Blickpunkt


<p>Das Zeichnen von Strukturen gehört zum Alltag in der Chemie: Eine Struktur ist zu speichern, sie ist für eine Publikation aufzubereiten, sie ist Startpunkt einer Suche in elektronischen Ressourcen oder Grundlage für Chemieanwendungen. Nutzer fordern dafür einfach zu bedienende Programme, Softwareentwickler möchten das Zeichnen als Teil einer Applikation zur Verfügung stellen. Programme für all dies sind in ihrer Mehrheit kostenpflichtig und oft nicht flexibel — so ist der Wunsch, ein gleichartiges Bedienkonzept in einer Website und in einer Applikation zu realisieren, nur schwer zu erfüllen.</p>
<p>Eine mögliche Lösung für solche Probleme ist JChemPaint, kurz JCP, eine freie Software zum Zeichnen von Strukturen. JCP erschien kürzlich in der Version 3.0. und darf gemäß den Bedingungen der GNU Lesser Public License (LGPL) weitergegeben werden.</p>
<p>Das Programm entstand in der Gruppe von Christoph Steinbeck, der jetzt am Europäischen Bioinformatics Institut in Cambridge arbeitet. Mittlerweile entwickelt die Gruppe das Programm mit externen Open-Source-Spezialisten weiter. Gestaltet ist es zusammen mit den Kuratoren des freien Lexikons zu molekularen Größen, der Chebi-Datenbank1), um die Benutzerfreundlichkeit zu gewährleisten.</p>
<p>JCP ist auf allen Plattformen lauffähig, einfach zu nutzen und deckt die üblichen Anwendungsfälle für chemisches Zeichnen ab (Abbildung 1). Es stellt alle gängigen chemischen Strukturen dar, speichert sie und bietet zudem:</p>
<p><list list-type="order">
<list-item>
</list-item></list></p><p>Darstellen von Atomen mit Isotopen, Ladungen, Valenzen und freien Elektronen,</p>

<list-item>
<p>beliebige Atombezeichner für R-Gruppen und ähnliches,</p>
</list-item>
<list-item>
<p>Bindungen mit Bindungsordnungen und Stereodarstellungen,</p>
</list-item>
<list-item>
<p>einfaches Zeichnen komplexer Strukturen durch eine Vorlagenbibliothek,</p>
</list-item>
<list-item>
<p>Speichern und Laden von .mol-, .cml- und Smiles-Dateien sowie Export in diversen Grafikformaten,</p>
</list-item>
<list-item>
<p>Layout-Werkzeug für Strukturdarstellungen (Depiction),</p>
</list-item>
<list-item>
<p>Komfortmerkmale wie Undo und Redo, Freiform- und quadratische Auswahl, Copy und Paste,</p>
</list-item>
<list-item>
<p>Darstellung von Reaktionen (in der Entwicklungsversion 3.<sup>1</sup>.</p>
</list-item>
<p></p>


<h2>Chemische Formate</h2>
<p>Das Programm betont durchgängig die chemische Semantik. Konkret bedeutet dies, dass Anwender in JCP keine schmückenden Elemente zeichnen können, sondern chemische Eigenschaften setzen müssen, die dann bestimmte Repräsentationen auf dem Bildschirm nach sich ziehen. So werden etwa keine Textelemente platziert, sondern der Anwender ordnet einer Struktur einen Namen zu, den das Programm dann unter die Struktur zeichnet. Dies ermöglicht den Export in Formaten, die chemische Information enthalten können, etwa CML- oder mol-Dateien, und deren Interpretation in Computeranwendungen.</p>


<h2>Im Webbrowser</h2>
<p>JCP existiert nicht nur als selbstständige Anwendung, sondern auch als Java-Applet im Webbrowser. Dieses basiert auf dem gleichen Code, ist genauso zu bedienen und bietet den gleichen Funktionsumfang. Die Steuerung des Applets ist über Java Script möglich, so dass etwa die gezeichnete Struktur für Suchanfragen nutzbar ist.</p>
<p>Das Paket enthält sowohl ein Editor-Applet, mit dem der Nutzer die betrachteten Strukturen bearbeitet, als auch ein reines Viewer-Applet (Abbildung 2). Beide verwenden intern die gleichen Klassen. Das Applet steht ebenso wie die Applikation unter der LGPL und darf daher ohne Restriktionen in Webseiten eingebaut werden.</p>


<h2>Eingebettet und flexibel</h2>
<p>Ein weiteres Anwendungsszenario ist die Einbettung von JCP in eigene Applikationen. Dies gelingt, da die Komponenten von JCP von Komponenten des Java-GUI-Frameworks Swing abgeleitet sind. Auch hier ermöglicht die LGPL hohe Flexibilität.</p>
<p>Die Komponenten lassen sich zudem im Quellcode anpassen, ohne dass für die übergeordnete Applikation Lizenzzwänge bestehen. Ebenso nutzbar sind die Klassen in JCP, die das Rendering der Strukturen übernehmen, etwa um Bilder auf eigenen Komponenten direkt zu rendern oder von einem Server zu verschicken.</p>
<p>Die chemische Logik in JCP wird durch die ebenfalls unter LGPL stehende Bibliothek Chemistry Development Kit (CDK) geliefert, so dass auch hier Anpassungen möglich sind. Beispielsweise befindet sich zur Zeit eine Erweiterung für Open Office2) in der Entwicklung, die es erlaubt, Strukturen in Dokumenten zu zeichnen, zu speichern und zu laden.</p>
<p>Eine interne Besonderheit von JCP ist, dass die Klassen, die für das Rendering der Strukturen zuständig sind, weitgehend Widget-Toolkit-unabhängig sind. Sie sind also unabhängig von Klassenbibliotheken für grafische Benutzeroberflächen, im Java-Bereich etwa Swing, genutzt von JCP, oder das in der Entwicklungsumgebung Eclipse verwendete Standard Widget Toolkit (SWT). Dadurch ist der weitgehend identische Code ebenso für andere Widget-Sets als Swing nutzbar. So basiert der Editor in Bioclipse,3) einem Open-Source-Programm für die Lebenswissenschaften, auf dem gleichen Code (Abbildung 3). Ebenso könnte er für weitere Zwecke Anwendung finden, indem eine relativ dünne Schicht ersetzt wird. Dabei sind nicht nur Widget-Sets möglich, sondern auch andere Formate, die Zeichenoperationen zur Verfügung stellen, etwa Seitenbeschreibungssprachen wie Postscript. Softwareentwickler können dadurch eine Ausgabe auf neuen Formaten ermöglichen, ohne schwerfällige und fehleranfällige Konversionssoftware zu benutzen.</p>
<p>Insgesamt bietet JChemPaint die Vorteile einer Open-Source-Software für Nutzer und Entwickler, ohne dass auf einfache Bedienung und gute Benutzbarkeit verzichtet werden muss.</p>
<p>Der Informatiker <b>Stefan Kuhn</b> arbeitet als Software Engineer in der von Christoph Steinbeck geleiteten Gruppe ”Chemoinformatics and Metabolism“ am European Bioinformatics Institute, Hinxton. <i><a href="mailto:stefan.kuhn@ebi.ac.uk">stefan.kuhn@ebi.ac.uk</a></i></p>


<h2>— — — Kurz notiert</h2>


<h2>Ausschreibung des FIZ-Chemie-Berlin-Preises</h2>
<p>Der FIZ-Chemie-Berlin-Preis wird für hervorragende Dissertationen und Diplom- oder Master-Arbeiten vergeben, die in den für die GDCh-Fachgruppe Chemie-Information-Computer (CIC) relevanten Wissenschaftsgebieten erstellt wurden und die eine besondere Leistung für die Weiterentwicklung der Chemoinformatik darstellen. Verliehen wird der Preis wieder bei der Conference on Chemoinformatics (CIC-Workshops) in Goslar.</p>
<p>Vorschläge können die Betreuer mit kurzer Begründung bis zum 31. Juli eines jeden Jahres bei der Geschäftsstelle der GDCh einreichen, wenn die Dissertation bzw. Diplomarbeit mit sehr gut bewertet wurde.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/strukturen/fg/cic/cic_preise/fiz.htm" target="_blank">www.gdch.de/strukturen/fg/cic/cic_preise/fiz.htm</a></ext-link></p>


<h2>Bioclipse</h2>
<p>Bioclipse ist eine kostenlose, Open-Source-Arbeitsplattform für Chemo- und Bioinformatiker. Das intuitiv gestaltete Interface der Software bietet Werkzeuge zum Editieren und Visualisieren von 2D- und 3D-Molekülen, Proteinen, Sequenzen und Spektren (NMR, MS). In der neuesten Version 2.2.0 sind QSAR- und virtuelle Screening-Tools, eine Strukturdatenbank und weitere neue Eigenschaften integriert.</p>
<p>Bioclipse wird in Zusammenarbeit mit der Proteochemometric Group der Universität Uppsala (Schweden) und dem Cubic der Universität Köln entwickelt. Die Java-Programmierung findet auf der Rich Client Platform (RCP) von Eclipse statt, welche mit einer Plugin-Architektur die Entwicklungsumgebung darstellt.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://www.bioclipse.net" target="_blank">http://www.bioclipse.net</a></ext-link></p>
<p><i>Thomas Engel, LMU München</i></p>


<h2>Bloggen bis zur Euchems 2010</h2>
<p>Aktuelle Nachrichten und wissenschaftliche Unterhaltung rund um den Euchems Chemistry Congress 2010 in Nürnberg bietet der Euchems 2010 Blog. Die Seite hat das Format eines Weblogs, das heißt es erscheinen in regelmäßigen Abständen neue Beiträge, die in chronologischer Reihenfolge zu sehen sind. Die Autoren, allesamt studierte Chemiker, informieren dort die Leser stets zeitnah über Neuigkeiten im Zusammenhang mit der Konferenz: So gibt es Anmeldefristen, Hinweise zu Teilnahmegebühren und Unterkunft, aber auch Informationen zu Stipendien und anderen Vergünstigungen für Teilnehmer. Außerdem stellen die Autoren jeden der prominenten Keynote Speaker in einem eigenen Beitrag vor.</p>
<p>Bei all dem kommt aber auch die Wissenschaft nicht zu kurz. Regelmäßig greifen Blogbeiträge aktuelle Forschungsthemen rund um die Chemie auf — durchaus auch kritisch.</p>
<p>Ausdrücklich erwünscht ist, dass sich die Leser an den Diskussionen beteiligen: Jeder Beitrag hat eine einfach zu bedienende Kommentarfunktion.</p>
<p><a href="https://euchems2010.wordpress.com" target="_blank">euchems2010.wordpress.com</a></p>
<p><i>Lars Fischer, Hamburg</i></p>


<h2>Nanodata</h2>
<p>Die Datenbank Nanodata enthält Informationen über Produkte und Verfahren der Nanotechnik sowie über Hersteller, Händler, Berater, Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Nutzer rufen nicht nur Informationen ab, sondern verfassen auch selbst Beiträge und stellen Fragen. Zudem vernetzen sich hier in der Nanotechnik tätige Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstitute.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.nanodaten.de" target="_blank">www.nanodaten.de</a></ext-link></p>
<p><i>Julia Sachs, Frankfurt</i></p>


<h2>— — — Auf einen Blick</h2>
<p>Umfassende Informationen zum Open-Source-Programm Jchempaint (JCP) für chemische Strukturen stehen im Internet. Hier lassen sich die Applikation jchempaint-3.0.1.jar, das Applet als jchempaint-applet-3.0.1.jar, eine Bibliothek für Entwickler (jchempaint-lib-3.0.1.jar) und der Quellcode herunter laden. Die Seite <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.ebi.ac.uk/steinbeck-srv/jchempaint-production-current/EditorApplet.html" target="_blank">www.ebi.ac.uk/steinbeck-srv/jchempaint-production-current/EditorApplet.html</a></ext-link> ermöglicht das direkte Ausprobieren des Applets im Browser.</p>
<p><ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://jchempaint.sf.net" target="_blank">http://jchempaint.sf.net</a></ext-link></p>



<ul>
<li>
<sup>1 </sup>

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://wwwdev.ebi.ac.uk/chebi" target="_blank">wwwdev.ebi.ac.uk/chebi</a></ext-link>.
</li>
<li>
<sup>2 </sup>

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.openoffice.org" target="_blank">www.openoffice.org</a></ext-link>.
</li>
<li>
<sup>3 </sup>

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.bioclipse.net" target="_blank">www.bioclipse.net</a></ext-link>.
</li>
<li>
<sup>4 </sup>

<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.nmrshiftdb.org" target="_blank">www.nmrshiftdb.org</a></ext-link>.
</li>
</ul>


Artikel

Open Source: Strukturen zeichnen

Das Zeichnen von Strukturen gehört zum Alltag in der Chemie: Eine Struktur ist zu speichern, sie ist für eine Publikation aufzubereiten, sie ist Startpunkt einer Suche in elektronischen Ressourcen oder Grundlage für Chemieanwendungen. Nutzer fordern dafür einfach zu bedienende Programme, Software...


<p>In allen Sparten war die Geschäftslage im Jahr 2009 schlechter als im Jahr zuvor. So produzierte die deutsche Industrie weniger chemische Grundstoffe: von 6,5 % weniger Petrochemikalien bis zu je etwa 19 % weniger Polymere und anorganische Grundstoffe. Die Produktion von Spezialchemikalien ging um 14 % zurück und die von Wasch- und Körperpflegemitteln um 8,5 %. Den geringsten Abwärtstrend zeigten Pharmazeutika mit — 2,5 %. Der Umsatz der deutschen Industrie für Analysen-, Bio- und Labortechnik lag mit 5,7 Mrd. Euro etwa 8 % unter dem Ergebnis des Vorjahrs.</p>
<p>Weltweit sank die Chemieproduktion um 2,4 %, in China und Indien stieg sie um fast 10 %. In Deutschland sanken Produktion und Investitionen um durchschnittlich 10 %. Ungefähr 50 000 Chemiebeschäftigte gingen in Kurzarbeit und die Belegschaft der deutschen Chemieindustrie sank um 1,5 % auf 435 000 Mitarbeiter.</p>
<p>Die stärksten Rückgänge gab es im ersten Quartal des letzten Jahres. Ab dem zweiten Quartal nahm die chemische Produktion wieder zu. Ab Mitte des Jahres sanken die Chemikalienpreise nicht weiter. Insgesamt waren sie in Deutschland im Jahr 2009 um etwa 2,5 % gesunken.</p>
<p>Im Jahresverlauf belebte sich zunächst das Auslandsgeschäft, dessen Umsatz am Jahresende dennoch um 12 % auf 85 Mrd. Euro gefallen war. Die deutsche chemische Industrie verkaufte mehr als die Hälfte ihrer Produkte in andere Länder und 75 % davon in die Europäische Union. Die Unternehmen exportierten im letzten Jahr Waren im Wert von 123 Mrd. Euro und importierten für 87 Mrd. Euro, das sind 12 % bzw. 11 % weniger als im Jahr davor. Im Vergleich zu anderen Branchen liegen chemische Erzeugnisse bei Exporten an dritter Stelle nach Maschinen und Kraftfahrzeugteilen.</p>
<p>Die deutschen Chemieunternehmen machten mit ungefähr 154 Mrd. Euro 12,5 % weniger Umsatz als im Vorjahr. Die Umsätze der größten deutschen Chemieunternehmen sanken zwischen 4 % und 20 %. Ergebnisse von BASF, Bayer, Henkel, Evonik und Merck stehen im Maiheft der Nachrichten aus der Chemie. [Nachr. Chem. 2010, 58, 551].</p>
<p>Etwa 80 % des Umsatzes erwirtschaftete die chemische Industrie mit industriellen Kunden. Davon kommen 23 % aus der Kunststoffverarbeitung, 18 % aus der Metallverarbeitung und je 9 % aus der Bauwirtschaft und dem Fahrzeugbau. Die restlichen 41 % sind anderen Industriezweigen zuzuordnen.</p>
<p>Die Ergebnisse von Chemieunternehmen mit Sitz oder einer Tochtergesellschaft in Deutschland zeigt die Tabelle. Wie einzelne Geschäftsbereiche abschnitten, steht auf den nächsten Seiten. Wenn nicht anders erwähnt, beziehen sich Zahlenangaben jeweils auf den Umsatz.</p>


<h2>Akzo Nobel</h2>
<p>Der niederländische Spezialchemiekonzern Akzo beschäftigt in Deutschland etwa 4000 seiner insgesamt mehr als 40 000 Mitarbeiter an 30 Standorten.</p>
<p>Das Produktionsvolumen des größten Geschäftsbereichs Decorative Paints, Farben und Lacke für Maler, ging im Jahr 2009 um 9 % zurück. Der Umsatz sank weltweit um 7 %, in Asien lag er knapp unter dem des Jahres 2008, in Lateinamerika leicht darüber.</p>
<p>Zu Performance Coatings gehören Autoreparaturlacke, Kunststoff-, Pulver-, Schiffslacke etc. Das Produktionsvolumen war im Jahr 2009 etwa 13 %, der Umsatz etwa 12 % niedriger als im Vorjahr.</p>
<p>Der Umsatz von Specialty Chemicals in Speiseeis, PVC-Produkten, Schuhsohlen und Papier fiel um 8 %. Gegen Ende des Jahres 2009 stieg die Nachfrage in den früh von der Krise getroffenen Märkten. Dies führte, im Vergleich zu 2008, zu einer Volumensteigerung von 4 % im vierten Quartal, die auf einer stärkeren Nachfrage aus Asien und einer leichten Erholung der amerikanischen Märkte basierte.</p>


<h2>Altana</h2>
<p>Für den Spezialchemiekonzern Altana mit Sitz in Wesel verursachte die weltweite Wirtschaftskrise im Geschäftsbereich Effect Pigments verglichen mit den anderen Bereichen den höchsten Umsatzrückgang: Effect Pigments setzte mit 282 Mio. Euro etwa 20 % weniger um als im Jahr 2008.</p>
<p>Der Geschäftsbereich BYK Additives &amp; Instruments erzielte einen Umsatz von 420 Mio. Euro (— 7 %).</p>
<p>Der Umsatz von Elantas Electrical Insulation lag etwa 16 % niedriger als im Vorjahr und betrug 273 Mio. Euro.</p>
<p>Am stabilsten erwies sich der Geschäftsbereich Actega Coatings &amp; Sealants mit einem Umsatzrückgang von 3 % auf 207 Mio. Euro.</p>


<h2>Boehringer Ingelheim</h2>
<p>Das Familienunternehmen Boehringer Ingelheim erreichte im größten Geschäftsgebiet des Pharmakonzerns, den verschreibungspflichtigen Medikamenten, im Jahr 2009 etwa 80 % des Umsatzes. Das sind mehr als 10 Mrd. Euro und damit über 10 % mehr als im Vorjahr. Das umsatzstärkste Medikament, Spiriva, behandelt Lungenerkrankungen mit Symptomen wie verengten Bronchien (chronisch-obstruktive Atemwegserkrankungen, COPD). Dessen Umsatz betrug 2,4 Mrd. Euro (+ 16,2 % gegenüber dem Vorjahr), fast die Hälfte davon in den USA. Mit 31,5 % am stärksten wuchs Alna/Flomax, das Symptome von gutartiger Prostatavergrößerung behandelt.</p>
<p>Das Geschäftsfeld Selbstmedikation ist trotz der Wirtschaftskrise auf einen Umsatz von 1,3 Mrd. Euro (+ 6 %) gewachsen.</p>
<p>Das Geschäft mit Präparaten zur Tiergesundheit erhöhte sich um etwa 30 % auf insgesamt 610 Mio. Euro. Treiber waren hier vor allem Schweineimpfstoffe. Mit 157 Mio. Euro ist das Kernprodukt Ingelvac Circoflex der umsatzstärkste Impfstoff von Boehringer Ingelheim und der weltweit größte Einzelimpfstoff in diesem Markt.</p>
<p>Das Geschäftsfeld Biotechnologie ging um 2,9 % auf 553 Mio. Euro zurück.</p>


<h2>Clariant</h2>
<p>Beim Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant ging die Nachfrage in der ersten Jahreshälfte 2009 stark zurück und erholte sich anschließend leicht.</p>
<p>Die höchsten Einbußen verzeichnete die Division Pigments &amp; Additives mit 25 % Rückgang auf 1,5 Mrd. Schweizer Franken.</p>
<p>Bei Textile, Leather &amp; Paper sank der Umsatz um 13 % auf 1,5 Mrd. Schweizer Franken. Dabei erholte sich die Business Unit Leather im Jahresverlauf dank der höheren Umsätze in der Automobil- und Schuhbranche. Der Markt für Paper Chemicals blieb dagegen schwach. Bei Textile stabilisierte sich die Nachfrage auf niedrigem Niveau.</p>
<p>In der Division Masterbatches mit Segmenten wie Verpackungen und Konsumgüter ging der Umsatz um 12 % auf 1,1 Mrd. Schweizer Franken zurück. In Europa wurde Kurzarbeit eingeführt, in Korea wurden Geschäftsaktivitäten verkauft und in Großbritannien, Kanada und den USA Produktionsstandorte geschlossen.</p>
<p>Der Umsatz in der Division Functional Chemicals sank im Jahr 2009 um 16 % auf 2,4 Mrd. Schweizer Franken. Clariant Oil Services erzielte gute Ergebnisse in Lateinamerika, nicht aber in Europa und den USA. In der Business Unit Industrial &amp; Consumer Care nahm die Nachfrage im Jahresverlauf leicht zu. Die verbrauchernahen Geschäftsbereiche stabilisierten sich, und im Industriegeschäft zog die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte etwas an. Das Enteisungsgeschäft profitierte vom kalten Wetter. Der Geschäftsbereich Specialty Silicones in den USA wurde an ein Private-Equity-Unternehmen verkauft. In China dagegen wurden Produktionsstätten gebaut.</p>


<h2>Cognis</h2>
<p>Der Spezialchemiekonzern Cognis mit Sitz in Monheim ist in drei Geschäftseinheiten gegliedert: Care Chemicals, Nutrition &amp; Health und Functional Products. Das Unternehmen der Private Equity Funds Permira, GS Capital Partners und SV Life Sciences beschäftigt etwa 2000 Mitarbeiter in Deutschland.</p>
<p>Care Chemicals für die Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsmittelindustrie machen mehr als die Hälfte des Umsatzes von Cognis aus. Er fiel hier im Jahr 2009 um 13 % auf 1,5 Mrd. Euro.</p>
<p>Etwa 30 % des gesamten Umsatzes bestreiten Functional Products für industrielle Märkte wie Farben und Lacke, Schmierstoffe, Pflanzenschutz und Bergbau. Der Umsatz sank im Jahr 2009 um 19 % auf 768 Mio. Euro.</p>
<p>Nutrition-und-Health-Produkte für den Gesundheits- und Ernährungsmarkt tragen etwa 13 % zum Gesamtumsatz bei und erzielten mit 325 Mio. Euro 6 % weniger als im Vorjahr.</p>


<h2>DSM</h2>
<p>Der niederländische Chemiekonzern DSM will sich zu einem Unternehmen für Lebens- und Materialwissenschaften entwickeln.</p>
<p>Der Konzern besteht aus fünf Geschäftsbereichen: Im größten Geschäftsbereich Nutrition beschäftigt DSM 7100 Mitarbeiter und machte im letzten Jahr einen Umsatz von 2,8 Mrd. Euro, 4 % mehr als im Jahr zuvor. Performance Materials erreichte mit etwa 4600 Beschäftigten 1,8 Mrd. Euro (— 21 %), Base Chemicals and Materials mit 1800 Beschäftigten 1,1 Mrd. Euro (— 28 %), Polymer Intermediates mit ungefähr 1300 Beschäftigten 0,8 Mrd. Euro und Pharma mit 4400 Mitarbeitern 0,7 Mrd. Euro (— 16 %). Außer im Geschäftsbereich Nutrition verfügte jeder Geschäftsbereich über weniger Mitarbeiter als im Jahr zuvor.</p>


<h2>Lanxess</h2>
<p>Der Leverkusener Spezial- und Kunststoffchemiekonzern Lanxess ist in drei Segmente unterteilt:</p>
<p>Performance Polymers bündelt die Aktivitäten zu synthetischen Kautschuken und Kunststoffen. Bei den Business Units Butyl Rubber, Performance Butadiene Rubbers, Semi-Crystalline Products und Technical Rubber Products fielen die Umsätze. Der Segmentumsatz ging um 27,2 % auf 2,4 Mrd. Euro zurück, trotz der steigenden Nachfrage in Asien in der zweiten Jahreshälfte.</p>
<p>Der Umsatz im Segment Advanced Intermediates sank gegenüber dem Vorjahr um 15,7 % auf 1,1 Mrd. Euro. Die Geschäfte mit Agrochemikalien liefen stabil, die mit automobilnahen und mit Pharmakunden dagegen rückläufig.</p>
<p>Im Segment Performance Chemicals, den Spezialchemikalien, ging der Umsatz im Jahresvergleich um 20,7 % auf 1,5 Mrd. Euro zurück. Alle Business Units verkauften weniger: Functional Chemicals, Inorganic Pigments, Ion Exchange Resins, Leather, Material Protection Products, Rhein Chemie und Rubber Chemicals.</p>


<h2>Novartis</h2>
<p>Das schweizerische Pharmaunternehmen Novartis erwirtschaftete im Jahr 2009 aufgrund der Impfstoffe einen außergewöhnlich hohen Umsatz. Die Divisionen Pharma und Impfstoffe ließen über 30 Substanzen neu zu.</p>
<p>Die Division Pharmaceuticals setzte 28,5 Mrd. US-Dollar um (+ 8 % gegenüber dem Vorjahr). Die Onkologie, der größte Therapiebereich, profitierte vom Leukämiemedikament Glivec (Imatinib, 4-[(4-Methylpiperazin-1-yl)methyl]-N-[4-methyl-3- [(4-pyridin-3-ylpyrimidin-2-yl)amino]phenyl]benzamid).</p>
<p>Die Division Vaccines and Diagnostics erreichte einen Umsatz von 2,4 Mrd US-Dollar (+ 38 %). Innerhalb weniger Monate verkaufte das Unternehmen mehr als 100 Mio. Impfdosen. Dadurch erzielte die Division mit Influenza-A/H1N1-Pandemieimpfstoffen und Adjuvanzien einen Umsatz von 1,0 Mrd. US-Dollar.</p>
<p>Der Umsatz der Division Sandoz (Generika und Biosimilars) sank um 1 % auf 7,5 Mrd. US-Dollar. Im September übernahm Sandoz das Generika-Geschäft des österreichischen Unternehmens Ebewe.</p>
<p>Unverändert blieb der Umsatz der Division Consumer Health (5,8 Mrd. US-Dollar). Die Geschäftseinheiten Ciba Vision (Kontaktlinsen und Kontaktlinsenpflegemittel), OTC, mit dem in den USA eingeführten Mittel gegen häufiges Sodbrennen Prevacid24HR und die Geschäftseinheit Animal Health waren ähnlich beständig.</p>


<h2>Roche-Gruppe</h2>
<p>Die schweizerische Roche-Gruppe ist über Roche Deutschland mit Sitz in Grenzach-Wyhlen in Deutschland an den Standorten Mannheim, Penzberg, Grenzach-Wyhlen und Kulmbach mit etwa 13 00 Mitarbeitern vertreten. Im Jahr 2009 übernahm Roche das amerikanische Biotechunternehmen Genentech.</p>
<p>Der Umsatz der Division Pharma, die etwa 80 % des Gesamtumsatzes ausmacht, wuchs um 8 % auf 39 Mrd. Schweizer Franken. Hauptwachstumsträger waren onkologische Produkte und das Influenza-A/H1N1-Mittel Tamiflu (3,2 Mrd. Schweizer Franken). Im Jahr 2009 wurden sechs neue Wirkstoffe in die Spätphase und fortgeschrittene Phase der klinischen Prüfung überführt.</p>
<p>Der Umsatz der Division Diagnostics, die etwa 20 % des Gesamtumsatzes ausmacht, stieg um 4 % auf 10,1 Mrd. Franken.</p>


<h2>Sanofi-Aventis</h2>
<p>Das französische Pharmaunternehmen Sanofi-Aventis forscht zu Themen wie Diabetes und Stoffwechsel, Thrombose, Onkologie sowie Prävention durch Impfstoffe.</p>
<p>Im Jahr 2009 wuchs der Umsatz im Therapiegebiet Diabetes um 19,4 %, bei Impfstoffen um 19,2 % und bei Gesundheitsprodukten um 26,8 %.</p>
<p>Der Umsatz mit Grippeimpfstoffen betrug etwa 1 Mrd. Euro, inklusive 440 Mio. Euro durch Influenza-A/H1N1-Impfstoffe. Der Umsatz des Kombinationsimpfstoffs für Kinder Pentacel in den USA erreichte 341 Mio. Euro.</p>


<h2>Süd-Chemie</h2>
<p>Das Münchner Spezialchemieunternehmen Süd-Chemie erwirtschaftet knapp 80 % des Umsatzes mit Kunden außerhalb Deutschlands.</p>
<p>Der Unternehmensbereich Adsorbentien mit den Segmenten Adsorbentien und Additive, Gießereiprodukte und Spezialharze, Schutzverpackungen sowie Wasserbehandlung liefert etwa die Hälfte des Konzernumsatzes. Das umsatzstärkste Segment in diesem Bereich war im Jahr 2009 Adsorbentien und Additive mit 239,5 Mio. Euro, 11 % weniger als im Vorjahr.</p>
<p>Süd-Chemie-Katalysatoren unterstützen chemische und petrochemische Prozesse, die Wasserstoffproduktion sowie die Abluft- und Abgasreinigung mit den Segmenten Katalysatoren-Technologie sowie Energie und Umwelt. Der Umsatz der Katalysatoren sank im Jahr 2009 von 443,8 auf 441,4 Mio. Euro.</p>


<h2>Wacker Chemie</h2>
<p>Die Absatzmengen des Konzerns Wacker Chemie mit Sitz in München waren zu Beginn des Jahres 2009 auf einem Tiefpunkt und erholten sich im Jahresverlauf. Die Vorjahreswerte erreichten sie allerdings nicht.</p>
<p>Der Umsatz des Geschäftsbereichs Siltronic belief sich im Jahr 2009 auf 0,6 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,4 Mrd. Euro). Verantwortlich für den Rückgang waren die schwache Nachfrage nach Siliciumwafern aus der Halbleiterindustrie und nach Siliciumeinkristallen und anderen Materialien aus der Solarindustrie.</p>
<p>Im Geschäftsbereich Wacker Silicones verringerte sich der Umsatz von 1,4 auf 1,2 Mrd. Euro.</p>
<p>Der Gesamtumsatz im Geschäftsbereich Wacker Polymers ging von 868 auf 744 Mio. Euro zurück.</p>
<p>Dagegen stieg der Umsatz von Wacker Polysilicon auf 1,1 Mrd. Euro (Vorjahr: 0,8 Mrd. Euro). Dies resultierte aus den zusätzlichen Produktionsmengen am Standort Burghausen. Die Produktionsmenge bei Polysilicium erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um mehr als 50 % auf 18 100 Tonnen.</p>
<p>Der Geschäftsbereich Wacker Fine Chemicals erhöhte den Umsatz im Geschäftsjahr 2009 von 98 auf 105 Mio. Euro. Dieser Anstieg beruht auf dem Geschäft mit Kaugummirohmasse, das Wacker seit Juli 2009 nicht mehr bei Polymers, sondern bei Fine Chemicals führt.</p>



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