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Tagungskalender

November 2.11.-4.11. Atlanta, GA/USA Conference on Medicinal Chemistry & Computer Aided Drug Designing — Kontakt: http://medicinalchemistry.pharmaceuticalconferences.com. 2.11.-6.11. Budapest/Ungarn Annual World Ethanol & Biofuels Conference — Kontakt: www.worldethanolandbiofuel.com. 2.11.-13.11....

GDCh


<h2>Willkommen im Menschenzeitalter!</h2>
<p>Zu Beginn dieses Jahres hatte die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft “Chemie und Gesellschaft”, gemeinsam mit dem Deutschen Museum, eine Diskussionsveranstaltung in München organisiert, die zum Diskurs über das Anthropozän beitragen sollte. Gerade bei Lösungsansätzen zu den beiden zentralen Problemfeldern wie “Ressourcen” und “Ökologie” wird und muss die Chemie — im Zusammenspiel mit anderen Disziplinen — eine entscheidende Rolle spielen.</p>
<p>Mehr als 100 Teilnehmer folgten der Einladung. Dem wissenschaftlichen Organisationskomitee (Susanne Rehn-Traube und Helmuth Trischler vom Deutschen Museum sowie Jens Breunig und Klaus Griesar von der GDCh-Arbeitsgemeinschaft “Chemie und Gesellschaft”) war es gelungen, Koryphäen aller angesprochenen Disziplinen als Vortragende oder als Teilnehmer der nachfolgenden Podiums- und Plenumsdiskussionen zu gewinnen.</p>


<h2>Nicht nur unstrittige Themen diskutieren</h2>
<p>Der GDCh-Präsident Thomas Geelhaar hatte zu Beginn seiner Amtszeit das Thema “Chemie und Gesellschaft” zum Schwerpunkt erklärt und hierbei zum Dialog der Chemie mit der Gesellschaft aufgerufen. In seinem Grußwort zur Veranstaltung hob er hervor: “Wir können uns in der Kommunikation nicht nur auf unstrittige Themen beschränken.” Mit Verweis auf das G7-Treffen 2015 auf Schloß Elmau, die Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel und die zweite Enzyklika von Papst Franziskus (“Laudato si”) machte er deutlich, wie dringlich zur Zeit Politik, Wissenschaft und Kirche die Klimawende anmahnen.</p>
<p>Diesem Gedankengang schloss sich Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums München, an und verwies mit Bezug auf die Anthropozän-Ausstellung seines Hauses auf den Gründungsauftrag des Deutschen Museums, dem interessierten Laien in verständlicher Weise die Relevanz von Technik und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen — insbesondere im Kontext ihrer gesellschaftlichen Entwicklung — nahezubringen.</p>


<h2>Wozu Stoffgeschichten?</h2>
<p>Im ersten Teil der Veranstaltung — moderiert durch Marc-Denis Weitze (Acatech) — stand das Thema “Ökologie und Umwelt” (mit Schwerpunkt auf den Teilaspekten “Ressourcen und Rohstoffe”) im Vordergrund. Armin Reller (Wissenschaftszentrum Umwelt, Universität Augsburg) forderte eine Neuausrichtung der ökonomischen Wertschöpfung im Hinblick auf Kreislaufwirtschaft und Recycling. Neben der Dissipation einzelner ausgewählter Materialien (wie TiO2), sei auch die ansteigende Vielfalt der verwendeten Produktionsmaterialien kritisch zu sehen. “Während die Diversität der Produktionsmaterialien zunimmt, nimmt die Biodiversität ab”.</p>
<p>Die im Nachgang stattfindende Plenums- und Podiumsdiskussion unter Teilnahme von Steffi Ober (Nabu), Gerd Romanowski (VCI), Reinhold Leinfelder (Paläontologe und Geobiologe; FU Berlin), Klaus Kümmerer (Nachhaltige Chemie und stoffliche Ressourcen, Universität Lüneburg) und Markus Vogt (Theologe, LMU München) hatte das Ziel, die zukünftigen Herausforderungen des Rohstoff- und Ressourcenmanagements zu erörtern.</p>
<p>Einhellig betonten alle Referenten, wie sehr das individuelle (oder gesellschaftliche) Wohlergehen zu unterschiedlichen Sichtweisen und Bewertungen führe: “Arme sind an der Basis mit Überleben beschäftigt, sie können also nicht die Umwelt schützen. Aber: tun sie es nicht doch, durch ihren zwangsläufigen Verzicht?”, merkte etwa der Theologe Vogt an.</p>


<h2>Klima &amp; Energie — Genügsamkeit oder “Fortschritt durch Technik”?</h2>
<p>Der zweite Teil der Veranstaltung — moderiert durch Selina Byfield (Acatech) — stand unter dem Motto “Klima &amp; Energie” und wurde von zwei Experten eröffnet: Gerald Haug (Geologe, ETH Zürich und demnächst auch am MPI für Chemie, Mainz) verknüpft Erdgeschichte mit Klimaforschung — nach seinen Erkenntnissen entsprächen die klimatischen Veränderungen der letzten 65 Jahre denen der letzten 100 000 Jahre. Der Leibniz-Preisträger warnte — angesichts der Herausforderungen, die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten — eindringlich vor weiteren länger andauernden Diskussionen. Er animierte zu entschlossenem und zügigem Handeln.</p>
<p>Robert Schlögl (MPI für Chemische Energiekonversion, Mülheim) appellierte vor allem an die Vorbildfunktion der deutschen Wirtschaft bezüglich der Energiewende: “Die meisten Länder sagen: Wenn die Deutschen das nicht hinbekommen haben, dann können wir das auch nicht — dann versuchen wir es gar nicht erst.”</p>
<p>Frank-Detlef Drake (Leiter F+E von RWE) merkte an, dass die Gewinnorientierung der privaten Wirtschaft genutzt werden könne und solle, um die Energiewende einzuleiten: “Die meisten steigen in Energiekraftwerke ein, nicht, weil sie nachhaltig sind, sondern weil es günstiger ist. Man muss die Vorteile der Energiewende klar darlegen.”</p>
<p>Aus der Diskussion wurde deutlich: Einen Stillstand will wohl niemand. “Wir sollten anstelle des quantitativen Wachstums lieber auf qualitatives Wachstum setzen. Verzichten wird die Menschheit nicht”, fasste Haug nüchtern zusammen — ganz im Sinne von “benign by design” und grüner Chemie.</p>
<p>Klar wurde an diesem Tag auch, dass der Mensch die Verantwortung für sein Handeln übernehmen wird — er muss nur noch Ziele und Handlungsweisen konkretisieren und seine Einstellung dazu positiv positionieren. Wie Reinhold Leinfelder am Ende betonte: “Die Erde ist unser Erbe — und Eigentum verpflichtet!”</p>
<p>Klaus Griesar, Jens Michael Breunig, Ireen Kulish (GDCh-Arbeitskreis “Chemie und Gesellschaft”)</p>
<p>Eine Langversion des Textes gibt es unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://goo.gl/uWlXxa" target="_blank">goo.gl/uWlXxa</a></ext-link></p>


<h2>Sonderausstellung im Deutschen Museum</h2>
<p>Inzwischen ist der Fußabdruck der Menschheit in Bezug auf die Umwelt so stark, dass Wissenschaft, Politik und Gesellschaft diskutieren, ob sich die vom Menschen initiierten Veränderungen in geologischer Form niederschlagen und so langfristig sind, dass wir bereits in einem neuen geochronologischen Erdzeitalter leben — dem Anthropozän. Der griechische Terminus des “durch den Menschen bedingten Neuen” polarisiert allerdings bereits seit seiner Begriffsbildung durch den niederländischen Chemiker und Atmosphärenforscher Paul Crutzen im Jahre 2000. Dem Thema “Anthropozän” widmet sich auch eine weltweit einmalige Sonderausstellung im Deutschen Museum in München (noch bis zum 31. Januar 2016).</p>



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