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Am 2. Juni 2017 starb Reinhard Stößer, emeritierter Chemieprofessor der Humboldt-Universität (HU) Berlin. Unser Kollege und Freund hat trotz großem Optimismus den Kampf gegen seine schwere Erkrankung verloren.<div><img src="https://media.graphcms.com/50VR9UsVTi0fIlunDR6C">

</div>Stößer schloss sein Chemiestudium an der HU Berlin im Jahr 1965 ab. Seitdem war er dort zunächst als Assistent, später als Dozent und Professor in Forschung und Lehre aktiv.Von 1965 bis 1970 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Physikalische Chemie, und im Jahr 1969 wurde er zum Dr. rer. nat. promoviert. Ein Jahr später wurde er zum Oberassistenten ernannt, und fünf Jahre darauf verteidigte er seine Promotion B zum Dr. sc. nat. über „Magnetische Wechselwirkungen in Elektronensystemen“. In den Jahren 1979 und 1980 absolvierte er ein Zusatzstudium an der Lomonossov-Universität in Moskau, und im Jahr 1982 wurde er Dozent für Instrumentelle Analytik an der Sektion Chemie der HU Berlin.Nach der Wende erhielt er als einer von wenigen Dozenten des Instituts für Chemie einen Ruf auf eine Universitätsprofessur. Auch nach seiner Pensionierung blieb Reinhard Stößer in Forschung und Lehre aktiv: Im Jahr 2008 wurde er Seniorprofessor an der HU und übernahm noch bis zum Jahr 2014 umfangreiche Lehrtätigkeiten, vor allem in der Lehramtsausbildung.Reinhard Stößer widmete sein wissenschaftliches Leben in erster Linie der Elektronenspinresonanzspektroskopie (ESR), bei der er sich nicht nur in der Theorie gut auskannte, sondern auch in der Praxis.Der größte Teil seiner über 300 wissenschaftlichen Publikationen betrifft die ESR und wie sie sich für Fragen wie die Dotierung anorganischer Festkörper mit Übergangsmetallionen und die Untersuchung von Defekten in Gläsern und glasig-kristallinen Stoffen einsetzen lässt. Auch ihre Anwendungen in der organischen Chemie, Photochemie und auf pharmazeutisch-medizinische Fragen beschäftigten Stößer. Sein breites Forschungsinteresse und seine legendäre und beispielhafte Kooperationsfreudigkeit sorgten dafür, dass er zahlreiche Diplomanden und Doktoranden betreute. Ohne Zögern ließ er sich auf jede neue gemeinsame Forschung ein und es gibt ganz sicher niemanden, den er je abgewiesen hat. Besonders zu erwähnen ist seine enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Pharmazie an der Humboldt-Universität und später an der Freien Universität Berlin, die nicht unwesentlich dazu beitrug, die ESR in der Pharmazie zu etablieren.Reinhard Stößer war ein enthusiastischer Experimentator, der all die kleinen und größeren Kniffe der chemischen und physikalischen Experimentierkunst beherrschte und sie an seine Schüler weitergab. Er war ein vorbildlicher Universitätslehrer mit dem Ziel, physikalische Chemie, Magnetochemie, Material- und Alltagschemie so zu vermitteln, dass Studenten, Doktoranden und Mitarbeiter diese nicht nur verstanden, sondern durchdrangen. Nicht zuletzt war er eine Quelle der Inspiration für viele Wissenschaftler auch jenseits der physikalischen Chemie.Wir trauern um einen geschätzten Kollegen, einen feinen Menschen und einen guten Freund. Wir werden Reinhard Stößer niemals vergessen. Möge er ein Vorbild für heutige und zukünftige Wissenschaftler und Hochschullehrer bleiben.Nicola Pinna, Gudrun Scholz und die Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Chemie der HU Berlin

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Reinhard Stößer (1939 – 2017)

Am 2. Juni 2017 starb Reinhard Stößer, emeritierter Chemieprofessor der Humboldt-Universität (HU) Berlin. Unser Kollege und Freund hat trotz großem Optimismus den Kampf gegen seine schwere Erkrankung verloren. Stößer schloss sein Chemiestudium an der HU Berlin im Jahr 1965 ab. Seitdem war er dor...

Am 13. April 2017 starb im Alter von 85 Jahren Gerhard Spiteller, Professor am Lehrstuhl für Organische Chemie der Universität Bayreuth.<div><img src="https://media.graphcms.com/C6A27HUSWOlfcb7qB2VA">

</div>Er studierte Chemie an der Universität Innsbruck und promovierte im Jahr 1956 bei Ludwig Hermann Bretschneider. Schon in dieser Zeit war er begeisterter Bergsteiger, der die Alpen für viele Klettertouren nutzte. Er bewarb sich um eine Stelle bei den Stickstoffwerken in Linz, die er bekam und am 1. Dezember 1956 antrat. Er erwartete, in der chemischen Industrie eine anspruchsvolle Tätigkeit zu erhalten. Da sein Vorgesetzter ihm nach zwei Tagen immer noch nicht mitteilen wollte, welche Aufgabe er übernehmen sollte, kündigte er am dritten Tag, was er niemals bereute. Er ging zurück an das von Bretschneider geleitete Institut für Organische Chemie in Innsbruck, wo er das Breitbandsulfonamid Madribon synthetisierte, das sowohl gegen grampositive als auch -negative Bakterien wirkt und häufig angewendet wurde. Im Jahr 1958 wechselte er zu Friedrich Wessely nach Wien, wo er sich mit Chinolacetaten beschäftigte.Im Mai 1960 reiste Spiteller zusammen mit Margot Friedmann, die er während der gemeinsamen Promotionszeit in Bretschneiders Labor kennengelernt hatte, per Schiff in die USA, um bei Klaus Biemann am MIT in Cambridge, Massachusetts, Indolalkaloide massenspektroskopisch zu untersuchen. Privat lief auch alles bestens, und so heirateten Gerhard Spiteller und Margot Friedmann im Oktober 1960 in den USA.Im Jahr darauf gingen sie zurück nach Wien ans Institut für Organische Chemie und führten massenspektrometrische Arbeiten durch, unter anderem an Indol-, Isochinolin-, Piperidin- und Pyrrolizidinalkaloiden, Steroiden und deren Abbauprodukten sowie Sulfonamiden. Ihre Arbeiten auf diesem Gebiet machten die Spitellers national und international bekannt, und so erhielt Gerhard Spiteller schon als Habilitand Einladungen zu Vorträgen an Universitäten wie Amsterdam, Frankfurt und Prag sowie bei Firmen wie Bayer, Boehringer, Merck und Schering.Nach seiner Habilitation im Jahr 1965 an der Universität Wien wurde er wissenschaftlicher Assistent und anschließend C2-Professor an der Universität Göttingen, wo er die massenspektrometrischen Untersuchungen von Naturstoffen fortsetzte. Vier Jahre später wurde er C3-Professor. Jetzt wurde der Metabolismus von Arzneimitteln zum bevorzugten Forschungsthema, er untersuchte Stoffwechselprodukte von Spartein (Einsatz bei der Geburtshilfe), von Dopingmitteln wie Amphetaminen und Cannabinoiden sowie Antipyrin (Antipyretikum, Analgetikum).1975 stieg Spiteller an der Universität in Göttingen zum C4-Professor auf. Im gleichen Jahr wechselte er jedoch an die neu gegründete Universität Bayreuth, um hier als C4-Professor die organische Chemie aufzubauen. Wissenschaftlich ging es mit der Isolierung, Strukturaufklärung und Biogenese von Furanfettsäuren weiter, die im menschlichen Harn vorkommen und zu Urofuransäuren metabolisiert werden. Furanfettsäuren, die auch in Pflanzen, Pilzen und Algen vorkommen, fangen Radikale in Geweben ab. Spiteller untersuchte die Lipidperoxidation in tierischen und pflanzlichen Geweben und stellte Zusammenhänge mit Arteriosklerose und neurodegenerativen und inflammatorischen Erkrankungen her. Sein wissenschaftliches Werk umfasst fast 400 Originalarbeiten und Übersichtsartikel.Die Begeisterung für die Chemie in der Familie Spiteller hat dazu geführt, dass die drei Söhne Chemieprofessoren geworden sind – sie lehren in Dortmund, Bremen und Konstanz. Wer Gerhard Spiteller kennen gelernt hat, weiß, dass er ein vielseitig interessierter, hoch engagierter und faszinierender Mensch war, den man immer im Gedächtnis behalten wird.Karlheinz Seifert, Bayreuth

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Reinhard Stößer (1939 – 2017)

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