenntnis, dass in Elektronenmangel-Verbindungen Kohlenstoff die Koordinationszahl Vier überschreiten kann, war entscheidend für das Verständnis der von ihm untersuchten Reaktionen von starken Elektrophilen mit gesättigten Kohlenwasserstoffen, bei denen C-C- und C-H-σ-Bindungen als Nukleophile reagieren.Da der Verfasser dieses Nachrufs von 1975 bis 1976 Postdoktorand im Olah-Labor war, seien einige persönliche Bemerkungen über diese Periode erlaubt: Dr. Olah – wie er respektvoll von seinen Mitarbeitern angeredet wurde – arbeitete in einem Büro, das nur durch eine Glastür vom Labor getrennt war, sodass Mitarbeiter ständig Zutritt zu ihm hatten. Es war aber nur selten nötig, ihn in seinem Büro aufzusuchen, denn er kam mehrmals täglich ins Labor, weniger um nach dem Stand der laufenden Arbeiten zu fragen, sondern meist, um neue Ideen zu überbringen: „Herb, why don’t you do …?“ Er bohrte aber nicht nach, sondern überließ es den Mitarbeitern, seine Anregungen aufzugreifen oder nicht. Vermutlich durch seine persönliche Geschichte geprägt, gestand er auch Mitarbeitern zu, dass das Leben nicht ausschließlich aus Chemie besteht. Verglichen mit dem Druck, der in vielen anderen Arbeitskreisen auf die Mitarbeiter ausgeübt wurde und wird, genossen wir fast paradiesische Verhältnisse: Ohne Vorwürfe zu bekommen, konnte ich während meines zwölfmonatigen Aufenthalts insgesamt sechs Wochen abzweigen, um das Land zu bereisen. Es gab keine festen Zeiten, zu denen man im Labor zu sein hatte, doch war Wochenendarbeit unvermeidlich. Dies auch zu nächtlichen Zeiten, denn alle NMR-Messungen der Olah-Gruppe wurden damals an einem XL-100 Spektrometer durchgeführt, das Industrieunternehmen von Dienstag 10 Uhr bis Freitag 16 Uhr nutzte, die das Gerät mitfinanziert hatten.Im Dezember 1976 entschied Olah, Cleveland zu verlassen, um eine Professur an der University of Southern California (USC) in Los Angeles anzunehmen. Obwohl das versprochene „Hydrocarbon Research Institute“, dessen Direktion er übernehmen sollte, erst 1979 fertiggestellt werden sollte, zog er mit seiner Arbeitsgruppe bereits 1977 in Behelfslabors der USC um. Zwei schwere, lebensbedrohliche Krankheiten in den Jahren 1979 und 1982 stellten sich dem Neubeginn in den Weg. Vor allem dem Einsatz seines früheren Doktoranden und heutigen Direktors des Instituts, Surya Prakash, ist es zu verdanken, dass er nach Wiedergenesung seine Forschungsprojekte nahtlos weiterführen konnte.Die erfolgreiche Grundlagenforschung der Cleveland-Periode wurde an der USC fortgesetzt, doch wurde der Umsetzung der daraus gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis nun zunehmend mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Olah sah es als moralische Verpflichtung an, sein Wissen zum Nutzen der Gesellschaft einzubringen. Neben Verfahren zur Erhöhung der Oktanzahl von Kraftstoffen durch supersäurekatalysierte Isomerisierungen, rückte in den letzten Jahren die Methanol-Ökonomie in das Zentrum seiner gemeinsam mit Surya Prakash durchgeführten Arbeiten. In Methanol sah er den Energieträger der Zukunft, der künftig die begrenzt verfügbaren fossilen Energieträger ersetzen könnte. Visionär ist dabei der als Chemical Capture Recycling (CCR) bezeichnete anthropogene Kohlenstoffkreislauf, bei dem Kohlendioxid aus verschiedenen Quellen abgetrennt und zu Methanol hydriert wird. Der Wasserstoff dafür soll aus der Wasserelektrolyse mit erneuerbaren Energien stammen. Die Realisierbarkeit des Konzepts wird durch die im Jahr 2011 in Island in Betrieb genommene George Olah Renewable Methanol Plant demonstriert. Mit der dort vorhandenen geothermischen Energie produziert die Anlage derzeit 4000 Jahrestonnen Methanol und verbraucht dabei 5500 Tonnen CO2.Wie kaum ein anderer betonte George Olah den Nutzen der Chemie für die Gesellschaft. Für sein beispielhaftes Engagement, die Bedeutung der Chemie für die Lösung zentraler Menschheitsprobleme einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln, ernannte die GDCh George Olah im Jahr 2007 zu ihrem Ehrenmitglied.In seiner Autobiografie „A Life of Magic Chemistry“ schreibt Olah im Jahr 2015 als 88-Jähriger: „When people ask me whether I still work, my answer is that I do, but chemistry was never really work for me. It was and is my passion, my hobby ... If, one day, the joy and satisfaction that chemistry gives me should cease or my capabilities decline so that I can make no further meaningful contributions, I will walk away from it without hesitation.” Kurz vor Vollendung seines 90. Lebensjahrs, am Nachmittag des 8. März 2017 hat er diesen Schritt getan. Ein großer Wissenschaftler und Mensch ist von uns gegangen.Herbert Mayr, München

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