Blickpunkt

Die chemische Industrie blickt vorsichtig in die Zukunft.
Der Umsatz der chemischen Industrie von 193,6 Mrd. Euro lag im Jahr 2014 um 1,5 % höher als im Jahr zuvor und damit unter den Erwartungen des Verbands der Chemischen Industrie (VCI). Dabei erhöhte sich der Inlandsumsatz um 2 % auf 77,9 Mrd. Euro und der Auslandsumsatz um 1 % auf 115,8 Mrd. Euro. VCI-Präsident Marijn Dekkers (Foto) äußerte sich enttäuscht über den gesunkenen Umsatz in Asien (—1,5 %). Dieser entstand durch vermehrte Importe aus anderen Ländern als Deutschland und eine erhöhte chinesische Produktion. Insgesamt prognostizierte Dekkers für das Jahr 2015 einen Gesamtumsatz der chemischen Industrie von 196,5 Mrd. Euro (+ 1,5 %). Zugrunde liegt dafür ein Ölpreis von 80 bis 100 US-Dollar pro Barrel.
Für Forschung und Entwicklung gaben chemisch-pharmazeutische Unternehmen im Jahr 2014 10,5 Mrd. Euro aus, dies entspricht einer Steigerung um 5 % im Vergleich zum Vorjahr. Bei den Investitionen in Sachanlagen investierte die Branche 7 Mrd. Euro, größtenteils um Kapazitäten zu erweitern. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg um 1 % auf 442 500 Mitarbeiter. MS


Geopolitische Krisen verursachen Zahlungsausfälle.
Im Jahr 2014 gab es in Deutschland etwa 24 500 Unternehmensinsolvenzen — so wenige wie seit dem Jahr 1995 nicht. Weniger als 1 % davon betrafen die chemische Industrie. Thomas Krings, Risikovorstand beim Kreditversicherer Euler Hermes Deutschland, rechnet für das laufende Jahr mit etwa 2 % mehr Insolvenzen. Stagnierende Umsätze ließen die operativen Gewinne deutscher Unternehmen um 1,7 % sinken. Vor allem Chemie, Automobil, Maschinenbau und Elektronik — die größten deutschen Industriezweige— seien betroffen.
Außer in Deutschland nehmen nach Ansicht des Kreditversicherers die Insolvenzfälle in Luxemburg um 5 %, in Österreich um 3 %, in Finnland um 2 % und in Belgien um 1 % zu. In Frankreich bleibt die Fallzahl in diesem Jahr auf dem gleichen Stand wie im Jahr zuvor.
In China steigen die Insolvenzen um voraussichtlich 5 %. Zahlungsausfälle verdoppelten sich jedoch bereits im Jahr 2014, insbesondere getrieben durch Ausfälle in der Lebensmittel- (+ 473 %), der Chemie- (+ 214 %) und der Elektronikindustrie (+ 54 %).
Der höchste Zuwachs an Insolvenzen ist mit + 13 % in Kolumbien zu erwarten. Es folgen Russland und Marokko mit je + 10 %.
Weltweit sinken die Unternehmenspleiten um durchschnittlich 3 %. Gründe für die gegenläufige Entwicklung in Deutschland sind die sich abschwächende Binnennachfrage sowie internationale Probleme, die den Export hemmen. MB
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<h2>Biotransformationen</h2>
Ein Treffen zur Bioökonomie im Rahmen des chinesisch-deutschen Zentrums für Wissenschaftsförderung in Peking organisierten Uwe Bornscheuer, Greifswald, und Tianwei Tan, Peking. Zehn deutsche und 28 chinesische Wissenschaftler informierten sich dabei über Biomasseverwertung, Biotransformationsreaktionen, Enzymdesign und synthetische Biologie. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die chinesische National Natural Science Foundation betreiben das Zentrum gemeinsam.


<h2>Biomasseaufschluss</h2>
Ein neues Zweistufenverfahren zum Aufschluss vor allem von Stroh beschreibt die Gruppe um Jin Zhu an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Ningbo, Provinz Zhejiang: Mikrokristalline Cellulose hydrolysiert dafür bei 50 °C partiell zu Cellulose-Oligomeren, die Ethanol ausfällt. Behandlung des Präzipitats mit verdünnter Schwefelsäure für fünf Minuten bei 160 °C in einem Mikrowellen-Reaktor ergab 73 % Ausbeute bezogen auf D-Glucose. China produziert jährlich mehr als 700 Mio. Tonnen Stroh.


<h2>Luftverschmutzung kontrollieren</h2>
Der chinesische Staatsrat will bis zum Jahr 2020 den jährlichen Zuwachs des Energieverbrauchs Chinas auf 3,5 % begrenzen. Dabei sollen höchstens 4,2 Mrd. Tonnen Kohle eingesetzt werden, die dann maximal 62 % zur Erzeugung von Primärenergie beitragen [Nachr. Chem. 2014, 62, 879]. Diese und weitere Eckpunkte zur chinesischen Energiepolitik veröffentlichte der Staatsrat während der Konferenz Asia-Pacific Economic Cooperation (Apec) in Peking. Chinesische Blogger übersetzen Apec als “air pollution eventually controlled”.
Rolf Schmid, <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.window-to-china.eu" target="_blank">www.window-to-china.eu</a></ext-link>

Weniger als erwartet / Insolvente Unternehmen

Die chemische Industrie blickt vorsichtig in die Zukunft. Der Umsatz der chemischen Industrie von 193,6 Mrd. Euro lag im Jahr 2014 um 1,5 % höher als im Jahr zuvor und damit unter den Erwartungen des Verbands der Chemischen Industrie (VCI). Dabei erhöhte sich der Inlandsumsatz um 2 % auf 77,9 Mrd...

Das erste kommerziell vertriebene Sequenziergerät entwickelte im Jahr 1985 Applied Biosystems (ABI), seit 2008 Life Technologies, das inzwischen vom US-Riesen Thermo Fisher gekauft wurde. Dieses erste Gerät bestimmte 6000 Basenpaare pro Tag. Das menschliche Genom besteht jedoch aus über drei Milliarden Basenpaaren. Die erste Sequenzierung eines menschlichen Genoms dauerte daher mehr als zehn Jahre (von 1990 bis 2003) und kostete 3 Mrd. US-Dollar.
Heute hat die Sequenzierung der nächsten Generation (next generation sequencing, NGS [s. Nachr. Chem. 2010, 58, 137]) Kosten und Zeit auf einen Bruchteil reduziert: Innerhalb weniger Tage und für knapp 1000 US-Dollar sequenzieren neue Geräte seit Anfang des Jahres ein einzelnes menschliches Genom. Konnte man vor fast 25 Jahren für zehn US-Dollar ein einzelnes Basenpaar bestimmen, können moderne Geräte heute für den gleichen Betrag zehn Millionen Basenpaare analysieren.


<h2>Der Marktführer</h2>
Das globale Marktvolumen lag im Jahr 2013 bei 1,3 Mrd. US-Dollar, bis zum Jahr 2016 wird es sich Schätzungen zufolge mehr als verfünffachen: 6,6 Mrd. US-Dollar soll es dann betragen und jährlich um 17,5 % wachsen. Weltweit führend in dem Geschäft ist das Kalifornische Unternehmen Illumina. Mit etwa 71 % Marktanteil lässt der Gerätehersteller alle anderen hinter sich.
Das im Jahr 1998 gegründete Unternehmen setzt auf Sequenzierung mit Brückensynthese (sequencing by synthesis, SBS). Mehr als 90 % der bisher produzierten DNA-Daten stammen aus Geräten von Illumina. Ihrem Solexa-Verfahren liegt die Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction, PCR) mit Kettenabbruch des Nobelpreisträgers des Jahres 1980, Frederick Sanger, zugrunde.


<h2>Die Konkurrenten</h2>
Auf Marktführer Illumina folgt mit 16 % NGS-Weltmarktanteil Thermo Fisher Scientific aus Massachusetts. Thermo Fisher hat neben ABI auch Ion Torrent im Portfolio. ABI brachte im Jahr 2007 das NGS-System Solid auf den Markt: Es beruht auf Sequenzierung durch Ligation. Ion Torrent ist der erste kommerzielle Anbieter für Sequenzierung auf Basis von Ionen-Halbleitern. Da bei dem Verfahren nur noch ein einzelner DNA-Strang abgelesen wird, gehören diese Geräte bereits zur dritten Generation.
Das Schweizer Unternehmen Roche hat einen Marktanteil von 10 %. Es setzte auf Pyrosequenzierung, indem es im Jahr 2007 454 Life Sciences kaufte. Inzwischen produziert Roche jedoch keine Geräte dieser Art mehr, da es keinen Weg sieht, die Produktionskosten zu senken und mit den fallenden Preisen mitzuhalten. Im Juni dieses Jahres stockte Roche dann doch noch einmal auf: Man übernahm Genia Technologies aus Kalifornien. Dieses Unternehmen entwickelt seit 2012 zusammen mit den Universitäten Harvard, Massachusetts, und Columbia, New York, ein Sequenzierverfahren der dritten Generation: Eine am Eingang einer Nanopore fixierte Polymerase baut den DNA-Strang mit Nukleotiden auf, die mit Tags versehen sind. Die Tags werden beim Einbau abgespalten und hinterlassen beim Durchqueren der Nanopore im Halbleiter je nach Base spezifische elektrische Impulse. Das Verfahren nennt sich Nanoporen-basierte Sequenzierung durch Synthese (NanoSBS).
Die letzten 3 % NGS-Marktanteil hält das kalifornische Unternehmen Pacific Biosciences. Im Jahr 2004 gegründet, brachte es 2011 den ersten Sequenzierer auf den Markt: Er beobachtet den Strangaufbau in winzigen Mulden in Echtzeit (single molecule real time sequencing, SMRT). Ende des Jahres 2013 ging Pacific Biosciences eine Kooperation mit Roche ein, um ein System für die Klinik zu entwickeln.


<h2>Die Neuen</h2>
Mit der dritten Sequenzier-Generation steigen weitere Start-ups in den Markt ein: zum Beispiel das britische Unternehmen Oxford Nanopore. Dieses brachte im Jahr 2012 den Minion auf den Markt, einen Nanoporen-Sequenzierer in der Größe eines USB-Sticks. Auch die Zusammenarbeit des britischen Unternehmens Base4 mit dem japanischen Hersteller Hitachi High-Technologies scheint vielversprechend. Diese entwickeln ein Verfahren, bei dem ein DNA-Einzelmolekül beim Durchqueren einer Nanopore mit Lasern abgelesen wird.
Anne Hachmann ist Wissenschaftsjournalistin in Frankfurt am Main.


<h2>Thomas Seuß beantwortet Fragen zum Patentrecht</h2>
Möglichkeit zur Fehlerkorrektur? (II)
Frage 77: Beim Lesen der Veröffentlichung unserer Patentanmeldung sind uns zwei Fehler aufgefallen: In einer Strukturformel der Substanz befindet sich ein 6-Ring statt des korrekten 5-Ringes. Wir können nicht mehr nachvollziehen, wie es zu diesem Fehler gekommen ist. Möglicherweise hat hier ein Mitarbeiter durch “cut and paste” ein Molekülteil aus einer anderen Formel übernommen. Darüber hinaus enthält eine Tabelle mit Versuchsergebnissen einen Fehler: Innerhalb der Tabelle wurden mehrfach Zwischensummen gebildet. Am Ende der Tabelle sollte die Summe der Versuche wiedergegeben werden, dabei wurden allerdings die Zwischensummen fälschlicherweise mit addiert. Kann ich diese Fehler im weiteren Verfahren korrigieren?
Antwort: Meines Erachtens sollte eine Fehlerkorrektur möglich sein. Wie bereits in der Frage 76 besprochen [Nachr. Chem. 2014, 62, 1090] kann eine Fehlerkorrektur dann erfolgen, wenn der Fehler offensichtlich ist und ein Fachmann auf dem Gebiet sofort erkennen würde, welche Angabe stattdessen korrekt ist. Bei der falschen Strukturformel hilft Ihnen die Verwendung der Iupac-Bezeichnung in den Beispielen, die klar und eindeutig den betreffenden Molekülteil als “Cyclopentyl-” bezeichnet. Darüber hinaus wird in den Beispielen gezeigt, wie der Molekülteil eingefügt wird, nämlich aus einem Edukt, das bereits den vorgeformten 5-Ring enthält. Eine spontane Ringerweiterung wäre nicht plausibel. Es ist daher klar und einfach nachvollziehbar, dass die Strukturformel einen Fehler enthält und dass statt des 6-Ringes ein 5-Ring dargestellt sein muss.
Ähnlich verhält es sich mit der Tabelle: Schlichte Addition der einzelnen Beispiele ergibt die korrekte Summe. Es ist offensichtlich, dass das angegebene Ergebnis durch fälschliche Mitaddition der Zwischensummen zustande kam. Ein Antrag auf Korrektur von offensichtlichen Fehlern ist daher erfolgversprechend.
Diese Frage illustriert den Wert der Beispiele im Rahmen einer Patentanmeldung: Aus den detaillierten Versuchsbeschreibungen lassen sich häufig noch nachträglich — auch während des Prüfungsverfahrens — wertvolle Angaben herauslesen. Dabei kann es sich um Korrekturen von Fehlern handeln, aber auch um essenzielle Merkmale, die möglicherweise zudem zur Abgrenzung der Erfindung gegenüber dem Stand der Technik nötig sein können. Eine sorgfältige Zusammenstellung von experimentellen Beispielen sei daher allen Patentanmeldern ans Herz gelegt.
Fragen für Thomas Seuß an nachrichten@ <a href="https://gdch.de" target="_blank">gdch.de</a>. Info zur kostenfreien Beratung unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/rechtsberatung" target="_blank">www.gdch.de/rechtsberatung</a></ext-link>

Weniger als erwartet / Insolvente Unternehmen

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