Journal

Ehrungen
Abigail Doyle, Assoc. Prof. Dr., Princeton Univ., NJ, US: Bayer Early Excellence in Science Award für Chemie. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Euro dotiert.
James A. Dumesic, Prof. Dr., Univ. of Wisconsin, Madison/WI, USA: Wilhelm-Manchot-Forschungsprofessur 2013 der Chemie-Fak. der TU München und der Jürgen-Manchot-Stiftung für seine Pionierarbeit zur Aufklärung der Reaktionen auf der Oberfläche heterogener Katalysatoren und seine Arbeiten zur katalyt. Umsetzung von Biomasse zu Energieträgern und Chemikalien.
Thomas Greindl, Dr., BASF: Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie für seine Arbeiten zur Methylglycindiessigsäure. Diese dient unter dem Handelsnamen Trilon M als biologisch leicht abbaubare Alternative zu Phosphat in Geschirrspülmitteln.
Axel Kleemann, Prof. Dr., Hanau-Hohe Tanne: Preis für Pharma-Technik 2013 für seinen in pharmind publizierten Beitrag “Metamorphis of the Pharmaceutical Industry”. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert.
Manfred T. Reetz, Prof. Dr., em. Dir. am MPI für Kohlenforschung, Mülheim, und Univ. Marburg: Chirality Medal 2014.
Roderich Süssmuth, Prof. Dr., Inst. für Chemie der TU Berlin: Gastprofessur an der Ben Gurion Univ., Be'er Sheva/ Israel.
Wolfgang Trommer, Prof. Dr., TU Kaiserslautern: Fellow der International EPR/ESR Society “in recognition of his significant contributions to the field of EPR and related spectroscopies for nearly five decades”.
Ada E. Yonath, Prof. Dr., Weizmann Inst. of Science, Rehovot/Israel: Ehrendoktorwürde der TU Berlin.
Karriere


<h2>Hochschule und Forschungsinstitute</h2>
Matthias Heyden, Dr., Düsseldorf, ist seit Januar neuer Resolv-Nachwuchsgruppenleiter am MPI für Kohlenforschung, Mülheim.
Kai Carsten Hultzsch, Prof. Dr., Rutgers Univ., New Brunswick/NJ, USA, hat den Ruf an das neu gegründete Inst. for Chem. Katalyse der Univ. Wien angenommen. Hultzsch studierte Chemie an der Univ. Mainz und der Univ. of Toronto. Nach seiner Promotion an der Univ. Mainz bei Jun Okuda in 1999 wechselte er als Feodor-Lynen-Stipendiat an das MIT in Cambridge/MA, USA in die Gruppe von Richard R. Schrock. In 2001 gründete er eine Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe am Lehrstuhl von John A. Gladysz in Erlangen. Nach der Habilitation im Jahre 2006 erfolgte ein Ruf auf eine Assistant Professorenstelle an der Rutgers Univ., New Brunswick/NJ, USA. 2011 erfolgte die Beförderung zum Assoc. Prof. mit tenure. Seine Arbeiten zur asymmetrischen Hydroaminierung wurden u.a. mit dem Wöhler-Nachwuchspreis, dem ADUC-Jahrespreis für Habilitanden 2004, dem Lieseberg-Preis der Univ. Heidelberg, dem Emmy-Noether-Habilitationspreis der Univ. Erlangen-Nürnberg und dem NSF Career Award ausgezeichnet.
Carsten Streb, Priv.-Doz. Dr., nahm den Ruf auf eine W3-Professur am Inst. für Anorg. Chemie 1 der Univ. Ulm an. Im November 2013 schloss er seine Habilitation an der Univ. Erlangen-Nürnberg zum Thema “Functionalization of molecular metal oxide clusters” (Mentor: Karsten Meyer) erfolgreich ab. Streb studierte Chemie an der TU Kaiserslautern und promovierte im Jahr 2008 bei Lee Cronin an der Univ. Glasgow. Nach einem Postdocaufenthalt am James Watt Nanofabrication Centre der Univ. Glasgow erhielt er Ende 2009 ein Liebig-Stipendium des Fonds der Chemischen Industrie und begann seine Habilitation an der Univ. Erlangen-Nürnberg. Zwischenzeitlich vertrat er eine Professur für anorg. Chemie an der Univ. Ulm. Carsten Streb beschäftigt sich mit der Entwickl. funktioneller molek. Metalloxide sowie ihrer katalyt. und photokatalyt. Aktivität.


<h2>Wirtschaft, Behörden, Verbände</h2>
Claas-Jürgen Klasen, Dr.-Ing., Evonik Industries, ist neuer Vors. der VDI-Ges. Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (Nachf. Achim Noack).
Kemal Malik, Mitgl. des Executiv Committee von Bayer Healthcare und Leiter der Globalen Entwickl. wurde in den Vorst. von Bayer berufen (Nachf. Wolfgang Plischke).
Matthias Zachert, Finanzvorstand Merck, Darmstadt, wird neuer Vorsitzender des Vorst. bei Lanxess, Leverkusen (Nachf. Axel C. Heitmann)
Förderungen
Einen Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats in den chemienahen Förderbereichen erhielten:
Wilhelm Auwärter, Dr., Physik-Dept. der TU München
Tobias Brixner, Porf. Dr., Inst. für Physikal. Chemie der Univ. Würzburg
Oliver Daumke, Dr., Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Berlin
Serena Debeer, Prof. Dr., MPI für Chem. Energiekonversion, Mülheim
Ruth Maria Gschwind, Prof. Dr., Inst. für Org. Chemie der Univ. Regensburg
Jochen Küpper, Prof. Dr., Univ. Hamburg und Deutsches Elektronen-Synchrotron, Hamburg
Sebastian Polarz, Prof. Dr., Dept. Chemie der Univ. Konstanz
Stefan, Praunser, Dr., MPI für molek. Physiologie, Dortmund
Magnus Rüping, Prof. Dr., Inst. für Org. Chemie der RWTH Aachen
Remco Sprangers, Dr., MPI für Entwicklungsbiologie, Tübingen
Ein Liebig-Stipendium des Fonds der Chemischen Industrie erhielten im Jahr 2013 folgende Nachwuchswissenschaftler:
Thomas Böttcher, Dr., FB Chemie — Org. Chemie der Univ. Konstanz;
Martin Breugst, Dr., Inst. für Org. Chemie der Univ. Köln;
Rubén Costa Riquelme, Dr., Physikal. Chemie I der Univ. Erlangen;
Ivana Fleischer, Dr., Inst. für Org. Chemie der Univ. Regensburg;
Peter Huy, Dr., Inst. für Org. Chemie, der Univ. des Saarlandes, Saarbrücken;
Rasmus Linser, Dr., MPI für biophysikal. Chemie, Göttingen;
Christian Merten, Dr., Org. Chemie II der Univ. Bochum;
Fabian Pfrengle, Dr., MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Golm;
Carlos Romero-Nieto, Dr., Org.-Chem. Inst. der Univ. Heidelberg;
Johannes Teichert, Dr., Inst. für Chemie der TU Berlin
Niels ten Brummelhuis, Dr., Inst. für Org. und Bioorg. Chemie der HU Berlin
Max von Delius, Dr., Dept. Chemie der Univ. Erlangen-Nürnberg


<h2>Die Aduc-Preisträger 2014</h2>
Roland Marschall, Jahrgang 1980, studierte Chemie an der Universität Hannover, und promovierte 2008 am Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie zu funktionalisierten mesoporösen Materialien. Anschließend ging er als Postdoktorand gefördert durch den DAAD an die University of Queensland in Brisbane in die Arbeitsgruppe von Max Lu. Dort begann er seine Arbeiten zu oxidischen Halbleitern für photokatalytische Anwendungen. Im Jahr 2010 arbeitete er am Fraunhofer Institut für Silikatforschung ISC in Würzburg, bevor er 2011 an die Universität Bochum in die Arbeitsgruppe von Michael Wark wechselte. Seit 2013 ist er Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiter im Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Gießen. Seine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Erforschung neuer Materialien für die heterogene Photokatalyse, insbesondere Wasserspaltung. Sein besonderes Interesse gilt dabei komplexen Mischoxiden und deren Herstellung mit Sol-Gel-Synthesen, sowie der Nanostrukturierung und der gezielten Einstellung von Bandlücken.
1) A. Mukherji, R. Marschall, A. Tanksale, C. Sun, S. C. Smith, L. Wang, G. Q. (Max) Lu, Adv. Func. Mater. 2011, 21, 126.
2) R. Marschall, C. Klaysom, A. Mukherji, M. Wark, G. Q. (Max) Lu, L. Wang, Int. J. Hydrogen Energy 2012, 37, 4012.
3) L. Schwertmann, M. Wark, R. Marschall, RSC Adv. 2013, 3, 18908.
Sebastian Seiffert, Jahrgang 1979, studierte Chemie an der TU Clausthal, wo er im Dezember 2007 am Institut für Physikalische Chemie bei Wilhelm Oppermann zur Struktur und Dynamik in Polymergelen promovierte. Nach einem weiteren Jahr als Dozent am selben Institut verbrachte er die Jahre 2009 und 2010 als Postdoktorand und Leopoldina-Stipendiat an der Harvard University im Umfeld von David Weitz.
Seit Januar 2011 leitet Seiffert als Liebig-Stipendiat eine Nachwuchsgruppe am Institut Weiche Materie des Helmholtz-Zentrum Berlin sowie am Institut für Chemie der FU Berlin, wo er sich im Oktober 2013 im Fach Polymerwissenschaft habilitierte. Seifferts Forschungsschwerpunkt ist die physikalische Chemie der Polymere und Kolloide. Besonderes Augenmerk legt seine Arbeitsgruppe auf die Beziehungen zwischen Struktur, Dynamik sowie Eigenschaften supramolekularer Polymere und umgebungssensitiver Mikrogelkolloide. Zum Sommersemester 2014 wird Seiffert eine Professur für supramolekulare Polymermaterialien an der FU Berlin antreten.
1) S. Seiffert, Angew. Chem. Int. Ed. 2013, 52, 11462—11468.
2) S. Hackelbusch, T. Rossow, P. Van Assenbergh, S. Seiffert, Macromolecules 2013, 46, 6273—6286.
3) T. Rossow, J. A. Heyman, A. J. Ehrlicher, A. Langhoff, D. A. Weitz, R. Haag, S. Seiffert, J. Am. Chem. Soc. 2012, 134, 4983−4989.
Jan Streuff, Jahrgang 1980, studierte Chemie an der Universität Bonn und promovierte im Jahr 2008 an der Universität Straßburg in der Arbeitsgruppe von Kilian Muñiz. Anschließend war er Postdoktorand bei Brian M. Stoltz am California Institute of Technology in Pasadena, unterstützt durch ein DAAD-Stipendium.
Seit 2010 ist er Habilitand und Liebig-Stipendiat am Institut für organische Chemie der Universität Freiburg. Seine Forschung befasst sich mit reduktiven Umpolungsreaktionen, die neue Arten der C-C-Bindungsknüpfung ermöglichen. So wurden in seiner Arbeitsgruppe bereits Methoden zum Aufbau von 1,2-, 1,4- und 1,6-difunktionalisierten Molekülen entwickelt, die in Gegenwart eines niedervalenten Titankatalysators ablaufen. Dies ermöglichte unter anderem die enantioselektive Synthese von a-Hydroxyketonen aus leicht zugänglichen Ketonitrilen. Gegenwärtig gilt sein Interesse vor allem der synthetischen Anwendung und dem mechanistischen Verständnis solcher Umpolungsprozesse.
1) J. Streuff, Chem. Eur. J. 2011, 17, 5507—5510.
2) J. Streuff, M. Feurer, P. Bichovski, G. Frey, U. Gellrich, Angew. Chem. 2012, 124, 8789—8792.
3) G. Frey, H.-T. Luu, P. Bichovski, M. Feurer, J. Streuff, Angew. Chem. 2013, 125, 7271—7274.

Personalnachrichten

Ehrungen Abigail Doyle, Assoc. Prof. Dr., Princeton Univ., NJ, US: Bayer Early Excellence in Science Award für Chemie. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Euro dotiert. James A. Dumesic, Prof. Dr., Univ. of Wisconsin, Madison/WI, USA: Wilhelm-Manchot-Forschungsprofessur 2013 der Chemie-Fak. der TU Mü...

<h2>Wie viel Wasser verbrauchen Sie?</h2>
Bei der Wasserversorgung wird cradle-to cradle [Nachr. Chem. 2014, 62, 37] schon lange praktiziert, doch bis auf Spezialisten merkt dies kaum jemand: Wie viel Wasser verbrauchen Sie?*
Die Frage lässt sich auch ohne Blick auf den Wasserzähler oder die Wasserrechnung beantworten und ist vergleichbar einfach der Frage nach dem Alter des Wassers aus dem Wasserhahn.** Tatsächlich ändert der Weg des Wassers (Entnahme aus der Natur — Transport in Leitungen (hoffentlich ohne Leckagen) — Nutzung (auch Mehrfachnutzung) — geeignete Aufbereitung, um alle Verschmutzungen zu entfernen oder zumindest in ihrer Wirkung “naturkompatibel” zu machen — zurück in die Natur) nichts an seinem Alter.
Wasser sparen? Wozu bei Kreislaufnutzung? Einsparen von Primärenergie und vor allem “Verschmutzung sparen” lautet die Devise. Mehrfachnutzung wird damit selbstverständlich und die abwasserlose Fabrik bleibt keine Vision. Schon heute ist die Mehrfachnutzung in der Industrie etwa vierfach und das lässt sich durch chemische Verfahrenstechnik sicher noch steigern (z. B. durch produktintegriertes Wassermanagement).
Mehrfachnutzung im urbanen Bereich — bei der Wasserversorgung etwa? Warum nicht. Wann wird Abwasser wieder zu Trinkwasser? Irgendwann schon. Der sorgsame Umgang mit Wasser (<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.wabolu.de" target="_blank">www.wabolu.de</a></ext-link>) und multiple Barrieren Systeme (<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.askuris.de" target="_blank">www.askuris.de</a></ext-link>) zwischen Abwasser und Trinkwasser ebnen den Weg der Nutzung des Wassers im Kreislauf.
Ist dies z.B. mit cradle-to cradle gemeint oder habe ich etwas falsch verstanden?
Andreas N. Grohmann, Berlin 
<a href="mailto:ga@grohmannberlin.de">ga@grohmannberlin.de</a>
* Keines. Wasser wird nicht verbraucht sondern genutzt und steht nach Gebrauch (Nutzung) und Reinigung wieder zur Verfügung.
** So alt wie die Erde. Die Wassermoleküle in sehr tiefen, gut geschützten Grundwasserleitern sind nicht älter oder jünger als jene in Oberflächenwasser oder aus Kreislaufnutzung. “Frisches Wasser” weist auf geringe Verschmutzung und nicht auf frisch produzierte oder entstandene Wassermoleküle hin. A.N.G.
Die “Korrespondenz” veröffentlicht Briefe an die Redaktion. Gedruckt und online steht sie allen Lesern der Nachrichten aus der Chemie offen. Bitte senden Sie Ihre Zuschrift mit einem Umfang von maximal 1500 Zeichen als E-Mail an: <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a>. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.


<h2>Mit Zunftgrüßen: Gibt es den Physikunfall?</h2>
Es gibt zwar den Begriff “Chemieunfall”, wenn immer eine Chemikalie Schaden anrichtet. Niemand aber spricht von einem “Physikunfall”, wenn jemand gegen einen Baum fährt oder von der Leiter fällt. Auch Vergiftungen mit natürlichen Giften wie Botulinustoxin (Fleischvergiftung), Aflatoxinen (Schimmel) oder Amato- und Phallotoxinen (Knollenblätterpilz) nennt man nicht “Biounfall”. Die Wirkung der natürlichen Gifte beruht auf (chemischen) Inhaltsstoffen, die sehr einfach sein können, z.B. HCN aus Glykosiden in bitteren Mandeln, oder aber sehr komplex wie die Toxine. Die moderne Analytik kann schon Picogrammengen (10—12 g) der Gifte nachweisen. Die gefährlichsten Giftstoffe stammen aus der Natur und nicht aus dem chemischen Labor.
Die Unterscheidung “natürlich” und “synthetisch” ist zulässig. Der künstliche Gegensatz “biologisch = natürlich, ungefährlich, gut und ungiftig” und “chemisch = gefährlich, toxisch, unnatürlich, ja widernatürlich” [vgl. Nachr. Chem. 2014, 62, 65] ist Ausdruck der Ignoranz.
Heribert Offermanns, Hanau
<a href="mailto:heppoff@gmx.de">heppoff@gmx.de</a>


<h2>Solare Chemie</h2>
In einem Leitartikel von Hermann Fischer [Nachr. Chem. 2013, 61, 1195] räumen die Nachrichten aus der Chemie einem unklaren Begriff breiten Raum ein: Nach der harten, der konventionellen, der nachhaltigen, der sanften, der grünen, der sauberen Chemie nun also die solare Chemie.
Neue Begriffe treten häufig dann auf, wenn auf einem Wissensgebiet zustimmungswürdige und ablehnende Bereiche nebeneinander bestehen. Ein Beispiel dafür ist die Biotechnologie. Für die weiße Biotechnologie (industrial biotechnology) und rote Biotechnologie (healthcare biotechnology) erhält man Zustimmung, die grüne Biotechnologie (plant biotechnology) wird aber immer noch in weiten Teilen der Bevölkerung vehement abgelehnt und bekämpft. Da nimmt man eher in Kauf, dass in der dritten Welt Hunderttausende Kinder erblinden als den Anbau von gentechnisch verändertem Reis, der dies mildern könnte, zu erlauben.
Viele mit Adjektiven beladene Begriffe verwirren, zumal dann, wenn sie wie die solare Chemie falsch interpretiert werden können. Mit solarer Chemie ist — nach Fischer — kein durch Sonnenlicht ausgelöster chemischer Prozess gemeint. Unklare Begriffe wie “solare Chemie” erleichtern es nur, im Bereich der Chemie nicht eindeutig Stellung beziehen zu müssen.
Wir sind Chemiker, die — auf der Basis der chemischen Thermodynamik, der Reaktionskinetik und unter Beachtung des Le-Chatelier-Prinzips — Stoffe verändern und dadurch neue Substanzen mit verbesserten Eigenschaften (höherer Wertschöpfung) erzeugen. Dabei beachten wir natürlich die Knappheit von Resourcen und die Vermeidung von Abfällen und sonstigen Umweltbelastungen. Dies gehört zum Tagesgeschäft eines jeden industriellen Chemikers.
Ich erinnere mich noch während meiner industriellen Zeit an die Herstellung eines Antibiotikums, das vielen Menschen durch seine Wirksamkeit bei schweren Infektionen das Leben gerettet hat. Zur Synthese einer Vorstufe musste bei tiefen Temperaturen in Methylenchlorid als Lösungsmittel und mit Phosphorpentachlorid als Reagenz gearbeitet werden. Hätte man auf die Herstellung des Antibiotikums verzichten sollen, nur weil große Mengen Phosphat als Abfall entstanden? Nein! Man hat geforscht und hat den chemischen Prozess durch ein hoch modernes, nahezu abfallfreies enzymatisches Verfahren ersetzt.
Unser Problem als Chemiker liegt nicht im Mangel an neuen Begriffen, sondern vor allem in der geringen Akzeptanz unseres Faches in der Bevölkerung, die aus meiner Sicht auf mangelndem Wissen beruht. Das können wir ändern, in dem wir unser Fach in der Öffentlichkeit offensiv vertreten. Die fortwährende Schöpfung neuer Begriffe stiftet nur Verwirrung und lenkt ab. Sind wir doch als Chemiker etwas selbstbewusster beim Vertreten unseres Berufsbildes in der Öffentlichkeit. Auch ohne Adjektive wie solar, sanft oder grün wird die Chemie in ihren mannigfaltigen Formen (organische, polymere, pharmazeutische usw.) für die Zukunft der Menschheit einen wichtigen Beitrag leisten.
Eberhard Ehlers, Hofheim
<a href="mailto:e.ehlers@t-online.de">e.ehlers@t-online.de</a>


<h2>Ist schon April?</h2>
Im Februarheft schreiben die Nachrichten aus der Chemie [Nachr. Chem. 2014, 62, 118]: “Die Leibniz-Gemeinschaft umfasst nun 89 Institute, die Bund und Länder gemeinsam finanzieren.” So erfreulich eine ungewöhnlich gute Ausstattung der Gemeinschaft auch sein mag: Es gehört meines Erachtens nicht zu den Aufgaben der Leibniz-Institute, Bund und Länder gemeinsam zu finanzieren. Oder sollte hier eine Passivkonstruktion vergessen worden sein?
Otto S. Wolfbeis, Regensburg
<a href="mailto:o.wolfbeis@gmail.com">o.wolfbeis@gmail.com</a>

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