Journal

<h2>Gut für Einsteiger</h2>Die Bioinformatik ist ein stark interdisziplinäres Feld, in dem computergestützte Methoden zur Beantwortung molekularbiologischer und biomedizinischer Fragen eingesetzt werden. Der Titel Bioinformatik für Anwender setzt dementsprechend hohe Erwartungen.<div><img src="https://media.graphcms.com/22H70eg1TzyMPSpZmD9S">

</div>Die Buchstruktur zielt auf Einsteiger ab, die sich in die angesprochenen Themen einarbeiten wollen. Drei Blöcke bilden das Grundgerüst des Buchs:<list list-type="simple"><list-item></list-item></list>Vorbereitung des Umfelds, also Installation des Betriebssystems (Linux) und der Software,<list-item>Arbeitsbeispiele,</list-item><list-item>Veröffentlichen und Präsentieren der Daten.</list-item>Der Autor geht etappenweise vor, um Leser mit wenig Vorwissen nicht zu überfordern. Dabei ist der Text durch eine lockere Sprache und verständlichen Schreibstil gut lesbar. Inhaltlich setzt der Autor auf Beispiele aus seiner Lehre und Forschung. Der Fokus liegt auf Protein- und Nukleinsäuresequenzen, die mit den gängigen Methoden und Software wie Blast, Clustal Omega, Treeview, Emboss oder Jmol ver- und bearbeitet werden. Die auf Sequenzendaten und -analyse fokussierten Arbeitsbeispiele schränken den Anwendungsbereich der Bioinformatik leider stark ein. Erfreulicherweise arbeitet der Autor vor allem mit einer Skriptsprache (AWK), die zeigt, dass sich darüber viele Informationen extrahieren lassen. Sicherlich gibt es modernere Skriptsprachen oder auch kostenfreie GUI-Programme, welche die Daten ebenso verarbeiten, auswerten und visualisieren.Bei jedem Arbeitsbeispiel wird didaktisch sehr schön die Motivation der Aufgabe und das Ziel erklärt.Im dritten Block des Buchs, „Veröffentlichen“, geht es hauptsächlich um die Datensicherung in Datenbanken wie MySQL oder MariaDB und die Datenauswertung mit dem Programm R. Außerdem geht der Autor kurz auf das Veröffentlichen der Ergebnisse mit Latex und dynamischen Webseiten ein.Sehr positiv ist, dass zusätzliche Daten auf einer Webseite des Autors zugänglich sind. Für einen tieferen Einstieg in die Materie ist das Literaturverzeichnis leider etwas kurz.Insgesamt ist das Buch für die Lehre gut geeignet, da es einen kompakten Einstieg ermöglicht. Der Buchtitel lässt aber leider für Insider mehr Erwartungen offen, da die Beispiele nur einen kleinen Teil der Bioinformatik behandeln. Dennoch ist das preiswerte Buch für Einsteiger eine gute Wahl.Thomas Engel, MünchenWiley-Schnellkurs: Bioinformatik für Anwender. Von Röbbe Wünschiers. Wiley-VCH, Weinheim, 2016. 256 Seiten, brosch. 16,99 Euro. ISBN 978–3–527–53040–3<h2>Ein schöner Blick über den Tellerrand</h2>Werden Chemiker gefragt: „Glauben Sie an Gott?“, antworten viele: „Natürlich nicht, ich bin Wissenschaftler!“ Ganz so einfach ist es nicht. Ernst Peter Fischer nimmt uns in Wenn das Wissen nicht mehr reicht mit auf die Reise an die Grenze der Wissenschaft und bringt den Leser dabei ins Grübeln. Dass Wissenschaft und Glaube sich nicht ausschließen, sondern sogar gegenseitig bedingen (müssen?), ist nur eine der Einsichten, die man gewinnt.<div><img src="https://media.graphcms.com/68Fj3kJhTFewuprcYnRD">

</div>Dabei begnügt sich Fischer nicht mit seiner eigenen Meinung. Er lässt zehn geistige Schwergewichte der Wissenschaft der vergangenen 400 Jahre auftreten, die uns ihre persönliche Sichtweise der Frage näher bringen. So lesen wir unter anderem von Kepler, Darwin und Einstein und dürfen uns von ihren Blickwinkeln im Kontext der jeweiligen Epoche verzaubern lassen.Zauberhaft ist auch der Schreibstil des Autors. Der Text liest sich locker und unterhaltsam und hat dennoch Tiefgang. Mehr als einmal überläuft den Wissenschaftler ein ehrfürchtiger Schauer, wenn er sich bei der Lektüre bei dem Gedanken ertappt: „Stimmt. Genau so etwas habe ich auch schon einmal in meiner Forschung gespürt!“Verbessern lässt sich das Werk nur an wenigen Stellen. Es wäre schön gewesen, eine noch größere Bandbreite von Wissenschaftlern zu Wort kommen zu lassen, etwa Alexander von Humboldt, der nur am Rande erwähnt wird. Dennoch ergibt sich für den Leser ein rundes und kohärentes Gesamtbild.Das Buch eignet sich sowohl für Naturwissenschaftler aller Disziplinen, die mutig genug für einen Blick über den Tellerrand sind, als auch für Laien. Denen baut Fischer sprachlich eine stabile Brücke mit schöner Aussicht auf ein Thema, das nur auf den ersten Blick schwierig und trocken ist. Auch für gymnasiale Oberstufen eignet sich das Buch, zum Beispiel für fächerübergreifende Arbeiten zwischen Religion und Naturwissenschaften.Mein Fazit: Pflichtlektüre.Thorsten Daubenfeld, IdsteinWenn das Wissen nicht mehr reicht. Von Ernst Peter Fischer. Verlag Komplett-Media, München, 2017. 240 Seiten, brosch. 18 Euro. ISBN 978–3–8312–0446–5<h2>Ein Genuss</h2>Um der Gefahr entgegenzuwirken, dass „diese Schmuckstücke chemischer Experimentierkunst in der Informationsflut untergehen“, haben die beiden Herausgeber auch diesen zweiten Band mit Viktor Obendraufs schönen Experimenten liebevoll und akkurat zusammengestellt. Im ersten Band (ISBN 978–3–9810449–2–8) hatten sie etwa die Hälfte des bibliographischen Nachlasses von Obendrauf nach den Kategorien Labor und Theorie sowie Bildung und Unterhaltung ausgewählt und geordnet [Nachr. Chem. 2014, 63, 817]. Hier geht es nun um die zweite Hälfte: Viktor Obendraufs schöne Experimente Band 2: Industrie &amp; Anwendung / Haushalt &amp; Natur.<div><img src="https://media.graphcms.com/EYjXSwKoR024pQZPWEW1">

</div>In keinem Abschnitt des Buchs fehlen die Experimente. Wie im ersten Band dominiert die Microscale-Technik mit Mikroampullen, Low-cost-Gasentwicklern und Kunststoffspritzen. Die inzwischen zahlreichen Anhänger dieser Technik finden in diesem Buch immer noch neue Ideen für Experimente und Kniffs für den Umgang mit medizintechnischen Geräten.Aus eigener Erfahrung ist bei einigen Experimenten, beispielsweise der alchimistischen „Goldherstellung“, äußerste Vorsicht angeraten. Zur Experimentreihe, die Herstellung, Detonation und Deflagration von Acetylenperoxiden behandelt, lautet mein Rat: Finger weg! Das sind Spezialitäten für Experten, wie Viktor Obendrauf einer war. Abgesehen von diesen Einschränkungen enthält das Buch jedoch etliche Experimente, die sich als Schulversuche eignen.Die Experimente sind kaum der chemischen Fachsystematik und den üblichen Curricula in Schule und Hochschule zugeordnet. Genau das ist aber ein Vorzug des Buchs. Man kann sich darin abseits von Lehrplänen, Basiskonzepten und Kompetenzoperatoren in stilistisch gefälligen und fachlich präzisen Texten über Inhalte informieren, die für Unterricht, Lehre und Studium relevant sind. Die chemischen Inhalte und theoretischen Hintergründe sind jeweils in einen oder mehrere der vier Kontexte aus dem Untertitel eingebettet. Wer sich beispielsweise rund um einen Stoff wie Ammoniak, Ethin, Blausäure oder Wasserstoffperoxid informieren will oder über Verfahren und Anwendungen sowie über Luft, Wasser und Boden, findet jeweils einen Buchabschnitt, der eins zu eins eine Publikation von Viktor Obendrauf wiedergibt. Die jüngsten liegen acht, die ältesten über zwanzig Jahre zurück, und dennoch sind sie noch aktuell. Es ist ein Genuss, im Buch Details nachzuschlagen oder einfach zu schmökern.Der Preis des Buchs ist für Büchereien an Schulen und Unis angemessen. Ich danke Robert Stefani und Rolf Kickuth für die Herausgabe dieses Opus unseres verstorbenen Freundes und wünsche dem Buch viel Erfolg.Michael W. TauschViktor Obendraufs schöne Experimente Band 2: Industrie &amp; Anwendung / Haushalt &amp; Natur. Von Rolf Kickuth und Robert Stephani (Hrsg.). Agentur und Verlag Rubikon, Gaiberg, 2016. 503 Seiten, geb. 94 Euro.ISBN 978–3–9810449–3–5<h2>Bücher und Broschüren</h2>Plädoyer für die EnergiewendeEnergieökonomin Claudia Kemfert stellt sich in ihrem Buch Das fossile Imperium schlägt zurück. Warum wir die Energiewende jetzt verteidigen müssen der Kritik an der Energiewende. Sie schildert, wie sich Lobbyisten der „alten Energien“ dagegen zur Wehr setzen. Die zehn häufigsten Argumente der Kritiker unterzieht sie einem Faktencheck. Außerdem erklärt sie, warum die Energiewende verteidigt werden muss und was der einzelne dafür tun kann.Von Claudia Kemfert. Murmann Publishers, Hamburg, 2017. 132 Seiten, brosch. 14,90 Euro. ISBN 978–3–867–74566–6Chemiereaktoren verstehenDas Buch Chemiereaktoren erklärt die Grundlagen der Reaktionstechnik. Die erforderlichen Auslegungsgleichungen kann der Leser anhand der praxisnahen Rechen- und Simulationsbeispiele nachvollziehen. Da das Buch einen Learning-by-Doing-Ansatz verfolgt, enthält jedes Kapitel Aufgaben mit kommentiertem Lösungsweg. Für einen möglichst einfachen Einstieg in numerische Problemlösungen stellt der Autor das Softwarepaket Polymath vor.Von Jens Hagen. Wiley-VCH, Weinheim, 2017. 464 Seiten, geb. 119 Euro, ISBN 978–3–527–34238–9CO2 als RohstoffWelche Möglichkeiten es gibt, das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid als Rohstoff zu nutzen, beschreibt der Bericht CO2 Utilisation Today – Report 2017. Dabei stellen die Autoren nicht nur den aktuellen Forschungsstand dar, sondern beleuchten auch, wie die Öffentlichkeit derartige Techniken wahrnimmt. Außerdem kommen Vertreter von Unternehmen zu Wort, die CO2 nutzen, um Chemikalien herzustellen.Von Evangelos Tzimas und weiteren. 45 Seiten, pdf, kostenlos herunterzuladen unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://dx.doi.org/10.14279/depositonce-5806" target="_blank">http://dx.doi.org/10.14279/depositonce-5806</a></ext-link>

Rezension

Rezensionen

Gut für EinsteigerDie Bioinformatik ist ein stark interdisziplinäres Feld, in dem computergestützte Methoden zur Beantwortung molekularbiologischer und biomedizinischer Fragen eingesetzt werden. Der Titel Bioinformatik für Anwender setzt dementsprechend hohe Erwartungen. Die Buchstruktur zielt a...

Dr.-Ing.

Zur Jubiläumstagung der DGMS Anfang März trafen sich zirka 430 Massenspektrometriker. Organisiert hatten die viertägige Tagung Jürgen Grotemeyer und Tassilo Muskat (Universität Kiel). Etwa 230 Poster, 90 angemeldete Vorträge und sechs Plenarvorträge gaben einen Überblick über die aktuelle Forschung in der Massenspektrometrie. Außerdem waren 19 Firmen mit Ständen vertreten, die auch Seminare anboten, um über Produktneuheiten, Zubehör und Dienstleistungen rund um die Massenspektrometrie zu informieren.
Die Massenspektrometrie (MS) entwickelt sich in manchen Bereichen rasant. Vor allem bildgebende Verfahren (MS Imaging), Methoden für die Oberflächenanalytik unter Umgebungsbedingungen (Dart, Desi) und Kopplungen von Ionenmobilitätsspektrometrie (IMS) mit Massenspektrometrie stehen derzeit im Vordergrund. MS-Imaging wird mit unterschiedlichen Ionisationsmethoden betrieben und erreicht Ortsauflösungen von knapp unter einem Millimeter (Desi) bis hinunter zu zehn (Maldi) oder einem Mikrometer (Sims). Das eröffnet vor allem für die biomedizinische Forschung und Diagnostik vielfältige Möglichkeiten. Die Oberflächenmethoden Dart, Desi und Reims kommen neben High-Throughput in der Qualitätskontrolle besonders bei forensischen und klinischen Fragestellungen zum Einsatz. Sogar Echtzeitanalytik im Operationssaal wird derzeit erprobt. IMS-MS ergänzt die chromatographische Trennung um eine weitere Dimension oder ersetzt sie bei einfachen Gemischen. Es gab also mehr als genug Themen, über die sich die Massenspektrometriker austauschen konnten.Zum Wolfgang-Paul-Vortrag lädt die DGMS seit 1997 einen herausragenden Wissenschaftler ein. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Brian Chait (Rockefeller Universität, New York), der zu den Pionieren der Maldi-MS gehört. In seinem Vortrag ging er auf die Herausforderung bei der Untersuchung supramolekularer Proteinkomplexe ein und erläuterte Techniken, um die Funktionsweise dieser molekularen Maschinen zu erforschen.Während der Tagung gab es fünf weitere Plenarvorträge. Ron Heeren (Universität Maastricht) lieferte Einblicke in die Vielfalt massenspektrometrischer Imaging-Techniken und verglich Sims-Imaging mit höchster Ortsauflösung mit der heute verbreitetsten Form, dem Maldi-Imaging. Valérie Gabelica (CNRS, Bordeaux) behandelte in ihrem Vortrag die Strukturaufklärung K+-Ionen bindender DNA-Komplexe, deren Selektivitäten und Bindungsstärken. Richard A. J. O’Hair (Universität Melbourne) brach auf zu „Adventures with Mass Spectrometers: from Designing New Catalysts to Developing a Non-Targeted Drug Metabolite Identification Procedure”. Er nutzt Ionenchemie in der Gasphase, um metallkatalysierte Reaktionen zu untersuchen und biochemische sowie ökologische Fragen zu bearbeiten. Andrej Shevchenko (MPI Dresden) behandelte Höhen und Probleme der Shotgun Lipidomics.Auch ein Vortrag jenseits der MS gehört bei jeder DGMS-Tagung dazu: Astrophysiker Wolfgang Duschl (Universität Kiel) ließ seine Gedanken in die Weiten der Milchstraße schweifen. Unter dem Titel „Ja wo seid ihr denn alle? Von der (seriösen) Suche nach extraterrestrischem Leben“ erörterte er Grundlagen der Bildung von Sonnensystemen und der Entstehung von Planeten sowie die Hürden bei deren Entdeckung und Charakterisierung. In den letzten Jahren wurden fast 3600 Exoplaneten in 2700 Sonnensystemen unserer Milchstraße entdeckt, und einige davon scheinen Umgebungsbedingungen zu haben, unter denen die Entwicklung von Leben denkbar scheint.Auf der Mitgliederversammlung stellte sich der neue Vorstand vor, der seit Januar 2017 für die DGMS wirkt. Neue Vorsitzende ist Andrea Sinz (Universität Halle-Wittenberg). Sie wird unterstützt von Bernhard Spengler (Universität Gießen, stellvertretender Vorsitzender), Dietrich Volmer (Universität Saarbrücken, Stellvertretender Vorsitzender), Matthias Letzel (Universität Münster, Schatzmeister) und Jürgen Gross (Universität Heidelberg, Schriftführer).Vom 11. bis 15. März 2018 wird in Saarbrücken die erste gemeinsame Tagung der DGMS mit der Société Francaise de Spectrométrie de Masse (SFSM) stattfinden. Zusammen mit Kollegen der SFSM organisiert Dietrich Volmer die Tagung, zu der man annähernd doppelt so viele Teilnehmer wie sonst bei der DGMS üblich erwarten darf. Einen Link zur Tagungswebsite gibt es im Herbst 2017 auf der Website der DGMS (<a href="https://www.dgms.eu" target="_blank">www.dgms.eu</a>).Jürgen H. Gross, Universität Heidelberg<figure><img src="https://media.graphcms.com/Jic0muDRWxtLgivNdumQ"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Regen Zuspruch erhielten die Poster bei der 50. Jahrestagung der DGMS. <named-content>Foto: Jürgen H. Gross</named-content></figcaption></figure>

Rezension

Rezensionen

Gut für Einsteiger

Überprüfung Ihres Anmeldestatus ...