GDCh

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker und die Chinese Chemical Society organisierten das dritte gemeinsame Symposium ”Frontiers of Chemistry“ vom 11. bis 15. August in Seeon.


Auf Einladung der GDCh und CCS nahmen insgesamt knapp 70 Teilnehmer, darunter fast 30 chinesische Kollegen im Sommer in Seeon an der nunmehr bereits dritten Auflage dieses erfolgreichen Treffens teil. Für das wissenschaftliche Programm zeichneten von deutscher Seite Prof. Stefan Hecht (Berlin), Prof. Jens Michaelis (München), Prof. Sebastian Polarz (Konstanz) und Dr. Christina Thiele (Darmstadt) sowie Prof. Yanchun Han (Changchun) von chinesischer Seite verantwortlich.
Der Anregung des Treffens in China in 2008 folgend bestand das Treffen zunächst aus einem inhaltlich breit angelegten Hauptsymposium vom 11. bis 15. August im Kloster Seeon und im Anschluss wurden dann spezifische Themen auf zweitägigen Satellitenmeetings in Berlin, Konstanz und München vertieft.
Im Verlauf des Hauptsymposiums wurden fünf Themenbereiche vorgestellt, die alle eine große Relevanz zur Lösung globaler Herausforderungen im Zusammenhang mit Energie, Nachhaltigkeit und Lebensqualität besitzen sowie die Chemie als Disziplin in ihrer Breite repräsentieren. Jeweils drei chinesische und drei deutsche Teilnehmer stellten ihre Arbeiten in einem Übersichtsvortrag und fünf Vorträgen vor; unterfüttert wurden die Beiträge von Posterpräsentationen. Für die Auswahl der Teilnehmer war neben ihrer inhaltlichen Ausrichtung und Passung in diese Themengebiete auch deren noch früher Karrierestand ausschlaggebend, um ihnen somit die Möglichkeit zum wissenschaftlichen und persönlichen Austausch bereits in einem frühen Stadium ihrer unabhängigen Tätigkeit zu ermöglichen. Vor allem konnten sich alle Teilnehmer über die aktuellen Arbeiten ihrer chinesischen und deutschen Kollegen informieren, zusammen diskutieren sowie Erfahrungen austauschen und gemeinsame Kooperationen anbahnen.
Das Hauptsymposium eröffnete der Präsident der GDCh, Prof. Michael Dröscher, der die Bedeutung der Chemie für derzeitige und zukünftige Schlüsseltechnologien betont. Insbesondere der erste Themenbereich ”Organic and Carbon Electronics“ demonstrierte den interdisziplinären Charakter moderner Forschung, da mehrere Physiker und sogar ein Elektrotechniker als Redner auftraten. Sie beschäftigten sich mit molekularer Elektronik und molekularen Komponenten für Bauelemente wie Transistoren bis hin zur Kontrolle von Grenzflächen sowie der Generierung flexibler Bauelemente.
Nahtlos schloss sich der zweite Themenbereich ”Supramolecular Science and Technology“ an, in dem es insbesondere um die Erzeugung und Verwendung selbstorganisierter Strukturen ging. In diesem Zusammenhang wurden überwiegend größere Bausteine wie Foldamere, Polymere und DNA diskutiert.
Von den Biomakromolekülen hin zur Biologie führte dann der dritte Themenbereich ”Bio-oriented Chemistry and Chemical Biology“, in dem ein breites Spektrum an interdisziplinären Arbeiten von der Entwicklung neuer Methoden für Glykosilierungsreaktionen und Einzelmolekülstudien bis hin zu Bioimaging und neuen Wirkstoffcontainern vorgestellt wurde.
Der vierte Themenbereich ”Advanced Synthesis and Catalysis“ widmete sich aktuellen Trends der organischen Synthese, u.a. Katalysatordesign und Synthesekonzepten sowie deren Anwendung in Totalsynthesen.
Zu guter Letzt ging es dann im Themenbereich ”Energy Generation and Conservation, Green and Sustainable Chemistry“ u.a. um neue Konzepte für Brennstoffzellen und Solarzellen sowie die Nutzung nachwachsender Rohstoffe wie Cellulose.
Den anregenden Diskussionen auf dem Hauptsymposium folgten drei stimulierende Satellitensymposien mit weiterem intensiven Kontakt zwischen den chinesischen Gästen und ihren deutschen Kollegen. So wurde ”Catalysis &amp; Surface Chemistry“ in Berlin diskutiert, während ”Materials Chemistry“ im Mittelpunkt in Konstanz stand und ”Chemistry Meets Biology“ der Tenor in München war. An dieser Stelle gilt besonderer Dank den lokalen Organisatoren der Satellitenmeetings, die den Besuch der chinesischen und vieler deutscher Kollegen gekonnt abgerundet haben.
Im Vergleich zu den beiden ersten Symposien fiel positiv auf, dass der Gedankenaustausch, die Gespräche und der soziale Kontakt mittlerweile ohne größere Aktivierungsbarrieren verlief, was insbesondere auf die offene und westlich geprägte Art der chinesischen Gäste zurückgeführt werden kann. Der persönliche Kontakt und das Zusammenwachsen von Wissenschaftlern beider Länder lassen auf eine dauerhafte intensive und gute Beziehung zwischen chinesischen und deutschen Chemikern und ihren beiden Gesellschaften hoffen. In diesem Sinne: Auf zum ”4. Sino-German Frontiers of Chemistry Symposium“ in 2012, dann wieder in China.
Stefan Hecht


<h2>— — — Schreiben für die GDCh</h2>
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<h2>— — — Nicht immer gemeinsam</h2>
Europa wächst auch durch den Wettbewerb zusammen. Europäische Zeitschriften und Förderprogramme sind ein Zeichen für diese Entwicklung.
Vor mehr als zehn Jahren wurden die europäischen Chemiezeitschriften gegründet, deren Messlatte zur Annahme wissenschaftlicher Arbeiten wesentlich erhöht wurde. Dafür erlangen die dort publizierten europäischen Arbeiten weltweit eine viel höhere Sichtbarkeit. So hatten die qualitativ sehr hochstehenden Journale Chemische Berichte und Liebigs Annalen im Jahre 1996 einen Impact Factor von 1,7, respektiv 1,3, während 2009 der Impact Factor der heutigen europäischen Zeitschriften Chemistry A European Journal (5,4), European Journal of Organic Chemistry (3,1), und European Journal of Inorganic Chemistry (2,9) sehr viel höher liegt.
Auch in der Mittelanwerbung stellen sich akademische und industrielle Forschung in Europa zunehmend dem europäischen Vergleich. Die hochdotierten Framework-Programme der EU gehen demnächst in die 8. Auflage und unterstützen auf kompetitiver Basis die Forschung internationaler europäischer Konsortien.
Seit drei Jahren kommt auch die bedeutendste internationale Unterstützung für individuelle Forscher aus Brüssel, über die ERC Advanced Grants für anerkannte etablierte Wissenschaftler und die ERC Starter Grants für die vielversprechendsten Nachwuchswissenschaftler. Hier wünsche ich mir, dass die Akzeptanz für diese unbürokratisch gehandhabten ERC-Grants in Deutschland steigt und die Zahl der Bewerbungen in den kommenden Jahren zunimmt.
François Diederich
<a href="mailto:diederich@org.chem.ethz.ch">diederich@org.chem.ethz.ch</a>
François Diederich

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3. Chinesisch‐Deutsches Symposium ”Frontiers of Chemistry“

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker und die Chinese Chemical Society organisierten das dritte gemeinsame Symposium ”Frontiers of Chemistry“ vom 11. bis 15. August in Seeon. Auf Einladung der GDCh und CCS nahmen insgesamt knapp 70 Teilnehmer, darunter fast 30 chinesische Kollegen im Sommer in Se...

Mittlerweile schon ein bewährtes Konzept: Senior Expert Chemists (SEC) der GDCh sind gemeinsam mit VAA-Pensionären des Industrieparks Wolfgang bei Hanau auf Exkursion, am 30. August nach Darmstadt. Auf dem Programm standen die Besichtigung der ESOC (European Space Operations Centre) und der Jugendstilvillen auf der Mathildenhöhe. Offenbar ein attraktives Angebot, waren doch nicht weniger als 40 Personen angemeldet.


<h2>ESOC</h2>
Die ESOC ist das Kontrollzentrum der ESA (European Space Agency). Sie ist für den Betrieb sämtlicher ESA-Satelliten und für das dazu notwendige weltweite Netz der Bodenstationen verantwortlich. Darmstädter sprechen gern von ”Hessens Tor zum All.“ ESOC-Teams haben bislang über 60 Satelliten der ESA betreut, z.B. Huygens, Mars Express, Rosetta, Envisat, GOCE, Herschel und Planck. Das Zentrum hat mit Erfolg schwierigste Satelliten-Rettungsaktionen durchgeführt und ist darüber hinaus ein Spezialist für Weltraumschrott. Bei der Besichtigung der ESOC braucht man ein wenig Phantasie. Wenn nicht gerade ein Satellit in den Weltraum befördert wird — die ESOC übernimmt die Kontrolle, sobald sich der Satellit von der Trägerrakete löst — ist der dafür vorgesehene Kontrollraum gähnend leer. Man muss sich den Flugdirektor der Mission, umgeben von zahlreichen Spezialisten, alle an riesigen Bildschirmen, vorstellen. Jeder hat eine spezielle Aufgabe an einem Teil des Satelliten, jeder muss sehr schnell auf unvorhergesehene Situationen reagieren. Ein Beispiel: wenn sich die Antenne mit den Solarzellen nicht schnell genug entfaltet, sind die Batterien leer, bevor der Satellit mit der Arbeit beginnen kann.
Was hat besonders beeindruckt? Ich greife zwei Missionen heraus. Zuerst die Zwillings-Satelliten Herschel und Planck, die bei einer Detektor-Temperatur von 0,3 K (bei Planck sogar nur 0,1 K) die schwächsten Signale im fernen Infrarot vom Rand des Universums empfangen können. Forscher wollen so der Entstehung des Weltalls näher kommen (Big Bang-Theorie). Als zweites die Landung von Rosetta auf einem Kometen. Kometen sind besonders wertvoll zur Erforschung der Entstehung des Sonnensystems, weil sich ihre Materie so gut wie nicht verändert hat. Rosetta ist seit März 2004 unterwegs und soll im November 2014 auf seinem Zielkometen landen. Um Treibstoff zu sparen, wurde Rosetta durch mehrere Vorbeiflüge (Swing-By) an der Erde stark beschleunigt, ähnlich wie ein Hammerwerfer seinem Gerät Schwung verleiht. Satellitenmissionen dauern oft Jahrzehnte. Der Telekommunikationssatellit Marecs-B2 zum Beispiel wurde 1984 gestartet und wird heute noch gesteuert — mit der Computertechnik von 1984.


<h2>Jugendstil</h2>
Dass Darmstadt ein weltweit bedeutendes Zentrum des Jugendstils wurde, verdankt es dem letzten Großherzog Ernst-Ludwig von Hessen und bei Rhein. Der gründete 1899 auf der Mathildenhöhe in Darmstadt die Künstlerkolonie, indem er zunächst Joseph Maria Olbrich nach Darmstadt einlud. Nach Olbrich kamen andere bedeutende Künstler wie Peter Behrens, Hans Christiansen, Ludwig Habich, Bernhard Hoetger und Albin Müller, die dank der finanziellen Unterstützung durch Ernst-Ludwig den Jugendstil weiterentwickeln und vor allem in Form von Wohnhäusern umsetzen konnten.
Jugendstil ist eine Auflehnung gegen den überladenen Historismus der ”Belle Epoque“ (oder der Kaiser-Zeit) und gegen die industrielle Massenproduktion vor allem im viktorianischen England. In den Künstlerhäusern dominieren Unsymmetrie, florale Elemente, runde Formen und vor allem Leichtigkeit. Leider wurden die Jugendstilvillen auf der Mathildenhöhe im zweiten Weltkrieg sehr zerstört. Die Pensionäre konnten zwei der Künstlerhäuser besichtigen und dort einen Eindruck gewinnen — wiederum mit einiger Phantasie — wie die Philosophie des Jugendstils, die Einheit von Künstler und Handwerker, den Bereich des täglichen Lebens geformt hat. Gerade diese Einheit hat ja dann wenig später das Bauhaus in Weimar geprägt.
Ein Faktor der Exkursion konnte trotz sorgfältiger Planung nicht organisiert werden, nämlich das Wetter. Die Vision war ein heißer, trockener Hochsommertag, die Realität kalt und nass. Passend zur Vision schloss ein besonderer Leckerbissen die Führung ab. Als höchster Punkt von Darmstadt war die Mathildenhöhe prädestiniert für ein großes Wasserreservoir. Das wurde 1880 gebaut und fasste fast 5000 m3. Heute bildet die denkmalgeschützte Anlage das Fundament des großen Ausstellungsgebäudes. Das Wasser steht in den Katakomben nur noch 30 cm hoch. Welch ein Labsal nach einem heißen Besichtigungstag. Der Enthusiasmus der Pensionäre für die Erfrischung hielt sich an diesem kühlen, regnerischen Tag doch sehr in Grenzen.
Jugendstil und ESOC, für Darmstadt die Folge von glücklichen Umständen und ein wenig Zufall. Der Gegenwart der damaligen ”Technischen Hochschule“ und eines Großrechners ist 1967 die Entscheidung der ESA für Darmstadt zu verdanken. Der Großherzog Ernst-Ludwig war einer der vielen Enkel von Königin Victoria von England. Er kam dort in den Genuss einer ordentlichen englischen Erziehung und lernte dabei die Arts and Crafts Bewegung kennen — sie gilt zu Recht als einer der Wegbereiter des Jugendstils.
Wolfgang Gerhartz


<h2>— — — Transatlantische Brücke</h2>
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker hat das Spektrum ihrer bilateralen Kooperationsvereinbarungen um eine weitere ergänzt. Anlässlich des ”Open Board Meetings“ der American Chemical Society (ACS) am 22. August während der ACS-Herbsttagung in Boston, unterzeichneten ACS-Präsident Joseph Francisco, die Vorsitzende des ACS-Boards Bonnie A. Charpentier und GDCh-Präsident Michael Dröscher ein auf zunächst drei Jahre angelegtes Memorandum of Understanding zur weiteren Zusammenarbeit. Eine gute Woche später unterzeichneten auch die beiden Geschäftsführer, Madeleine Jacobs für die ACS und Wolfram Koch für die GDCh, das Dokument im Anschluss an die GDCh-Mitgliederversammlung am 1. September am Rande des EuCheMS-Kongresses in Nürnberg.
ACS und GDCh pflegen bereits seit vielen Jahren eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit, insbesondere im Kontext gemeinsamer wissenschaftlicher Veranstaltungen, wie die Transatlantic Frontier of Chemistry Symposien oder das Austauschprogramm der Jungchemiker, das in Boston sein zehnjähriges Bestehen feierte.
Diese erfolgreichen Kooperationen sollen gemäß der neuen Vereinbarung weitergeführt und um einige Komponenten ergänzt werden.
Der strategische Fokus liegt auf gemeinsamen Aktivitäten in den USA und in Deutschland zur Förderung des Wissens und Verständnisses von Chemie und chemischen Zusammenhängen in der Öffentlichkeit sowie auf der Einrichtung von reziproken Vergünstigungen für die Mitglieder von ACS und GDCh. Konkret werden genannt der Erfahrungsaustausch im Kontext Politikberatung, in dem die ACS traditionell sehr stark ist, und der Austausch von Lehrmaterialien zur nachhaltigen Chemie.
In diesen Zusammenhang fallen auch die Pläne einer gemeinsamen Sommerschule zur nachhaltigen Chemie, und — in einem ersten Schritt — die Teilnahme deutscher Studierender am bereits bestehenden ACS-Sommerschulprogramm. Die kostenfreie Nutzung der Karriere- und Berufsberatung der jeweils anderen Gesellschaft sowie die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen zu Mitgliedsbedingungen sind unmittelbar die Mitglieder betreffende Vorteile, die in der Vereinbarung festgehalten sind. Schließlich soll eine möglichst enge Kooperation im Rahmen des Internationalen Jahres der Chemie 2011 angestrebt werden.
Es ist fest geplant, die Kooperation nach der dreijährigen Laufzeit dieser ersten Vereinbarung nicht nur fortzuführen, sondern möglichst zu erweitern, so beispielsweise um die Möglichkeit, an Tagungen und Symposien der jeweils anderen Gesellschaft zu Mitgliedskonditionen teilnehmen zu können.
Der vollständige Text der Vereinbarung kann unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/mgs/iam.htm" target="_blank">www.gdch.de/mgs/iam.htm</a></ext-link> eingesehen werden.
Während die GDCh im europäischen Raum einerseits durch EuCheMS andererseits aber auch durch eine Vielzahl von bilateralen Kooperationsvereinbarung bereits bestens vernetzt ist, öffnet die nun gestärkte und institutionalisierte Zusammenarbeit mit der ACS neue Möglichkeiten. Eine ähnliche Vereinbarung wird aktuell mit der Chinesischen Chemischen Gesellschaft diskutiert, um auch in diesem Teil der Welt unsere Präsenz und Sichtbarkeit zu stärken.
Wolfram Koch, Frankfurt
<a href="mailto:W.Koch@gdch.de">W.Koch@gdch.de</a>

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3. Chinesisch‐Deutsches Symposium ”Frontiers of Chemistry“

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