Leitartikel

Prof.Dr.

Das kanonische Thema dieses Leitartikels wäre das GDCh-Wissenschaftsforum, bei dem wir uns vom 4. bis zum 7. September in Bremen treffen. Unter dem Motto “Chemie schafft Zukunft” erwartet uns ein attraktives und anspruchsvolles Programm: Prominente Plenarvortragende spannen einen weiten Bogen von der Chemieausbildung der Zukunft über die Rolle quantentheoretischer Methoden für die Energieforschung, die Synthese molekularer Motoren bis hin zu Innovationen und Nachhaltigkeit in der chemischen Industrie. Über 320 Vorträge, viele Posterbeiträge, ein chinesisch-deutsches Symposium zum Thema Wasser sowie die Eröffnung der Wanderausstellung “Tüten, T-Shirts und Tenside — die Ausstellung zur nachhaltigen Chemie” sind nur einige weitere Highlights. Registrieren Sie sich vor dem 20. Juli und nutzen noch den Frühbucherrabatt. Mehr unter <ext-link ext-link-type="uri"><a href="https://www.gdch.de/wissenschaftsforum2011" target="_blank">www.gdch.de/wissenschaftsforum2011</a></ext-link>.
Mein eigentliches Thema ist aber weniger erfreulich. Anfang Mai fand in Berlin die zweite nationale Bologna-Konferenz statt, auf der über den Fortgang der Hochschulreformen diskutiert wurde. Zwar hat die GDCh diesen Prozess und das damit verknüpfte Ziel eines gemeinsamen, international wettbewerbsfähigen europäischen Hochschulraums von Anfang an unterstützt, doch zeigen sich nach wie vor erhebliche Baustellen mit Klärungs- und Verbesserungsbedarf. Zuletzt hat die GDCh dazu in einem Positionspapier vom November 2009 Stellung genommen.
Unter den für die Chemie besonders relevanten Fragen ist der Zugang zum Masterstudium, vor allem ob künftig genügend Master-Studienplätze zur Verfügung stehen. Denn: Während die Politik den Bachelor als berufsqualifizierenden Abschluss versteht, spricht die Realität eine deutlich andere Sprache. Wie der Stifterverband kürzlich berichtete, streben 70 Prozent aller Bachelorstudenten an den Universitäten ein unmittelbar anschließendes Masterstudium an.
Nach der neuesten Statistik der GDCh ist das Bild in der Chemie noch viel dramatischer: Gerade zwei Prozent der Bachelorabsolventen geben an, ohne weiteren Abschluss die Universität verlassen und in den Beruf einsteigen zu wollen. Hier kann man getrost sagen: Der Bachelor spielt in der Chemie als universitärer Abschluss keine Rolle.
Dies stimmt mit den Forderungen der GDCh überein, nach denen der Bachelor das Qualifikationsprofil des universitären Diplom-Chemikers bei weitem nicht erreichen kann und lediglich die Basis für ein anspruchsvolles Masterstudium bildet.
In der Chemie ist der bei weitem wichtigste Abschluss nach wie vor der Doktortitel, den ca. 90 Prozent aller Masterabsolventen anstreben. Eine Beschränkung der Studienplätze in den Masterstudiengängen hätte daher nicht nur katastrophale Auswirkungen auf die betroffenen Studierenden, die in einen faktisch nicht existierenden Arbeitsmarkt entlassen werden würden, sondern gefährdete auch die Versorgung der chemischen Industrie mit qualifizierten Mitarbeitern. Nicht zuletzt litte auch die Forschung an den Universitäten darunter, schließlich hängt diese maßgeblich von den Doktoranden ab.
In diesem Licht ist die Einschätzung des Hochschulverbands, dass auf lange Sicht nur jedem dritten Bachelorabsolventen ein Master-Studienplatz in Deutschland zur Verfügung steht, höchst alarmierend. Auch wenn dieses Horrorszenario in der Chemie vermutlich nicht in dieser Schärfe eintreten wird, dürfen wir nicht müde werden zu betonen, dass eine ausreichende Anzahl von Master-Studienplätzen gewährleistet bleiben muss und dass der Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium in der Chemie nicht durch Quoten beschränkt werden darf. Der Zugang zum Masterstudium muss vielmehr ausschließlich nach Qualitätskriterien in der fachlichen Kompetenz der Hochschulen geregelt werden; jedem Studierenden, der kann und will, muss dieser Weg auch in Zukunft offen stehen!
Wie immer freue ich mich über Kommentare und Anmerkungen.
Die Zukunft nicht durch Quoten beschränken

Artikel

Bologna: Lavori in Corso

Das kanonische Thema dieses Leitartikels wäre das GDCh-Wissenschaftsforum, bei dem wir uns vom 4. bis zum 7. September in Bremen treffen. Unter dem Motto “Chemie schafft Zukunft” erwartet uns ein attraktives und anspruchsvolles Programm: Prominente Plenarvortragende spannen einen weiten Bogen vo...

Inhalt

<h2>695 Leitartikel</h2>
Bologna: Lavori in Corso
W. Koch


<h2>Magazin</h2>
Pheromone
704 Auf der Spur der chemischen Sprache der Tiere
S. Schulz
In der Pheromonforschung geht es darum, diese Botenstoffe zu identifizieren und ihre Wirkungsweise zu verstehen.
Chiralität
710 “Der Ursprung der Homochiralität liegt möglicherweise im All”
C. Remenyi
Uwe Meierhenrich, Träger Horst-Pracejus-Preises der GDCh, über Chiralitätsforschung, warum er das Jahr 2014 herbeisehnt und was ein deutscher Wissenschaftler in Frankreich beachten muss.
 Polymerfasern
714 Vielseitige Nanofaserstrukturen durch Elektrospinnen
J. H. Wendorff , S. Agarwal, A. Greiner
In den letzten zehn Jahren gelang es immer besser, Polymere aus Polymernanofasern unterschiedlicher Dimensionen und Formen durch Elektrospinnen herzustellen.
Materialien
719 Neue Polymere gegen multiresistente Bakterien
K. Lienkamp
Polymere, die antimikrobielle Peptide nachahmen, wirken gegen resistente Keime. Solche Materialien eignen sich sowohl als Wirkstoffe als auch für Medizinprodukte.
Chemiegeschichte
724 Vom antiken Purpur zur organischen Solarzelle
H. Hartmann
Farbstoffe dienten seit jeher nicht nur dazu, menschliche Lebensräume und den eigenen Körper attraktiver zu gestalten, sondern auch, um Informationen auszutauschen und wichtige Ereignisse im Bild festzuhalten. Ab dem 18. Jahrhundert verwendeten die Menschen dafür synthetische Färbemittel.


<h2>Blickpunkt</h2>


<h2>Synthese</h2>
729 Kleine Ringe: Auf die Spannung kommt es an
J. Kaschel, D. B. Werz
Entscheidend ist das richtige Werkzeug, um den Ring zu öffnen.


<h2>Biowissenschaften</h2>
734 Das geheimnisvolle Glashaus der Diatomeen
M. Groß
Kieselalgen nutzen ungewöhnliche Biomoleküle, um aus Kieselsäure einen Panzer mit Nanostrukturen aufzubauen.


<h2>Chemie und Computer</h2>
737 Elektronisches Journal an der Uni
M. Kotaskova, L. Tserovski
Chemiewirtschaft
739 Komplexität ohne Kompliziertheit
U. Jung
Sind globale Megatrends Erfolgsfaktor oder Worthülse?


<h2>742 Thomas Seuß: Warten auf die Gemeinschaft?</h2>


<h2>743 “In Rohstoffe investieren”</h2>
M. Bulmahn
Ruben Gil, Aspentech, über Wettbewerbsbedingungen.


<h2>744 Gerätehersteller im Jahr 2010</h2>
F. Zbikowski
Analytik
745 Gerüche detektieren und bewerten
T. Conrad, T. Fricke
Empfindliche künstliche Nasen für die Qualitätskontrolle.


<h2>748 Viren mit Leitfähigkeit detektieren</h2>
K. Weber et al.
Gleichstromwiderstand als Messgröße.


<h2>751 Fürs Laboratorium</h2>


<h2>Notizen</h2>
698 Chemie
701 Wirtschaft
702 Forschung und Bildung
703 Ausgeforscht


<h2>Journal</h2>
752 Impressum, Interskriptum
753 Personalnachrichten
759 Nachruf Brigitte Eisenmann
760 Rezensionen
764 Tagungskalender und Tagungsberichte
769 Fortbildungskalender 2011
772 Chemiestudiengänge 2010
nach 784 GDCh- Jahresbericht 2010
786 Jungchemikerforum
790 Ortsverbände
790 Neuaufnahmen
792 Die GDCh vor Ort


<h2>Karriere</h2>
796 Kein langweiliger 9-to-5-Job
798 Wissenschaftsforum für Berufseinsteiger
799 Stellenmarkt

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