Journal

<p>Mitte Februar trafen sich die regionalen Stipendiaten des Fonds der Chemischen Industrie (FCI) in Darmstadt. Das Treffen organisierte Rolf Schäfer, Professor für physikalische Chemie, mit seiner Arbeitsgruppe. 18 junge Forschende aus Bonn, Darmstadt, Frankfurt, Kaiserslautern und Mainz, gefördert durch Liebig-, Kekulé- oder Doktoranden-Stipendium des FCI, stellten ihre Forschung vor. Neben biologischen und biochemischen Fragen präsentierten sie Forschungsergebnisse aus Oberflächen- und Hauptgruppenchemie sowie organischer Synthese.</p>
<p>Zum Auftakt des Treffens gab Liebig-Stipendiatin Alesia Tietze (Darmstadt) Einblicke, wie sich die Struktur-Wirkungs-Beziehung spannungsabhängiger Ionenkanäle mit In-silico-Bindungsstudien aufklären lässt. Dass die Genregulation des 2‘-dG-Riboswitches kinetisch durch Erhaltung eines thermodynamisch begünstigten Transkriptionsintermediats ermöglicht wird, stellte Christina Helmling (AK Schwalbe, Frankfurt) heraus. Patrick Seyfried (AK Heckel, Frankfurt) präsentierte eine auf Klick-Chemie basierende Cyclisierungsmethode von Oligonukleotiden, mit der sich Genexpression und Proteininteraktion lichtgesteuert regulieren lassen. Melanie Hemgesberg (AG Schrenk, Kaiserslautern) stellte vor, wie sich Lymphozyten-DNA aus humanen Buffy Coats gewinnen und ein DNA-Guanin-Addukt synthetisieren lässt. Derartige, durch Lebensmittelkontaminanten induzierte DNA-Addukte sollen in einer weiteren Studie im Blut von Probanden nachgewiesen werden. Frank Eggert (AK Kath-Schorr, Bonn) präsentierte molekulare Werkzeuge, die RNA positionsspezifisch mit kupferfreier Klick-Chemie markieren können. Der Vortrag von Marcel Tuppi (AK Dötsch, Frankfurt) behandelte kritische Phosphorylierungsstellen und zugehörige Kinasen der DNA-Schaden-induzierten Aktivierung von TAp63a in Eizellen. Zum Abschluss der Vormittagsrunde zeigte Sven Warhaut (AK Schwalbe, Frankfurt), wie mit Einzelmolekül-FRET-Spektroskopie konformationelle Heterogenität und strukturelle Dynamik von Riboswitchen charakterisiert werden können, um deren biologische Funktionsweise zu verstehen.</p><p>Nach der Mittagspause erklärte Julia Kurth (AG Dahl, Bonn), wie mit der bifunktionalen Tetrathionatreduktase TsdA das Tetrathionat/Thiosulfat-Redoxpotenzial bestimmt wird. Christian Sieg (AK Famulok, Bonn) ging der Frage nach, welche Rolle der Cytohesin-CNK1-Komplex im Insulin-Signalweg spielt. Andreas Baumruck (AK Tietze, Darmstadt) stellte neue Strategien vor, mit denen sich stark hydrophobe Peptide und Proteine wie Membranproteine synthetisieren lassen, wenn löslichkeitserhöhende Modifikationen temporär eingeführt werden. Katharina Kulikov (AK Kath-Schorr, Bonn) zeigte, dass das bisher kaum untersuchte humane CPEB3-Ribozym eine metallionenabhängige Spaltungsaktivität aufweist, die das strukturell verwandte HDV-Ribozym so nicht zeigt. Stefan Pusch (AK Opatz, Mainz) berichtete über die Nutzung in situ hergestellter gespannter Photoprodukte zur Synthese von Imidazolen und Pyrrolen. Der Vortrag von Thomas Kaese (AK Wagner, Frankfurt) gab Einblicke in die Bindungsverhältnisse und molekularen Prozesse ditoper Organoborane unter reduzierenden Bedingungen. Deren Molekülgerüste erlauben durch das Einfangen von Elektronen unter anderem die Bildung von 1-Elektronen- und 2-Elektronen-2-Zentrenbindungen.</p><p>Der letzte Vortragsblock begann mit Timo Wendling (AK Gooßen, Kaiserslautern). Ziel seiner Forschung ist es, eine nachhaltige Synthese zu entwickeln, mit der sich hydroxymethylierte Verbindungen aus CO<sub>2</sub> als C1-Baustein darstellen lassen. Sabine Möhle (AK Waldvogel, Mainz) behandelte direkte elektrochemische Mehrfachaminierungen von Aromaten, wobei sie besonders auf die Synthese von 1,5-Diaminonaphthalin einging, einem Ausgangsstoff für die Polyurethansynthese. Hochreaktive Zentren in einem geminalen frustrierten Lewis-Paar stellte Kamil Samigullin (AK Wagner, Frankfurt) dar. Mit oberflächen-empfindlicher IR-Spektroskopie schätzt Matthias Füser (AK Terfort, Frankfurt) relative Packungsdichte und Verkippung der Moleküle zur Oberflächennormalen für verschiedene pyrrolterminierte Monolagen unterschiedlichen sterischen Anspruchs. Abschließend stellte Oxana Upir (AK Schäfer, Darmstadt) vor, wie sich die exakten Bindungsenergien von Zintl-Ionen sowie Zintl-Ionen und ihren Liganden exakt bestimmen lassen. Dazu nutzt sie massenspektrometrische Methoden und kollisionsinduzierte Fragmentierung.</p><p>Frank Eggert, Bonn</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/BWNu3OFWTMieFx2pMz6h"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Die Teilnehmer des Stipendiatentreffens in Darmstadt. <named-content>Foto: Marius Hofmann</named-content></figcaption></figure>


Tagungsbericht

Regionales Fonds‐Stipendiatentreffen in Darmstadt

Mitte Februar trafen sich die regionalen Stipendiaten des Fonds der Chemischen Industrie (FCI) in Darmstadt. Das Treffen organisierte Rolf Schäfer, Professor für physikalische Chemie, mit seiner Arbeitsgruppe. 18 junge Forschende aus Bonn, Darmstadt, Frankfurt, Kaiserslautern und Mainz, gefördert...

GDCh

<p>Welche Lehr- und Lernangebote beim E-Learning die richtigen sind, hängt stark von persönlichen Vorlieben ab. Bibliothekare, Studenten und Dozenten haben jeweils unterschiedliche Sichtweisen. Um ein breites Stimmungsbild einzuholen, startet die GDCh die Online-Umfrage „Lehren und Lernen 2.0“.</p>
<p>Früher war alles einfacher. Vielleicht nicht besser. Aber einfacher. Es gab für Studierende der Chemie entweder ein Skript des Professors oder das empfohlene Lehrbuch.</p><p>Noch immer gibt es den Klassiker, das gedruckte Lehrbuch, in das man auch schreiben kann – wenn auch top education advisors das Ende dieses Mediums fordern.<sup>1)</sup> Die Alternativen sind vielfältig und unüberschaubar. Es gibt das E-Book in verschiedenartigen Formaten, das sich je nach Lizenzmodell dauerhaft oder zeitlich begrenzt nutzen lässt, für unterschiedliche Plattformen und Betriebssysteme, für Tablets, Phablets, Smartphones oder Laptops.</p><p>Dazu kommt etwas, das im Folgenden nur „Tool“ genannt werden soll: Ein Lehr- und Lernprogramm als klassische Software, als browserbasierte Plattform, als App – mit oder ohne Anbindung an ein mehr oder weniger klassisches Lehrbuch. Dazu weitere Inhalte wie Lernkärtchen, diese wiederum als eigene App, ins Tool integriert oder als gedruckte Lernkarten. Mit oder ohne Videos, integriert ins Tool oder Buch oder nicht – in unterschiedlichsten Formaten. Mit oder ohne Prüfungsfragen, bis hin zum Tool mit integrierten echten Prüfungen und einer Prüfungsverwaltung. Interaktiv oder nicht; integrierbar oder nicht integrierbar in eine der vielen Lernplattformen, die es an den meisten Universitäten mittlerweile gibt – oft gibt es sogar mehr als eine.</p><p>Die mediale und digitale Revolution betrifft nicht nur Verlage. Auch für Lehrende gehen die Möglichkeiten weit über das klassische Skript hinaus. Daraus ergeben sich neue Fragen: Auf dem Mac schnell mit iBooks-Editor mit wenigen Klicks ein iBook (oder E-Book) machen? Dieses dann über Apples App Store kostenpflichtig oder gratis zur Verfügung stellen, mit integrierten Bildergalerien, Videos und Lernkarten? Funktioniert das auch für Windows- und Linux-Nutzer? Oder doch lieber das klassische PDF? Wie viele Kanäle und Plattformen muss man parallel bespielen, um jeder und jedem gerecht zu werden?</p><h2>Vielfältig und crossmedial</h2><p>Nicht nur Lehrende, sondern auch Studierende müssen erst einmal herausfinden, welches Medium für sie persönlich am besten ist.</p><p>Für Verlage, gerade im STM-Bereich, ist es somit viel komplizierter geworden, Lehr- und Lerninhalte anzubieten – denn die Vielfältigkeit digitaler Angebote birgt betriebswirtschaftliche Risiken. Für einen Verlag oder eine Fachgesellschaft, die den Anspruch hat, die Lehre – und dort Lehrende wie Studierende – optimal zu unterstützen, ist es deshalb unabdingbar zu wissen, welche Medienformen gewünscht werden und welche Entwicklungen sich durchsetzen werden. Um die richtige Entscheidung zu treffen, reicht das verlegerische Bauchgefühl nicht aus, Marktforschung ist nötig. Aus diesem Grund veranstaltete die GDCh zusammen mit dem Verlag Wiley-VCH bei der Chemiedozententagung 2015 einen Workshop „Lernen 2.0: Ist e-Learning das Maß aller Dinge?“</p><p>Die Diskussion unter Jungchemikern, Professoren und Bibliothekaren zeigte, dass unter diesen hochwertige Lehrbücher weiterhin als essenziell für eine gute Ausbildung in der Chemie gelten. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass zwar die Entwicklung hin zu digitalen Medien unausweichlich sei, aber das gedruckte Buch immer noch die erste Wahl sei. In der Diskussion wurde bestätigt, dass selbst der Wechsel von Print zu E noch nicht ganz abgeschlossen ist, und dass die Entwicklung von E hin zu umfassenderen digitalen Plattformen noch am Anfang steht. Entsprechend unterschiedlich, und breit gefächert sind auch die Meinungen darüber, welche Angebote es geben und wie diese beschaffen sein sollten.</p><p>Lernen bleibt ein individueller Vorgang, und die Entscheidung, was einem dabei am besten hilft, werden Studierende für sich unterschiedlich beantworten. Klar wurde auch, dass die Meinungen sehr unterschiedlich sind: Für jede Spielart der Mediennutzung ließ sich eine – wenn auch meist kleine – Nutzergruppe finden. Die Zustimmung ist in manchen Fällen vielleicht auch hoch, weil sie durch (noch) keine Praxiserfahrung beeinflusst wird.</p><h2>Bibliothekare: early adopter, Studenten: eher konservativ</h2><p>Um quantitative Aussagen zu Zukunft und zu den Potenzialen des E-Learnings zu erhalten, entwickelten Mitarbeiter des Verlags Wiley-VCH einen Fragebogen mit 34 Fragen. Inhaltlich ging es um: „Nutzungsverhalten“, „Lernen und Lehren“, „Service rund ums Studium“ und „Vorlesung der Zukunft“. Dieser Fragebogen wurde nach dem Workshop zur unmittelbaren Beantwortung verteilt.</p><p>Auffällig war, dass Bibliothekare generell neuen Techniken viel aufgeschlossener gegenüberstehen als Studierende oder Dozenten. Sie beurteilen neue Techniken auch viel positiver (siehe Tabelle). Einig waren sich alle drei Zielgruppen dagegen bei der – sehr positiven – Beurteilung des gedruckten Lehrbuchs und in der Ablehnung von Prüfungsgesprächen über das Web (Chat, Skype usw.). Spezielle Onlinekurse (massive open online courses, MOOCs) und E-Learning allgemein beurteilten die Bibliothekare deutlich positiver – unklar bleibt, ob diesen Antworten persönliche Erfahrungen gegenüberstehen.</p><p>Die Ergebnisse dieser Umfrage brachten somit Unerwartetes und Interessantes. Allerdings war sie auf Grund der geringen Teilnehmerzahl nicht repräsentativ. Hier soll eine Online-Befragung (s. Kasten S. 571) Abhilfe schaffen, sodass die Datenmenge der Antworten als statistisch repräsentativ gelten und ein möglichst umfassendes Bild liefern kann.</p><h2>Online-Umfrage – Lehren und Lernen 2.0</h2><p>Alle Leser der Nachrichten aus der Chemie sind eingeladen, die Umfrage Lehren und Lernen 2.0 zu beantworten. Mit Ihren Antworten helfen Sie, Materialien für das Lehren und Lernen in der Chemie nicht nur zu optimieren, sondern auch in die richtige Richtung weiter zu entwickeln und so sicherzustellen, dass gut ausgebildete Chemiker die Universitäten verlassen. <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://de.surveymonkey.com/r/" target="_blank">https://de.surveymonkey.com/r/</a> lehrenundlernen</ext-link></p><p>Dr. Oliver Renn,</p><p>Leiter Informationszentrum Chemie | Biologie | Pharmazie, ETH Zürich</p><table-wrap>

<label>Table 1</label><h2>Auswahl von Fragen und Antworten zu Zukunft und zum Potenzial des E-Learnings. Fünfstufige Auswahl von –2 (trifft überhaupt nicht zu) bis +2 (trifft sehr stark zu).</h2><img src="https://media.graphcms.com/x3Ux1wd6RDGJOK5IKGCN">

</table-wrap>
<ul><li>
<sup>1 </sup><ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.telegraph.co.uk/education/" target="_blank">www.telegraph.co.uk/education/</a> educationopinion/11739310/Textbooks-have-a-huge-impact-on-education.html</ext-link>(publiziert am 15.7.2015, abgerufen 19.3.2016)</li></ul>


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