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Nachrichten aus der Chemie: Herr Bertau, warum hat die TU Freiberg in Chemie den Diplomstudiengang wieder eingeführt?
Martin Bertau: Wir sind der Auffassung, dass bei allen Vorteilen des Bachelor-Master-Gedankens der Studiengang das wissenschaftliche Denken nicht fördert.
Nachrichten aus der Chemie: Warum denn nicht? Was hindert die Bachelor- und Masterstudenten?
Bertau: Nach jedem Modul gibt es eine Prüfung, der Lerninhalt ist damit abgehakt und kann nicht nochmal geprüft werden. Aber die Chemie ist wie ein Puzzle: Es reicht nicht, wenn ich mir die einzelnen Puzzleteile ansehe, ich muss es zusammensetzten, um das Gesamtbild zu erkennen.
Nachrichten: Und das bietet der Diplomstudiengang?
Bertau: Der Vorteil des Diplomstudiengangs ist der Examensgedanke. Wir haben wieder eine Vordiplom- und eine Diplomprüfung, bei denen ein Student das gesamte Wissen parat haben muss. Nur bei der Vorbereitung auf so ein Examen mit all ihren Höhen und Tiefen kann man begreifen, wozu die im ersten Semester vielleicht ungeliebte Thermodynamik gut ist, warum an einer Stelle in der Biochemie Calcium statt Magnesium auftaucht. Nur dann bekommt man das Gefühl, den Wissenszuwachs verarbeiten zu können und die Zusammenhänge zu überblicken. Es geht darum, die Vernetzung der einzelnen Teildisziplinen in der Chemie zu begreifen.
Nachrichten: Das ist mit dem Bachelor-Masterstudiengang nicht möglich?
Bertau: Nein, denn das ist von die Prüfungsmodalitäten her nicht vorgesehen.


<h2>Ziel: breites Grundlagenwissen</h2>
Nachrichten: Wie unterscheidet sich der neue Diplomstudiengang von dem, den Sie mit der Umstellung auf das Bachelor-Master-System abgeschafft haben?
Bertau: Eine Umwälzung wie die durch den Bologna-Prozess ist wie ein Umzug: Man geht durchs Haus und überlegt, was man wirklich braucht und was fehlt. Wir haben uns damals von der einen oder anderen lieb gewonnenen Tradition verabschiedet, neue Inhalte dazugenommen und das Studium der heutigen Lebenswirklichkeit angepasst. Die neuen Inhalte haben wir in den neuen Diplomstudiengang transportiert. Und wir haben versucht, die Vorteile des Bachelor-Master-Sytems mit dem Diplom zu kombinieren. So ist der Diplomstudiengang ebenfalls modularisiert.
Nachrichten: Auch mit den Wahlmöglichkeiten?
Bertau: Das Problem an vielen Bachelor- und Masterstudiengängen sind gerade die vielen Wahlmodule, die zu starker Spezialisierung führen. Daher haben wir die Auswahl bei den Wahlpflichtmodulen im Diplomstudiengang eingeschränkt. Im Hauptstudiengang müssen die Studenten dafür alle Kernfächer belegen: anorganische Chemie, organische Chemie, physikalische Chemie, technische Chemie und Analytik. Unser Ziel ist der umfassend und breit ausgebildete Chemiker.
Nachrichten: Die starke Spezialisierung schadet also Ihrer Ansicht nach.
Bertau: Wenn ich beispielsweise einen Master in Biomolecular Engineering absolviert habe, dann habe ich zwar Kenntnisse in einer beeindruckenden fachlichen Tiefe. Aber im Berufsleben — das Leitbild ist immer noch die Tätigkeit in der Industrie und in Forschungseinrichtungen — ist mehr Basiswissen verlangt. Es kann ja sein, dass man im Laufe seiner Karriere beispielsweise Aufgaben in der anorganischen Katalyse bekommt. Da hilft nur solides Grundlagenwissen. Deswegen belegen die Studenten alle Fächer bis zum Ende und vertiefen ihr Hauptfach, indem sie ab dem sechsten Semester an aktuellen Forschungsthemen mitarbeiten.
Nachrichten: Halten Sie Absolventen mit Diplom also für besser ausgebildet?
Bertau: Für die wissenschaftliche Arbeit ist das Diplom die bessere Ausbildung. Auch in der Promotion profitieren die Studenten von der fachlichen Breite, etwa in der technischen Chemie. Die ist ja ein klassisches interdisziplinäres Fach, und die wichtigsten Fragen im Industriealltag kommen oft aus der technischen Chemie. Im Bachelor- und Masterstudiengang bleiben die Studenten oft hinter ihren Möglichkeiten.


<h2>Mobilität im Studium</h2>
Nachrichten: Den Studienort können Studenten des Diplomstudiengangs aber nicht wechseln.
Bertau: Ich halte das nicht für ein großes Problem. Der Bologna-Prozesses hat ja durch die immer stärker spezialisierten Studiengänge die Mobilität der Studenten sowieso eingeschränkt. Unser Diplomstudiengang ist erstmal darauf ausgelegt, dass die Studenten ihn vollständig studieren. Ob ein Studienortwechsel möglich ist, hängt dann auch von der jeweiligen Universität ab. Von einem Diplomstudiengang in einen anderen an einem anderen Ort zu wechseln, sollte gehen. Es ist allerdings nicht der Sinn eines Diplomstudiengangs, dass ein Student in einen Bachelor- oder Masterstudiengang wechselt.
Nachrichten: Und Auslandssemester?
Bertau: Das würde ich ausdrücklich befürworten. Wenn ein Student ein Auslandssemester einlegen möchte, muss er lediglich darauf achten, dass die Lerninhalte in den entsprechenden Modulen übereinstimmen. Durch die Modularisierung des Diplomstudiengangs ist das ja möglich.
Nachrichten: Wie lange haben Sie für die Wiedereinführung des Diplomstudiengangs gebraucht?
Bertau: Wir haben die Umstellung auf das Diplom mehrere Jahre diskutiert. Zunächst haben wir uns natürlich angeschaut, wie der Bachelor-Master-Studiengang läuft, haben viel mit den Studenten geredet. Und die wünschen sich die stärkere Vernetzung des Fachwissens. In den letzten zwei Jahren haben wir die Umstellung forciert und hatten dabei den Rückhalt der Gremien der Universität.
Nachrichten: Was wird nun aus dem Bachelorstudiengang in Freiberg?
Bertau: Der Bachelor- und der Masterstudiengang bleiben bestehen, die Studiengänge laufen parallel. Die Studenten sollen hier Wahlfreiheit haben.
Mit Martin Bertau sprach Nachrichten-Redakteurin Frauke Zbikowski.
Weiterführende Informationen
<ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://tu-freiberg.de/fakultat2/" target="_blank">http://tu-freiberg.de/fakultat2/</a> diplomstudiengang-chemie</ext-link>


<h2>Mehr Studentinnen bei Nobelpreisträgertagung</h2>
Der Frauenanteil der Teilnehmer an der Nobelpreisträgertagung Ende Juli in Lindau lag dieses Jahr bei 42 %. Unter den 70 vortragenden Preisträgern waren jedoch nur drei Frauen: Elisabeth Blackburn (Physiologie/Medizin 2009), Francoise Barré-Sinoussi (Physiologie/ Medizin 2008) und Ada Yonath (Chemie 2009). Auf der Tagung waren Frauen in der Spitzenforschung und die Vereinbarkeit von Familie und Wissenschaft ein Diskussionsthema. Weltweit sind lediglich 30 % aller Forscher weiblich. JS
<a href="https://goo.gl/XmDm0a" target="_blank">goo.gl/XmDm0a</a>


<h2>Mehr Akademikerinnen</h2>
Der Anteil von Frauen in Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist von 1993 bis 2013 gestiegen. Das ergaben Daten der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz. Bei Erstimmatrikulationen ist der Frauenanteil von 44,4 % auf 49,5 % gestiegen und bei Studienabschlüssen auf 51 %. 45,5 % der Promotionen stammen von Frauen. Allerdings besetzen sie nur 20,4 % der Professuren. Hier gilt zudem: Je höher die Besoldungsgruppe ist, desto niedriger ist der Frauenanteil. In außerhochschulischen Forschungseinrichtungen lag 2013 der Anteil der Frauen in Führungspositionen bei 13,5 %. Hier gibt es große Unterschiede zwischen den Organisationen: Bei der Max-Planck-Gesellschaft beträgt der Anteil 19,8 %, bei der Fraunhofer-Gesellschaft 4 %. JS
<ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Pressemitteilungen/pm2014-14.pdf" target="_blank">www.gwk-bonn.de/fileadmin/Pressemitteilungen/pm2014-14.pdf</a></ext-link>


<h2>Viel Geld für Pharmachefs</h2>
Geschäftsführer in Pharmaunternehmen verdienen nach einer Untersuchung von <a href="https://gehalt.de" target="_blank">gehalt.de</a> am meisten: 225 000 Euro jährlich (Medianwert). Dabei liegt die Spanne zwischen 149 000 und 361 000 Euro. Führungskräfte in der chemischen Industrie stehen mit jährlich 196 000 Euro nach den Chefs von Konsumgüterunternehmen an dritter Stelle. FZ
<ext-link ext-link-type="uri"><a href="http://goo.gl/SDdzaK" target="_blank">http://goo.gl/SDdzaK</a></ext-link>


<h2>Hochschulen und Forschungsinstitute</h2>
Stellenangebote von Hochschulen und anderen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes für Doktoranden-, Postdoktoranden- und Professorenstellen werden für eine Pauschale von 150,— Euro plus MwSt. auf diesen Seiten veröffentlicht. Stellenanbieter senden ihre Angebote bitte an <a href="mailto:karriere@gdch.de">karriere@gdch.de</a>. Die Stellenanzeige sollte im Fließtext formuliert sein und max. 1100 Zeichen umfassen, bei mehreren Angeboten in einer Anzeige 1500 Zeichen (Professorenstellen bis zu 2500 Zeichen). Im Internet-Stellenmarkt (<a href="https://www.gdch.de/stellen" target="_blank">www.gdch.de/stellen</a>) werden Stellenausschreibungen von Hochschulen und anderen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes für Doktoranden-, Postdoktoranden- und Professorenstellen kostenlos aufgenommen, wenn sie per E-Mail eingehen. Details unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/kundeninfo" target="_blank">www.gdch.de/kundeninfo</a></ext-link> und Tel. 069 7917— 665 oder — 668.
Redaktionsschluss für die Veröffentlichung in den Nachrichten ist für Heft 10 der 10. September.


<h2>Am Institut für Organische Chemie der Universität zu Kiel ist zum 1. Januar 2016 eine Doktorandenstelle für zunächst zwei Jahre zu besetzen (Entgeltgr. 13 TV-L, zunächst 50%, danach mögl. Aufstockung auf 75%).</h2>
Voraussetzungen: “first class”- Master- oder Diplom-Abschluss in Chemie und sehr gute Master-/Diplomarbeit in organischer oder biologischer Chemie. Außerdem Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftler/innen, selbstständiges praktisches Arbeiten, wissenschaftliches Interesse und gute Englisch-Kenntnisse. Das Forschungsprojekt im SFB 677 beschäftigt sich mit Kontrolle und Photoschaltung Kohlenhydrat-spezifischer Adhäsion von Bakterienzellen. Sie werden sich dem Projektteil mit synthetischen und oberflächenanalytischen Schwerpunkt widmen. Dabei sollen Sie sich auch mit dem mehr biochemischen Teil des Projektes vernetzen und Ihre Forschung selbstständig entwickeln. Sie sollten sich in organischen Synthesechemie und den Glycowissenschaften, aber auch in der biologischen Chemie auskennen und in diesen Bereichen eine ausgezeichnete Expertise entwickeln wollen. Unterstützung der Lehraufgaben am Institut wird erwartet. Die Universität möchte den Anteil von Wissenschaftlerinnen erhöhen und fordert deshalb qualifizierte Frauen zur Bewerbung auf. Frauen werden bei gleichwertiger Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung vorrangig berücksichtigt. Schwerbehinderte Bewerber/innen werden bei entsprechender Eignung bevorzugt berücksichtigt. Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund werden ausdrücklich begrüßt.
Bewerbungen mit übl. Unterlagen (bitte ohne Lichtbild) und aussagekräftigen Motivationsschreiben bis 30. September an:
Prof. Dr. Thisbe K. Lindhorst, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Otto Diels-Institut für Organische Chemie, Otto-Hahn-Platz 3/4, D-24098 Kiel.


<h2>Am Institut für Organische Chemie der Universität zu Kiel ist zum 1. Januar 2016 eine Doktorandenstelle für zunächst zwei Jahre zu besetzen (Entgeltgr. 13 TV-L, zunächst 50%, danach mögl. Aufstockung auf 75%).</h2>
Voraussetzungen: “first class”- Master-Abschluss in Biochemie und sehr gute Masterarbeit in biologisch-chemisch orientierter Biochemie oder sehr guter Abschluss in einem anderen interdisz. Master-Studiengang (Chemie, Biochemie, Lebenswissenschaften). Außerdem Kenntnisse und Fähigkeiten in organischer Chemie, Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern, selbstständiges praktisches Arbeiten, wissensch. Interesse und gute Engl.-Kenntnisse. Das Forschungsprojekt im SFB 677 beschäftigt sich mit Kontrolle und Photoschaltung Kohlenhydrat-spezifischer Adhäsion von Bakterienzellen. Sie werden sich dem Projektteil mit biochemischen Schwerpunkt widmen. Dabei sollen Sie sich auch mit dem mehr chemischen Teil des Projektes vernetzen, mit der Strukturbiologie und der Biophysik kooperieren und Ihre Forschung dazu selbstständig entwickeln. Sie sollten sich in Glycobiologie und Kohlenhydrat-spezifischer Zelladhäsion auskennen und in diesen Bereichen eine ausgezeichnete Expertise entwickeln wollen. Unterstützung der Lehraufgaben am Institut wird erwartet. Die Universität möchte den Anteil von Wissenschaftlerinnen erhöhen und fordert deshalb qualifizierte Frauen zur Bewerbung auf. Frauen werden bei gleichwertiger Eignung, Befähigung und fachl. Leistung vorrangig berücksichtigt. Schwerbehinderte Bewerber/innen werden bei entsprechender Eignung bevorzugt berücksichtigt. Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund werden ausdrücklich begrüßt.
Bewerbungen mit übl. Unterlagen (bitte ohne Lichtbild) und aussagekräftigen Motivationsschreiben bis 30. September an:
Prof. Dr. Thisbe K. Lindhorst, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Otto Diels-Institut für Organische Chemie, Otto-Hahn-Platz 3/4, D-24098 Kiel.

“Wir kombinieren die Vorteile von Diplom und Master”

Nachrichten aus der Chemie: Herr Bertau, warum hat die TU Freiberg in Chemie den Diplomstudiengang wieder eingeführt? Martin Bertau: Wir sind der Auffassung, dass bei allen Vorteilen des Bachelor-Master-Gedankens der Studiengang das wissenschaftliche Denken nicht fördert. Nachrichten aus der Chem...

Ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit der erste Bericht des internationalen Klimarats IPCC die Welt vor der kommenden Klimakatastrophe warnte. Energiewende und Klimakonferenzen hin oder her, global gesehen ist eine Abkehr von fossilen Brennstoffen bisher nicht zu erkennen. Die Vulkaninsel El Hierro — eine der weniger überlaufenen kanarischen Inseln und der südwestlichste Punkt Europas — hat ihre Elektrizitätsversorgung komplett auf erneuerbare Energien umgestellt und will als nächstes das Transportwesen ins Reine bringen. Aber der Rest der Welt ist noch lange nicht so weit.
Wenn es dann irgendwann doch noch klappt — in hundert oder zweihundert Jahren — wenn Hamburg, New York und Bangladesch unter Wasser stehen und die Menschheit es endlich schafft, das Verbrennen fossilen Kohlenstoffs zu unterlassen, wenn die kohlenstoffneutrale Antriebstechnik nicht nur für Autos, sondern auch für Flugzeuge und Raumsonden perfektioniert ist, dann bleibt noch eine Frage: Aus welchem Material sollen dann die Straßen bestehen, auf denen unsere Fahrräder und Solarautos rollen werden?
Der heute so beliebte Asphalt nutzt Bitumen, den klebrigen Rückstand aus Erdölraffinerien, um Gesteinskörnchen zusammenzukleben. Wenn wir kein Erdöl mehr raffinieren, fällt kein Bitumen mehr an. Beton ist wegen der Zementherstellung auch nicht gerade klimafreundlich. Plastik machen wir aus Erdöl. Also: was dann?
Ein bunter Haufen von Forschern aus diversen Einrichtungen im vom Atlantik umspülten Westen Frankreichs hat nun möglicherweise eine Lösung für dieses zukünftige Problem gefunden. Die in Nantes, Saint-Nazaire und Orléans beheimateten Arbeitsgruppen haben die Rückstände von einzelligen Algen, die nach der Extraktion von Biomolekülen für die Kosmetikindustrie anfallen, einer Hydrothermalbehandlung bei Temperaturen von 260 bis 300 °C unterworfen. Vermutlich waren sie ursprünglich nicht auf der Suche nach dem Straßenbelag der Zukunft, aber sie fanden heraus, dass diese Behandlung zu einem klebrigen schwarzen Produkt führt, dessen rheologische Eigenschaften denen von Bitumen bemerkenswert ähnlich sind. Konkret erwartet man von Bitumen, dass es oberhalb von 100 °C flüssig, im Bereich von —20 bis +60 °C hingegen viskoelastisch ist und dass es an anorganischen Granulaten festklebt wie Pech und Schwefel — oder eben wie Bitumen. Genau diese Bedingungen erfüllen die Algenrückstände nach genau austarierter Hitzebehandlung perfekt.1
Wenn also die behandelten Rückstände sich wie Bitumen verhalten, warum soll man damit keine Straßen bauen können? 
Nebenbei: Die Verwendung von Abfällen im Straßenbau hat auch über das Bitumen hinaus bereits Tradition. Hier in Großbritannien soll es ganze Autobahnen geben, deren Fundamente mit unverkauften Büchern unterfüttert sind. Als Autor wird mir bei diesem Gedanken immer ganz schwummerig.
Im nächsten Schritt müssen die glücklichen Eltern des grünen Asphalts, der womöglich den Weg in die Zukunft pflastern wird, noch die Alltagstauglichkeit des Biobitumen unter Beweis stellen. Bleibt der Algenasphalt auch noch viskoelastisch, wenn alle 30 Sekunden ein LKW darüber rollt?
Übersteht das grüne Pflaster den Härtetest, dann könnte es womöglich schon bald zum Einsatz kommen, glauben die Forscher. Immerhin ist das Cracken der schweren Komponenten des Rohöls, aus denen traditionelles Bitumen besteht, je nach Ölpreis auch eine wirtschaftlich attraktive Option. Wenn diese konkurrierende Nutzung die Preise des Bitumen hochtreibt, könnte das Algenprodukt schon bald am Markt eine Chance erhalten. Obwohl das in der gegenwärtigen Situation dem Klima wohl eher nicht hilft.
Das geförderte Erdöl richtet einerseits weniger Schaden an, wenn es in inerter Form zu Infrastruktur verbaut als wenn es verbrannt wird. Zum anderen tendieren neue Straßen, selbst wenn sie mit Biobitumen gebaut werden, dazu, mehr Verkehr zu ermöglichen. Und der wird heute noch überwiegend durch Verbrennungsmotoren angetrieben, die fossile Brennstoffe verheizen. Es kann also noch eine Weile dauern, bis die “grüne Straße” uns tatsächlich einen Weg in eine nachhaltigere Zukunft weisen kann.
Michael Groß, <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.michaelgross.co.uk" target="_blank">www.michaelgross.co.uk</a></ext-link>



<ul>
<li>
1 

 
M. Audo, 
M. Paraschiv, 
C. Queffélec et al., 
<source>ACS Sustainable Chem. Eng. 
(2015), 
3, 
583.
</li>
</ul>

“Wir kombinieren die Vorteile von Diplom und Master”

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