Industrie & Technik

<h2>Roche zufrieden mit Diagnostics</h2><p>Der Umsatz von Roche stieg im Jahr 2015 um 5 % auf 48 Mrd. Schweizer Franken (CHF, konstante Wechselkurse). Dabei wuchs die Division Pharma um 5 % auf 37 Mrd. CHF besonders durch die Onkologie (+8 %) mit Medikamenten bei HER2-positiven Brustkrebs und Avastin. Die Immunologie wuchs um 24 % vor allem durch Esbriet, ein Medikament zur Behandlung von Lungenfibrose. Der Umsatz in Brasilien nahm um 10 % zu, der in den USA um 6 %, in Europa und China je um 4 %.</p><p>In Deutschland hat Roche 15 400 Beschäftigte, mehr als 8000 davon in Mannheim. Hier investierte Roche im vergangenen Jahr etwa 230 Mio. Euro, in Penzberg 340 Mio. Euro. Insgesamt stieg in Deutschland der Roche-Pharmaumsatz um 7 % auf 2 Mrd. Euro, Diagnostics um 12 % auf 560 Mio. Euro und Diabetes Care um 2 % auf 310 Mio. Euro. Verkäufe in den Konzern stiegen um 1 % auf 3 Mrd. Euro.</p><p>Weltweit stieg bei Roche Diagnostics der Umsatz um 6 % auf 11 Mrd. CHF vor allem durch die Immundiagnostik. Hierzu trugen die Regionen Asien-Pazifik (+15 %) und Emea (Europa, Nahost und Afrika, +4 %) maßgeblich bei. Hauptwachstumsträger war Professional Diagnostics (+8 %). Bei Diabetes Care gingen die Verkäufe zurück.</p><p>Die Dividende soll auf 8,10 CHF je Aktie und Genussschein steigen; das ist die 29. Dividendenerhöhung in Folge. Für Severin Schwan, Roche-CEO, war 2015 „ein erfolgreiches Jahr mit starken Geschäftsergebnissen vor allem aufgrund unserer neu eingeführten Medikamente und diagnostischen Plattformen“. Er sei zudem zufrieden mit der Produktplanung sowie den klinischen Daten zu Medikamenten bei Krebs, Multipler Sklerose, Immun- und Bluterkrankungen.</p><p>Roche-CEO Severin Schwan. Foto: Roche</p>

Meldung

Roche: Immunologie legte zu

Roche zufrieden mit DiagnosticsDer Umsatz von Roche stieg im Jahr 2015 um 5 % auf 48 Mrd. Schweizer Franken (CHF, konstante Wechselkurse). Dabei wuchs die Division Pharma um 5 % auf 37 Mrd. CHF besonders durch die Onkologie (+8 %) mit Medikamenten bei HER2-positiven Brustkrebs und Avastin. Die Im...

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<p>Die Pressemitteilung beginnt mit den Worten: „Schnapsidee oder Erfolgskonzept?“ Berechtigte Frage, denn die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) versucht herauszufinden, ob Mohrrüben Motorradhelme verstärken können. Ausgangsmaterial sind Karottenreste, die bei der Produktion von Möhrensaft anfallen – die Schweizer nennen sie Rüebliabfälle. Ein neues Verfahren gewinnt aus diesen Überbleibseln Nanofasern. Erfunden haben das nicht die Schweizer, sondern das schottische Unternehmen Cellucomp. Das sucht nach Alternativen für glas- oder kohlefaserverstärkte Kunststoffe, denn die Welt verlangt biologisch abbaubare Kunststoffe, und Glas- und Kohlefasern stören da.</p><h2>Marktfähig: ja oder nein?</h2><p>Das Verfahren, Nanofasern aus Möhren zu gewinnen, funktioniert im Labormaßstab bereits. Chemikalien brechen die Zellwände der Karotten unter Hitze auf, inklusive der darin enthaltenen Zellulose. Die dazu notwendigen Chemikalien sind Betriebsgeheimnis. Gemüse eignet sich für das Verfahren so gut, weil seine Zellwände im Gegensatz zu denen von Holz nur eine lockere Zellstruktur besitzen, sagt Christian Kemp Griffin von Cellucomp. „Am Ende erhalten wir Plättchen, 50 µm im Durchmesser und weniger als 1 µm dick. Das sind im Grunde genommen Brocken von Zellwänden. Sie enthalten die Nanofasern.“ Die Plättchen verarbeitet Cellucomp zu Pulver.</p><p>Die Empa in St. Gallen hat analysiert, ob Karottennanofasern heute schon marktfähig sind. Dafür haben Fabiano Piccinno, Roland Hischier und Claudia Som die Methode Multi Perspective Application Selection entwickelt.<sup>1)</sup> Sie kalkuliert für Unternehmen Szenarien im Produktionsprozess und warnt, wenn eine Fehlinvestition droht.</p><p>Das Ergebnis der Empa-Forscher: Die Rüeblifasern können auf dem Markt punkten – nicht nur in Motorradhelmen, sondern auch in Surfbrettern, in Seitenwänden von Wohnmobilen, in Esstischen, Lautsprecherboxen und in Schutzmatten für marmorverarbeitende Betriebe. Das Unternehmen Cellucomp vermarktet seine Nanofasern unter der Marke Curran, dem gälischen Wort für Möhren (Abbildung, Seite 426 links). Allerdings ist das Unternehmen inzwischen von Karotten- auf Zuckerrübenreste als Ausgangsmaterial umgeschwenkt. „Das ist eine verlässlichere Quelle, denn dahinter steht eine ganze Industrie“, erklärt Griffin. Cellucomp verarbeitet die Reste, die bei der Zuckerherstellung in der Zuckerfabrik entstehen.</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/BWIRixN8QdKHlzKSvTzf"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Links: Curran, Nanofasern aus Zuckerrübenresten. Foto: Cellucomp</figcaption></figure>
<figure><img src="https://media.graphcms.com/6MLEpoRWQY2BkQdMhlra"><figcaption><label>Abb. 2: </label>Rechts: Ein Handschuh aus Gelatinefasern glänzt und hält warm. Nachbehandeln macht ihn wasserbeständig. Foto: Philipp Stössel, ETH Zürich</figcaption></figure>
<p>Inzwischen ist die erste Demonstrationsanlage in Schottland entstanden, die Curran-Nanofaserplättchen produziert. Das erste Produkt damit kommt im Vereinigten Königreich noch dieses Jahr auf den Markt. Es sind allerdings weder Motorradhelme noch Campingmobile, sondern Farben. Die Nanofasern wirken hier als Verdickungsmittel. Cellucomp arbeitet auch mit deutschen Unternehmen zusammen. Möglicherweise können wir dann im Baumarkt auch bald zuckerrübenverstärkte Farben kaufen.</p><h2>Handschuhe aus Gelatine</h2><p>Eine andere Art von Abfall hat Forscher der ETH Zürich inspiriert. Sie wollen Nylon, Baumwolle und Co. mit einem Biopolymer aus Schlachtabfällen Konkurrenz machen. Sie nutzen die Gelatine, die sich aus Schlachtabfällen wie Haut und Knochen gewinnen lässt. Lebensmitteltechniker Philipp Stössel erdachte während seiner Doktorarbeit in der Gruppe von Wendelin Stark ein Verfahren, um aus Gelatine Fasern herzustellen.<sup>2)</sup> Die verspann er hinterher zu einem Garn.</p><p>Alles, was es braucht, um aus Gelatine Fasern zu gewinnen, ist eine heiße, wässrige Gelatinelösung. Mit etwas Isopropanol klumpt die Gelatine am Boden des Gefäßes zusammen. Spritzenpumpen nehmen die Masse auf und formen daraus einen 25 Mikrometer feinen Endlosfaden. Mit Ethanol benetzt, härten die Fäden aus und werden dann aufgerollt.</p><p>200 Meter Faser pro Minute stellte Stössel so her. Etwa tausend Fäden verzwirnte er zu einem Garn – und ließ auch gleich noch einen Handschuh daraus stricken. Da die Oberfläche der Fasern so glatt ist, „weisen die Gelatinefasern einen schönen Glanz auf“, sagte Stössel. Das Innere der Fasern ist durchzogen von Hohlräumen, weshalb das Garn gut gegen Kälte isoliert, also mollig warm ist (Abbildung rechts).</p><figure><img src="https://media.graphcms.com/G7K4xlYdTSGUKAVBnAW9"><figcaption><label>Abb. 3: </label>Foto: Philipp Stössel, ETH Zürich</figcaption></figure>
<h2>Wasserfeste Gelatine</h2><p>Die Sache hat aber einen Haken: Gelatine und damit auch die Faser sind wasserlöslich. Wie jeder weiß, der schon mal Panna Cotta oder Götterspeise zubereitet hat, nimmt Gelatine Wasser auf und quillt dabei. Wer mit solchen Handschuhen in den Regen gerät, steht bald mit einem gallertigen Brei an den Händen da.</p><p>Daher ist Nachbehandlung vonnöten: Ein Epoxid in der Spinnmischung, am besten Ethylenglykoldiglycidether, verknüpft freie Lysingruppen miteinander; gasförmiges Formaldehyd härtet das Material hinterher aus. Letztendlich hat auch die Natur eine Lösung: Imprägnieren mit Lanolin hilft schon Schafen, den Regen zu überstehen.</p><p>Kleider aus Proteinen können übrigens nicht nur Schweizer herstellen: Das deutsche Unternehmen Qmilk, gegründet von der Mikrobiologin und Designerin Anke Domaskes, produziert Fasern aus dem Milchprotein Kasein. Domaskes Modelabel MCC verkauft Kleider, in denen die Milchfasern verwebt sind [Nachr. Chem. 2013, 61, 23].</p><h2>Vorsicht bei Nanofasern</h2><p>Die krebserregende Wirkung der „Wunderfaser“ Asbest hat dafür sensibilisiert, wie schädlich Fasern sein können, wenn sie die falsche Größe haben. Das Einatmen von Nanofasern könnte die Lunge schädigen – egal, ob das Material natürlichen oder künstlichen Ursprungs ist. Daher hat die Universität Freiburg in der Schweiz an künstlichen Lungen untersucht, was passiert, wenn jemand Zellulosenanofasern einatmet.<sup>3)</sup></p><p>Das Ergebnis: Sie scheinen zumindest ungefährlicher zu sein als Kohlenstoffnanoröhren. Barbara Rothen-Rutishauser von der Universität Freiburg sagte, Lungenzellen versuchten, längere Kohlenstoffnanoröhren – vergeblich – ins Innere zu schleusen. Diese frustrierte Phagozytose könne Entzündungsreaktionen auslösen. Die Zellulosenanofasern bleiben hingegen einfach auf der Zelloberfläche liegen. Ob das auf die Dauer nicht auch die Lunge schädigt, können die Forscher noch nicht sagen.</p><p>Eines scheint aber klar zu sein: wenn schon Nanofasern, dann möglichst kurze und weiche. Lungenzellen können sie leichter eliminieren. Und das gilt für Zuckerrübennanofasern vermutlich genauso wie für andere Nanofasern.</p><p>Die promovierte Chemikerin Brigitte Osterath ist Wissenschaftsjournalistin in Bonn. <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.writingscience.de" target="_blank">www.writingscience.de</a></ext-link></p><h2>Quergelesen</h2><p>Möhren- und Zückerrübenreste eignen sich für faserverstärkte Kunststoffe.</p><p>Schlachtabfälle lassen sich zu Gelatinegarn verarbeiten.</p><p>Zellulosenanofasern scheinen ungefährlicher zu sein als Kohlenstoffnanoröhren.</p>
<ul><h2>Literatur</h2><li>
<sup>1 </sup>F. Piccinno, R. Hischier, C. Som et al.,  J. Cleaner Prod. 2015, 112, 1199. doi 10.1016/j.jclepro.2015.06.105</li><li>
<sup>2 </sup>P. R. Stoessel, U. Krebs, R. Hufenus et al., Biomacromolecules 2015, 16, 1997. doi 10.1021/acs.biomac.5b00424</li><li>
<sup>3 </sup>C. Endes, S. Mueller, C. Kinnear et al., Biomacromolecules 2015, 16, 1267. doi 10.1021/acs.biomac.5b00055</li></ul>


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