„Wo ist die Diversität Ihrer Kolleg:innen höher: an der Hochschule oder in einem typischen Industriebetrieb?“ frage ich in die Runde eines Karriereworkshops. Ich erkenne an den Gesichtern, dass alle die Frage zu einfach finden. Nach einer Pause er...
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Chemie in Europa
Von Wiley-VCH zur Verfügung gestellt
Der europäische Publikationsverbund Chemistry Europe zeichnet jedes Jahr engagierte Autoren, Gasteditoren und Gutachter als Fellows aus. Wir haben die Fellows Sonja Herres-Pawlis, Lutz Ackermann und Nuno Maulide gefragt, wie sie die Chemie in Europa einschätzen.
Lutz Ackermann: „Keine Alternative“
Wenn einer Ihrer Absolventen einen Postdoc-Aufenthalt plant: Welches Land in Europa würde Sie ihm oder ihr empfehlen?
Die Schweiz, UK und Universitäten in Frankreich oder Spanien.
Wenn Sie 20 Jahre zurückblicken: Welches europäische Land hätte damals anstelle der USA Ihre Wahl sein können?
Zu der Zeit gab es für mich keine wirkliche Alternative in Europa.
Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Rücken die Länder Europas in der Forschung eher zusammen oder auseinander?
Die Länder Europas rücken zusammen, unter anderem auch durch die vielen wertvollen Kooperationen der EU sowie die bilateralen Austauschprogramme.
Lutz Ackermann ist seit dem Jahr 2007 Professor für organische Chemie an der Universität Göttingen mit Schwerpunkt auf Elektrokatalyse und Bindungsaktivierung.
Nuno Maulide: „Keine Länder, sondern Forschungsgruppen“
Wenn einer Ihrer Absolventen einen Postdoc-Aufenthalt plant: Welches Land in Europa würde Sie ihm oder ihr empfehlen?
Normalerweise halte ich mich mit Empfehlungen zurück. Ich frage lieber, was ein Mitarbeiter lernen möchte und was er sich von einem Postdoc-Aufenthalt verspricht. Naturwissenschaften sind heute international, es gibt nicht mehr das eine Land, in dem ein Chemiker geforscht haben muss.
Sie haben in Portugal, Frankreich und Belgien studiert, (neben den USA) in Deutschland geforscht und arbeiten nun in Österreich. Warum haben Sie sich für diese Länder entschieden?
In Portugal bin ich geboren, es lag nahe, dort zu studieren. Sobald mir klar wurde, dass ein Auslandsaufenthalt wertvoll sein würde, habe ich meine Professorin gefragt. Sie empfahl keine Länder, sondern Forschungsgruppen. So kam ich zu István E. Markó nach Louvain. Immer wenn mir danach jemand riet, ich müsse in die USA gehen und bei einem Nobelpreisträger arbeiten, antwortete ich, ich könne mir nicht vorstellen, irgendwo so viel zu lernen wie bei István. Nach Paris ging ich, um das französische Hochschuldiplom nachzuholen. In Deutschland hatte ich das Glück, mit einem späteren Nobelpreisträger zusammenzuarbeiten: Benjamin List. Aus Wien erhielt ich 2013 ein unfassbar großzügiges Angebot. Als Weltbürger bin ich davon überzeugt: Der beste Ort ist der, wo ich die besten Bedingungen für Forschung vorfinde.
Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Rücken die Länder Europas in der Forschung eher zusammen oder auseinander?
Die Verbindungen in Europa werden jetzt schon immer enger. Es wird mehr Solidarität zwischen den Ländern geben, denn gemeinsame Werte und ambitionierte wissenschaftliche Ziele machen Europa als Gemeinschaft stark.
Nuno Maulide ist Professor für organische Chemie am Forschungszentrum für molekulare Medizin der Universität Wien.
Sonja Herres-Pawlis: „Methodische Vielfalt“
Wenn einer Ihrer Absolventen einen Postdoc-Aufenthalt plant: Welches Land in Europa würde Sie ihm oder ihr empfehlen?
Das hängt vom Thema ab: Bei Biokunststoffen sind die englischen Universitäten sehr stark. Für die bioanorganische Chemie würde ich meine Absolvent:innen eher nach Frankreich schicken, die methodische Vielfalt ist hier enorm.
Wenn Sie 15 Jahre zurückblicken: Welches europäische Land hätte damals anstelle der USA Ihre Wahl sein können?
Frankreich.
Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Rücken die Länder Europas in der Forschung eher zusammen oder auseinander?
Wir arbeiten jetzt schon eng mit vielen europäischen Kolleg:innen zusammen, und das wird in den kommenden Jahren eher mehr werden, was ich sehr begrüße. Dank der EU-Förderung rücken die Länder in der Forschung zusammen.
Sonja Herres-Pawlis ist seit dem Jahr 2015 Professorin für bioanorganische Chemie an der RWTH Aachen.
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