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<h2>Ausführlich und von hoher Qualität</h2><p>Fast überall, wo wiederaufladbare Batterien mit hohen volumetrischen und gravimetrischen Energiedichten notwendig sind, dominiert die Lithiumtechnik. Vom Gesamtbatterieumsatz von 62 Mrd. US-Dollar im Jahr 2015 machte Li 35 Prozent aus, 54 Prozent davon Konsumeranwendungen (KA) wie Computer, Handys, Kameras, sowie je 23 Prozent Elektromobilität (EM) und stationäre Energiespeicherung (SES). Für EM und SES wurden 20 beziehungsweise 16 Prozent jährliches Wachstums vorausgesagt; sie werden also die Anwendungen bald dominieren (KA etwa 3 Prozent).</p><p>Für dieses starke Wachstum sind hohe Energie- und Leistungsdichten, niedrige spezifische Kosten, hohe Lebensdauer und Sicherheit unabdingbar. Bücher und Workshops sowie Kongresse scheinen für diese Entwicklungsaufgaben ausreichend vorhanden zu sein. Daher ist die Frage berechtigt: Warum noch ein weiteres Buch zu Lithiumbatterien? Die Autoren haben dazu im Vorwort von Lithium Batteries – Science and Technology vier Antworten gegeben:</p><div><img src="https://media.graphcms.com/R0XzhJptQaVkkemXoVEp">

</div><p></p><p>Sie konzentrieren sich auf Materialaspekte, die Voraussetzung für die Fortschritte der Li-Batterien sind – insbesondere zu relevanten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten am Hydro-Québec Research Institute, dem die vier Autoren angehören.</p><p>Bisherige Autoren von Lithiumbatteriebüchern waren Batterieexperten. Das jetzige Autorenteam besteht aus materialorientierten Festkörperphysikern, einem Grenzflächen-Elektrochemiker und einem batterieerfahrenen Electrochemical Engineer.</p><p>Die Autoren legen Wert auf Sicherheitsfragen, welche die Industrie bisher unterschätzt hat.</p><p>Sie informieren über Nanotechnik und Skalierungsprozesse von Batteriematerialien, die in den letzten vier Jahren enorme Fortschritte gemacht haben.</p><p>Diesen Antworten schließt sich der Rezensent weitgehend an.</p><p>Das Buch beschreibt vor allem die Aktivmaterialien von Kathode und Anode. Auf hohem Niveau erläutert es Strukturen, Strukturvariationen, Herstellungsmöglichkeiten inklusive Nanotechnik und Methoden zur Charakterisierung von Lithiumbatterien. Es konzentriert sich hierbei auf die Kathode und auf Polyanionenverbindungen. Kurz geht es auch auf Elektrolyte und Separatoren ein.</p><p>Zu begrüßen ist das Kapitel „Safety Aspects of Li-Ion Batteries“, das ausführlich die materialseitigen Sicherheitsprobleme beschreibt. Mit einer Ausweitung der Betrachtungen auf die Zelle hätte das Kapitel noch weiter gewonnen.</p><p>Im abschließenden, etwas kurzen Kapitel „Technology of the Li-Ion Batteries“ geht es um Zelldesignparameter, Alterungsphänomene und Zellproduktionsprozesse.</p><p>Das Buch ist Entwicklern von Batteriematerialien sehr zu empfehlen. Der Rezensent hat bisher kaum eine solch ausführliche und qualifizierte Darstellung des Themenfelds Materialien gefunden.</p><p>Jürgen Garche, Ulm</p><p>Lithium Batteries – Science and Technology. Von Christian Julien, Alain Mauger, Ashok Vijh, Karim Zaghib. Springer-Verlag, Heidelberg, 2016. 619 Seiten, gebunden, 139,09 Euro. ISBN 978–3–319–19107–2</p><h2>Kurz und fehlerbehaftet</h2><p>Die „Essentials“ des Springer-Spektrum-Verlags liefern „aktuelles Wissen in konzentrierter Form“ – so preist es zumindest die erste Seite von Titangruppe: Elemente der vierten Nebengruppe an. Zielgruppe sind Dozierende und Studierende der Chemie und Physik sowie Laien und Lehrer. Auf 42 Seiten liefert das Buch die wichtigsten Informationen zu den Elementen Titan, Zirkonium, Hafnium und Rutherfordium.</p><p>Neben kurzen Absätzen zu Vorkommen, Herstellung und Eigenschaften erläutert der Autor die wichtigsten Verbindungen und deren Darstellung. Diese Informationen sollen kurz und knackig präsentiert werden, leider auf Kosten der Verständlichkeit. So taucht wiederholt auf, dass die Elemente mit Kohle und Chlor über die Zwischenstufe der Tetrahalogenide dargestellt werden müssen. Leider wird nicht erwähnt, wieso eine direkte Reduktion mit Kohlenstoff nicht möglich ist. An einigen Stellen nennt der Autor Zahlenwerte, allerdings ohne entsprechende Einheit. Mag man über solche Dinge noch hinwegsehen, so fallen die Rechtschreibfehler sowie die fachlichen Fehler deutlich negativer auf. Neben falsch ausgeglichenen Reaktionsgleichungen und fehlerhaften Summenformeln der Reaktanden darin gibt es auch sprachlich falsche Formulierungen. So spricht der Autor beispielsweise vom „Kristallgitter des orthorhombisch kristallisierenden Titanylsulfats“, obwohl hier die Kristallstruktur der Verbindung gemeint ist.</p><p>Abschließend lässt sich sagen, dass das Buch sich in seiner jetzigen Form nicht für die anvisierten Zielgruppen eignet. Man kann nur hoffen, dass in einer zweiten Auflage die Fehler dieser ersten Version korrigiert werden.</p><p>Oliver Janka, Münster</p><p>Titangruppe: Elemente der vierten Nebengruppe.</p><p>Von Hermann Sicius. Springer-Spektrum-Verlag, Wiesbaden, 2016. 49 Seiten, brosch. 9,99 Euro.</p><p>ISBN 978–3–658–12639–1</p><h2>Über Scharlatane, die im Trüben fischen</h2><p>Der Wasserchemiker Helge Bergmann beleuchtete bereits im Jahr 2011 in Wasser, das Wunderelement die verschiedensten Aspekte dieser außergewöhnlichen Flüssigkeit, wobei er Wunderwasser aller Art erfreulicherweise nicht ausklammerte. Dieses sehr positiv aufgenommene Buch sprach naturwissenschaftlich vorgebildete Leser an.</p><p>Im Gegensatz dazu richtet er sich mit dem neuen Buch Trübes Wasser – Der esoterische Wassermarkt in leicht lesbarer Sprache und ohne unnötigen Fachjargon an Laien. Denen, aber auch Chemikern wird dieses Buch als Verbraucheraufklärung im besten Sinn aus drei Gründen ans Herz gelegt:</p><p>Das Buch ist vergnüglich. Auf jeder Seite staunt man, was Scharlatane und Geschäftemacher aus schlichtem H<sub>2</sub>O für Wunderwässer herbeizaubern: links- und rechtsdrehend, energetisiert, magnetisiert, informiert, heilend und so weiter. Dieses Produktpanoptikum wird mit viel pseudowissenschaftlichem Geschwurbel vermarktet. Die von Bergmann gesammelten, teilweise hanebüchenen Erläuterungen der Herstellerfirmen erzeugen beim Lesen abwechselnd fassungsloses Kopfschütteln und anhaltende Lachkrämpfe. Kurzum, das Buch regt auf und ist nie langweilig. Leser, was willst Du mehr?</p><p>Das Buch gibt einen ausgezeichneten Überblick über den esoterischen Wassermarkt. Diesen Überblick braucht man auch, wenn man im Familien- und Freundeskreis darüber diskutieren und bestehen will. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass danach esoterische Hardliner ihren Irrglauben einsehen werden – vielleicht erreicht man aber jene, die sich nur bei unserer Trinkwasserqualität unsicher sind. Vielleicht können wir Menschen davon überzeugen, dass unser Trinkwasser das am besten kontrollierte Lebensmittel überhaupt ist. Vielleicht ist es einfach nur nötig, Menschen daran zu erinnern, dass in den letzten Jahrzehnten bei uns niemand an einer Trinkwasservergiftung schwer erkrankt oder gestorben ist. Im Gegensatz zum Tabakkonsum, Alkoholmissbrauch oder Übergewicht.</p><p>Bergmann entlarvt für uns die Werbetricks der Hersteller, informiert über die gesetzlichen Grundlagen und Gerichtsurteile und macht mit Checklisten auf verdächtige Modeausdrücke aufmerksam: Heilsteine, energetisiert, Mondwasser, Tachyonen, antientropisch, Chi-Energieniveau, Neutrinos, belebt, Resonanz, Levitation und was sonst in der Esoterikecke gerade angesagt ist.</p><p>Das Buch kann jedem interessierten und offenen Geist empfohlen werden, mit dem Hinweis, dass es sich lohnt, über dessen Inhalt nachzudenken. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn: ein Liter Original Granderwasser („sehr stark belebt, besitzt ein hohes Energieniveau“), original verkork(s)t in der österreichischen Stephaniequelle, kostet 13,65 Euro, ein Liter Leitungswasser dagegen 0,002 Euro.</p><p>Klaus Roth, Berlin</p><p>Trübes Wasser. Der esoterische Wassermarkt. Von Helge Bergmann.</p><p>Alibri-Verlag, Aschaffenburg, 2015. 173 Seiten, brosch., 15 Euro.</p><p>ISBN 978–3–86569–195–8</p><h2>Industrie 2.0 statt 4.0</h2><p>Das Buch Production Management of Chemical Industries reiht Standardphrasen aneinander, etwa: „Das Management soll unnötige Ausgaben vermeiden“ und „Verschwendung von Wasser vermeiden“. In den westlichen Industrieländern sind hierfür bereits die rechtlichen Rahmenbedingungen konkreter. Daher glaube ich, dass potenzielle Leser des Buchs in Schwellenländern oder nicht industriell geprägten Regionen zu finden sind. Unternehmen in Deutschland gehen in Richtung Industrie 4.0, das Buch beschäftigt sich noch mit Industrie 2.0.</p><p>Jörg Issberner, Willich</p><p>Production Management of Chemical Industries. Von Kiran R. Golwalkar. Springer-Verlag, Schweiz, 2016. Hardcover, 354 Seiten, 139,09 Euro. ISBN 978–3–319–28251–0</p><h2>Kurz vorgestellt</h2><h2>Energiewende</h2><p>Der Bundesbericht Energieforschung 2016 soll wie seine Vorgänger zu einer transparenten Förderpolitik beitragen und informiert darüber, wie sich die Förderung neuer Energietechniken im Vorjahr entwickelt hat. So hat die Bundesregierung im Jahr 2015 etwa 863 Millionen Euro in die Erforschung moderner Energietechniken investiert.</p><p>Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, kostenlos herunterladen oder bestellen unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://t1p.de/ahhl" target="_blank">http://t1p.de/ahhl</a></ext-link></p>

Rezension

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Ausführlich und von hoher QualitätFast überall, wo wiederaufladbare Batterien mit hohen volumetrischen und gravimetrischen Energiedichten notwendig sind, dominiert die Lithiumtechnik. Vom Gesamtbatterieumsatz von 62 Mrd. US-Dollar im Jahr 2015 machte Li 35 Prozent aus, 54 Prozent davon Konsumeran...

GDCh

Dr.-Ing.

<p>Werden Chemiedoktoranden an deutschen Unis anständig bezahlt? Oder hangeln sie sich von einem Sechsmonatsvertrag zum nächsten? Ist es eine Ausnahme, dass die Stelle oder das Stipendium bereits ausgelaufen ist und Doktoranden ihre Promotion „auf Arbeitslosengeld oder Hartz IV“ beenden oder ist das inzwischen die Regel? Müssen sie nebenher kellnern, um über die Runden zu kommen? Um diese Fragen zu klären, initiierte der GDCh-Karriereservice die erste GDCh-Doktorandenumfrage, unterstützt von der Abteilung Internet und Kommunikation. Die Online-Umfrage lief vom 31. Mai bis 30. Juni 2016. Alle Daten wurden anonym erhoben.</p>
<h2>Wer hat mitgemacht?</h2><p>Insgesamt 1465 Doktoranden nahmen an der Umfrage teil. Dies lag über unseren Erwartungen und ist bei rund 10 600 eingeschriebenen Chemiedoktoranden (Zahlen der neuesten GDCh-Statistik) deutlich über 10 Prozent. 40 Prozent der Teilnehmer waren weiblich, was ziemlich genau den Frauenanteil unter den Doktoranden widerspiegelt, und 76 Prozent waren GDCh-Mitglieder.</p><p>85 Prozent der Teilnehmer promovieren an einer Uni, 9 Prozent an einem Max-Planck-Institut, einem Fraunhofer-, Leibniz- oder Helmholtz-Institut oder einem Forschungszentrum. 6 Prozent promovierten bei einer Firma, einer Fachhochschule oder machten unklare Angaben.</p><p>Die meisten Teilnehmer haben ihre Doktorarbeit zwischen 2013 und 2015 begonnen, (Abbildung 1). 32 Prozent erwarten, ihre Promotion in diesem Jahr abzuschließen, 27 Prozent im nächsten und 25 Prozent im übernächsten Jahr (Abbildung 2).</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/51Ep5NTxTPOkg6D3oFjx"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Beginn der Promotion. <named-content>Alle Grafiken: GDCh</named-content></figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/xf7NzS9HQy6kXp83WAqa"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Voraussichtliches Ende der Promotion .</figcaption></figure>
<h2>Wie werden Doktoranden bezahlt?</h2><p>91 Prozent der Doktoranden werden in irgendeiner Weise bezahlt. 51 Prozent von ihnen haben eine Landesstelle, 34 Prozent eine Drittmittelstelle, 14 Prozent ein Stipendium und 8 Prozent müssen sich mit einer Hiwi-Stelle begnügen (Abbildung 3; Mehrfachnennungen waren möglich). Knapp 9 Prozent der Teilnehmer erhielten zum Zeitpunkt der Umfrage gar kein Geld.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/0xS2t9vATYeTqFDAOuOd"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Bezahlung von Doktoranden (Mehrfachnennung war möglich) . 9 % der Doktoranden erhalten keine Bezahlung.</figcaption></figure>
<p>Landesstellen waren in den meisten Fällen (85 Prozent) halbe Stellen, also 50 Prozent einer Vollzeitstelle, 12 Prozent waren Zweidrittel- bis Dreiviertelstellen. Etwas besser dotiert sind Drittmittelstellen: Sie waren zu 67 Prozent halbe Stellen, zu 27 Prozent Zweidrittel- bis Dreiviertelstellen und zu 3 Prozent volle Stellen (Abbildung 4).</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/eMHMzvuhQzaVMnFB2DSN"><figcaption><label>Abb. 4: </label>Prozentuale Ausstattung der Landes- und Drittmittelstellen (halbe Stelle = 50 %, Dreiviertelstelle = 75 %, volle Stelle = 100 % etc.) Erläuterungen im Text.</figcaption></figure>
<p>Landesstellen waren im Schnitt auf 27 Monate, Stipendien auf 24 Monate, Drittmittelstellen auf 21 und Hiwistellen auf 13 Monate befristet. In allen Fällen reichte die Spanne von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren. Viele Doktoranden müssen mehrere kurze Verträge aneinander hängen, mehrere berichten von Monatsverträgen. Die Stipendienhöhe liegt in den meisten Fällen zwischen 1000 und 1750 Euro, mit einem Mittelwert von 1421 Euro (Abbildung 5).</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/9wViaDaS0aQLeTCGdkSo"><figcaption><label>Abb. 5: </label>Höhe der monatlichen Stipendien .</figcaption></figure>
<h2>Wovon leben Doktoranden?</h2><p>Außer den Einkünften von Uni oder Stipendiengeber greifen mehr als ein Fünftel (22 Prozent) zur Finanzierung des Lebensunterhalts auf Eltern, Partner oder andere Angehörige zurück, 8 Prozent haben einen Nebenjob und etwa 5 Prozent haben andere Quellen, zum Beispiel Erspartes. 4 Prozent leben von Hartz IV oder Arbeitslosengeld (Abbildung 6).</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/mCnDdceVTqKO4gl4ZUTx"><figcaption><label>Abb. 6: </label>Finanzierung des Lebensunterhalts (Mehrfachangaben waren möglich) .</figcaption></figure>
<p>Teilnehmer, die eine Stelle an der Uni oder ein Stipendium haben, finanzieren sich im Schnitt zu 92 Prozent durch diese Stelle. Für 67 Prozent ist sie die einzige Einnahmequelle. Bei denjenigen, die von Eltern, Partner etc. unterstützt werden, beträgt der Anteil der Angehörigen im Durchschnitt 27 Prozent der gesamten Einnahmen. Zwei Drittel derjenigen, die Arbeitslosengeld oder Hartz IV beziehen, leben ausschließlich davon, die anderen haben weitere Einkünfte durch Minijobs oder werden von Angehörigen unterstützt. Der Nebenjob trägt, wenn vorhanden, im Durchschnitt 27 Prozent zum Lebensunterhalt bei.</p><h2>Wie zufrieden sind Doktoranden?</h2><p>Die gute Nachricht: Immerhin 79 Prozent der Doktoranden geben an, genug Zeit für ihre Promotion zu haben, und 59 Prozent sind ziemlich oder sehr zufrieden mit Betreuung und Ablauf ihrer Promotion. Die nicht so gute Nachricht: Über ein Viertel der Befragten sind nur mäßig zufrieden, und 15 Prozent sind wenig oder gar nicht zufrieden (Abbildung 7). Schlüsselt man die Zahlen nach dem Jahr der voraussichtlichen Beendigung der Promotion auf (Abbildung 8), ist zu erkennen, dass diejenigen, die schon länger an ihrer Promotion arbeiten, deutlich unzufriedener sind als diejenigen, die noch nicht so lange dabei sind. Etwas aus dem Rahmen fallen diejenigen, die 2020 fertig werden möchten. Sie sind entweder zufrieden oder unzufrieden und geben kaum mittlere Beurteilungen ab. Mit etwas über 20 Antworten ist diese Gruppe allerdings deutlich kleiner als die anderen Gruppen (Abbildung 2).</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/DlFnKU2rRUytTYbNA6X8"><figcaption><label>Abb. 7: </label>Zufriedenheit der Doktoranden mit Ablauf und Betreuung der Promotion .</figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/qIHIK4cRNmNokDySSiY6"><figcaption><label>Abb. 8: </label>Zufriedenheit der Doktoranden aufgeschlüsselt nach dem voraussichtlichen Abschlussjahr der Promotion .</figcaption></figure>
<p>Mehr als 20 Prozent aller Teilnehmer finden, dass sie nicht genügend Zeit für ihre Promotion haben. Viele fühlen sich zu stark in die Lehre eingebunden oder in Projekte, die oft nichts mit der Promotion zu tun haben. Andere sind verantwortlich für die Wartung und Reparatur von Geräten, für IT-Systeme oder für Verwaltungsarbeiten oder managen den Umzug des Labors in neue Räumlichkeiten. Von all diesen Aufgaben sind auch Stipendiaten betroffen. „Trotz des Stipendiums wird man zu Tätigkeiten für die Universität herangezogen, muss beispielsweise permanent Studenten betreuen und ist durch Messtätigkeiten stark ausgelastet, da es hier keine Service-Abteilungen gibt,“ schreibt ein Teilnehmer und ein anderer: „Unsere Uni zwingt Doktoranden mit Stipendium, unentgeltlich und unversichert Lehre zu machen, obwohl die Studienstiftung das nicht vorsieht.“</p><h2>Fehler im System?</h2><p>Dass Doktoranden nicht für die Promotion an sich, sondern für die Lehre oder andere Aufgaben an der Uni bezahlt werden, ist nicht neu. Dass sie deshalb trotz der halben Bezahlung Vollzeit (und oft noch viel mehr) arbeiten, auch nicht. Die hohe Zahl derer, die trotzdem zufrieden sind, zeigt, dass dies von vielen Doktoranden auch akzeptiert wird. Für viele der rund 350 Teilnehmer aber, die das Kommentarfeld am Ende unseres Fragebogens nutzten, drückt genau dort der Schuh. Die Diskrepanz zwischen hoch qualifizierter Arbeit und der Bezahlung, die, wenn sie auf die geleisteten Stunden umgerechnet wird, auch schon mal unter den Mindestlohn fällt, führt in vielen Fällen zu Frust. Manche fühlen sich ausgenutzt, weil sie Arbeiten machen müssen, für die kein technisches oder administratives Personal da ist. Auch die Tatsache, dass die Bezahlung von Doktoranden trotz vergleichbarer Aufgaben in verschiedenen Instituten unterschiedlich ist, wird als ungerecht empfunden. „Die Staffelung halbe Stelle, Zweidrittelstelle, Dreiviertelstelle ist unfair und willkürlich,“ findet ein Teilnehmer.</p><p>Immer wieder angesprochen werden auch die besonderen Umstände von Stipendiaten. Sie sind in der Regel weder kranken- noch rentenversichert. Das heißt, sie müssen mehr Kosten für die Krankenversicherung aufwenden als Kommilitonen mit einer regulären Stelle und zahlen erst nach ihrer Promotion erstmals in die Rentenkasse ein. Sollten sie nach der Promotion vorübergehend arbeitslos sein, haben sie nicht einmal Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wenn sie dann noch, wie oben erwähnt zu Aufgaben am Lehrstuhl herangezogen werden, ist es für viele Teilnehmer fraglich, ob die Erwähnung des Stipendiums im Lebenslauf die Nachteile während des Bezugs tatsächlich überwiegt. So fühlen sich viele Stipendiaten, obwohl das Stipendium doch eigentlich eine Auszeichnung für gute Leistungen sein soll, benachteiligt. „Wer ein Stipendium bekommt, hat schon verloren“, schreibt einer.</p><h2>Wo klemmt es noch?</h2><p>Mögen die im vorherigen Abschnitt beschriebenen Tatsachen noch als „ist halt so bei einer Promotion“ akzeptiert werden, gibt es auch Probleme, die offenbar nicht überall, aber doch immer wieder auftreten. Viele Doktoranden klagen darüber, dass die Finanzierung ausläuft, bevor die Promotion abgeschlossen ist. Nach ihrer Meinung lassen Professoren systematisch die Stellen ihrer Doktoranden auslaufen und kalkulieren damit, dass diese ihrer Promotion nicht abbrechen, sondern sich arbeitslos melden und ihre Arbeit mit Arbeitslosengeld oder Hartz IV beenden. „Bei uns ist es üblich, dass man auf Arbeitslosengeld oder Hartz IV zusammenschreibt“, schreiben sinngemäß mehrere Teilnehmer. Manche Professoren finanzieren ihre Doktoranden grundsätzlich nur für einen bestimmten Zeitraum, zum Beispiel drei Jahre, obwohl die Promotionen dort ebenso grundsätzlich dreieinhalb bis vier Jahre dauern.</p><p>Können diese Aussagen durch unsere Erhebung belegt werden? Ja, sie können, wenn die Bezahlung in Abhängigkeit des geplanten Abschlussjahres der Promotion betrachtet wird. Werden insgesamt 91 Prozent der Doktoranden in irgendeiner Weise bezahlt, trifft dies für diejenigen, die ihre Arbeit noch im Jahr 2016 abschließen wollen nur noch auf knapp 80 Prozent zu (Abbildung 9). Mehr als 20 Prozent werden also tatsächlich in der Endphase ihrer Promotion nicht mehr bezahlt. Es gibt wohl Professoren, so berichten die Teilnehmer unserer Umfrage, die der Meinung sind, dass das Zusammenschreiben der Forschungsergebnisse keine Arbeit für den Professor mehr sei und daher nicht bezahlt werden müsse.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/z1RD3taZTkap5rYLBQ6p"><figcaption><label>Abb. 9: </label>Bezahlung von Doktoranden aufgeschlüsselt nach dem voraussichtlichen Abschlussjahr der Promotion.</figcaption></figure>
<p>Betreuer, die nicht betreuen, sind ein anderes Problem. „Betreuer sollten stärker in die Pflicht genommen werden, alle Doktoranden zu betreuen. Nicht nur diejenigen, die das Lieblingsthema bearbeiten“, schreibt ein Teilnehmer.</p><h2>Fazit</h2><p>Obwohl die meisten Doktoranden nur eine halbe Stelle haben, ist die Mehrheit der Teilnehmer unserer Umfrage recht zufrieden mit ihrer Promotion. Eine gute Betreuung und wertschätzende Behandlung durch Doktorvater oder -mutter machen wohl in vielen Fällen die Tatsache wett, dass nur ein Teil der geleisteten Arbeit vergütet wird und die eigentliche Promotion „umsonst“ gemacht wird.</p><p>Unter Berücksichtigung von Arbeitszeit, Arbeitsleistung, Vertragsdauer und Bezahlung aber fühlt eine ganze Reihe von Doktoranden sich nicht anständig bezahlt, vor allem nicht in der Endphase der Promotion. Wer ständig mit Aufgaben betraut wird, die nichts mit der Promotion zu tun haben, wer Lückenbüßer für fehlende Sekretärin oder technischen Mitarbeiter spielen muss, wer auf Zuschüsse der Eltern oder Ersparnisse angewiesen ist und wer seine Promotion mit Arbeitslosengeld oder Hartz IV beenden muss, fühlt sich ausgenutzt und ist frustriert.</p><p>Zu beachten ist dabei, dass die Finanzierung deutscher Universitätsforschung durch die Zuständigkeit der Bundesländer sehr inhomogen ist. Es ist schwer zu beurteilen und wurde im Rahmen dieser Umfrage nicht untersucht, wie schwierig es an den einzelnen Universitäten ist, bei einer auslaufenden Stelle für eine Anschlussfinanzierung zu sorgen, um einem Doktoranden die bezahlte Fertigstellung seiner Promotion zu ermöglichen.</p><p>Im März 2016 ist das Wissenschaftszeitvertragsgesetz geändert worden. Die Neuerungen sollen die Kurzzeit-Verträge, die viele Doktoranden abschließen müssen, abschaffen und dafür sorgen, dass die Zeitdauer der Verträge dem Zeitaufwand der wissenschaftlichen Arbeit entspricht. Wer beispielsweise drei Jahre eine Doktorarbeit schreibt, der soll grundsätzlich auch für diese Zeit an der Hochschule beschäftigt sein. Ob diese Regelungen den Doktoranden helfen oder sogar kontraproduktiv sind, wie teilweise befürchtet [s. diese Nachrichten S. 939], werden die kommenden zwei bis drei Jahre zeigen.</p><p>Karin J. Schmitz (<a href="mailto:karriere@gdch.de">karriere@gdch.de</a>)</p>

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