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Am 26. Juli verstarb Reinhard Schmutzler, emeritierter Professor am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der TU Braunschweig, kurz vor der Vollendung seines 80. Lebensjahrs. Reinhard Schmutzler wurde im Jahr 1934 in Schwabach bei Nürnberg geboren und besuchte das dortige Adam-Kraft-Gymnasium. Ab dem Jahr 1952 studierte er Chemie an der Universität Würzburg, an der er auch das Diplom ablegte. 1958 wechselte er an die Universität Stuttgart, wo er im Arbeitskreis von Fritz Seel seine Dissertation mit dem Thema “Fluorphosphinkomplexe des Nickels” anfertigte.
Direkt nach der Promotion im Jahr 1960 siedelte Reinhard Schmutzler in die USA über und nahm eine Stelle als Research Chemist bei DuPont an. Die Tätigkeit wurde unterbrochen durch einen einjährigen Forschungsaufenthalt bei Harry Julius Emeleus an der Universität Cambridge. Im Jahr 1967 nahm Reinhard Schmutzler eine Stelle als Senior Lecturer in Inorganic Chemistry an der Universität von Loughborough (Leicestershire) an.
Im Jahr 1969 erreichte ihn, 34-jährig, der Ruf an die TU Braunschweig auf den neugegründeten Lehrstuhl B für Anorganische Chemie. In der Gründungsphase bestand der Mitarbeiterstamm sowohl aus deutschen wie auch aus englischen Mitarbeitern sowie amerikanischen Postdocs. Dies sorgte für eine internationale und weltoffene Atmosphäre und hatte für die deutschen Mitarbeiter den Vorteil, Praxis in der Wissenschaftssprache Englisch zu erwerben, zu einer Zeit, als dies noch nicht unbedingt üblich war.
Mit dem Umzug vom Altgebäude in den Chemie-Neubau am Hagenring im Jahr 1985 gingen die Lehrstühle A und B für Anorganische Chemie im Institut für Anorganische und Analytische Chemie auf. Reinhard Schmutzler genoss noch 17 Jahre lang bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2002 die komfortablen Arbeitsbedingungen im Gebäude am Hagenring.
Reinhard Schmutzler war einer der renommiertesten Phosphorchemiker. In seiner über 40-jährigen Forschungstätigkeit beleuchtete er nahezu alle Aspekte der Organophosphorchemie, wobei am Anfang seiner wissenschaftlichen Laufbahn die hohen Koordinationszahlen des Phosphors im Mittelpunkt standen. In den 1960er-Jahren entwickelte Reinhard Schmutzler Synthesemethoden für die neuartige Substanzklasse der Fluorphosphorane und untersuchte deren Stereochemie, nicht zuletzt mit der zu dieser Zeit noch jungen Methode der NMR-Spektroskopie.
In Braunschweig untersuchte er in der Folgezeit die Reaktivität der Fluorphosphorane. Die Reaktion mit Alkoholen oder Silylethern stellt dabei eine elegante Synthesemethode zur Knüpfung von Kohlenstoff-Fluorbindungen unter Bildung von Alkylfluoriden dar. Eingehend untersucht wurden auch die Reaktionen von Fluorphosphoranen mit Aminen, die zu einer Reihe neuartiger Phosphor-Stickstoff-Heterocyclen führte, etwa der Phosphetidine. Reinhard Schmutzler blieb seiner Liebe zu den Elementen Phosphor und Fluor treu: So wurden Fluorphosphine, Fluorphosphonate und Fluorphosphite synthetisiert und deren Koordinationschemie, insbesondere mit Platin, studiert. Einen breiten Raum nahmen die Additionsreaktionen von Hexafluoraceton und Hexafluorbiacetyl an Phosphor(III)-verbindungen ein, die teilweise zu neuartigen Spiro-Phosphoranen führte, deren Stereochemie durch NMR-Spektroskopie und Röntgenstrukturanalyse eingehend untersucht wurde.
Die Synthese von Oxyphosphoranen und Oxaminophosphoranen blieb eine Domäne des Arbeitskreises Schmutzler, und die Beschäftigung mit Phosphor-Stickstoffverbindungen wurde Mitte der 1980er-Jahre auf das System N,N'-Dimethylharnstoff ausgedehnt. In über zehn Jahren entstanden nicht nur viele Phosphor(III)- und Phosphor(V)-Derivate, sondern das Harnstoffgerüst erwies sich auch als hervorragende Klammer zur Stabilisierung gemischtvalenter Diphosphorverbindungen mit direkter P-P-Bindung. Die Synthese dieser Verbindungen und die Untersuchung ihrer Koordinationschemie wurden im Arbeitskreis von Reinhard Schmutzler in den Neunzigerjahren eingehend bearbeitet. Zudem erlebte die Phosphor-Fluorchemie eine Renaissance: Es wurden neuartige Organofluorphosphine mit aromatischen und sterisch anspruchsvollen Gruppen synthetisiert, die zum Teil ungewöhnliche Eigenschaften aufweisen. Als Ausgangsverbindung diente das Chlordifluorphosphin, das zwar schon lange bekannt, aber erst durch Arbeiten in der Gruppe von Reinhard Schmutzler in präparativ vernünftigen Mengen zugänglich war.
Mitte der Neunzigerjahre wurden die Additionsreaktionen von Hexafluoraceton und perfluorierten Diketonen auch auf niedervalente Phosphorverbindungen wie Phosphaalkene ausgedehnt. Es wurden 1,8-disubstituierte Naphthalinverbindungen mit Phosphor in unterschiedlicher Koordinationszahl synthetisiert. Dabei wurden einerseits gemischtvalente Diphosphorverbindungen mit direkter PP-Bindung erhalten, andererseits Bis(phosphine), deren intramolekulare Wechselwirkungen studiert wurde (peri-Effekt). In den letzten Jahren vor Reinhard Schmutzlers Emeritierung nahm die Synthese von phosphorfunktionalisierten Calix[4]arenen einen breiten Raum ein. In Zusammenarbeit mit der Industrie wurden Phosphor-Stickstoffverbindungen mit potentieller zytostatischer Wirkung synthetisiert. Wechselwirkungen von Lewissäuren, insbesondere Fluorphosphoranen, mit nukleophilen Carbenen (Arduengo-Carbene) wurden untersucht sowie die P-P-Bindungsspaltung in Diphosphenen studiert.
Das wissenschaftliche Werk von Reinhard Schmutzler schlägt sich in mehr als 500 Veröffentlichungen nieder. Viele seiner Forschungsprojekte realisierte er in Zusammenarbeit mit der Industrie.
Herausragendes Merkmal der 33-jährigen Tätigkeit von Reinhard Schmutzler in Braunschweig ist die Pflege internationaler Kontakte: Das Institut wurde nicht zuletzt aufgrund seines Engagements zum Anlaufpunkt für namhafte Wissenschaftler aus aller Welt, darunter zahlreiche Nobelpreisträger der Chemie aus den USA und England. Kamen die Vortragenden in den Siebziger- und Achtzigerjahren noch größtenteils aus dem englischsprachigen Ausland und aus Japan, so wurden nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zunehmend Kollegen aus Osteuropa eingeladen. Reinhard Schmutzler hatte schon in den politisch schwierigen Zeiten enge Kontakte zu Kollegen in Osteuropa und der ehemaligen DDR gepflegt.
Reinhard Schmutzler war ein unermüdlicher Forscher. Er hat Studierende hervorragend betreut und wissenschaftliche Mitarbeiter gefördert, wo immer er konnte. Jeder, der mit ihm arbeiten durfte, wurde von seinem Temperament mitgerissen und für neue Forschungsprojekte begeistert. Reinhard Schmutzler und seine Frau Gudrun waren großzügige Gastgeber. Jede Doktorandin und jeder Doktorand hatte im Hause Schmutzler in Wolfenbüttel Gelegenheit, namhafte Wissenschaftler aus aller Welt in zwangloser Atmosphäre hautnah zu erleben.
Reinhard Schmutzler hatte weitgefächerte Interessen, war an Literatur und Geschichte interessiert und konnte sich über viele weitere Themen kundig unterhalten. Er förderte kulturelle Projekte und die Restaurierung historischer Gebäude in den neuen Bundesländern.
Wir verlieren mit Reinhard Schmutzler einen verdienstvollen, geschätzten und liebenswerten Lehrer, Kollegen und Freund. Alle, die das Glück hatten, ihn persönlich gekannt zu haben, werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Rainer Bartsch, Braunschweig 
Matthias Tamm, Braunschweig

Reinhard Schmutzler (1934 — 2014)

Am 26. Juli verstarb Reinhard Schmutzler, emeritierter Professor am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der TU Braunschweig, kurz vor der Vollendung seines 80. Lebensjahrs. Reinhard Schmutzler wurde im Jahr 1934 in Schwabach bei Nürnberg geboren und besuchte das dortige Adam-Kraft-Gy...

<h2>Neue Perspektiven</h2>
Wozu Wissenschaft? Neun Antworten auf eine alte Frage. Von Joachim Schummer. Kadmos-Kulturverlag, Berlin, 2014. 243 Seiten, brosch. 19,90 Euro. ISBN 978—3—86599—225—3
E-Book: 14,99 Euro.
ISBN 978—3—86599—259—8
Wissenschaftler fragen es sich vielleicht manchmal, und junge Menschen möchten es wissen: “Wozu Wissenschaft?” Mit dem Abiturientenpreis der GDCh erhalten die jeweils besten Schüler des Fachs Chemie an Gymnasien oder Gesamtschulen seit Jahren bunt bebilderte Sammlungen der Errungenschaften der Chemie. Möglicherweise eignet sich das Buch von Joachim Schummer besser dazu, junge Menschen an die Wissenschaft heran zu führen. Er entwirft eine Vielfalt an Zwecken der Wissenschaft — und eröffnet so auch gestandenen Wissenschaftlern neue Perspektiven.
Der Autor, er ist Chemiker und Philosoph, räumt zunächst mit dem Vorurteil auf, dass Zweck der Wissenschaft entweder Anwendung in der Technik oder zweckfreie Forschung sei: “Magd der Technik hier, Freiheit von allen Zwecken dort” stellen sich schon auf Seite 9 als falsche Alternativen heraus: Technikbezug ist allenfalls bei den Technikwissenschaften gegeben, und es muss unverständlich bleiben, wie man Erkenntnis oder Wissen ohne irgendwelche weiteren Absichten produzieren kann.
Schummer bietet uns dagegen neun Zwecke, um derentwillen man Wissenschaft betreibt. Diese unterstützt er in diesem Buch mit zahlreichen wissenschaftshistorischen und wissenschaftsphilosophischen Seitenblicken, die etwa im Fall des Deutschen Idealismus oder der Analytischen Wissenschaftstheorie durchaus polemisch ausfallen.
Technische Geräte und Verfahren sind kein Zweck an sich, sondern werden in Schummers Perspektive selbst Mittel, um eine Veränderung der Welt zum Besseren zu erreichen. Schummer erinnert uns mit der Nennung eines weiteren Zwecks der Wissenschaft, der “Vorhersagen”, daran, dass die abendländische Wissenschaft “mit der öffentlichen Bewunderung ihrer Vorhersagekraft” begann: Thales von Milet sagte eine totale Sonnenfinsternis voraus, diese wurde wiederum als Zeichen der Götter gedeutet und als Kriegsvorteil genutzt.
In einer Zeit, in der die meisten Wissenschaftler in einem Angestelltenverhältnis leben wie Friseure oder Banker, gibt es noch einen zunächst überraschenden Zweck: “Erfüllung in der Wissenschaft als Lebensform”. Auch dies macht Schummer plausibel: “Denn glücklich sind wir auf Dauer … weder in einem passiven Verhalten, Konsumieren oder Genießen noch im Streben nach Lust, Ehre, Macht oder Besitz, sondern in einer aktiven Tätigkeit, die uns fesselt und aus sich selbst heraus zu höheren Leistungen anspornt.” Schärfung des Denkens, die systematische Erzeugung von Neuem, Erklärungen, Befriedigung kultivierter Neugier, Orientierung in der Welt und Bildung sind weitere Zwecke, die alle miteinander verträglich sind, sich wechselseitig bedingen und ein harmonisches Gefüge bilden.
Die Beachtung aller Zwecke der Wissenschaft ist keine akademische Träumerei, sondern hat viele Bezüge zu wissenschaftspolitischen Themen. Sie führt bei Schummer zur Forderung nach einer neuen Wissenschaftspolitik, die — statt die Naturwissenschaften auf technische Zwecke zu reduzieren — vermittelt zwischen gesellschaftlichen Bedürfnissen und wissenschaftlichen Potenzialen. Schummers Wunsch nach Demokratisierung der Wissenschaftspolitik passt gut zu den aktuellen Forderungen nach mehr Partizipation in der Wissenschaft und Citizen Science seitens der Zivilgesellschaft, und er liefert dafür die Argumente.
Marc-Denis Weitze, Waakirchen 


<h2>Über die Möglichkeiten der Niederfeld-NMR-Spektroskopie</h2>
Compact NMR. Von Bernhard Blümich, Sabine Haber-Pohlmeier, Wasif Zia. De Gruyter, Berlin, 2014. 276 Seiten, brosch. 58,95 Euro. ISBN 978—11—026628—3
Das vorliegende Buch widmet sich der kompakten NMR. Während supraleitende Magnete mit immer stärkeren statischen Magnetfeldern Empfindlichkeit und Auflösung der NMR-Spektroskopie verbessert haben, gibt es Entwicklungen zu Niederfeld-NMR mit Permanentmagneten, die sich in den vergangenen 20 Jahren verstärkt haben. Die auch vom Hauptautor mit vorangetriebene Optimierung der Magneten, die NMR-Spektroskopie mit Niederfeldspektrometern auf Basis von Permanentmagneten, die damit hochauflösende Spektroskopie ermöglicht, erweitert das Spektrum der Anwendungen. Sie gehen über die etablierten zur Bestimmung des Fettanteils in Lebensmitteln oder in der Bohrlocherkundung hinaus. Hinzu kommt, dass die kleinere Bauform solche Spektrometer portabel macht.
Ein Teil des Buchs bezieht sich auf die einfachere Bedienung der NMR-Experimente, was sowohl für Hochfeld- als auch für Niederfeldspektrometer sinnvoll ist. Kommerzielle Geräte realisieren dies durch entsprechende Softwareaufsätze — eine Tendenz, die hoffentlich dazu führt, dass NMR auch für Nichtexperten interessanter wird.
Andererseits zeigen die vielen Beispiele die Möglichkeiten der NMR außerhalb der dem Chemiker vertrauten Strukturaufklärung in Lösung. Dem Gedanken der NMR für den Nichtexperten folgend, sollten intelligente Apparate die beschriebenen Kalibrier- und Testexperimente in der Anwendung überflüssig machen.
Das Buch ist klar gegliedert, nach einer Einleitung in die Grundlagen der NMR folgen apparative Aspekte und eine Klassifizierung der Experimente; ein umfangreicher Anwendungsteil schließt sich an. Die Grundlagen sind erfreulich knapp gehalten. Die Beschreibung der Hardware ist interessant, Screenshots der Spektrometersoftware wären nicht zwingend nötig.
Angenehm ist das durchgängige Bemühen der Autoren um Systematik und Verallgemeinerung. Bei der Breite der Thematik hilft diese Systematisierung zwischen Spektroskopie, Relaxometrie und Tomographie, Gemeinsamkeiten zwischen den Verfahren und gemeinsame Herangehensweisen zu verstehen. Sie hilft dem Leser, sich die Vielfalt der Experimente zu erschließen. Erfreulich ist die Gliederung in Einstiegsexperimente mit Erklärungen, an die sich kompliziertere Experimente und Hinweise auf weiterführende Literatur anschließen. Schön ist, dass jeweils experimentelle Details mit angegeben sind, die das Wiederholen der Experimente ermöglichen sollten.
Der Natur der Niederfeld-NMR entspricht es, dass ein großer Teil der Anwendungen sich auf Relaxations-NMR bezieht, aber auch dort sind moderne mehrdimensionale Verfahren gezeigt. Die Anwendungskapitel zeigen eindrucksvolle Beispiele aus dispergierten Systemen, Polymeren, biologischem Gewebe und porösen Systemen einschließlich Kulturgütern.
Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Buch, das hoffentlich auch dazu beiträgt, dass bei Nichtexperten die Hemmschwelle, sich mit den Möglichkeiten der NMR zu befassen, sinkt.
Ulrich Scheler, Dresden


<h2>Visionen für die Zeit nach Kohle und Gas</h2>
Methanol: The Basic Chemical and Energy Feedstock of the Future. Hrsg. von Martin Bertau, Heribert Offermanns, Ludolf Plass, Friedrich Schmidt, Hans-Jürgen Wernicke. Springer-Verlag, Heidelberg, 2014. 677 Seiten, geb. 213,99 Euro.
ISBN 978—3—642—39708—0
E-Book: 166,59 Euro.
ISBN 978—3—642—39709—7
Der Buchtitel ist als Statement, als Voraussage formuliert und enthält den Untertitel: “Asingers Vision heute”. In seinem im Jahr 1986 veröffentlichten Buch “Methanol — Chemie- und Energierohstoff” mit dem Untertitel “Die Mobilisation der Kohle” entwickelte Friedrich Asinger laut Herausgeber “… visions for a time after coal, oil and gas.”
Die fünf Herausgeber, allesamt herausragende Fachleute und profunde Kenner der Materie mit größtenteils langjähriger industrieller Erfahrung, wollten ein modernisiertes, erweitertes Nachfolgewerk zum vergriffenen Buch von Asinger verfassen. Dies ist ihnen unter Mitwirkung von etwa vierzig weiteren ausgewiesenen Fachleuten in vollem Umfang gelungen.
Die Autoren wollen Produktion und Anwendung von Methanol fördern, indem sie dessen vielfältige Verwendbarkeit sowie die ähnlich große Vielfalt der Rohstoffe für die Methanolerzeugung zeigen. Dadurch eignet sich Methanol schon jetzt und besonders in Zukunft als Einsatzstoff für die organische Chemie und die Energiewirtschaft, was sie “Dualismus von Methanol” nennen. Allerdings wurde Methanol schon einmal eine große Zukunft vorausgesagt: In den Jahren 1970 bis 1990 war die Produktion fast exponentiell von 6 bis 7 Mt pro Jahr auf etwa 25 Mt pro Jahr gestiegen, aber bis 2003 verlief der Anstieg nur noch moderat auf 31 bis 32 Mt jährlich. Für die Jahre ab 2009 zeigen die Autoren wieder einen progressiven Anstieg auf 60 Mt im Jahr 2012.
Seinem Anspruch entsprechend enthält das Buch zwei Hauptkapitel, “Methanolerzeugung” und “Methanolanwendung”, die jeweils etwa ein Drittel des Gesamtumfangs ausmachen. Sie zeigen die Fülle der angebotenen Verfahrenskonzepte und Bauweisen für den Synthesereaktor; Fragen der Thermodynamik, der Katalysatoren und deren Desaktivierungsverhalten werden vertieft. Da Methanolanlagen immer im Zusammenhang mit einer Synthesegaserzeugung gebaut werden, nimmt dieses Thema großen Raum ein. Die Autoren zeigen, wie praktisch alle kohlenstoffhaltigen Rohstoffe Ausgangsstoff für Methanol sein können. Auch die Möglichkeit, “grünes Methanol” mit der vorhandenen Technik über CO2 und H2 zu erzeugen, wird vorgestellt.
Über die Herstellung Dutzender Grundchemikalien wird die Bedeutung des Methanols als Ausgangsstoff der C1-Chemie untermauert, ergänzt um die Herstellung von Dimethylether, Olefinen und Benzin. Wie Methanol in Brennstoffzellen, als Kraft-und Brennstoff oder in der Biotechnologie eingesetzt werden kann, stellt das Buch ebenfalls ausführlich dar.
Alle Artikel, auch die hier nicht erwähnten, beweisen durch ihren Aufbau und ihre teilweise erstaunliche Detailliertheit die Kennerschaft von Autoren und Herausgebern. Die mehr als 1500 Zitate belegen das gleichfalls. Damit ist das Buch eine seriöse Quelle für alle, die sich nicht nur oberflächlich in das Thema einarbeiten und alles in einem Werk finden wollen, aber keinen Zugriff auf die großen Enzyklopädien haben.
Das der Wirtschaftlichkeit gewidmete Kapitel verdeutlicht aber auch, dass die Preissituation der fossilen wie der Biorohstoffe Asingers Vision noch nicht Wirklichkeit werden lässt. Noch immer bedarf, von Nischen abgesehen, die Methanolproduktion sehr niedriger Erdgaspreise, und auch das grüne Methanol ist unter anderem wegen hoher Kosten für Elektrolyse-Wasserstoff nicht weltmarktfähig.
Bei einer wünschenswerten Neuauflage sollten vielleicht einige unkonventionelle, teilweise nur schlecht oder gar nicht zugängliche Quellen wie Vorlesungen, nicht dokumentierte Vorträge oder Wikipedia, interne Firmenberichte, Auftragsstudien und unzureichend gekennzeichnete Werke ersetzt und vor allem nicht zum Weiterstudium empfohlen werden.
Rainer Reimert, Karlsruhe


<h2>Kurz vorgestellt</h2>
Chromatographen selbst reparieren
Der HPLC-Schrauber. Von Werner Röpke. Wiley-VCH, Weinheim, 2014. 147 Seiten, brosch.
39,90 Euro.
ISBN 978—3—527—31817—9
Mit diesem Do-it-yourself-Buch fürs Analytiklabor sollen sich Laboranten und Chemiker den Kundendienst sparen.
Methoden in der Flüssigkeitschromatographie optimieren
Der HPLC-Experte. Von Stavros Chromidas. Wiley-VCH, Weinheim, 2014. 427 Seiten, geb. 89,— Euro. ISBN 978—3—527—33306—6
LC-MS-Kopplung, Umkehrphasen-HPLC, Gradienten, Säulen, Biochromatographie, HPLC im regulierten Bereich sowie Informationsbeschaffung sind die Themen des Buchs.


Das deutsche Wissenschaftssystem und seine Postdocs
Perspektiven für die Gestaltung der Qualifizierungsphase nach der Promotion. Dokumentation des Symposiums der Graduierten-Akademie der Friedrich-Schiller-Universität Jena 2012. Hrsg. von Hanna Kauhaus, Norbert Krause, Susanne Undisz. Reihe Hochschulwesen: Wissenschaft und Praxis, Universitätsverlag Webler, Bielefeld 2013. 127 Seiten, brosch. 24,80 Euro. ISBN 978—3—937026—88—6
Der Tagungsband sammelt Vorträge und Ergebnisse eines Symposiums über Postdocs in der deutschen Wissenschaft. Die Teilnehmer diskutierten darüber, wie Universitäten Postdocstellen attraktiv gestalten können, um Nachwuchskräfte an den Hochschulen zu halten und die Interessen aller Beteiligten zu vereinbaren.
Das Innovationssystem in Deutschland
Bildung und Qualifikation als Grundlage der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2014. Von Martin Baethge, Alexander Cordes, André Donk, Christian Kerst, Michael Leszczensky, Tanja Meister, Markus Wieck. Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), Berlin, 2014. 108 Seiten. Kostenlos herunterzuladen unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.e-fi.de/fileadmin/Innovationsstudien_2014/" target="_blank">www.e-fi.de/fileadmin/Innovationsstudien_2014/</a> StuDIS_1_2014.pdf</ext-link>
Für das Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation haben die Autoren zusätzlich untersucht, wie sich das Verhältnis von Berufsausbildung und Studium verändert. Hintergrund sind der demographische Wandel, die Studienreformen und ihre Auswirkungen auf Produktion und Innovation in Deutschland.
Studiengänge in der Diskussion
Qualitätsentwicklung von Studiengängen jenseits der Programmakkreditierung. Hrsg. von Anna Sophie Beise, Imke Jungermann, Klaus Wannemacher. Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, Hannover, 2014. 108 Seiten, kostenlos herunterzuladen unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.his-he.de/pdf/pubfh/fh-201401.pdf" target="_blank">www.his-he.de/pdf/pubfh/fh-201401.pdf</a></ext-link>
Im April 2013 fand in Hannover ein Forum Qualitätsmanagement in Studium und Lehre statt, das Thema war Systemakkreditierung. Einige Beiträge stehen in diesem Band.
Wissenschaft und Öffentlichkeit
Wissenschaftskommunikation aus der Sicht von Forschenden. Von Iris Herrmann-Giovanelli. UVK, Konstanz, 2013. 272 Seiten, brosch. 34 Euro. ISBN 978—3—386—764434—1
Eine Doktorarbeit über Wissenschaftskommunikation in der Schweiz.

Reinhard Schmutzler (1934 — 2014)

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