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Nachrichten aus der Chemie: Herr Golbig, was macht ein Patentprüfer?
Klaus Golbig: Ein Patentprüfer prüft Patentanmeldungen. Dafür schaue ich zunächst, ob die Erfindung wirklich neu ist und ob sie einen erfinderischen Kick hat. Denn Dinge, die sich allein aus dem technischen Fortschritt ergeben und auf die jeder von selber kommt, sollen nicht patentiert werden.
Dann gibt es noch formale Kriterien: So soll eine Erfindung in der Anmeldung so dargestellt sein, dass der Fachmann sie nacharbeiten kann. Der Anmelder muss in der Anmeldung sein Know-how offen legen. Wenn etwa in einer Synthesevorschrift fehlt, bei welcher Temperatur die Reaktion abläuft und wie lange sie dauert, und auch nicht explizit auf entsprechende Quellen verwiesen wird, dann wird es unter Umständen eng.
Nachrichten: Wie gehen Sie bei der Prüfung vor?
Golbig: Ich recherchiere, was es bereits gibt, um das beschriebene technische Problem zu lösen. Diese Recherche ist der wichtigste Teil der Arbeit.
Nachrichten: Welche Werkzeuge nutzen Sie dazu?
Golbig: Wir haben hier Zugriff auf die Patente der wichtigsten Patentnationen, das sind vor allem die USA und Japan, unsere Datenbank umfasst über 88 Millionen Patentdokumente. Dazu kommen die Chemical Abstracts für die Chemie. Wenn ich dort nicht fündig werde, recherchiere ich auch im Internet oder in Spezialdatenbanken.
Nachrichten: Wie viele Patente bestehen Ihre Prüfung?
Golbig: Meine Erteilungsquote liegt bei etwa einem Drittel. Die Zahl ist aber mit Vorsicht zu genießen: Anmelder bekommen bei uns innerhalb von acht Monaten einen Erstbescheid, mit dem sie eine erste Einschätzung haben, um international oder beim europäischen Patentamt nachanzumelden. Manche ziehen aber dann die Anmeldung zurück, wenn ihre Erfindung beispielsweise beim europäischen Patentamt auch für Deutschland geschützt ist.
Nachrichten: Wie lange brauchen Sie für eine Prüfung?
Golbig: Das hängt davon ab, wie komplex das Ganze ist. In der Regel bin ich nach ein bis zwei Tagen so weit, dass ich einen Bescheid formulieren kann. Meistens haben die Anmelder den Stand der Technik nicht ausreichend dokumentiert und müssen nachbessern. “Durchschüsse”, also Patentanmeldungen, die ohne weitere Änderungen erteilt werden, gibt es so gut wie nie.


<h2>Von großen und kleinen Unternehmen</h2>
Nachrichten: Was sind das für Patentanmeldungen, die Sie bearbeiten?
Golbig: Die Fachgebiete, für die ein Patentprüfer zuständig ist, werden mit Hilfe der internationalen Patentklassifikation festgelegt. Generell sind in meinen Fachgebieten die meisten Patentanmelder Unternehmen, und die beauftragen meistens einen Patentanwalt. Bei Kohlenstoff, der zu meinen Gebieten gehört, melden eher große Unternehmen Patente an, etwa SGL Carbon oder Toshiba und IBM, die Anwendungen von Kohlenstoffnanoröhren patentieren lassen. Ich bearbeite aber auch Laborgeräte, hier sind es eher die kleinen Firmen, die Patente anmelden.
Nachrichten: Nicht die großen Gerätehersteller?
Golbig: Ich bearbeite nur solche Laborgeräte, für die es keine weitere spezielle Klassifikation gibt, also Heizschränke, Bechergläser, Büretten und solche Sachen. Wir bekamen mal eine Anmeldung mit einer Steuerung für Laborgeräte, es war aber nicht näher ausgeführt, welche Geräte die steuern sollte. Ich meinte, die hätte der Kollege zu bearbeiten, der für Steuerungen zuständig ist, der meinte aber, das sei meine Sache, weil Laborgeräte über der Anmeldung stand.
Nachrichten: Was passiert in einem solchen Fall?
Golbig: Dann versuchen wir erst einmal, uns untereinander zu einigen. Wenn das nicht funktioniert, gibt es noch einen Beauftragten pro Abteilung, der hier sozusagen den Schlichterjob übernimmt. Er prüft die Zuständigkeit und entscheidet.


<h2>Selbst entscheiden</h2>
Nachrichten: Bearbeiten Sie Ihre Fälle alleine?
Golbig: Ja. Patentprüfung ist eine sehr selbstständige, eigenverantwortliche Arbeit. Wenn es nach der Veröffentlichung eines Patents Einsprüche gibt, dann entscheiden wir im Dreiergremium. Ich berate aber auch Kollegen, etwa wenn Patentanmeldungen aus der Chemie die Verfahrenstechnik betreffen, was oft vorkommt.
Nachrichten: Welches sind die Voraussetzungen, um Patentprüfer zu werden?
Golbig: Erstmal technischer Sachverstand. Wir sind hier alle Fachleute, ich bin Chemieingenieur, meine Kollegen sind überwiegend Chemiker. Formale Voraussetzung für eine Arbeit als Patentprüfer sind fünf Jahre Berufserfahrung. In der Regel sind die Kollegen promoviert, die Zeit als Assistent wird als Berufserfahrung angerechnet. Schön wären dann noch ein paar Jahre in der Industrie.
Nachrichten: Wie war das bei Ihnen?
Golbig: Bevor ich beim Patentamt anfing, arbeitete ich zunächst einige Jahre bei einem Forschungsinstitut und dann bei einem Start-up, wo ich als Miterfinder an der Formulierung von Patentanmeldungen beteiligt war. Ich kenne also auch die andere Seite des Schreibtischs. Das war am Anfang extrem hilfreich.
Nachrichten: Sie hatten also schon Spezialwissen?
Golbig: Ja, aber man muss zu Beginn kein Patentrechtsexperte sein, denn das Patentamt bietet Fortbildungen an. Auch ich bilde mich ständig weiter. Es gibt Kurse etwa dazu, wie eine Datenbank aufgebaut ist, wie man CAS recherchiert oder welche Patentklassifikationen es für die asiatischen Patentdokumente gibt. Um auf dem neuesten Stand zu bleiben, lese ich viel in Fachzeitschriften.
Nachrichten: Was muss ein Patentprüfer gerne machen?
Golbig: Es ist gut, wenn man gerne über den Tellerrand seines Fachgebiets blickt. Einerseits findet man sich umso leichter zurecht, je besser die Allgemeinbildung ist. Man muss andererseits Lust haben, sich in die Details einzulesen, denn Patentanmeldungen können sehr verwickelt sein. Man muss gut mit der Sprache umgehen können, denn ein Patent ist wie ein kleines Gesetz — dementsprechend kommt es auf die Feinheiten in der Formulierung an.
Nachrichten: Patentprüfung ist also keine Arbeit für jemanden, der gerne forscht.
Golbig: Jemand, der gerne praktisch im Labor arbeitet, ist hier eher an der falschen Stelle. Wenn uns an einer Anmeldung etwas merkwürdig vorkommt, können wir Nachweise, zum Beispiel Laborberichte anfordern, aber das kommt sehr selten vor.
Mit Klaus Golbig sprach Nachrichten-Redakteurin Frauke Zbikowski.


<h2>Das Deutsche Patent- und Markenamt</h2>
Das Deutsche Patent- und Markenamt erteilt und verwaltet gewerbliche Schutzrechte und informiert darüber. Es schützt technische Erfindungen, Marken sowie Produktdesigns und verteidigt geistiges Eigentum gegen unerwünschte Nachahmung. Jährlich bearbeiten die Mitarbeiter rund 65 000 Patentanmeldungen. Unter den mehr als 2500 Mitarbeitern sind etwa 800 Patentprüfer, die Patentanmeldungen prüfen, Patente erteilen und Einsprüche bearbeiten. Etwa 240 Beschäftigte sind für das formelle Patentverfahren zuständig. In München hat das Amt mit zirka 2200 Mitarbeitern seinen Hauptsitz, in der Dienststelle in Jena arbeiten zirka 240 Mitarbeiter und im technischen Informationszentrum in Berlin um die 60 Mitarbeiter. Das technische Informationszentrum informiert die Öffentlichkeit, betreut die Informationstechnik, pflegt die Datenbank und unterstützt Forscher und Erfinder bei ihren Recherchen.
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<h2>Anfängerzahlen im Physikstudium bleiben hoch</h2>
Zum Wintersemester 2014/15 schrieben sich das dritte Jahr in Folge um die 15 000 Studierende in Physik neu ein, das sind über 5000 mehr als noch im Jahr 2011. 11 500 der Studienanfänger belegen das Bachelorstudium in Physik, 700 ein Fach mit Schwerpunkt Physik und 2500 einen Lehramtsstudiengang. Die Frauenquote im Fachstudiengang mit Bachelorabschluss liegt bei 14 % und mit Masterabschluss bei 18 %. In Schwerpunktstudiengängen Physik mit Bachelorabschluss studieren 36 % Frauen und mit Masterabschluss 27 %. Nur etwa 60 % der Erstsemester in Physik besuchen Lehrveranstaltungen an der Universität. Insgesamt sind im Wintersemester 2014/15 knapp 50 000 Studierende in Physik immatrikuliert.
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<h2>Mehr weibliche Chefs für die BASF</h2>
Die BASF will weltweit die Frauenquote in Führungspositionen von 19 % auf 24 % steigern. Nach einem Gesetz müssen die Unternehmen die Frauenquote in Führungsposition erhöhen und dafür verbindliche Zielgrößen nennen.


<h2>Wettbewerb für Start-ups</h2>
Bis zum 8. Januar können sich Jungunternehmer für die zweite Phase des Businessplan-Wettbewerbs bewerben. Das Ziel dieser Phase ist, eine Unternehmensidee zu formulieren. Branchenexperten überprüfen das Geschäftsvorhaben und schätzen die Markttauglichkeit. Zwanzig Intensivworkshops mit individuellem Coaching durch Fachexperten aus dem Science-4Life-Netzwerk und zehn mal 1000 Euro gibt es als Preis.
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<h2>Der Arbeitsmarkt in Österreich und in der Schweiz</h2>
In Österreich klagen Industrie und Gewerbe über einen Mangel an Fachkräften, obwohl mit 372 000 Arbeitssuchenden die Arbeitslosenquote bei 8,9 % liegt und somit höher als in Deutschland oder Tschechien. Nach Angaben österreichischer Arbeitgeber fehlt es an geeigneten Kandidaten oder an Fachwissen und Soft Skills der Bewerber.
Wirtschaftsforscher prognostizieren, dass die Arbeitslosenrate in Österreich bis zum Jahr 2018 auf 9,4 % steigt und erst 2019 wieder fällt. Demgegenüber steigt pro Jahr die Neubeschäftigung um 0,9 %.
Im Nachbarland Schweiz ist nach dem Einstellungsboom der Bedarf an Spezialisten für die Life-Sciences-Unternehmen gesunken. Gründe für den Einbruch des Arbeitsmarktes sind, dass die Unternehmen vorsichtiger geworden sind, sowie der Wechselkurs des Franken zum Euro.
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<h2>Einkommen in der Pharma- und Chemieindustrie weltweit</h2>
Die Monatseinkommen in der pharmazeutischen und in der chemischen Industrie sind in den letzten Jahren in China und Indien schneller gestiegen als in den USA und in Westeuropa. In Japan, in den USA und in Deutschland blieben die Einkommen seit dem Jahr 2006 ungefähr stabil. In China sind die Einkommen seitdem jährlich um 15 % und in Indien um 7 % gewachsen. Das Monatseinkommen in Spanien hingegen ist in den letzten Jahren geschrumpft.
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Isabella Mootz, Frankfurt am Main

“Patentanmeldungen können sehr verwickelt sein”

Nachrichten aus der Chemie: Herr Golbig, was macht ein Patentprüfer? Klaus Golbig: Ein Patentprüfer prüft Patentanmeldungen. Dafür schaue ich zunächst, ob die Erfindung wirklich neu ist und ob sie einen erfinderischen Kick hat. Denn Dinge, die sich allein aus dem technischen Fortschritt ergeben u...

Ernst Guggolz — 
lieber Journalist als Chemiker
Ernst Guggolz färbte ab 1998 die blauen Blätter bunt. Trotzdem blieb er bis ins Jahr 2015 Chefredakteur der Nachrichten aus der Chemie.
Nachrichten aus der Chemie: Herr Guggolz, warum haben Sie Chemie studiert?
Ernst Guggolz: Weil es gerüchteweise das Schwierigste am Bildungsmarkt war und dadurch — sozusagen als Draufgabe — eine Marktlücke im Journalismus.
Nachrichten: Wer hat Sie bei dieser Entscheidung maßgeblich beeinflusst?
Guggolz: Mein Chemielehrer, als er uns die Aggressivität von Chlor zeigte, in dem er seinen Ehering in einen Messzylinder mit Chlor absenkte und so mattierte. Beeindruckend war sowohl die Reaktion von Gold plus Chlor als auch des Lehrers grundsätzlich unverkrampfter Umgang mit gesellschaftlichen Konventionen. Mit solchen Menschen wollte ich zu tun haben. Später erwiesen sich viele Chemiker zwar ebenfalls als meinungsstark — allerdings eher auf der konservativen Seite, beratungsresistent und langweilig.
Nachrichten: Was hat Sie als Chemiker besonders gefesselt? Was hat Ihnen überhaupt nicht behagt?
Guggolz: Gefesselt hat mich die Chance, irgendwann einmal kompetent über Chemie zu schreiben oder zumindest kompetent über naturwissenschaftliche Texte und Inhalte urteilen zu können. Unbehagen? Nach dem Diplom war klar: Nie mehr weißer Kittel. Naja, als nebenberuflicher Chemielehrer ging es dann doch nicht ohne. Anderen Menschen Chemie oder gutes Schreiben beizubringen, das hat mich immer fasziniert. Wäre nicht durch einen Institutsbrand überraschend das Ende meiner Promotions- und Lehrerzeit gekommen, hätte es mit mir an einem Mannheimer Mädchengymnasium zum ersten Mal einen Leistungskurs in Chemie gegeben. Als ich das Handtuch werfen musste, da wollten die Schülerinnen auch nicht mehr. Mädchen und Chemie — ja, das war fesselnd.
Nachrichten: Können Sie noch den Titel Ihrer Doktorarbeit aus dem Kopf zitieren?
Guggolz: “Beiträge zur Struktur metallorganischer Komplexe.” Ein schrecklicher, völlig inakzeptabler Titel, den heute kein Student in meinem Seminar “Schreiben in Studium und Beruf” wagen würde. Mit vielen Strukturplots eine anschauliche Arbeit, aber insgesamt ein Werk so verständlich wie ein dadaistisches Gedicht. Gewidmet war es St. Florian, der netterweise nicht nur Patron der Feuerwehr ist, sondern auch der Seifensieder und der Bierbrauer.
Nachrichten: Wie verliefen der Abschied von der Chemie und der Einstieg in den Journalismus?
Guggolz: Es war anders herum: Mit zwölf Jahren machte ich meine erste Zeitung, ein Klassenjournal. Kostete zehn Pfennige. Mit einem vom Verlag genehmigten Nachdruck einer Geschichte von Mark Twain “Rauhe Sitten in Tennessee”. Die war ein weiterer Grund, Journalist werden zu wollen; in Tennessee war was los. Die Ausbildung zum Blattmacher köchelte während des Studiums immer auf kleiner Flamme, die Chemie war dennoch das Add-on, das Mittel zum Zweck; fraß allerdings eine Unmenge Zeit und Energie.
Nachrichten: Halfen Ihnen chemische Fachkenntnisse bei Ihrer journalistischen Tätigkeit?
Guggolz: Immerhin verhalfen mir die Chemie und meine Idee, dass ein Journalist wissen muss, worüber er schreibt und schreiben lässt, zu meiner ersten Redakteursstelle bei der Chemischen Rundschau; zugegeben, der damalige Verlag-Chemie-Geschäftsführer quetschte mich im Vorstellungsgespräch vor allem zu meinem Gemeindebrief aus. Später als Freiberufler und schließlich als Chefredakteur der Nachrichten aus der Chemie waren völlig andere Qualitäten gefragt: (Selbst-)Marketing, Kommunikationsstärke, Neugier, Kostendenken, Kreativität, Teamorganisation und nicht zuletzt Termintreue.
Nachrichten: Werden Sie noch gefragt, wenn es — um ein Beispiel zu nennen — um chemische Kampfstoffe geht?
Guggolz: Chemische Kampfstoffe wären einfach zu diskutieren, dazu hatten wir in den Nachrichten einige Beiträge. Gestern Abend aber ging es um schlagartigen Haarausfall angeblich durch die Quecksilberbelastung aus einer zerbrochenen Energiesparlampe. Das ist zunächst heikel, weil jeder am Stammtisch sofort per Wikipedia Informationen auf den Markt wirft. Aber wenn ich die richtig sortiere, klappt das schon. Politische und fachliche Hintergründe bei Chemiethemen, NOx bei VW, Klimawandel sind dann ein Alleinstellungsmerkmal, da kommen Wiki et al. nicht mit. In die Kommunikation eingebunden macht Chemie Spaß.

“Patentanmeldungen können sehr verwickelt sein”

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