Wissenschaft + Forschung

Silikat hält Wasser im Boden | Steigt der Gewichtsanteil amorphen Silikats in Böden um ein Prozent, erhöht sich dadurch die Wassermenge um bis zu 40 Prozent oder mehr. Dies ermittelten Forscher des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung. Durch das Silikat bilden sich Gele, die Pflanzen als Wasservorräte dienen. Das Wissen könnte helfen, das Austrocknen von Böden zu verhindern, besonders in der Landwirtschaft.<ul><li>
1 Sci. Rep. 2020, 10, 2424</li></ul>
Frühere Begrünung führt zu mehr Dürren und Hitzeextremen | Wegen des steigenden CO2-Gehalts in der Atmosphäre beginnen Pflanzen früher mit dem Blattaustrieb. Das verursacht einen so großen Wasserverlust durch Verdunstung, dass das Risiko von Bodenfeuchtigkeitsdürren und Hitzeextremen in den Sommermonaten steigt. Die Aussage gelte allerdings nur für die nördliche Hemisphäre und nicht für landwirtschaftliche Gebiete sowie Mittelsibirien. Ermittelt hat dies ein internationales Forscherteam, indem es Satellitenbilder von Frühlingsgrün mit solchen sinkender Sommerbodenfeuchtigkeit verknüpfte.<ul><li>
2 Sci. Adv. 2020, 6, eaax0255</li></ul>
Mehr Mikrogummi als -plastik | Nach Berechnungen von Forschern der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt haben sich zwischen 1988 und 2018 rund 200 000 Tonnen Mikrogummi in der Umwelt angesammelt. Davon stammen 97 Prozent aus Reifenabrieb, der sich so verteilt: Etwa drei Viertel bleiben auf den ersten fünf Metern links und rechts der Straße, 5 Prozent in den restlichen Böden und etwa 20 Prozent landen in Gewässern.Den Berechnungen zufolge bestehen nur 7 Prozent der polymerbasierten Mikropartikel, die in die Umwelt gelangen, aus Plastik; 93 Prozent sind aus Gummi. Reifenabrieb mache aber dennoch in verkehrsnahen Standorten nur eine „tiefe einstellige“ Prozentzahl des eingeatmeten Feinstaubs aus, sodass die Wirkungen zumindest auf den Menschen gering seien.<ul><li>
3 Environ Pollut. 2020, 258, 113573</li></ul>
Stickstoffkreislauf im Meer: Schlüsselprozess geklärt | Im Meer oxidieren Archaea Ammoniak zu Nitrit, das dann vor allem von Nitrospinae in Nitrat umgewandelt wird. Da es etwa zehn Mal weniger Nitrospinae gibt als Archaea, vermuteten Forscher unbekannte Nitritoxidierer. Neue Forschungsergebnisse zeigen aber: Nitrospinae sind aktiver und wachsen schneller als Archaea, sie sind somit effizienter. Da sie auch schneller sterben, ist der Stickstoffkreislauf im Meer trotz der unterschiedlichen Mengen ausgeglichen – weitere, unbekannte Nitritoxidierer seien unwahrscheinlich.<ul><li>
4 Nat. Commun. 2020, doi: <ext-link ext-link-type="doi">10.1038/s41467–020–14542–3</ext-link></li></ul>
pH-Wert von Kraterseen | Der Krater des Nördlinger Ries entstand vor 15 Millionen Jahren durch einen Asteroideneinschlag und eignet sich wegen seiner Struktur als Marsmodellkrater. Wie Forscher nun ermittelten, veränderte die schrittweise Erosion des Kraters den pH-Wert des entstandenen Kratersees: Demnach sei sein pH-Wert von ursprünglich 9,8 auf 8,5 gesunken. Damit sei er ein meerwasserähnlicher, mäßig alkalischer Steinsalzsee statt eines hochalkalischen Sodasees.Bei Marsmissionen könnten künftig auch dortige Sedimente auf ihren pH-Wert untersucht werden, was Rückschlüsse auf ehemalige Gewässer erlauben würde.<ul><li>
5 Sci. Adv. 2020, 6, eaay3440</li></ul>
Eliza Leusmann

Meldung

Aus der Umweltforschung

Silikat hält Wasser im Boden | Steigt der Gewichtsanteil amorphen Silikats in Böden um ein Prozent, erhöht sich dadurch die Wassermenge um bis zu 40 Prozent oder mehr. Dies ermittelten Forscher des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung. Durch das Silikat bilden sich Gele, die Pflanzen al...

Die Bundeswehr macht, was wirklich zählt: Desinfektionsmittel. Aber nicht irgendein Desinfektionsmittel, sondern eines mit – laut Pressemitteilung – „höherer Leistungsdichte als herkömmliche“. Leistungsdichte? Schon wieder eine neue Größe, die wir lernen müssen, nach Reproduktionszahl und Durchseuchungsgrad? Wie meine Recherche ergab, handelt es sich um ein Desinfektionsmittel, das als aktive Substanz eine Percarbonsäure verwendet. Es oxidiert das Virus also einfach weg, sollte dieses es wagen, mit seinen dreckigen Spikeproteinen irgendwas anzutatschen.Die Meldung habe ich übrigens aus einem Whatsapp-Chat der Elterngruppe meines mittleren Sohnes. Die Diskussion um das Hygienekonzept an der Schule schlug hohe Wellen. 271 Posts in drei Stunden – mehr als damals bei Prügel-Kevin oder beim Läusebefall in der 2c. Der Einwurf des Zynismus-Beauftragten des Schulelternbeirats (ich), die katastrophalen Zustände in den Schultoiletten würden das Coronavirus vermutlich von selbst abtöten, wurde ignoriert. Die Besorgnis verlagerte sich schnell auf das Thema „Alkohol in Kinderhand“; die ernsthaft vorgeschlagene Alternative: ein Flächendesinfektionsmittel auf Basis quartärer Ammoniumverbindungen.Hemdsärmelig sieht es auch Nachrichten-Leser R., der uns zum Beitrag „Zu wertvoll für Schnaps“ [Nachr. Chem. 2020, 68(5), 31] schrieb: „Mix it yourself – es geht um Corona! Wozu Glycerin; fachkundige Chemiker sollten unterscheiden können zwischen Wirk- und Hilfsstoff.“ Da hat er zweifellos Recht. Fairerweise ist aber zu sagen, dass es im professionellen Bereich – und auch für Keim-Psychotiker – blöd ist, wenn Desinfizieren zu Hautproblemen und in der Folge zum Personalausfall führt.Die neu gegründete GDCh-Expertenliga ChemFacts for Future hat auch gleich mal ein Factsheet zum Thema Händewaschen oder Desinfektion herausgegeben (<a href="https://www.gdch.de/factsheets" target="_blank">www.gdch.de/factsheets</a>). Und kommt wie andere Experten zum Schluss: Gründliches Händewaschen für 20 bis 30 Sekunden mit Wasser und Seife wirkt gegen behüllte Viren wie das Sars-Cov2.Gestern fand ich in der Redaktion zwei Sprühflaschen mit Desinfektionsmittellösung. 82 % Alkohol, wohl von der Reinigungsfachkraft vergessen. Ich erwog einen kräftigen Donald-Trump-Gedächtnisschluck, doch die Ermahnung meines Geschäftsführers hielt mich davon ab: „Bitte keinen Corona-Blues“ [Leitartikel in diesen Nachrichten, S.3].Aber es ist schon ein gutes Gefühl, sich mit je einem Sprayer in der rechten und der linken Hand den Weg freizusprühen. Hasta la vista, Coronavirus.Im Interskriptum schreibt Nachrichten-Chefredakteur Christian Remenyi über Chemisches und Komisches – und was sich sonst noch so im Zettelkasten der Redaktion findet. nachrichten@g<a href="https://dch.de" target="_blank">dch.de</a>

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