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<h2 type="main">L&auml;sst es krachen</h2>
Bumm! Von Horst Evers. Rowohlt-Verlag, Hamburg 2022. 288 Seiten, geb. 22 Euro. ISBN 9783737101356
Darum gehts: Nicht um Chemie &ndash; obwohl der Titel &bdquo;Bumm&ldquo; nat&uuml;rlich Assoziationen weckt. Chemie ist ja, wenn es kracht und stinkt. Immerhin: Eine der sechs unzusammenh&auml;ngenden (oder doch?) Kurzgeschichten in der Krimisammlung handelt von gentechnisch ver&auml;nderten Killerm&uuml;cken, das wollen wir mal als Wissenschaftskrimi gelten lassen.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/iK0L5HGRHmZqe3zZUtBm" />
Das gef&auml;llt mir: Die Geschichten sind v&ouml;llig irre und &uuml;berwinden &ndash; wenn man sie als Gesamtheit betrachtet &ndash; die Einheit von Zeit und Raum. Vielleicht stellen sie sie aber auch wieder her. Klingt komisch, ist aber so.
Eignet sich f&uuml;r Menschen, die groteske Fabulierlust goutieren.
Christian Remenyi
<h2 type="main">Ist nicht trocken</h2>
D&uuml;rre. Von Uwe Laub. Wilhelm-Heyne-Verlag, M&uuml;nchen 2021. 463 Seiten, brosch. 15 Euro. ISBN 9783453441187
Darum gehts: Der Thriller beginnt in diesem Jahr und geht dann wenige Jahre in die Zukunft. Er spielt in Deutschland. Die Europ&auml;ische Union hat B&uuml;rger und Unternehmen verpflichtet, eine App zu nutzen, die CO2-Verbr&auml;uche verwaltet. Dies &ouml;ffnet Betrug und anderen Verbrechen die T&uuml;ren.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/2q5hscpFQkyGzzN34agO" />
Das gef&auml;llt mir: Das Buch ist spannend geschrieben und gut recherchiert. Es baut auf einer Dystopie auf, die von heute in eine m&ouml;gliche Zukunft zeigt und dennoch hoffen l&auml;sst.
Eignet sich f&uuml;r Menschen, die blutige Schilderungen und verdorrte Felder in Deutschland aushalten.
Maren Bulmahn
<h2 type="main">Unterh&auml;lt und macht nachdenklich</h2>
Eine Frage der Chemie. Von Bonnie Garmus, &uuml;bersetzt von Klaus Timmermann, Ulrike Wasel. Piper, M&uuml;nchen 2022. 464 Seiten, geb. 22 Euro. ISBN 9783492071093
Dibenzoselenophen, Synthese nicht reaktiver Proteine, Polyphosphors&auml;uren, Bombykol &ndash; ich finde es mutig, solche Begriffe in einem Roman zu verwenden, der sich an die Allgemeinheit richtet. F&uuml;r mich als Chemikerin ist es angenehm, so etwas wie selbstverst&auml;ndlich in einem Buch zu lesen, in dem es um etwas anderes als Chemie geht: um Freiheit, Liebe und das Leben. Deshalb empfehle ich dieses Buch allen, die sich beim Lesen unterhalten, aber auch zum Nachdenken anregen lassen wollen.
Die amerikanische Schriftstellerin Bonnie Garmus beschreibt in ihrem Erstlingswerk Elisabeth Zott als selbstbewusste, starke Frau, die in den 1950er Jahren Chemie studiert hat. Als Forscherin widmet sich Elisabeth der Abiogenese, will also beweisen, dass Lebewesen urspr&uuml;nglich aus unbelebter Materie entstanden sind. Aber sie kommt nicht voran, denn M&auml;nner erkennen ihre F&auml;higkeiten nicht an, klauen ihre Forschungsergebnisse und sorgen daf&uuml;r, dass ihrer Forschung zugedachte Gelder in andere T&ouml;pfe flie&szlig;en. Zu allem &Uuml;berfluss wird sie sexuell bedr&auml;ngt &ndash; das reicht von plumper Anmache bis zur Vergewaltigung. Sie arbeitet zun&auml;chst im &bdquo;Forschungsinstitut Hastings mit dem geistlosen Slogan: Wo sich bahnbrechende Forschung Bahn bricht&ldquo;. Unversehens wechselt sie als Star in eine Kochshow, die sie anders gestaltet, als es sich die m&auml;nnlichen TV-Macher vorstellen. Denn f&uuml;r Elisabeth ist Kochen Chemie. Und Chemie bedeutet &Auml;nderung der Zust&auml;nde, was sie in der Show ohne sexy Kost&uuml;mchen mit ihren Gerichten erl&auml;utert.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/oGjxza4QHqHU9owO7bF8" />
Manchmal habe ich beim Lesen gedacht, dass sich die Gesellschaft bis heute leider wenig ge&auml;ndert hat. Es ist ein feministisches Buch &ndash; zeigt, dass sich Rollen- und Familienbilder aufbrechen lassen. Die Autorin erz&auml;hlt mit gewisser Distanz, eher emotionslos. Einiges ist &uuml;berspitzt beschrieben, aber mit trockenem Humor durchsetzt. Da ist etwa der Hund namens Halbsieben, der &uuml;ber 900 W&ouml;rter versteht, aber nicht sprechen kann. Seine Gedanken erfahren die Leser dennoch. Elizabeths Tochter ist hochintelligent und hei&szlig;t Mad, weil die Entbindungsschwester die dort in den Unterlagen &uuml;bliche Abk&uuml;rzung f&uuml;r &bdquo;Mutter anscheinend deliri&ouml;s&ldquo;, MAD, in die falsche Zeile, n&auml;mlich in die f&uuml;r den Namen des Kindes schrieb. Mads Vater ist der einsame Nobelpreiskandidat Calvin Evans, der sich in Elizabeths Verstand verliebt hat und gern fr&uuml;hmorgens rudert. Und dann ist da noch die gute Fee.
Maren Bulmahn
<h2 type="main">Warum ein Chemiestudent?</h2>
Fabrik der Schatten. Von Matthias Wittenkindt, Rainer Wittkamp. Wilhelm-Heyne-Verlag, M&uuml;nchen 2022. 376 Seiten, brosch. 11 Euro. ISBN 9783453425095
Jedes Jahr, wenn das Dezemberheft ansteht, suchen wir in der Redaktion nach Unterhaltungsliteratur, die irgendeinen Bezug zur Chemie hat. B&uuml;cher sind ja als Weihnachtsgeschenke beliebt, und was k&ouml;nnte ein Chemiker besser verschenken, als B&uuml;cher in denen die Chemie eine Hauptrolle hat. Der Klappentext dieses historischen Krimis k&uuml;ndigt einen erschossenen Chemiestudenten an. Also landete dieser Roman auf der Liste potenzieller Weihnachtsgeschenke. Bei diesem Krimi handelt es sich allerdings nicht um einen Wissenschafts-, sondern um einen Spionageroman in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Die Autoren beschreiben &ndash; allerdings nicht auf den ersten Blick erkennbar &ndash; wie ein j&uuml;disches M&auml;dchen aus Galizien zu einer Geheimagentin wird. Die Geschichte dreht sich ums Milit&auml;r, die aufkommende Luftfahrt und das Verh&auml;ltnis zwischen Frankreich und dem deutschen Kaiserreich und ein wenig um den technischen Fortschritt. Der ermordete Chemiestudent spielt hier nur eine Nebenrolle, die sich erst sp&auml;t erschlie&szlig;t. Bis fast zum Ende des Romans bleibt unklar, warum das Opfer nicht Germanistik oder Maschinenbau studiert. Dabei h&auml;tte die Chemie im Zusammenhang mit dem ersten Weltkrieg viel mehr Stoff f&uuml;r diesen Krimi liefern k&ouml;nnen.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/oIjdVJ1TRKQp7SEcD1JA" />
Ansonsten ist der Roman gut lesbar. Wie wir es vom &bdquo;Tatort&ldquo; aus dem Fernsehen gewohnt sind, beginnt er mit einer Mordszene und endet mit einem Showdown. Es gibt mehrere Handlungsstr&auml;nge, R&uuml;ckblenden und logische Schw&auml;chen &ndash; wie in so vielen Krimis. Die Lekt&uuml;re ist streckenweise spannend, aber nicht so, dass einem die Haare zu Berge stehen. Fabrik der Schatten ist eine nette Unterhaltung f&uuml;r Freunde des historischen Romans, die auf langen Bahnfahrten der Langeweile entkommen m&ouml;chten.
Frauke Zbikowski
<h2 type="main">Kurz vorgestellt</h2>
Faszination Wissenschaft &ndash; 60 Begegnungen mit wegweisenden Forschern unserer Zeit. Von Herlinde Koelbl. Knesebeck-Verlag, M&uuml;nchen 2020. 352 Seiten, geb. 35 Euro. ISBN 9783957284266
Wissenschaft durch die Augen einer K&uuml;nstlerin betrachten &ndash; dazu l&auml;dt die Fotografin Herlinde Koelbl in &bdquo;Faszination Wissenschaft&ldquo; ein. Das Buch enth&auml;lt 60 Portr&auml;ts von Forschenden verschiedener Fachbereiche. Die Wissenschaftler:innen beantworten dabei Fragen &uuml;ber ihr Leben und ihre Beziehung zur Wissenschaft.
Wenn der Funke &uuml;berspringt &ndash; 200 Jahre Gesellschaft Deutscher Naturforscher und &Auml;rzte. Herausgegeben von Martin Lohse. Passage-Verlag, Leipzig 2022. 200 Seiten, geb. 29 Euro. ISBN 9783954151301
Das Buch &uuml;ber die Geschichte der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und &Auml;rzte (GDN&Auml;) ist keine reine Chronologie. Es enth&auml;lt neben Informationen &uuml;ber die Entwicklung der Organisation Berichte &uuml;ber die Forschung heutiger Mitglieder. Dazu kommen eine &Uuml;bersicht zum Programm der GDN&Auml;, ein Ausblick in die Zukunft, ein R&uuml;ckblick auf die Jubil&auml;umsfeier sowie Fotos und Illustrationen.
Der Bonner Apotheker Marquart und die Farben der Bl&uuml;ten &ndash; Eine Bonner Wissenschafts- und Industriegeschichte. Von Georg Schwedt. Kid-Verlag, Bonn 2022. 241 Seiten, brosch. 24,80 Euro. ISBN 9783949979040
In diesem Buch &uuml;ber Ludwig Clamor Marquart (1804 &ndash; 1881) beschreibt Schwedt das Leben des Bonner Apothekers und zeigt dabei neben seinem fachlichen, &ouml;ffentlichen und wirtschaftlichen Wirken seine Weggef&auml;hrten. Eine Biografie mit historischem Kontext f&uuml;r alle, die sich n&auml;her mit Marquart auseinandersetzen wollen.
Die Experimentalchemie und ihre Protagonisten an der Universit&auml;t Halle. Von Frank Kuschel. GNT-Verlag, Diepholz 2022. 170 Seiten, geb. 29,80 Euro. ISBN 9783862251407
Frank Kuschel berichtet detailliert &uuml;ber die Charaktere, die die Experimentalchemie in Halle &uuml;ber 200 Jahre lang gepr&auml;gt haben. Das Buch richtet sich vor allem an jene, die sich besonders f&uuml;r die Geschichte der Chemie an der Universit&auml;t Halle interessieren. Zus&auml;tzlich enth&auml;lt es Bilder und Verweise auf die verwendeten Quellen.

Buchbesprechung

Bücher für unter den Weihnachtsbaum

Lässt es krachen Bumm! Von Horst Evers. Rowohlt-Verlag, Hamburg 2022. 288 Seiten, geb. 22 Euro. ISBN 9783737101356 Darum gehts: Nicht um Chemie – obwohl der Titel „Bumm“ natürlich Assoziationen weckt. Chemie ist ja, wenn es kracht und stinkt. Immerhin: Eine der sechs unzusammenhängenden (oder doc...

Nach vierjähriger Pause trafen sich Ende September rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum 19. Deutschen Fluortag. Die dreitägige Konferenz fand in Schmitten im Taunus statt. Traditionsgemäß stehen dabei die Promovierenden und ihre Forschung im Mittelpunkt. Die 37 Vorträge unterstrichen die Relevanz der Fluorchemie als interdisziplinäre Querschnittswissenschaft.Themen waren hochreaktive Fluorierungsmittel und Supersäuren, Fragestellungen der Koordinations- und Organometallchemie sowie die Darstellung neuer Katalysatoren, Materialien und ionischer Flüssigkeiten. Das Element Fluor ist für viele Bereiche der anorganischen und organischen Chemie von großer Wichtigkeit. Den Bezug der Fluorchemie zu pharmazeutischen und biochemischen Fragen machten beispielsweise Vorträge deutlich, die behandelten, wie Fluor Peptid- und Glykostrukturen beeinflusst.Besondere Aufmerksamkeit erzeugte der Vortrag Christin Treiber-Kleinkes aus der Arbeitsgruppe von Beate Koksch (Freie Universität Berlin): Sie erhielt für ihren Vortrag über die Integration von Fluor in lebende Organismen einen der Vortragspreise. Ein weiterer ging an Stefan Sander (Humboldt-Universität Berlin) aus der Arbeitsgruppe Thomas Brauns, der präsentierte, welche Rolle Fluor-Wasserstoffbrückenbindungen in Platin-(poly)fluorido-Komplexen in Hydrofluorierungsreaktionen von Alkinen einnehmen.Für alle, die sich für die Chemie des Elements Fluor interessieren oder die die deutsche Fluorchemie-Community kennenlernen wollen: Der nächste deutsche Fluortag findet vom 16. bis 18. September 2024 wieder in Schmitten statt.Moritz Malischewski, Berlin

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