Journal

<h2>Ehrungen</h2>
Carsten Bolm, Prof. Dr., Inst. für Org. Chemie der RWTH Aachen: Boehringer Ingelheim Lecturer. Die Auszeichnung ist mit zwei Vorträgen in Montreal verbunden.
Carl Djerassi, em. Prof. Dr., Dept. of Chemistry der Stanford Univ. [s. Nachr. Chem. 2009, 57, 32]: Edinburgh Medal.
Gerhard Erker, Prof. Dr., Org.-Chem. Inst. der Univ. Münster, und Kazuyuki Tatsumi, Univ. Nagoya/Japan: Eugen- und-Ilse-Seibold-Preis 2011 der DFG als “hervorragende Mittler zwischen Japan und Deutschland und als nachhaltige Förderer der Wissenschaft”.
Klaus Griesar, Dr., Science Relations/Technology Office Chemicals, Merck, Darmstadt: Honorarprof. an der TU Darmstadt.
Klaus Günther, Prof. Dr., Forschungszentrum Jülich und Univ. Bonn, Honorarprof. an der TU Graz: Honorarprof. am State Key Laboratory of Food Science &amp; Technology der Nanchang Univ./V.R. China.
Martina Havenith-Newen, Prof. Dr., Lehrstuhl für Physikal. Chemie II der Univ. Bochum: Mitgl. im österr. Wissenschaftsrat.
Thomas Heinze, Prof. Dr., Kompetenzzentrum Polysaccharidforschung der Univ. Jena: Anselme Payen Award der ACS für seine Beiträge zur Celluloseforschung.
Jochen Henkel, Dr., Colorado School of Mines, Golden, CO/USA: Preis der Willy-Hager-Stiftung für seine an der TU Darmstadt verfasste Dissertation zu Sauerstofftransportphänomenen in Belebungsverfahren bei der Abwasserreinigung.
Raimund Horn, Dr., Fritz-Haber-Inst. der MPG, Berlin: Hanns-Hofmann-Preis 2011 der ProcessNet-Fachsektion Reaktionstechnik für seine Arbeiten zur zeitl. und räuml. aufgelösten kinet. Charakterisierung von heterogen-katalyt. Hochtemperaturprozessen. Die Auszeichnung ist mit 3000 Euro dotiert.
Rainer Köster, Prof. Dr.-Ing., Karlsruhe: Ehrennadel der Wasserchem. Ges., Fachgruppe der GDCh, für seine bes. Verdienste als aktiver Beisitzer im Vorstand dieser GDCh-Fachgruppe.
Manuela Peschka, Dr., Eurofins/Dr. Specht Laboratorien, Hamburg: Promotionspreis der Wasserchem. Ges., Fachgruppe der GDCh, für ihre an der Hochschule Fresenius und der Univ. Barcelona verfasste Dissertation über org. Schadstoffe, die in die aquatische Umwelt gelangt sind und dort abgebaut, umgebaut oder mineralisiert werden können.
Michael Radke, Dr., Lehrstuhl für Hydrologie der Univ. Bayreuth: Preis für den wiss. Nachwuchs der Wasserchem. Ges. für seine wiss. Leistungen und sein Engagement als Leiter des Fachausschusses “Hyporheische Zone” dieser GDCh-Fachgruppe.
Albert W. Rettenmeier, Prof. Dr., Dir. des Inst. für Hygiene und Arbeitsmedizin der Univ. Duisburg-Essen: Franz-Koelsch-Medaille 2011.
Swetlana Schauermann, Dr., Fritz-Haber-Inst. der MPG, Berlin: Jochen-Block-Preis 2011 der Deutschen Gesellschaft für Katalyse für ihre Arbeit über die Kinetik und die Thermodynamik der Reaktion von Kohlenwasserstoffen mit Wasserstoff an Modellkatalysatoren. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert.
Richard R. Schmidt, Dept. Chemie der Univ. Konstanz: Claude S. Hudson Award in Carbohydrate Chemistry der ACS.
Peter Seeberger, Prof. Dr., Dir. am MPI für Kolloid- und Grenzfläschenforschung, Potsdam, und FU Berlin: Inhoffen-Medaille des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung für die Entwicklung des ersten Syntheseautomaten zur Herstellung komplexer Zucker.
Alexander Sperlich, Dr., Berliner Wasserbetriebe: Promotionspreis der Wasserchem. Ges. für seine an der TU Berlin verfasste Dissertation über die Phosphatentfernung aus Abwässern.
Michael E. Strem, Dr., Strem Chemicals, Marblehead, MA/USA: Charles Lathrop Parsons Award der ACS.
Marc von Hobe, Dr., Forschungszentrum Jülich: <a href="https://FRP.NRW" target="_blank">FRP.NRW</a> Award für das Projekt Reconcile. die Auszeichnung ist mit 90 000 Euro dotiert.
George M. Whitesides, Prof. Dr., Dept. of Chemistry and Chemical Biology der Harvard Univ., Cambridge, MA/USA [s. Nachr. Chem. 2008, 56, 20]: King Faisal International Prize.
Ernst-Ludwig Winnacker, Prof., Dr., Generalsekretär der International Human Frontier Science Program Organization, Straßburg: Robert-Koch-Medaille in Gold sowie Leibniz-Medaille 2011 der Berlin-Brandenburg. Akad.


<h2>Karriere</h2>
Hochschule und Forschungsinstitute
Cornelia Kasper, Priv.-Doz. Dr., Zell- und Gewebekulturtechnik der Univ. Hannover erhielt einen Ruf auf eine Universitätsprofessur “Biotechnologie” an die Univ. für Bodenkultur, Wien.
Wirtschaft, Behörden und Verbände
Günter Bachlechner, Dr., Leiter Research Technologies im Bereich Research bei Bayer Crop Science, wird Forschungsleiter bei Bayer Technology Services (Nachf. Helmut Mothes, Dr.). Bachlechner studierte Chemie an der Univ. Wien, wo er auch promovierte und als Assistent tätig war. 1987 begann er bei Bayer Crop Protection, Environmental Research, Monheim. 1994 wechselte er als Projektmanager ins Portfolio Management, 2000 wurde er Operating Officer und Leiter der Development Division bei Nihon Bayer Agrochem, Tokio. Danach war er bei Bayer Crop Science, Industrial Operations tätig, bevor er wieder in den Bereich Research wechselte.
Christian Gabel, Dr., Ineos Köln, ist neuer Geschäftsführer bei Chem Cologne (Nachf. Bernd von der Linden, Dr.). Gabel studierte Chemie ab der TU Berlin und hatte bei Ineos Köln verschiedene Positionen inne, zuletzt war er Leiter der Standortentwicklung und damit für die strateg. Ausrichtung des Petrochemiestandortes verantwortlich.
Neu im Vorstand von Evonik Industries, Essen, sind Thomas Haeberle, Dr., für das Berichtssegment “Ressourceneffizienz”, Patrik Wohlhauser, für das Berichtssegment “Consumer, Health &amp; Nutrition” und Dahai Yu, Dr., [s. Nachr. Chem. 2009, 57, 1106] für das Berichtssegment “Specialty Materials”.


— — — Wir trauern um unseren akademischen Lehrer und Mentor Emanuel Vogel, Emeritus der Universität zu Köln, der am 31. März in Ettlingen bei Karlsruhe im Alter von 83 Jahren verstorben ist. Emanuel Vogel war einer der bedeutendsten Chemiker des zwanzigsten Jahrhunderts [vgl. “Wer ist`s?” in Nachr. Chem. 1975, 23, 378].
Vor allem die Chemie nicht-benzoider Aromaten ist untrennbar mit seinem Namen verknüpft.
Am Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere (Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre) beschäftigte sich Vogel zunächst mit kleinen Ringen und deren Umlagerungen, den Valenzisomerisierungen. In einer Übersicht1) über seine wissenschaftlichen Arbeiten der letzten 50 Jahre, die wir als sein wissenschaftliches Vermächtnis betrachten, beschreibt er Valenzisomerisierungen als Reaktionen, deren treibende Kraft der Spannungsverlust energiereicher kleiner Ringe ist. Im Reaktionsverlauf sind keine reaktiven Zwischenstufen nachzuweisen, so dass der Strukturwechsel lediglich auf einer konzertierten Reorganisation von ó- und ð-Elektronen im Molekülgerüst beruht. Beispiele hierfür sind die konrotatorische Ringöffnung von Cyclobutenderivaten und die disrotatorisch verlaufenden Norcaradien-Cycloheptatrien- sowie Benzoloxid-Oxepin-Valenzisomerisierungen.2) Diese Prozesse bilden gemeinsam mit anderen (damals so genannten) No-mechanism-Reaktionen die experimentelle Grundlage für die Woodward-Hoffmann-Regeln.
Das Studium des Norcaradien-Cycloheptatrien-Gleichgewichtes führte im Jahr 1964 zur Synthese des 1,6-Methano[10]annulens, das im letzten Syntheseschritt spontan aus dem primär gebildeten Bisnorcaradien durch Valenzisomerisierung entsteht.
Die Herstellung des 1,6-Methano[10]annulens als eines stabilen 10ð-Hückel-Aromaten eröffnete den Weg zu den häufig als Vogel-Aromaten bezeichneten überbrückten Annulenen mit 10, 14, 18 und 22ð-Elektronen-Perimetern, die einen tiefen Einblick in die Struktur-Eigenschafts-Beziehungen von cyclisch-konjugierten ð-Elektronensystemen lieferten. Bemerkenswert sind hier auch die erfolgreichen Synthesen des 12ð-Elektronensystems Heptalen und seines 14ð-Analogons Octalen, die, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, olefinische Eigenschaften besitzen. Nach vielen vergeblichen Bemühungen anderer Arbeitsgruppen war hier der Schlüssel zum Erfolg erneut die Valenzisomerisierung eines gespannten Vorläufermoleküls.
Weiterhin beschäftigte sich Vogel mit der Synthese potenziell homoaromatischer Verbindungen.
Neben den Annulenen standen die als Metaboliten des oxidativen Aromatenabbaus wichtigen Arenoxide (das schon erwähnte Benzoloxid und Naphthalinoxid sowie Benzoldioxid und Benzoltrioxid), deren valenzisomere Heterocyclen (Oxepin, 1,4-Dioxocin, Trioxonin) sowie deren analoge Schwefel- und Stickstoffverbindungen im Fokus seiner Forschung.
In den letzten Jahren seiner wissenschaftlichen Tätigkeit befasste er sich intensiv mit Porphyrin-Strukturvarianten. Ein faszinierendes Beispiel dieser funktionellen Farbstoffe ist das Porphycen, das, wie er es selbst ausdrückte,1) aus Sicht des Annulenchemikers ein NH-überbrücktes [18]Annulen darstellt.
Emanuel Vogel wurde am 2. Dezember 1927 in Ettlingen geboren. In den letzten Kriegsjahren wurde er noch während seiner Schulzeit zum Kriegsdienst eingezogen. 1946 begann er mit dem Chemiestudium an der Technischen Universität (TU) Karlsruhe, das er 1952 mit der Promotion bei Rudolf Criegee abschloss. Von 1951 bis 1952, während seiner Zeit als Doktorand, führte er Forschungsarbeiten bei Ralph A. Raphael an der Universität Glasgow durch. 1955 arbeitete er als Postdoktorand bei Arthur C. Cope am MIT in Cambridge, USA. 1957 folgte die Habilitation an der TU Karlsruhe, wo er bis 1961 als Privatdozent tätig war. Im Jahr 1960 heiratete er. Seine Frau Christiane stand 51 Jahre an seiner Seite, hat ihn auf seinen zahlreichen Reisen begleitet und ihm den Rücken für seine wissenschaftliche Tätigkeit freigehalten. 1961 erhielt er im Alter von nur 33 Jahren den Ruf auf die Nachfolge des Nobelpreisträgers Kurt Alder an der Universität zu Köln, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1993 forschte und lehrte. 1968 lehnte er den Ruf auf die Nachfolge seines verehrten Lehrers Rudolf Criegee an die TU Karlsruhe schweren Herzens ab.
Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt Vogel mehrere Preise, 1975 die Emil-Fischer-Medaille der Gesellschaft Deutscher Chemiker, 1994 den von dem französischen Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing und dem deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt gemeinsam gestifteten Gay-Lussac-Humboldt-Preis und 2000 den Robert B. Woodward Award. Er wurde mit Ehrendoktorwürden 1997 von der Universität Siegen und 2007 von der Atatürk-Universität in Erzurum, Türkei ausgezeichnet und war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien im In- und Ausland. Er war zu zahlreichen, ehrenvollen Gastprofessuren auf der ganzen Welt eingeladen.
Vogel war auch ein begnadeter akademischer Lehrer, der es verstand, die Zuhörer seiner ausgefeilten Vorlesungen und faszinierenden wissenschaftlichen Vorträge zu begeistern. Als Studenten in Köln hatten wir das Vergnügen, bei ihm die experimentelle Grundvorlesung in organischer Chemie zu hören. Er verstand es meisterlich, komplexe Zusammenhänge einfach zu erklären und die organische Chemie mit Reaktionsmechanismen zu systematisieren — in einer Zeit, als es die heute gängigen Lehrbücher noch nicht gab.
Mehr als 200 wissenschaftliche Mitarbeiter führte er zur Promotion und viele seiner Schüler konnte er für eine eigene akademische Karriere begeistern: Neben uns seien Wolfgang Roth, Harald Günther, Wolfram Grimme, Dieter Cremer, Masahiko Iyoda, Yoshitero Sakata, Joao Valdir Comasseto, Juan Marco, Metin Balci, Norbert Jux, Clemens Richert und Martin Bröring genannt.
Neben der Chemie liebte Vogel besonders die bildende Kunst, eine besonders große Vorliebe hegte er für Friedensreich Hundertwasser.
Die herausragenden Eigenschaften von Emanuel Vogel waren seine Klugheit, seine Kreativität in der organisch-chemischen Synthese, seine Integrität und seine Leidenschaft für die Wissenschaft. Hinzu kamen sein Gespür für spannende Themen und die Gabe, sie in ausgefeilter Systematik zu bearbeiten sowie jeweils als Teil eines großen Zusammenhangs zu begreifen. Er war ein vornehmer, eher zurückhaltender Mensch. Wen er aber einmal in sein Herz geschlossen hatte, dem blieb er eng und in Warmherzigkeit verbunden. Sein Ruhesitz in Ettlingen war deshalb für uns immer ein beliebtes Zwischenziel, wenn uns Reisen in die Umgebung führten. Wir werden sein Andenken bewahren.
Hans-Josef Altenbach, Wuppertal
Udo H. Brinker, Wien
Frank-Gerrit Klärner, Essen
Klaus Müllen, Mainz
1) E. Vogel: “Von kleinen Kohlenstoffringen zu Porphyrinen — ein persönlicher Bericht über 50 Jahre Forschung”, Angew. Chem. 2011, 123, 4366.
2) Norcaradien = Bicyclo[4.1.0]hepta-2,4-dien, Benzoloxid = 7-Oxabicyclo[4.1.0]hepta-2,4-dien, Oxepin = 7-Oxacyclohepta-1,3,5-trien.



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1 


E. Vogel, 
“<article-title>Von kleinen Kohlenstoffringen zu Porphyrinen — ein persönlicher Bericht über 50 Jahre Forschung</article-title>”, 
<source>Angew. Chem., 
2011, 
123, 
4366.

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2 

Norcaradien = Bicyclo[4.1.0]hepta-2,4-dien, Benzoloxid = 7-Oxabicyclo[4.1.0]hepta-2,4-dien, Oxepin = 7-Oxacyclohepta-1,3,5-trien.
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Artikel

Personalnachrichten

Ehrungen Carsten Bolm, Prof. Dr., Inst. für Org. Chemie der RWTH Aachen: Boehringer Ingelheim Lecturer. Die Auszeichnung ist mit zwei Vorträgen in Montreal verbunden. Carl Djerassi, em. Prof. Dr., Dept. of Chemistry der Stanford Univ. [s. Nachr. Chem. 2009, 57, 32]: Edinburgh Medal. Gerhard Erker...

<h2>Der Doktorschwindel und die andere Seite</h2>
Im Leitartikel [Nachr. Chem. 2011, 59, 393] greift Bernhard Kempen die Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg auf. Die Aberkennung des Doktortitels war richtig. Ich vermisse aber Aussagen zur Verantwortung der Universität Bayreuth. Nicht von ungefähr nennen wir den Betreuer einer Dissertation Doktorvater. Wie also wurde die Verantwortung für die Betreuung der Doktorarbeit wahrgenommen? Wurden zwischenzeitlich bereits formulierte Teile der Arbeit und schließlich der Gesamttext kritisch geprüft? Wurde die Dissertation überhaupt gelesen? Hätten nicht bei dem sehr umfangreichen Plagiatsvorwurf zumindest einige der abgeschriebenen und nicht zitierten Passagen dem Betreuer und später den Gutachtern auffallen müssen? Kennen diese Personen ihre eigene Fachliteratur nicht? In einigen Medienberichten hieß es sogar, zu Guttenberg hätte auch aus Publikationen seines Betreuers abgeschrieben, ohne zu zitieren. Und dann wurde das Ganze noch mit summa cum laude bewertet. Unfassbar! Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, mich eingeschlossen, warten auf eine unmissverständliche Selbstkritik und die notwendigen Schlussfolgerungen aller Beteiligten der Universität Bayreuth. Wäre dort die eigentlich selbstverständliche Verantwortung beim Entstehen der Dissertation und im Promotionsverfahren wahrgenommen worden, wäre es überhaupt nicht zu diesem Eklat gekommen. Ich erinnere mich jedenfalls dankbar an meinen Doktorvater Friedrich Asinger, der alle seine Doktoranden mit hohem Einsatz und zielgerichtet betreut und dabei uns allen immer auch eine nachhaltige Begeisterung für die Chemie vermittelt hat.
Hermann G. Hauthal, Leuna
<a href="mailto:HGHauthal@telecolumbus.net">HGHauthal@telecolumbus.net</a>
Bernhard Kempen [Nachr. Chem. 2011, 59, 393] stimme ich voll zu. Mir fehlt aber die Verantwortung der Hochschullehrer bei einer Begutachtung von Arbeiten hinsichtlich der Fürsorge für Studenten und Doktoranden.
Die sicherlich meisten Prüfungsordnungen verlangen seit vielen Jahren (&gt;50) Ehrenerklärungen oder Erklärungen an Eides statt bezüglich des Eigenanteils an der vorgelegten Arbeit. Trotzdem wird immer wieder gepfuscht.
Wir Hochschullehrer (einschließlich der Lehrer an den Schulen) sind aber von Amts wegen verpflichtet, eine Prüfungsarbeit zu lesen, nicht nur zu durchblättern. Das kostet viel Zeit und Mühe neben dem Alltagsgeschäft.
Es hat mich geärgert, dass Hochschullehrer aus Bayreuth und Konstanz — das sind sicher keine Einzelfälle — dieser Aufgabe in offenbar ungenügender Weise nachkommen sind und gleichzeitig ihre Unterlassungen bagatellisieren und die Alleinschuld auf den Doktoranden abwälzen. (“Man muss einen guten Riecher haben, um Plagiate zu finden” wird ein Professor in Spiegel-Online zitiert.) 
Stinkt es da nicht schon?
Die gesamte Gemeinde ehrlich und aufrichtig arbeitender Wissenschaftler einschließlich junger zielstrebiger und gutgläubiger Studenten fühlt sich ziemlich betroffen, um keine kräftigere Ausdrucksweise zu benutzen.
Viel Schaden könnte vermieden werden, wenn auch Gutachter — wie an der University of Washington, Seattle/USA seit vielen Jahren üblich — in jeder Dissertation bescheinigen: “We have carefully read the dissertation entitled .” Gerd.Gundlach, Giessen
<a href="mailto:Gerd.Gundlach@med.uni-giessen.de">Gerd.Gundlach@med.uni-giessen.de</a>
Für mich galt bisher und wird es auch in Zukunft sein: Gesetz und Recht stehen obenan. Und dafür haben wir Parlamente und die Justiz.
Wenn es nicht rechtmäßig ist, einen noch nicht verurteilten Mörder als Mörder zu bezeichnen, sondern es muß “mutmaßlicher” heißen, dann haben mich die Aufregung um die “Dr.”-Arbeit Herrn zu Guttenbergs und die Plagiatsvorwürfe sehr nachdenklich gestimmt.
Fakt ist, dass in der besagten Arbeit zitiert wurde, ohne die Herkunft zu nennen. Ob das vorsätzlich war oder Nachlässigkeit oder sogar ein Plagiat genannt werden darf, muss ein Gericht entscheiden.
Offensichtlich sind die meisten Kritiker in dieser sensiblen Angelegenheit der deutschen Sprache nicht mächtig [Nachr. Chem. 2011, 59, 393]. Ich empfehle Lexika. Fakt ist, dass der Doktorvater Peter Häberle offensichtlich nicht belesen genug war, um die “Über hunderte von Seiten” (Oliver Lepsius) [Nachr. Chem. 2011, 59, 402] vorgelegten Textstellen als Zitate ohne Zitatnachweis zu erkennen.
Lepsius stellt auch dar, dass selbst ihm die deutsche Sprache Probleme macht: Wer“eine Kollage von Plagiaten …” anfertigt, macht kein Plagiat, sondern er ordnet Plagiate, da sie schon als solche bekannt sein müssen.
Die Frage “Plagiat” oder nur “Nachlässigkeit” klären, kann auch keine Reinwaschkommission der Uni Bayreuth. Sie können den gesetzlichen Richter nicht ersetzen — und das Problem liegt ja schon bei der Staatsanwaltschaft. Oder träumt man wieder von vergangenen Zeiten, als besonderes die Juristen an deutschen Universitäten selbst ihre Lehrkörper “säuberten”.
Wolfgang Adam, Aachen
Lesen Sie zum Thema auch die Korrespondenz von Axel Commichau [Nachr. Chem. 2011, 59, 650].


<h2>Merkwürdiges in den Nachrichten</h2>
Nicht nur im April-Heft der Nachrichten aus der Chemie finden sich merkwürdige Angaben von Gehaltsgrößen. Missverständliche bis hin zu falschen Gehaltsangaben finden sich auch immer wieder im redaktionellen Teil der Nachrichten und in Artikeln, die von Autoren zu verantworten sind. Ich habe aus den Nachrichten schon viele Beispiele genommen, mit denen man den Studierenden zeigen konnte, wie man den Gehalt eines Gemisches nicht angeben darf. Es ist wirklich ärgerlich, dass selbst im Zeitalter der Rechner, deren Programme eindeutige Gehaltsangaben erfordern, solche anachronistischen Gehaltsangaben nicht verschwinden wollen. Beispiele aus dem April-Heft gefällig? Da tummeln sich [Nachr. Chem. 2011, 59, 396] die üblichen, nicht eindeutigen “Prozentsorten” Mol-%; Gew.-%; %ee. Es sollte sich doch endlich herumgesprochen haben, dass das Kürzel “%” nicht missbraucht werden darf, um die Nennung des eindeutigen Namens und des vereinbarten Symbols der gemeinten Gehaltsgröße zu umgehen. Das Kürzel “%” ist doch sinnvoll nur einsetzbar bei den Angaben der Größenwerte von dimensionslosen Gehaltsgrößen. Es bringt doch nur folgenden schlichten Sachverhalt zum Ausdruck: “% = 1/100”.
Warum werden statt der “Prozentsorten” nicht die eindeutigen Namen und die Symbole der gemeinten Gehaltsgröße genannt? Hier liegt der Hund begraben, denn man muss wohl annehmen, dass vielen sowohl die Namen und erst recht die Symbole unbekannt sind. Die Unkenntnis des Namens der Gehaltsgröße ist aber eine Sünde für jeden Chemiker, denn im Namen steckt die Definitionsgleichung und die ist eindeutig.
Jedem Chemiker sollte klar sein, dass er nicht jeden Gehalt (Oberbegriff!) als “Konzentration” bezeichnen darf, sondern dass man bei den Gehaltsgrößen zumindest drei Gruppen auseinanderhalten muss: Konzentrationen: immer auf das Volumen der Mischphase bezogen; Anteile: immer auf die Summe der Größen der gleichen Art bezogen und deshalb immer dimensionslos; Verhältnisse: immer auf eine Größe der gleichen Art bezogen und deshalb immer dimensionslos.
Was ist zu halten von der “Prozentsorte” Gew.-% auf S. 397, die schon seit Jahrzehnten die Studierenden bei der reproduzierbaren Herstellung von Lösungen verunsichert?
Was ist zu sagen zu der “Prozentsorte” Mol-% auf S. 396? Sie gibt immerhin durch die Verwendung des Namens der Einheit der Stoffmenge “Mol” einen Hinweis darauf, dass hier die chemische Basisgröße Stoffmenge im Spiel ist. Warum aber verletzt man beim Gebrauch von “Mol-%” die Grundregel: “Verwende niemals den Namen einer Einheit, wenn du den Namen einer Größe meinst”. Diese Regel wird doch meist beherzigt, oder gibt es Chemiker, die “Meterzahl” sagen, wenn sie “Länge” meinen? Warum aber gibt es Chemiker, die “Molzahl” sagen, wenn sie “Stoffmenge” meinen und “Mol-%” sagen und schreiben, wenn sie “Stoffmengenanteil” meinen?
Stoffmengenanteile stecken auch hinter der “Prozentsorte” ee% (S. 398). Der Name dieser Gehaltsgröße (Enantiomerenexcess) wird meist nicht genannt, obwohl der Name selbst und die zugehörige Definitionsgleichung ee(R) = [n(R) — n(S)] / [n(R) + n(S)] so aussagekräftig sind.
Es gäbe noch vieles anzusprechen. Besonders fehlerträchtig ist die “Prozentsorte” Vol-%, weil bei ihr alle drei möglichen Gehaltsgrößen “Volumenkonzentration”, “Volumenanteil” und “Volumenverhältnis” dimensionslos sind und deshalb leicht verwechselt werden können.
Es darf doch nicht so weit kommen, dass in der nächsten April-Ausgabe der Nachrichten auch Zitate aus den eigenen Ausgaben verwendet werden können.
Klaus-Peter Ruess, Regensburg
<a href="mailto:klaus-peter.ruess@chemie.uni-regensburg.de">klaus-peter.ruess@chemie.uni-regensburg.de</a>
Die Langfassung dieser Korrespondenz im Netz unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/taetigkeiten/nch/briefe.htm" target="_blank">www.gdch.de/taetigkeiten/nch/briefe.htm</a></ext-link>


<h2>) Anmerkungen zum Aprilheft</h2>
Titelblatt: Kekse sind Spitze, aber IYC steht auch auf Seite 403.
S. 434: Die Chemieprodukte sind phantastisch, ich glaube den Duschvorhang können wir gebrauchen, aber die Doppelhelix auf dem Schlips sieht sehr linkshändig aus. Ich fürchte, ich entwickle langsam eine Allergie gegen invertierte Helices (s. <ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://proseandpassion.blogspot.com/2010/10/inverted-helix.html" target="_blank">http://proseandpassion.blogspot.com/2010/10/inverted-helix.html</a></ext-link>).
S. 435: Das Lama hat genau meine Lieblingsfrisur.
S. 470: Schön, dass die 9-Mega-Fahrräder dabei sind.
S. 483: Die Statistiken kommen wie gerufen, habe gestern erst bei der RSC nach einer ebensolchen gefragt (und der Erfolg der Anfrage ist noch offen). Rezensiere gerade das IYC-2011-inspirierte Buch “European Women in Chemistry”.
Insgesamt ein sehr ergiebiges Heft, schon beim ersten Durchblättern  …
Michael Gross, Oxford
<a href="mailto:michaelgrr@yahoo.co.uk">michaelgrr@yahoo.co.uk</a>
Gleich beim ersten Zitat [Nachr. Chem. 2011, 59, 422] bin ich stutzig geworden. Offenbar hält der Autor einen Gehalt von 25 — 35 % Phthalaten in Kunststoff für deutlich überschätzt. Tatsächlich können in Weich-PVC bis zu 66 % Phthalate als Weichmacher vorkommen (BUA-Stoffbericht zu DEHP; Beratergremium für umweltrelevante Altstoffe der GDCh; VCH,Weinheim 1986).
Klaus Furtmann
<a href="mailto:Klaus.Furtmann@lanuv.nrw.de">Klaus.Furtmann@lanuv.nrw.de</a>

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