Service

Prof.Dr.

Als kulturgeschichtlich interessierter Student hatte Johann Plank, Professor für Bauchemie an der TU München, in den 1970er Jahren den Irak kennen und ob des damals sehr hohen Bildungsstands schätzen gelernt. Heute unterstützt er das vom Krieg mit dem Islamischen Staat (IS) schwer gebeutelte Land durch Vermittlung bauchemischen Know-hows.
Im Dezember letzten Jahres besuchte ich den Nordirak im Rahmen eines vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiierten und vom DAAD finanzierten Projekts zur Zusammenarbeit mit der Northern Technical University in Mossul. Die Universität liegt im Osten von Mossul, gegenüber dem Ruinenfeld der antiken Assyrerhauptstadt Niniveh. Sie bildet derzeit zirka 25 000 Studenten in den Natur- und Ingenieurwissenschaften aus. Unser Kooperationspartner dort waren die Institute für Baustoffwissenschaften und Chemieingenieurwesen, deren Vertreter uns vorher bereits an der TU München besucht hatten.Nach der Begrüßung durch den Präsidenten der Universität, Mouafak Yahya Hamdoun, begannen die Fachgespräche: Es ging um Analytik und Optimierung von Portlandzement sowie bauchemische Zusatzmittel für die Herstellung von hochfestem Beton unter den extremen Klimabedingungen des Irak (im Sommer regelmäßig über 50 °C im Schatten). Ich hielt zudem Vorlesungen zur Zementchemie und -hydratation und gab einen Überblick über für den Irak wichtige Betonzusatzmittel, darunter Hydratationsverzögerer, Fließmittel oder Nachbehandlungsmittel. Unter den Studierenden und Professoren waren für ein arabisches Land auffallend viele Frauen, oft unverschleiert. Mossul ist eine multiethnische und multikulturelle Stadt, in der neben Muslimen vor allem Yesiden, Zoroastrier und Christen unterschiedlichster Richtungen leben.Zur praktischen Vertiefung der Ausführungen zum Zement besuchten wir das im nordwestlich von Mossul im Sinjar-Gebirge gelegene Zementwerk Al-Badusch. An der Exkursion nahmen etwa 50 Studierende und mehrere Professoren teil. Das Zementwerk wurde 1980 von einer französischen Firma mit einer Kapazität von etwa zwei Millionen Tonnen Portlandzement errichtet. Die Kalzinierung des Rohmehls erfolgt bei zirka 1400 °C im Trockenverfahren, als Brennstoff dient schweres Heizöl aus dem nahe gelegenen Kirkuk.Mahlhilfsmittel zur Verringerung des Energieverbrauchs werden nicht eingesetzt, da die Energiekosten sehr niedrig sind. Derzeit wird als einzige Zementsorte ein einfacher CEM I 32.5 hergestellt. Der Werksleiter klagte über massive Probleme bei der Instandhaltung der Anlagen. Während zu Zeiten Saddam Husseins Sanktionen gegen den Irak den Import von Ersatzausrüstung verhinderte, ist es jetzt akuter Geldmangel. Die Leiterin des Analytiklabors, eine Chemikerin, erkundigte sich, wie der zu hohe Freikalkgehalt reduziert werden kann. Unsere Vorschläge und eine verbesserte Analytik lösten inzwischen das Problem.Im Anschluss an eine weitere Vorlesung zu bauchemischen Zusatzmitteln fand ein ganztägiges anwendungsorientiertes Laborpraktikum statt. Zunächst wurde die Dispergierwirkung von polycarboxylat- und polykondensatbasierten anionischen Fließmitteln verglichen und ihre spezifischen Vor- und Nachteile herausgearbeitet. Durch Vergleich des lokalen Zements von Al-Badusch sowie eines von mir aus Deutschland mitgebrachten Zements, der reich an Tricalciumaluminat war, lernten die Studierenden zudem den Einfluss der Phasenzusammensetzung des Zements auf die Fließmitteldosierung und -wirkung kennen. Im Gegensatz zu Fließmitteln sind Abbindeverzögerer für Zement im Irak sehr bekannt, da sie angesichts der hohen Temperaturen unverzichtbar sind. Eingesetzt werden vor allem Natriumgluconat und Lignosulfonate.Angeregt durch diese Gespräche hat das Institut für Baustoffwissenschaften von Eethar Dawood inzwischen Forschungsarbeiten zu Zementen begonnen, die als Klinkerersatz calcinierte Tone enthalten. Die Herstellung dieser Kompositelemente ist kostengünstig und reduziert den erheblichen CO2-Ausstoß bei der Zementherstellung. Das Institut befasst sich darüber hinaus mit stahlfaserbewehrtem Beton für Brücken, mit Schaumbeton sowie mit „grünen“ Mörteln, in denen der Zementgehalt durch Zusatz von fein gemahlenem Kalksteinmehl erheblich reduziert ist. Angeregt durch unsere Kooperation wurde inzwischen eine Forschergruppe eingerichtet, welche sich mit der Synthese von durch freie radikalische Copolymerisation hergestellten Polycarboxylat-Fließmitteln befasst.Die Eindrücke einer Fahrt durch West-Mossul waren bestürzend. Die zweitgrößte Stadt des Irak liegt auch zwei Jahre nach der Vertreibung des IS noch weitgehend in Trümmern, ein Wiederaufbau ist kaum erkennbar: der Westteil von Mossul ist ein einziges Ruinenfeld, zwischen den Schutthalden liegen hier und da noch menschliche Leichenteile. Es sind Bilder wie in unseren Städten am Ende des 2. Weltkriegs. Am Stadtrand finden wir ein kleines Betonmischwerk, in dem einfachster Beton der Festigkeitsklasse C20 mit primitivsten Mitteln hergestellt wird – welch ein Gegensatz zu dem prosperierenden Land, das ich in den 1970er Jahren kennengelernt hatte.Im Gespräch mit den Professoren und Studenten wird deutlich, dass die Mehrheit der jetzigen Generation das Land wenn irgend möglich verlassen möchte. Ein Professor berichtet, dass drei seiner Kinder inzwischen in Kanada, Australien und München leben. Dieser Aderlass an jungen Talenten wird sich fatal auf die Zukunft des Irak auswirken. Mit unserer Zusammenarbeit in der universitären Ausbildung wollen wir jungen Menschen eine Bleibeperspektive geben und zudem die für den Wiederaufbau dringend benötigten Fachleute heranbilden.Johann Plank, München<figure><img src="https://media.graphcms.com/svNSVeDCQsaXXnTG8mBi"><figcaption><label>Abb. 1: </label>Der Nordirak hat im Krieg gegen den Islamischen Staat sehr gelitten. Große Teile Mossuls sind zerstört. Durch die angespannte Sicherheitslage ist es vielerorts immer noch besser, sich geschützt durch irakische Milizen zu bewegen. Johann Plank (TU München) unterstützte die Northern Technical University in Mossul durch Vorträge und Lehrveranstaltungen. Fotos: Johann Plank</figcaption></figure>

Meldung

Bauchemie im Irak

Als kulturgeschichtlich interessierter Student hatte Johann Plank, Professor für Bauchemie an der TU München, in den 1970er Jahren den Irak kennen und ob des damals sehr hohen Bildungsstands schätzen gelernt. Heute unterstützt er das vom Krieg mit dem Islamischen Staat (IS) schwer gebeutelte Land...

GDCh

Die GDCh verwaltet eine Reihe rechtlich unselbstständiger Stiftungen treuhänderisch. Aber warum eigentlich? Wer sind die Stifter? Und was ist die Aufgabe dieser Stiftungen?
Bereits Mitte der 90er Jahre wurden die ersten Stiftungen bei der GDCh eingerichtet. Doch was bewegt Menschen dazu, das zu tun? Die Antwort ist in den meisten Fällen ganz einfach: Leidenschaft für die Chemie und Leidenschaft für andere Menschen.Am 3. Juni 1992 startete die erste bei der GDCh eingerichtete Stiftung: die Jenemann-Stiftung. Der im Jahr 1996 verstorbene Stifter Hans R. Jenemann begeisterte sich für die Geschichte wissenschaftlicher Instrumente, insbesondere der Waage. Diese Begeisterung wollte er auch bei anderen fördern. Dafür richtete er die nach ihm benannte Stiftung ein, der er einen großen Teil seines Vermögens stiftete.Ebenso wie Jenemann fördern auch andere Menschen mit von ihnen eingerichteten Stiftungen das wissenschaftliche Gebiet, das sie selbst begeistert. Beispielsweise unterstützt die Manecke-Stiftung Forschung auf dem Gebiet der Polymere, die Grohe-Stiftung Errungenschaften der Medizinischen Chemie und die Meyer-Galow-Stiftung Innovationen der Wirtschaftschemie, um nur ein paar wenige zu nennen. Insgesamt dreizehn Stiftungen sind derzeit bei der GDCh eingerichtet.<h2>Zweck der Stiftungen</h2>Zweck der Stiftungen ist die Vergabe von Preisen, Stipendien und Fördermitteln an Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Fachgebieten und auf unterschiedlichen Karrierestufen. Bereits Bachelorstudierende haben die Chance auf eine Förderung durch die August-Wilhelm-von-Hofmann-Stiftung.Das Stiftungskapital der August-Wilhelm-von-Hofmann-Stiftung verdankt die GDCh einem verstorbenen Mitglied, dem das Interesse junger Wissenschaftler*innen an der Chemie am Herzen lag. Die GDCh entschloss sich, mit dem ihr anvertrauten Kapital eine Stiftung für den wissenschaftlichen Nachwuchs einzurichten, um so den Wunsch des langjährigen Mitglieds zu erfüllen und dessen Begeisterung für die Chemie durch finanzielle Förderungen an junge Persönlichkeiten weiterzugeben.Einer der mit 50 000 Euro höchstdotieren Preise der GDCh ist der Karl-Ziegler-Preis der gleichnamigen Stiftung. Mit dem Preis sollen sowohl abgeschlossene Lebensleistungen wie auch Arbeiten jüngerer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen gewürdigt werden, die bereits Herausragendes zur chemischen Forschung beigetragen haben. Die Karl-Ziegler-Stiftung wurde von der Tochter des Namensgebers eingerichtet, um damit ihrem Vater zu gedenken, dem Nobelpreisträger und ersten Präsidenten der GDCh Karl Ziegler.Und wer nicht mehr studierend, aber auch noch nicht gestandener Chemiker oder gestandene Chemikerin ist? Da wäre vielleicht ein Stipendium der Dr.-Hermann-Schnell-Stiftung oder ein Preis der Hellmut-Bredereck-Stiftung ideal. Diese beiden Stiftungen vergeben Geld an junge Wissenschaftler*innen, die auf den Gebieten der Namensgeber forschen, der makromolekularen und der organischen Chemie.Motivationen für eine Stiftung sind unterschiedlich; auch die Gebiete der Förderung durch die Stiftungen der GDCh sind vielfältig und gehen mitunter sogar über Wissenschaft und Forschung hinaus. Die GDCh verwaltet zum Beispiel auch eine Stiftung, die Persönlichkeiten außerhalb der Chemie fördert. Diese nach dem Gründer Wolfgang Johannes Hönle benannte Stiftung vergibt nicht nur Fördermittel für Projekte zur Festkörperforschung, sondern auch für Kunst und Kultur. Sie will damit das gegenseitige Miteinander und Verständnis fördern.<h2>Stiftungspreise = GDCh-Preise?</h2>Die meisten Stiftungen wurden mit dem Ziel eingerichtet, Preise zu verleihen und damit Forschung zu fördern. Sind Stiftungspreise und GDCh-Preise damit identisch? Nein – Stiftungspreise werden durch das Vermögen von Privatpersonen finanziert; diese haben es speziell für den jeweiligen Zweck der Stiftungen zur Verfügung gestellt. Die Stiftungsvermögen dürfen deshalb nur streng zweckgebunden genutzt werden. Der jeweilige Zweck ist in der entsprechenden Satzung der Stiftungen festgeschrieben.Im Gegensatz dazu werden die GDCh-eigenen Preise aus den laufenden Mitteln finanziert. Somit werden zwar sowohl Stiftungspreise als auch GDCh-Preise von der GDCh verwaltet, aber die Stiftungspreise nehmen eine Sonderrolle ein, da diese bei der GDCh als Treuhänderin eingerichtet wurden.<h2>Warum agiert die GDCh als Treuhänderin?</h2>Eine Stiftung einzurichten, heißt immer, sich mit vielen bürokratischen Fragen und Regelungen auseinandersetzen zu müssen. Wenn ein Stifter oder eine Stifterin der GDCh als Treuhänderin die Verwaltung der Stiftung in die Hände legt, entstehen einige Vorteile. Beispielsweise wird dadurch die benötigte Zeit zur Bewilligung durch das Finanzamt verkürzt, und auch die Kosten sind geringer. Auch unterliegen rechtlich unselbstständige Stiftungen nicht der Stiftungsaufsicht, was wiederum zu einer schnelleren Aufnahme des Stiftungsgeschäfts führt.Die GDCh begrüßt es sehr, wenn sich Persönlichkeiten dazu entschließen, die Chemie und Personen in der Chemie im Sinn der Ziele der GDCh zu fördern. Sie steht deshalb gerne als Treuhänderin zur Verfügung. Durch diese Vereinbarung gewinnen alle Beteiligten – die Stifter, die GDCh und selbstverständlich auch diejenigen, die von den Stiftungen gefördert werden.Jasmin HerrSie wollen mehr erfahren?<a href="https://www.gdch.de/Stiftungen" target="_blank">www.gdch.de/Stiftungen</a><h2>GDCH-Preise 2021: Fragen an Schatzmeister Dr. Timo Fleßner</h2>Der GDCh-Vorstand hat beschlossen, für das Jahr 2021 einmalig keine GDCh-Preise auszuschreiben. Was ist der Grund dafür?Die vom GDCh-Vorstand beschlossenen Sparmaßnahmen aufgrund der Covid-19-Pandemie haben nicht nur das hauptamtliche Personal sowie die Infrastruktur der GDCh-Geschäftsstelle betroffen, sondern auch die Realisierung der Satzungszwecke. Hier ist in Abstimmung zwischen GDCh-Vorstand und GDCh-Geschäftsführung ein Zehn-Punkte-Plan entwickelt und verabschiedet worden, der Kürzungen oder Streichungen bei einzelnen Satzungsaufwendungen vorsieht. Neben der Aussetzung der Ausschreibung von GDCh-Preisen im Jahr 2021 zählen hierzu auch reduzierte Aufwendungen für Stipendien sowie die Streichung oder Reduzierung von Zuschüssen für unsere Regionalstrukturen in den Ortsverbänden. Natürlich hoffen wir alle in der GDCh, dass dies ein einmaliger Vorgang sein wird und wir schon im Jahr 2022 wieder vollumfänglich GDCh-Preise ausschreiben können.Dennoch werden Stiftungspreise ausgeschrieben. Wo ist der Unterschied zu den GDCh-Preisen?Bei den Stiftungspreisen ist der Sachverhalt anders zu betrachten. Die GDCh fungiert als Treuhänderin für die dreizehn rechtlich unselbstständigen Stiftungen. Die Treuhänderschaft übernimmt die GDCh-Geschäftsstelle unentgeltlich für die Stiftungen, sodass für diese weder Kosten für Personal noch Infrastruktur entstehen. Im Gegenzug wird das Stiftungsvermögen als Sondervermögen im GDCh-Eigenkapital ausgewiesen. Die Realisierung des Stiftungszwecks wird fast ausschließlich über die Zins- und Dividendenerträge der Stiftungseinlage an den Kapitalmärkten realisiert. Damit ist sowohl die Aufwandsseite als auch die Einnahmenseite der Stiftungen weit weniger von der Covid-19-Krise betroffen als die GDCh selbst, bei der dieses Jahr nahezu die gesamten Einnahmen aus dem Veranstaltungsbereich weggebrochen sind.Die GDCh verleiht auch Preise, die von Unternehmen oder Personen gesponsert sind. Was ist mit diesen Preisen?Hier kann man auch von einer Patenschaft sprechen. Es handelt sich um eine Kooperation zwischen der GDCh und typischerweise einem chemischen Unternehmen, das gerne einen Preis unter dem Dach der GDCh ausschreiben möchte. Vorteil für das Unternehmen ist, dass dieses auf den Sachverstand der GDCh in Preisangelegenheiten zurückgreifen kann. Der Verwaltungsaufwand lässt sich so gering halten. Die GDCh wiederum kann ihr Spektrum an wissenschaftlichen Auszeichnungen erweitern, ohne dafür das Preisgeld übernehmen zu müssen: eine Win-win-Situation – zumal dies auch die Sichtbarkeit der GDCh in der Industrielandschaft erhöht.

Meldung

Bauchemie im Irak

Überprüfung Ihres Anmeldestatus ...