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Oktober 2015 in Oldenburg — Jahreshauptversammlung des Bundesverbandes der Lebensmittelchemiker im öffentlichen Dienst (BLC): Viele freuen sich auf ein Wiedersehen mit vertrauten Kolleginnen und Kollegen. Zu diesen gehört auch Wolfgang Sturm, dessen Teilnahme — auch wegen der Nähe zu seinem Wohnsitz in Braunschweig — möglich scheint. Stattdessen erreicht eine bittere Botschaft die Tagungsteilnehmer: Wolfgang Sturm ist am 14. Juli in Braunschweig, wenige Wochen vor Vollendung seines 88. Lebensjahres, verstorben. Ein verdienstvoller Lebensmittelchemiker, ein hilfsbereiter, liebenswerter und humorvoller Mensch ist nicht mehr unter uns; Anlass, auf ein bewegtes und bewegendes Leben zurückzublicken, soweit wir dies aus unserer Perspektive können.
Wolfgang Sturm wurde am 23. September 1927 in Jena geboren und nach Besuch des Humanistischen Gymnasiums, noch kurz vor Kriegsende zur Wehrmacht eingezogen mit der Konsequenz: Kriegsgefangenschaft.
In den Jahren 1947 bis 1952 studierte er Lebensmittelchemie in Jena und arbeitete danach ein Jahr lang in der Qualitätskontrolle von Lebensmitteln am Amt für Material- und Warenprüfung in Altenburg.
Nach einer Stippvisite in einem Handelslabor wechselte er im Jahr 1957 zur Lebensmittelchemischen Untersuchungsanstalt des Hygiene-Instituts in Hamburg.
Es folgte eine 26 Jahre dauernde Tätigkeit in der Lebensmittelwirtschaft, als Leiter des Analytischen und Rohstoff-Labors der Firma Bahlsen in Hannover. Im Jahr 1968 promovierte Wolfgang Sturm bei Helmut Thaler in Braunschweig.
In diese Zeit fallen auch ein Lehrauftrag für Lebensmitteltechnologie an der Universität Frankfurt sowie ein Forschungsauftrag an Kakaobohnen im Lebensmittelgewerbe.
Seit dem Jahr 1985 bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden im Jahr 1992 war Wolfgang Sturm in der Stadt Duisburg zunächst im Chemischen Untersuchungsamt und zuletzt im Lebensmittelüberwachungsamt tätig — als einer der ersten Lebensmittelchemiker in Nordrhein-Westfalen überhaupt, die im Vollzug der amtlichen Überwachung eingestellt wurden.
Ein abwechslungsreiches und erfülltes Berufsleben, doch das war noch nicht alles.
Rund 50 Veröffentlichungen und zahlreiche Vorträge sowie seine Beiträge zu dem Standardwerk “Lebensmittelführer” zeugen von seinem profunden analytischen und technologischen Wissen und seinem besonderen Interesse für Lebensmittel und ihre Chemie.
Er war Mitglied in mehreren Arbeitsgruppen der Lebensmittelchemischen Gesellschaft (LChG) in der GDCh, engagierte sich berufspolitisch als Vorsitzender des Regionalverbandes Nord der LChG sowie der Studienreformkommission für Niedersachsen und war auch frühzeitig im Bundesverband der Lebensmittelchemiker im öffentlichen Dienst, für den er an Anhörungen zu Hygienefragen im Bundesministerium teilnahm und sich an der Entwicklung des Lebensmittelhygienerechts mit fundierten Stellungnahmen beteiligte.
In der Berufspraxis engagierte er sich besonders in der Betriebskontrolle und plädierte dafür, dass Aufgaben aus den Bereichen Hygiene, Qualitätssicherung und HACCP (Hazard Analysis and Critical Control Points) vom Lebensmittelchemiker zu erfüllen seien — auch hier also ein Vorbild.
Wolfgang Sturm hat sich um den Berufsstand der Lebensmittelchemiker besonders verdient gemacht. Der Landesverband der Lebensmittelchemiker im öffentlichen Dienst Nordrhein-Westfalen ernannte ihn im Jahr 1999 zum Ehrenmitglied, der Bundesverband der Lebensmittelchemiker im öffentlichen Dienst tat es ihm später nach.
Im Ruhestand war Wolfgang Sturm noch mit einem Alter deutlich über 80 regelmäßiger Gast bei Veranstaltungen seiner Berufsverbände, nahm rege am Gedankenaustausch teil und teilte seinen reichen Erfahrungsschatz stets mit allen Kolleginnen und Kollegen. Seine lebhafte und offene Art, auf andere zuzugehen und mit Argumenten zu überzeugen, um Gemeinsamkeiten zu finden, zeichnete ihn auch menschlich aus.
Wolfgang Sturm wird uns fehlen, aber er bleibt in unserer Erinnerung.
Unser Mitgefühl gilt seiner lieben Frau und seinen Kindern.
Helmut Streit, Annette Neuhaus, Detmar Lehmann

Wolfgang Sturm (1927 — 2015)

Oktober 2015 in Oldenburg — Jahreshauptversammlung des Bundesverbandes der Lebensmittelchemiker im öffentlichen Dienst (BLC): Viele freuen sich auf ein Wiedersehen mit vertrauten Kolleginnen und Kollegen. Zu diesen gehört auch Wolfgang Sturm, dessen Teilnahme — auch wegen der Nähe zu seinem Wohns...

<h2>Gefahrgut — nicht lagerbar</h2>
Den Artikel zum Chemielager [Nachr. Chem. 2015, 63, 1009] fand ich insgesamt recht erhellend, allerdings gab es ein wesentliches Manko: Es gibt keine Gefahrgutlager. Gefahrgut ist, was entsprechend der Gefahrgutvorschriften bewegt wird. Bei der Beförderung gibt es keine Lagerung, sondern nur eine Transportunterbrechung. Der Anfang und Ende eines Gefahrguttransportes kann, muss aber nicht den Übergang zu einer Lagerung darstellen.
Lagerung benötigt dagegen völlig andere Voraussetzungen nach Vorschriften aus dem Bereich Arbeitsschutz (Gefahrstoffverordnung) und aus dem Umweltschutz (u. a. Störfallverordnung (12. BImSchV) ). Insbesondere letztere würde für ein Lager in Deutschland in vollem Umfang gelten, wenn die Stoffe und Mengen wie in China gelagert würden. Mit dem chinesischen Recht bin ich natürlich nicht vertraut, aber IMDG (International Maritime Code for Dangerous Goods) und IATA gelten weltweit, also muss sich auch China an die entsprechenden gefahrgutrechtlichen Vorschriften halten.
Leider wird Gefahrstoff und Gefahrgut von vielen Stellen durcheinander gebracht. Ich hoffe, in den Betrieben aber nicht, sonst kann es für einige ziemlich unangenehm werden.
Ulrich Scharfenort, Duisburg-Rheinhausen
<a href="mailto:ulrics@gmx.de">ulrics@gmx.de</a>


<h2>Alternative zu elementarem Brom in der Schule</h2>
Havarien mit Brom sind nicht unbedingt förderlich für das Ansehen des Chemieunterrichts, insbesondere durch das, was dann von den Medien daraus gemacht wird. Unbestritten: Brom ist die gefährlichste Chemikalie im Schullabor [Nachr. Chem. 2015, 63, 892]; auch die Lagerung ist nicht unproblematisch.
Etablierte Experimente zu erhalten, das Ansehen des Chemieunterrichts in der Öffentlichkeit zu wahren, aber auch die Zielstellung, Gefährdungspotenziale im Schullabor abzubauen, waren Gründe, das Bromat-Bromid-Verfahren in die Schulpraxis einzuführen. Seit ich im Jahr 1993 dieses Verfahren veröffentlicht habe, führte und führe ich dieses Verfahren in experimentellen Fortbildungsveranstaltungen praktisch vor. Eine Lösung, die Natriumbromat und Natriumbromid enthält, wird angesäuert, und mit dem entstehenden Bromwasser sind alle einschlägigen Experimente durchführbar. Dieses Verfahren interessierten Kollegen zu zeigen, dazu bin ich gerne bereit.
Wolfgang Proske, Zahna-Elster
<a href="mailto:wolfgang_proske@web.de">wolfgang_proske@web.de</a>


<h2>Freundlich-Isotherme war immer schon schön</h2>
Im Artikel “Dornröschen wachgeküsst” [Nachr. Chem. 2015, 63, 1051] teilt Michael Groß mit, dass — basierend auf einer “Schönheitszahl” — ein US-amerikanischer Wissenschaftler namens Flammini untersucht hat, welche wissenschaftlichen Arbeiten in den letzten 100 Jahren kaum zitiert wurden und mithin nur wenig Beachtung gefunden haben.
Einen Spitzenplatz in dieser Rangfolge würde die Arbeit von Herbert Freundlich “Über die Adsorption in Lösungen” aus dem Jahre 1906 (tatsächlich erschien sie in Z. Phys. Chem. erst im Jahr 1907) einnehmen, die nach Groß erst jetzt wieder im Zusammenhang mit der Trinkwasserreinigung an Bedeutung gewinnt. Dies kann man so nicht stehenlassen, und ich möchte hier eine Lanze brechen für diese Isotherme. Freundlich beschreibt die nach ihm benannte Adsorptionsisotherme erstmals in seiner Habilitationsarbeit (Leipzig 1906), als er die für das System fest/gasförmig gültige Boedecker-Isotherme auf die Adsorption aus der flüssigen Phase anwandte. Seine Isotherme hat seitdem große Bedeutung für die Adsorption im System fest/flüssig und fehlt sicher in keinem Lehrbuch zur physikalischen Chemie, welches sich mit Grenzflächenvorgängen beschäftigt.
Klaus Volke, Freiberg


<h2>Konformation anders</h2>
Mit Freude habe ich die letzte Ausgabe der “Nachrichten aus der Chemie” gelesen, da im Artikel “Passende Kleider für Proteine schneidern” [Nachr. Chem. 2015, 63, 1068] auch prolinabgeleitete Module der Arbeitsgruppe beschrieben wurden, in der ich arbeite. Leider ist die Konformation von “ProM-2” in Abbildung 5 falsch. Ich möchte Sie gerne auf diesen Fehler aufmerksam machen, da die Änderung der Konformation jedes “ProMs” zu einem Verlust der Polyprolinhelix II führt oder führen kann.
Marco Klein, Köln
<a href="mailto:mklein13@uni-koeln.de">mklein13@uni-koeln.de</a>
Die “Korrespondenz” veröffentlicht Briefe an die Redaktion. Gedruckt und online steht sie allen Lesern der Nachrichten aus der Chemie offen. Bitte senden Sie Ihre Zuschrift mit einem Umfang von maximal 1500 Zeichen als E-Mail an: <a href="mailto:nachrichten@gdch.de">nachrichten@gdch.de</a>. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

Wolfgang Sturm (1927 — 2015)

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