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Am 5. Juli starb Walter G. Jennings, einer der Pioniere der Gaschromatographie. Walt, wie er bevorzugte, von seinen Freunden genannt zu werden, starb im Kreis seiner Familie in El Dorado Hills, Kalifornien. Er wurde 90 Jahre alt.
Walt Jennings wurde weltweit bekannt als Forscher und Lehrer, der neben seiner Tätigkeit als Professor am Department of Food Science and Technology der University of California in Davis auch noch eines der führenden Unternehmen für Fused-Silica-Kapillaren auf den Weg brachte. Während seiner langen Karriere blieb er immer ein wortgewandter und wortgewaltiger Anwalt der Kapillargaschromatographie. Unvergessen sind auch seine Beiträge in der analytischen Aromaforschung.
Walt Jennings wurde am 2. März 1922 in Sioux City, Iowa, geboren und verbrachte seine ersten Jahre in Glendale, Kalifornien. Von 1940 bis 1942 arbeitete er für die Union Pacific Railroad. Danach diente er in der US Army und war am Ende des Krieges in Süddeutschland stationiert. Dort in Günzburg lernte er auch seine Frau Erika kennen.
Walt startete seine akademische Ausbildung an der University of California. Angetrieben von seinem Interesse an der Chemie von Lebensmittel wurde aus dem geplanten Studium eine 38-jährige Karriere als Lehrer und Forscher in Davis. Es war insbesondere sein Interesse an der Zusammensetzung und Chemie von Aromen, das sich zur treibenden Kraft entwickelte, die existierenden analytischen Trennfähigkeiten zu verbessern. Gegen Ende der 60er Jahre lernte er die Kapillargaschromatographie in ihren Anfängen kennen.
Auf die Anfänge der Herstellung von Glaskapillaren im Labor folgte 1974 die Gründung von J&amp;W Scientific zusammen mit Rob Wohleb, einem seiner Doktoranden, in einer Garage. Nach schwierigen Anfängen begann sich die Firma gut zu entwickeln und machte bald durch signifikante Innovationen in Kapillarentechnik, gebundenen stationären Phasen und verbesserter Desaktivierung auf sich aufmerksam. Sie begann, eine Reihe von Fused Silica Kapillaren herzustellen, die schnell zum Marktstandard wurden. Zur Zeit des Verkaufs an Agilent Technologies im Jahr 2001 war J&amp;W Scientific der führende Hersteller von gaschromatographischen Kapillaren und beschäftigte in Folsom, Kalifornien, über 150 Mitarbeiter.
Walt Jennings war ein produktiver und mehrfach ausgezeichneter Forscher mit über 200 Publikationen in der Gaschromatograhie. Seine Bücher “Gas Chromatography with Glass Capillary Columns”(1978) und “Analytical Gas Chromatography” (1997) sind Klassiker. Daneben war er ein passionierter Vortragsredner. Neben seinen wissenschaftlichen und geschäftlichen Leistungen sind von bleibendem Wert seine Bereitschaft, zu helfen und Rat zu geben, sein geradliniges Denken, sein stetiger Ansporn und sein feinsinniger Humor. Er war die Kombination aus Forscher, Lehrer, Entrepreneur, Geschäftsmann und Mentor, die man nur sehr selten trifft.
Matthias Güntert, Ridgewood, NJ/USA


<h2>Werner Schroth (1928 — 2012)</h2>
Am 16. Juni verstarb im Alter von 83 Jahren in Leipzig Werner Schroth, ordentlicher Professor für organische Chemie an der Universität Halle-Wittenberg von 1968 bis 1997, Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Nationale Akademie der Wissenschaften.
Werner Schroth wurde am 5. September 1928 in Chemnitz geboren. Er studierte an der Universität Leipzig. Mit der Diplomarbeit “Über die Sulfonierung des Guajazulens” gelang ihm eine der ersten elektrophilen Substitutionen am Azulensystem und die Bestätigung der Auffassung über dessen “aromatisches” Reaktionsverhalten. 1960 wurde Werner Schroth an der Leipziger Universität promoviert. Wilhelm Treibs (1890 — 1978), einer der profiliertesten Forscher zur Chemie der Terpene und etherischen Öle, hatte ihm das Thema gestellt: “Die Chemie des 2-Indanons als Grundlage für Azulenoid-Synthesen”. Dies leitete zugleich die Hinwendung von Werner Schroth zur Chemie der heterocyclischen Verbindungen ein. Er habilitierte sich 1966 mit der Arbeit “Ringschlussreaktionen mit 1,4-Dihalogen-butenen und Synthese von En-bis-thiolen”. Im gleichen Jahr wurde Werner Schroth Dozent am Institut für Organische Chemie der Universität Halle-Wittenberg, und im Jahr 1968 erfolgte seine Berufung zum ordentlichen Professor. Dort wirkte er als erfolgreicher Hochschullehrer und Forscher bis 1997. Mit besonderem Einsatz, unter anderem als Direktor des neugegründeten Instituts für Organische Chemie, beteiligte sich Werner Schroth nach seiner Berufung zum C4-Professor im Jahr 1990 an der Neuorganisation der Chemie an der Martin-Luther-Universität nach der Wende.
Die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeiten fanden ihren Niederschlag in mehr als 220 Publikationen. Mit seinen synthetischen Arbeiten verfolgte Werner Schroth zwei grundlegende Ziele: die Verifizierung theoretischer Konzepte (Azulene, Pseudoazulene, Aromatizität versus Polymethinzustand donorsubstituierter 6-Ring-Heterocyclen, Ursache der Farbigkeit von 1,2-Dithiinen) und die Gewinnung und Nutzung funktioneller, oft schwefelhaltiger Synthesebausteine. Dank neuer Syntheseverfahren erhielt er Dithiine mit großer Vielfalt. Schließlich nutzte Werner Schroth schon frühzeitig das aus Dimethylamin und Kohlendioxid entstehende Dimethylammonium-dimethylcarbamat (Dimcarb) als “flüssiges Dimethylamin” für seine Synthesen. Zur Strukurbestimmung und -bestätigung nutzte er zusätzlich zu den klassischen chemischen Methoden stets die Möglichkeiten der modernen Spektroskopie. Zahlreiche Publikationen über NMR-Untersuchungen mit Erich Kleinpeter und Adolf Zschunke legen davon Zeugnis ab.
Als Vorsitzender und als Vorstandsmitglied des Bezirksverbandes Halle der Chemischen Gesellschaft der DDR organisierte und prägte Werner Schroth maßgeblich den wissenschaftlichen Austausch unter den Chemikern aus Ost und West in Halle. Die Wahl in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina im Jahr 1989 steht nicht nur für die hohe Anerkennung der wissenschaftlichen Leistung von Werner Schroth, sondern sie eröffnete ihm auch neue Möglichkeiten der aktiven und kreativen Teilnahme am internationalen wissenschaftlichen Leben.
Zahlreiche gesundheitliche Rückschläge hat Werner Schroth dank seines eisernen Arbeitswillens überwinden können. Seine Frau Ursula hat ihm in ihrer 56-jährigen Ehe stets hilfreich zur Seite gestanden.
Werner Schroth wird uns als herausragender Wissenschaftler und hoch geschätzter Kollege immer in sehr guter Erinnerung bleiben.
Horst Remane, Roland Spitzner, Adolf Zschunke, Leipzig und Halle (Saale)

Walter Goodrich Jennings (1922 — 2012)

Am 5. Juli starb Walter G. Jennings, einer der Pioniere der Gaschromatographie. Walt, wie er bevorzugte, von seinen Freunden genannt zu werden, starb im Kreis seiner Familie in El Dorado Hills, Kalifornien. Er wurde 90 Jahre alt. Walt Jennings wurde weltweit bekannt als Forscher und Lehrer, der n...

<h2>So lernt der Wissenschaftler, sich mitzuteilen</h2>
Wissenschaft kommunizieren: Ein Handbuch mit vielen praktischen Beispielen.
Von Carsten Könneker. Wiley-VCH,Weinheim, 2012. 234 Seiten, brosch. 24,90 Euro. ISBN 978—3—527—32895—6 
Carsten Könneker ist Chefredakteur der Zeitschriften “Spektrum der Wissenschaft” und “Gehirn&amp;Geist” sowie des Onlineportals <a href="https://Spektrum.de" target="_blank">Spektrum.de</a>. Als Gründer der Wissenschaftsblog-Plattform <a href="https://SciLogs.de" target="_blank">SciLogs.de</a> und als Referent und Coach ist er ein typischer Vertreter des Berufs Wissenschaftskommunikator. Mit dem Lehrbuch Wissenschaft kommunizieren will Könneker die Praxis guter Wissenschaftskommunikation vermitteln. Das Buch richtet sich in erster Linie an Wissenschaftler und erst in zweiter Linie an Öffentlichkeitsarbeiter und Journalisten.
Könneker gliedert sein Buch in fünf Teile: Grundlagen, Praxis guter Wissenschaftskommunikation, spezielle mediale Formen, Wissenschaftskommunikation per Internet sowie einen Ausblick.
Die ersten beiden Kapitel vermitteln das journalistische Rüstzeug, also unter anderem Themen wie zielgruppenorientiert kommunizieren, Regeln für gutes Formulieren, Titel, Bildunterschriften oder Einstieg und Aufbau eines Artikels. Da das Buch den Untertitel “Ein Handbuch mit vielen praktischen Beispielen” trägt, hat der Autor nicht mit Beispielen gegeizt. Die meisten sind Ausschnitte aus Tageszeitungen, von denen einige auch den Weg in die Aprilausgabe der Nachrichten aus der Chemie hätten finden können. An mancher Stelle wäre allerdings das Motto “Weniger ist mehr” besser gewesen.
Im Kapitel “Spezielle mediale Formen” stellt Könneker die typischen journalistischen Formate wie Meldung, Kommentar oder Interview vor. Sehr gelungen ist das Kapitel über Interviews. Es eignet sich besonders für Wissenschaftler, die in eine Interviewsituation kommen. Zwei Boxen geben Handlungsanweisungen, wie ein Interviewter seine Botschaft eloquent rüberbringt und Missverständnisse mit dem Gesprächspartner vermeidet.
Das Kapitel Wissenschaftskommunikation per Internet ist angenehm kurz, vergleicht man es mit den ausufernden Beispielen in den ersten Kapiteln. Auch hier steht Service im Vordergrund: Könneker gibt Tipps, wie Wissenschaftler mit sozialen Netzwerken umgehen, wie man bloggt und persönliche Websites gestaltet.
Grundsätzlich wird es dann im Ausblick. Der Autor stellt zehn Thesen zur Zukunft der Wissenschaftskommunikation auf. Die Thesen 1 und 6 lauten beispielsweise: “Wissenschaftskommunikation etabliert sich als natürlicher Teil des Berufsbilds Wissenschaftler” sowie “Langfristig wird Wissenschaftskommunikation karriererelevant für Wissenschaftler”. Wer diesen Thesen zustimmt, sollte das Buch auf jeden Fall lesen; doch auch denen, die diese Thesen nicht glauben wollen, schadet das Buch nicht.
Christian Remenyi, Frankfurt


<h2>Wie die Theorie Experimente unterstützt</h2>
Modeling of Molecular Properties. Hrsg. von Peter Comba. Wiley-VCH, Weinheim, 2011. 150 Seiten, geb. Zirka 92,05 Euro. ISBN 978—3—573—33021—8
“Modeling of Molecular Properties” — so lautete der Titel eines Graduiertenkollegs an der Universität Heidelberg — und auch der Titel des hier vorzustellenden Buches. Herausgegeben hat es der Sprecher des mittlerweile ausgelaufenen Graduiertenkollegs, Peter Comba vom Anorganisch-Chemischen Institut der Universität. Konsequenterweise verfolgt das Buch das gleiche Ziel wie das Graduiertenkolleg (und das Abschlusssymposium dazu): experimentell arbeitenden anorganischen und organischen Chemikern grundlegende Methoden der Computerchemie zu vermitteln, die sie dann in einem Modellierungsprojekt anwenden. Dabei sind sowohl kleine Moleküle wie auch Biomoleküle und Materialeigenschaften zu berücksichtigen. Dies ist unabdingbar, da präparativ orientierte Chemiker mehr und mehr Computerprogramme einsetzen werden, beispielsweise um neue Moleküle zu entwerfen oder experimentelle Befunde zu interpretieren. Dabei erstrecken sich die Methoden von klassischen Kraftfeldverfahren zur Quantenmechanik (Semiempirik, ab initio und Dichtefunktionaltheorie), Moleküldynamik bis zur Chemoinformatik mit Data Mining oder der Simulation spektroskopischer Eigenschaften. Die Auswahl der 28 Beiträge in diesem Buch versucht, dies zu berücksichtigen.
Der Herausgeber hat das Buch in vier Bereiche unterteilt: Theory and Concepts, Applications in Homogeneous Catalysis, Applications in Pharmaceutical and Biological Chemistry und Applications in Main Group, Organic and Organometallic Chemistry. Damit stellt er sicher, eine möglichst große Zahl von anorganischen, organischen und Biochemikern sowie Materialwissenschaftlern anzusprechen und für theoretische und computerchemische Aspekte ihrer Arbeit zu interessieren. Die einzelnen Kapitel haben dabei den Charakter von Übersichtsartikeln, konzeptionellen Arbeiten, Fallstudien oder Anleitungen. Eine Liste mit Literaturhinweisen am Ende jedes Abschnitts sowie der ausführliche Index erleichtern den tieferen Einstieg in eine bestimmte Thematik.
Wie der Titel des Buches erwarten lässt, stehen Moleküleigenschaften im Vordergrund. Der Leser sollte also erfahren, wie für ein bestimmtes Arbeitsgebiet oder eine Verbindungsklasse (man denke beispielsweise an Proteine, Wirkstoffe, organische Verbindungen, Komplexe oder Werkstoffe) Eigenschaften zu berechnen und Resultate zu verarbeiten sind, und das nach aktuellem Kenntnisstand und in ihrer gesamten Bandbreite. Mein Eindruck ist, dass Peter Comba dieses Vorhaben durch die Wahl seiner Autoren durchaus gelungen ist.
Wer also experimentell arbeitet und sich dafür interessiert, was die Theorie dazu beizutragen hat, dem sei dieses Buches empfohlen. Gleiches gilt für Theoretiker, die jenseits ihres Spezialgebietes wissen möchten, wie der Stand der Dinge bei Vorhersage und Interpretation molekularer Eigenschaften ist. Dass manche Kapitel etwas zu sehr an der Oberfläche bleiben, andere dagegen extrem spezifisch ausfallen, wird die überzeugenden Aspekte dieser Zusammenstellung nur unwesentlich schmälern.
Harald Lanig, Erlangen


<h2>Wenn das Rasterkraftmikroskop baden geht, ….</h2>
Atomic Force Microscopy in Liquid. Biological Applications.
Hrsg. von Arturo M. Baro, Ronald G. Reifenberger. Wiley-VCH, Weinheim, 2012. 362 Seiten, geb. 99,— Euro. ISBN 978—3—527—32758—4
Ist das Rasterkraftmikroskop unter Wasser, dann sind gerade ideale Bedingungen erreicht, um mit dieser Methode und biologische Systeme auf Oberflächen zu untersuchen. Die Herausgeber und ihr Autorenteam beschreiben in acht Kapiteln auf 230 Seiten die Grundlagen der Rasterkraftmikroskopie unter Wasser und geben in weiteren fünf Kapiteln auf 120 Seiten Beispiele für die Anwendung der Methode in der Biologie. Den Herausgebern ist ein hervorragendes Buch gelungen, das im methodischen Bereich beim Leser kaum Fragen offen lässt. So erklärt das Buch eingehend die Kraftspektroskopie, verschiedene dynamische Modi und letzte Entwicklungen in der Hochgeschwindigkeitsabtastung und Hochauflösung von Oberflächen. Der methodische Teil eignet sich hervorragend für Neulinge, die sich mit der Rasterkraftmikroskopie in Flüssigkeiten beschäftigen wollen.
Die erläuterten biologischen Anwendungen erstrecken sich von den Untersuchungen von Lipidschichten, über die Spektroskopie einzelner Zellen bis hin zur gezielten Manipulation lebender Zellen. Alle Autoren haben sorgfältig die aktuelle Literatur zu ihrem jeweiligen Fachgebiet bis einschließlich dem Jahr 2010 eingearbeitet.
Das Buch wendet sich an Studenten und Dozenten, die Oberflächen unter natürlichen Umgebungsbedingungen auf einer Nanometer-Skala untersuchen wollen oder in diesem Fachgebiet unterrichten. Für diesen Kreis an Personen bietet das Buch die beste Grundlage für weitere spannende Untersuchungen von Oberflächen und biologischen Systemen in Flüssigkeiten. Während der Lektüre wird der Leser dieses Buchs nie nasse Füße bekommen.
Rüdiger Berger, Mainz


<h2>Noch mehr Spannung, Blut und Chemie</h2>
Breaking Bad. Vierte Staffel auf DVD, 2012; Produktionsjahr: 2011. Spieldauer: 585 Minuten. 4 DVDs, frei gegeben ab 16 Jahren, im Fernsehen ab November auf arte.
Die vierte Staffel der Fernsehserie “Breaking Bad” beginnt dort, wo die dritte endete: mit einem Kopfschuss auf einen Chemiker, einen sehr talentierten und sympathischen übrigens. Der Mörder ist ausnahmsweise keine ruchloser Drogendealer oder durchgeknallter Junkie, sondern Co-Protagonist Jesse Pinkman selbst.
Wir erinnern uns: Chemielehrer Walter White und sein ehemaliger Schüler Jesse Pinkman wollen das große Geld machen und synthetisieren das Rauschmittel N-Methylamphetamin im halbindustriellen Maßstab. Doch sie merken schnell, dass die Drogenszene andere Regeln hat als die Chemieindustrie: Der talentierte Chemiker Gale, Walters neuer Laborpartner, kann das enantiomerenreine Meth nach Walters Formel bald selbst herstellen — zur großen Freude von Walters Chef und Drogenboss Gus. Denn der möchte den lästig gewordenen Walter für immer loswerden — ohne den Nachschub an hochreinem Meth abbrechen zu lassen. Indem Jesse dem armen Gale eine Kugel durch den Kopf jagt, rettet er Walter also das Leben. Vorerst zumindest.
So dreht sich die vierte Staffel vor allem um die Frage, wie sich Jesse und Walter aus der misslichen Lage befreien. Wer stirbt zuerst — Walter, Jesse oder Gus? Zwar zieht sich die Handlung mitunter, vor allem in der Mitte der vierten Staffel, aber das werden Breaking-Bad-Fans den Serienmachern verzeihen. Denn in Seifenopern-Charakter verfällt die Serie nie: Die einzelnen Episoden sind zu gut gemacht, die Figuren zu vielschichtig und der Humor zu schwarz.
Zwar geht es inzwischen mehr um die Kämpfe konkurrierender Drogenkartelle, um Steuerhinterziehung und eine erfundene Spielsucht. Aber wir sehen auch regelmäßig Walter, der mit Pausenbrot-Tüte seinen Arbeitsplatz zum “Kochen” aufsucht, das professionelle Meth-Labor mit den glänzenden Stahlkesseln. Die Chemie spielt eine kleine, aber wichtige Nebenrolle: Dass Jesse nicht weiß, wie man Phenylessigsäure synthetisiert, kostet ihn fast seinen Kopf.
Wir lernen, dass mexikanische Kartellbosse ihr Meth-Labor weniger gut pflegen, als das unsere Helden im US-amerikanischen New Mexico tun — irgendwoher müssen die Verunreinigungen im Endprodukt ja kommen. Und einmal sind sogar die Oxidationsstufen des Elements Mangan ein Thema.
Für schwache Nerven ist Breaking Bad nach wie vor nichts. Das wird klar, als Gus mit einem Teppichmesser die Halsschlagader seines treuen Handlangers aufschlitzt und Walter, Jesse (und die Fernsehzuschauer) dabei zusehen lässt, wie das Opfer verblutet. Alles zu Demonstrationszwecken, versteht sich — getan hat der arme Kerl nichts. Grausig.
Wer darüber nachdenkt, in der vierten Staffel neu in die Handlung einzusteigen, dem sei ans Herz gelegt, sich zuerst die DVDs mit den Staffeln 1 bis 3 zu besorgen. Denn alle Breaking-Bad-Episoden bauen aufeinander auf, erklärende Querverweise wie bei Serien à la Scrubs, Sex &amp; City und Co. gibt es nicht. Wer die ersten drei Staffeln nicht gesehen hat, versteht nicht, wer der Opa im Rollstuhl mit der Klingel ist, warum Walter eine Autowaschanlage kaufen will und warum unsere Protagonisten Leichen mit Flusssäure in Plastikfässern entsorgen.
Übrigens: Es gibt noch eine fünfte Staffel. Sie startete im Juli im US-amerikanischen Fernsehen.
Brigitte Osterath, Bonn


<h2>Kurz vorgestellt</h2>
Didaktik der Naturwissenschaften
An International Comparison of Science Teaching and Learning. Further Results from Pisa 2006. Von Mareike Kobrag, Manfred Prenzel, Tina Seidel et al. Waxmann, Münster, 2011. 100 Seiten. brosch. 24,90 Euro. ISBN 987—3—8309—2506—4
Das Buch gibt einen Überblick über die Erkenntnisse der Pisa-Studie aus dem Jahr 2006 in den Naturwissenschaften. Das Buch vergleicht internationale Modelle des Lehrens und Lernens der Naturwissenschaften. Wie die Schule wissenschaftliche Fragen vermittelt, steht dabei im Mittelpunkt. Abschließend schlagen die Autoren Strategien für die Praxis vor.
Mikroorganismen
Bakterien rüsten auf. EHEC &amp; MRSA.
Von Gerhard Gottschalk. Wiley-VCH, Weinheim, 2012. 76 Seiten, brosch. 5,99 Euro. ISBN 978—3—527—33300—4
Der Mikrobiologe Gerhard Gottschalk fasst die wichtigsten Informationen zu Ehec und MRSA für Laien verständlich zusammen. Er stellt den Ehec-Stamm von E. coli vor und geht auf den Ausbruch des Jahres 2011 ein. Am Beispiel des Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) macht Gottschalk deutlich, wie multiresistente Keime in Krankenhäusern entstehen und was sie so gefährlich werden lässt.


<h2>Kurz vorgestellt</h2>
Klimawandel
Handbook of Climate Change Mitigation. Von Wei-Yin Chen, John Seiner, Toshio Suzuki, Maximilian Lackner. Springer-Verlag, Heidelberg, 2012. 2130 Seiten, geb. 854,93 Euro.
ISBN 978—1—4419—7991—9
Chen et al. fassen die Ansätze, um den Klimawandel zu stoppen, zusammen. Der erste Abschnitt zeigt die Nachweise für den Klimawandel und beschreibt, wie Gesellschaft und Politik damit umgehen. Es folgen die Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme und Biodiversität. In mehreren Schritten gehen die Autoren auf die Rolle der Technik ein: Sie beschreiben, wie Energie gespart werden kann, beschäftigen sich mit erneuerbaren Energiequellen und stellen Entwicklungen wie Brennstoffzellen vor. Der letzte Teil geht auf Aufklärung, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit ein.
Huheey erneuert
Anorganische Chemie- Prinzipien von Struktur und Reaktivität. 4., neu bearbeitete Auflage. Von James E. Huheey, Ellen A. Keiter, Richard L. Keiter. De Gruyter, Berlin, 2012. 1284 Seiten, geb. 79,95 Euro. ISBN 978—3—11—024907—1
Das Lehrbuch von Huheey gibt es seit 40 Jahren. Nun ist die 4., neu bearbeitete deutsche Auflage erschienen, welche die Hochschullehrer Ralf Steudel, Frank Breher, Dirk Johrendt, Martin Kaupp, Ulrich Schatzschneider, Hans-Joachim Lunk und Rüdiger Beckhaus weiterführen. Der neue Huheey gliedert sich nach wie vor in 20 Kapitel, neu geschrieben sind die die Kapitel Festkörper, Metallorganik, kovalente Bindung und Bioanorganik. Neu sind auch Abschnitte Fullerene, Kohlenstoffnanoröhren, Supersäuren und frustrierte Lewis-Paare sowie Hyperkonjugation und relativistische Effekte. MO-Theorie und quantenchemische Rechnungen sind ausführlicher behandelt.
Nanomaterialien
Der Leitfaden für Tätigkeiten mit Nanomaterialien am Arbeitsplatz. Überarbeitete Broschüre der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und des Verbands der Chemischen Industrie. Herunterzuladen bei <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.baua.de/publikationen" target="_blank">www.baua.de/publikationen</a></ext-link> oder <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.vci.de" target="_blank">www.vci.de</a>,</ext-link> Thema Chemikaliensicherheit, Nanomaterialien
Die Broschüre erläutert Arbeitsschutzvorschriften die Unternehmen beachten müssen, die mit Nanomaterialien arbeiten.

Walter Goodrich Jennings (1922 — 2012)

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