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Die GDCh verleiht im Jahr 2013 folgende Preise:
Klaus Müllen, Prof. Dr., MPI für Polymerforschung, Mainz: Adolf-von-Baeyer-Denkmünze
Mathias Christmann, Prof. Dr., Fak. Chemie der TU Dortmund: Carl-Duisberg-Gedächtnispreis
Benjamin List, Prof. Dr., MPI für Kohlenforschung, Mülheim: Horst-Pracejus-Preis
Manfred Scheer, Prof. Dr., Lehrstuhl Anorg. Chemie der Univ. Regensburg: Wilhelm-Klemm-Preis
Torsten C. Schmidt, Prof. Dr., Fak. für Chemie der Univ. Duisburg-Essen: Fresenius-Preis
Bernhard Rieger, Prof. Dr., Fak. für Chemie der TU München: Wöhler-Preis für Nachhaltige Chemie

Preise der GDCh 2013

Die GDCh verleiht im Jahr 2013 folgende Preise: Klaus Müllen, Prof. Dr., MPI für Polymerforschung, Mainz: Adolf-von-Baeyer-Denkmünze Mathias Christmann, Prof. Dr., Fak. Chemie der TU Dortmund: Carl-Duisberg-Gedächtnispreis Benjamin List, Prof. Dr., MPI für Kohlenforschung, Mülheim: Horst-Pracejus...

Am 18. September starb im Alter von 81 Jahren Horst Prinzbach, Emeritus am Institut für Organische Chemie und Biochemie der Universität Freiburg. Kollegen aus aller Welt trauern um eine Forscherpersönlichkeit, die ihresgleichen suchte, und zahlreiche ehemalige Mitarbeiter und Studierende um einen akademischen Lehrer, der sie in hohem Maße forderte, bisweilen herausforderte und mit großem Engagement förderte.
Horst Prinzbach war ein leidenschaftlicher Chemiker, ein Professor aus Begeisterung, der akademische Lehrer von über 120 Doktoranden, der geachtete Inhaber eines umfassenden und auch nach der Emeritierung akribisch gepflegten Literaturwissens, ein unermüdlicher Vortragsgänger und ein pointierter Diskussionspartner. Beeindruckend waren auch sein unerschütterliches Selbstbewusstsein, seine menschliche Wärme gegenüber seiner wissenschaftlichen Familie und sein Respekt gegenüber denen, die er als gleichstark anerkannte.
Horst Prinzbach erwarb sein Abitur nach nur elf Schuljahren. Als er zum darauffolgenden Wintersemester 1949/50 an der Universität Freiburg ein Chemiestudium aufnahm (ohne auf dem Gymnasium Chemieunterricht erteilt bekommen zu haben!), zählte er zu den Jüngsten. Dieser Status wurde noch exklusiver, als er sein Studium im Juli 1955 mit einer Doktorarbeit bei Arthur Lüttringhaus abschloss, einige Tage, bevor er seinen 24. Geburtstag feierte. Es folgte eine zweijährige Übergangszeit des frisch Promovierten an der Universität Freiburg. Von 1957 bis 1959 war er dann Postdoktorand bei William von Eggers Doering an der Yale University. Publikationen über die Stabilität des Tropylium-Ions und die Einstufigkeit der Carben-Insertion in allylische CH-Bindungen wurden die sichtbaren Erfolge dieses Ausbildungsabschnitts. Sein USA-Aufenthalt prägte Horst Prinzbach wissenschaftlich ebenso wie persönlich nachhaltig. Kohlenwasserstoffchemie, das Studium von (Hückel-)Aromatizität, Homoaromatizität und Kreuzkonjugation stellten Schlüsselthemen seiner eigenen Forschungen dar. Was er als privilegierten Reaktionseinstieg betrachtete und von der Dimerisierung von Olefinen bis zur Dimerisierung von substituierten Benzolen gerne nutzte, die Bestrahlung mit UV-Licht, lässt sich ebenfalls auf Anregungen aus seiner New Havener Zeit zurückverfolgen.
In Freiburg ging es fulminant weiter: Habilitation von 1959—1962; Aufbau und Leitung einer Arbeitsgruppe im Umfeld von Adolf Lüttringhaus; Berufung auf eine Professur an die Université Lausanne (1965) bei Gewährung des Rechts zur Weiterpflege seiner (!) Arbeitsgruppe in Freiburg; 1969 (Rück)Berufung an die Universität Freiburg auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Organische Chemie.
1999 wurde Horst Prinzbach emeritiert. Trotz seines nie müde gewordenen wissenschaftlichen Interesses zog er sich nach der Emeritierung mit einem klaren Schnitt aus der eigenen Forschung zurück. Er bezog ein als Bibliothek umgestaltetes Doppelzimmer und arbeitete mit unveränderter Intensität weiter: anfangs wenig gewohnt — zuvor tat dies seine Sekretärin an der Tastatur seines PC — aber zunehmend gewandter und letzten Endes mit einem beachtlichen Beitrag zu den Publikationen unseres Instituts. Horst Prinzbach veröffentlichte zwischen 2000 und 2007 33 Manuskripte, meist full paper über Arbeiten, die zuvor nicht im umfassenden Kontext oder im vollen Detail beschrieben worden waren. Als letzten Eintrag seiner insgesamt 373 Positionen umfassenden Publikationsliste findet man: H. Prinzbach, “Catenane — Ein neues chemisches Bauprinzip — Arthur Lüttringhaus (1906—1992)” in: “550 Jahre Albert-Ludwigs-Universität Freiburg”, 2007.
Ihren Höhepunkt erreichten die Prinzbachschen Forschungsarbeiten im Jahr 2000, als mit ihm als der lenkenden Kraft einem binationalen, um Physiker bereicherten Team die Erzeugung des kleinstmöglichen Fullerens gelang, C20: einer Kohlenstoff-Modifikation von geschlossen-globulärer Struktur mit den unabdingbaren zwölf 5-gliedrigen Ringen, doch keinem Ring darüber hinaus. Zu Recht bewegt(e) diese Verbindung die Wissenschaft (346 Zitationen laut Web of Science). Sie würde es überdies verdienen, in den einführenden Passagen von stoffklassenbasierten Lehrbüchern der Organischen Chemie erwähnt zu werden — jedenfalls, wenn dort C60, Kohlenstoff-Nanoröhren und/oder Graphen berücksichtigt werden.
Die größte Anerkennung zuvor war Horst Prinzbach dafür gezollt geworden, dass sein Arbeitskreis — federführend Wolf-Dieter Fessner — im Rennen um die Synthese des platonischen Kohlenwasserstoffs Dodecahedran zwar fünf Jahre nach Leo Paquette et al. durchs Ziel ging, aber “weniger angestrengt und mit mehr Material” (0,58%1 statt 0,035% Gesamtausbeute, 171 statt 26 Stufen2). Dass in den 25 Jahren danach keine neuerliche Synthese derselben Verbindung publiziert wurde, kann man als Indiz dafür werten, dass auch dem gewachsenen Methodenarsenal kein offensichtlich besserer Ansatz zugetraut wurde.3 In den 80er-Jahren wurden 5-Ring-Synthesen intensiv bearbeitet, zumal, wenn sie mit ihresgleichen fusioniert waren, also als Diquinane, Triquinane usw. auftraten. Dodecahedran ist in dieser Terminologie ein Dodecaquinan, was die Größe der Herausforderung verdeutlicht. Während die Paquettesche Route von Anfang an der Zielstruktur galt, schien die Prinzbach-Route einer finalen Einsicht aus einem anderen Projekt zu entstammen. An dessen Anfang mutmaßt man eine “Sport-Spiel-Spannung-Motivation”, denn es ging um die Synthese eines isomeren Kohlenwasserstoffs C20H20. Dessen Symmetrie und Architektur (!; als “Pagodan” fertiggestellt von demselben W.-D. Fessner) faszinierten. Wie am Schluss erkannte wurde, dass Dodecahedran stabiler als Pagodan ist, und welche Experimente daraufhin in Betracht gezogen wurden, um C20H20-Vorläufer mit Pagodan- in C20H20-Derivate mit Dodecadrangerüst zu überführen, ist für Liebhaber detektivischen Spürsinns spannend nachzulesen in H. Prinzbach, K. Weber, “Vom Insektizid zu Platos Universum — Die Pagodan-Route zu Dodecahedranen”, Angew. Chem. 1994, 106, 2329—2348.
Die Chemikergeneration vor uns assoziierte Horst Prinzbach mit der Herstellung und Untersuchung von Verbindungen, die als nichtbenzoide Aromaten oder Homoaromaten Gegenstände bindungstheoretischen Interesses der damaligen Zeit darstellten. Zu ihnen gehörten Fulvalene unterschiedlicher Teilringgrößen, Bishomo-cyclobutadiene, Bishomo-furane, Bishomo-pyrrole, Bishomo-benzole, Trishomo-benzole und Trioxa-trishomo-benzole. Dass das Tetrathiafulvalen erstmals 1965 auch im Prinzbachschen Laboratorium hergestellt wurde, ist heutzutage Insider-Wissen. Seinerzeit schuf es die Voraussetzung dafür, dass man Jahre später die Leitereigenschaften von dotierten Tetrathiafulvalenen oder von CT-Komplexen auf Tetrathiafulvalen-Basis untersuchen konnte. Es war daher nicht nur aus der Sicht des Geehrten (wie seine damalige Dankesrede andeutete), sondern auch für seine Fachkollegen eine richtige Entscheidung, dass Horst Prinzbach 1989 mit der Verleihung der Adolf-von Baeyer-Denkmünze eine der höchsten Ehrungen der GDCh zuteil wurde.
Kollegen, Schüler und Freunde verlieren mit Horst Prinzbach einen großer Forscher, Lehrer und Kollegen.
Bernhard Breit, Reinhard Brückner, Freiburg 



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Graphische Zusammenfassungen der Prinzbach-schen Pagodan- und Dodecahedran-Synthesen finden sich unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.chemie.uni-freiburg.de/orgbio/prinz/pagodan-dodecahedran.html" target="_blank">www.chemie.uni-freiburg.de/orgbio/prinz/pagodan-dodecahedran.html</a></ext-link>.
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Zitiert nach <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.synarchive.com/syn/15" target="_blank">www.synarchive.com/syn/15</a></ext-link>.
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Ausgehend von einer Pagodandicarbonsäure vergrößerte die Arbeitsgruppe Prinzbach sechs Jahre nach dem ersten Erfolg in einer nun 29 Stufen umfassenden Synthese die Dodecahedran-Gesamtausbeute auf 3,0 %; berücksichtigt man, dass in einem Syntheseschritt 73 % unverändertes Edukt reisoliert wurden, betrug die Gesamtausbeute sogar 12 %.1) Eine nachträgliche Verkürzung auf 26 Stufen erhöhte die Gesamtausbeute auf 3,8 %.1) .
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