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<h2 type="main">Wissenschaft in Ketten (Episode 57)</h2>Habt ihr schon einmal vom Hashtag <a href="#IchBinHanna">#IchBinHanna</a> gehört? Im Jahr 2021 wurde dieser ins Leben gerufen, um gegen das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) und somit auch gegen prekäre Arbeitsbedingungen im deutschen Wissenschaftssystem zu protestieren. Der Verein RespectScience e. V hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich gegen prekäre Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft zu engagieren. Was sie an der seit 2023 geplanten Reform des WissZeitVG auszusetzen haben und wie sich das Gesetz auf die Arbeitsbedingungen und die universitär beschäftigten Menschen aus ihrer Sicht auswirkt, erfahrt ihr in der neuesten Folge von Alles Chlor.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/ZnnGrsukQd2tsypPaKql"><a href="https://podcast.jcf.io" target="_blank">podcast.jcf.io</a>

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Chemie‐Podcast

Wissenschaft in Ketten (Episode 57)Habt ihr schon einmal vom Hashtag #IchBinHanna gehört? Im Jahr 2021 wurde dieser ins Leben gerufen, um gegen das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) und somit auch gegen prekäre Arbeitsbedingungen im deutschen Wissenschaftssystem zu protestieren. Der Ve...

Ausgeblättert

&Uuml;ber Geschmack l&auml;sst sich gut und jederzeit streiten, auch auf internationaler Ebene. Die &ndash; vor allem aus britischer Perspektive &ndash; besondere Freundschaft zwischen dem Vereinigten K&ouml;nigreich und den USA schien f&uuml;r kurze Zeit in Gefahr, als die US-amerikanische Chemikerin Michelle Francl ein Buch &uuml;ber Tee vorstellte.1) Zur perfekten Version des britischen Lebenselixiers geh&ouml;re, so die Autorin, eine Prise Salz und ein Schuss Zitronensaft.
Das Thema Tee hatte bereits im Jahr 1773 zu transatlantischen Verstimmungen, der Boston Tea Party und letztlich zum amerikanischen Unabh&auml;ngigkeitskrieg gef&uuml;hrt. Daher beeilte sich die amerikanische Botschaft in London klarzustellen, dass dieses Rezept keineswegs offizielle US-Politik oder Gepflogenheit darstelle. Vielmehr, so setzte die Botschaft ironisch hinzu, halte man sich an die alte Tradition, den Tee in der Mikrowelle aufzubr&uuml;hen. Sie spielte damit auf eine vorhergegangene internationale Teekrise an, die von einer Tiktok-Anleitung zum Teekochen mit der Mikrowelle ausgel&ouml;st worden war.
Wenn man Streit vermeiden und ganz objektiv feststellen will, wer den besten Tee br&uuml;ht, Kaffee kocht oder Wein keltert, dann wird es schwierig. Die multisensorischen Erlebnisse beim Verk&ouml;stigen dieser mit jahrhundertealten Traditionen verbundenen Getr&auml;nke lassen sich bis heute nicht in Analyseger&auml;ten reproduzieren &ndash; auch wenn es an Versuchen zu k&uuml;nstlichen Nasen und &auml;hnlichem nicht mangelt. Noch arbeiten Menschen als geschulte Geschmackstester, doch die bringen zwangsl&auml;ufig ihre menschlichen Schw&auml;chen, Vorurteile und Vorlieben mit.
Einen genial anmutenden Ausweg fand jetzt die Arbeitsgruppe von Lucia Billeci in Pisa. Die Forscher:innen nutzten die objektiv messbaren Reaktionen von Menschen als Biosensoren: Anl&auml;sslich eines internationalen Wettbewerbs f&uuml;r Kaffee-Geschmackstester in Mailand statteten die Forschenden einige ausgebildete Geschmackstester:innen mit Sensoren f&uuml;r die emotionalen Reaktionen aus. Gepr&uuml;ft wurden Haut, Herz und Hirn mit Messungen elektrodermaler Aktivit&auml;t (EDA), mit Elektrokardiogrammen (EKG) und Elektroenzephalogrammen (EEG).1)
Die ersten Ergebnisse korrelierten mit den Bewertungen, welche die Versuchspersonen auf konventionellem Weg kundtaten. Damit l&auml;sst sich jetzt also ausschlie&szlig;en, dass ein Kaffeetester zum Beispiel aus unredlichen Gr&uuml;nden ein verf&auml;lschtes Ergebnis angibt oder sich von Assoziationen, Ged&auml;chtnisl&uuml;cken oder sonstigen allzu menschlichen Dingen t&auml;uschen l&auml;sst.
F&uuml;r den n&auml;chsten Schritt hat Billeci den Einsatz k&uuml;nstlicher Intelligenz (KI) angedroht. Damit will sie das Verhalten der Konsument:innen &uuml;ber deren emotionale Reaktion steuern &ndash; etwa zu nachhaltigeren und ethischen Produkten. Wie ein aus der Ferne heranwehendes Kaffeearoma ist hier die Zukunft der Menschheit zu erahnen: als Biosensoren der sch&ouml;nen neuen KI-Zivilisation.
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<figcaption><label>Abb.1: </label>Ab 2034 fordert die IHK-Zulassung von Kaffee-Sommeliers eine integrierte Leucht-Geschmacksanzeige f&uuml;r objektive Ergebnisse. Cartoon: Roland Wengenmayr</figcaption>
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Michael Gro&szlig;
<a href="https://www.michaelgross.co.uk" target="_blank" rel="noopener">www.michaelgross.co.uk</a>
<ul class="references" cited="no" xml:id="nadc20244143012-bibl-0001">
<li xml:id="nadc20244143012-bib-0001">1 M. Francl, Steeped: The Chemistry of Tea; Royal Society of Chemistry 2024</li>
<li xml:id="nadc20244143012-bib-0002">2 A. Tonacci, I. Taglieri,, C. Sanmartin et al., J. Sci. Food Agric. 2024, doi: 10.1002/jsfa.13172</li>
</ul>

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