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Seit 2007 existierte eine Ausstellung zur Geschichte der Flüssigkristallforschung im Bunsen-Archiv, das im Dachgeschoss der ehemaligen Wohnung Justus Liebigs im Liebig-Museum Gießen untergebracht war. Die Ausstellung wurde konzipiert und aufgebaut von Horst Stegemeyer, Paderborn, und Ludwig Pohl, Darmstadt. Sie zeigt dem Besucher den Weg der Flüssigkristalle von ihrer Entdeckung durch den Botaniker Friedrich Reinitzer im Jahre 1888 bis zur heutigen Zeit, in der ihre Anwendung in der Informationstechnologie mit großflächigen Flachbildschirmen einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat.
Schautafeln und Vitrinen mit historischen Exponaten verdeutlichen diese Entwicklung, die sich bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts auf die Erforschung des “3. Zustands der Materie” konzentrierte. Die ersten Versuche zur alphanumerischen Darstellung bis hin zu den hochauflösenden Liquid Crystal Displays (LCD) werden im zweiten Teil der Ausstellung gezeigt. Ausführlich ist über die Ausstellung bereits berichtet worden.1,2
Als Nachteil der Gießener Ausstellung erwiesen sich alsbald die räumliche Enge und die unbefriedigende Besichtigungsmöglichkeit. Gleichzeitig mit dem Auszug des Bunsen-Archivs aus dem Liebig-Museum wurde daher die Ausstellung im Sommer 2011 von Gießen an das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verlagert. Unter Vermittlung der Otto-Lehmann-Stiftung, die am KIT ihren Sitz hat, wurde eine entsprechende Vereinbarung zwischen der Deutschen Bunsen-Gesellschaft (DBG) und dem KIT geschlossen. Die Ausstellung wurde im Physikalischen Institut des KIT im Foyer des Otto-Lehmann-Hörsaals aufgebaut und am 18. November 2011 durch Repräsentanten der DBG und des KIT eröffnet (Abb. 2), zusammen mit der Verleihung des Otto-Lehmann-Preises 2011 an Luo Dan, PhD, von der University of Singapore.
Der neue Standort ist in besonderem Maße durch die Tatsache begründet, dass Otto Lehmann, der Pionier der Flüssigkristallforschung, von 1889 bis 1922 in Karlsruhe lehrte und forschte. Sein Kopf in Form eines Bronzereliefs hängt über den Schautafeln (s. Abb. 2, Mitte), ferner ein moderner LCD-Flachbildschirm, mit dem Filme und eine Diaschau vorgeführt werden können.
Die Ausstellung ist frei zugänglich im Institut für Physik des KIT, Physik-Flachbau (Gebäude 330.22, Erdgeschoss, Foyer des Otto-Lehmann-Hörsaals), Wolfgang-Gaede-Straße 1, 70131 Karlsruhe; Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 — 17 Uhr.
Horst Stegemeyer, Paderborn/Münstertal
<a href="mailto:Horst.Stegemeyer@t-online.de">Horst.Stegemeyer@t-online.de</a>



<ul>
<li>
1 

 
H. Stegemeyer, 
<source>Nachr. Chem. 
(2008), 
56, 
97.
</li>
<li>
2 

 
H. Stegemeyer, 
L. Pohl, 
<source>Bunsen-Magazin 
(2008), 
10, 
25–<lpage>27.</lpage>
</li>
</ul>

Artikel

Deutsche Bunsen‐Gesellschaft für Physikalische Chemie

Seit 2007 existierte eine Ausstellung zur Geschichte der Flüssigkristallforschung im Bunsen-Archiv, das im Dachgeschoss der ehemaligen Wohnung Justus Liebigs im Liebig-Museum Gießen untergebracht war. Die Ausstellung wurde konzipiert und aufgebaut von Horst Stegemeyer, Paderborn, und Ludwig Pohl,...

Beruf + Karriere

Nachrichten aus der Chemie: Wie geht es Ihnen als Praktikumsassistenten?
Siegfried Schindler: Es ist schon ungewohnt, nach Jahren wieder hier im Praktikum zu stehen. Es macht aber Spaß. Ich bin allerdings froh, wenn das Semester wieder um ist.
Nachrichten: Sie haben viel Arbeit?
Schindler: Vor dem Praktikum gibt es zwei Stunden Seminar, für die Vorbereitung brauche ich zwei bis drei Stunden. Dann folgen zwei Stunden im Praktikum. Wir sammeln hinterher die Protokolle ein und korrigieren sie, was jeweils nochmal vier bis fünf Stunden dauert. Das ist alles zusätzlich zu Forschung und Lehre, die wir sowieso machen.
Am Ende des Praktikumsnachmittags achten wir darauf, dass die Studenten ihre Plätze sauber hinterlassen, sonst müssen wir selbst die Laborbank putzen.
Nachrichten: Warum haben Sie sich entschlossen, dieses Semester als Praktikumsassistenten zu arbeiten?
Richard Göttlich: Wir haben das Nebenfächlerpraktikum vor etwa sechs Jahren übernommen. Damals kam in den Evaluationen immer heraus, dass das Chemiepraktikum für die Nebenfachstudenten der Horror war. Wir wetteiferten mit den Physikern um den letzten Platz auf der Beliebtheitsskala.
Schindler: Die Studenten wussten nicht, was die Versuche im Praktikum mit ihrem Studium zu tun hatten. Wir haben dann angefangen, die Experimente zu verändern und mehr Alltagsbezug durch Versuche mit Lebensmitteln und mit Medikamenten hereinzubringen. Zudem wollten wir unser neues Praktikumsbuch testen.
Nachrichten: Die Chemie hinter den Experimenten ist die gleiche geblieben?
Schindler: Ja, aber die Verpackung ist besser geworden. Die Studierenden sind sehr willig und begeisterungsfähig, wenn man ihnen klar macht, warum der Stoff wichtig ist.
Nachrichten: Was studieren Ihre Praktikanten?
Schindler: Sie studieren Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement. Wir betreuen eine Gruppe von 16 Studenten im ersten Semester. Wir haben bewusst eine Gruppe gewählt, die noch keine Vorlesung hatte wie die Medizinstudenten, die das Praktikum ebenfalls absolvieren müssen, sondern eine, die ganz frisch ist.
Göttlich: Die Chemiekenntnisse sind daher sehr durchwachsen. Die Studenten hatten in der Oberstufe teilweise überhaupt keinen Chemieunterricht mehr. Wir dürfen im Grunde nichts voraussetzen, sondern fangen bei Null an.


<h2>Wenn der Professor selbst im Labor steht</h2>
Nachrichten: Wie viele Versuche stehen pro Nachmittag auf dem Plan?
Schindler: Die Studenten arbeiten immer zu zweit und machen etwa fünf bis zehn Versuche.
Göttlich: Das können ganz einfache Kipp-und-Schütt-Versuche sein bis hin zur Extraktion von Fett aus Nüssen.
Nachrichten: Wie viele Versuche haben Sie verändert?
Göttlich: In der organischen Chemie mehr als die Hälfte.
Schindler: In der Anorganik auch. Und man kann die Versuche erst dann richtig beurteilen, wenn man sie selber durchgeführt hat. Zuerst hatten wir die Idee, als Studenten das Praktikum mitzumachen, aber das wollten wir den Praktikumsassistenten dann doch nicht zumuten.
Göttlich: Früher gab es viel mehr Titrationen. Eine davon haben wir beispielsweise durch einen Versuch ersetzt, in dem die Studenten einen Puffer einstellen müssen.
Zudem machen wir den Studenten klar, dass sie Erfahrung sammeln, wie man im Labor arbeitet, wie man ein Protokoll schreibt, eine korrekte Auswertung macht. Das ist schwieriger zu vermitteln.
Nachrichten: Was möchten Sie jetzt herausfinden, wenn Sie als Assistenten arbeiten?
Schindler: Wir haben uns gefragt, ob die Versuche so funktionieren, wie wir uns das vorstellen, in der Zeit und mit dem Mitteln, die im Praktikum zur Verfügung stehen.
Nachrichten: Und was haben Sie bisher festgestellt?
Schindler: Es sind vor allem technische Details, die wir verbessern können: Die Pipettierhilfen beispielsweise taugen nichts. Wir hatten Indikatorpapier zur pH-Bestimmung durch einfache Elektroden ersetzt, die sich in der Praxis aber auch als untauglich erwiesen. Wir werden das Praktikum niemals optimal gestalten können, aber doch so, dass es die Studenten nicht frustriert.
Nachrichten: Welches Experiment ist heute dran?
Schindler: Heute bestimmen die Studierenden die Wasserhärte mit EDTA. Dafür durften sie Wasserproben von zu Hause mitbringen. Und es gibt einen Versuch zur Maskierung von Eisen(III)-Ionen und Fluorid-Ionen in Zahnpasta.
Nachrichten: Sie haben im Moment hier aber nicht so viel zu tun.
Schindler: Heute arbeiten sie im Praktikum sehr ordentlich und selbstständig. Unsere Gruppe ist überhaupt sehr pflegeleicht, alle bereiten sich sorgfältig vor.
Gut, am ersten Tag hatten wir noch viel Arbeit.
Göttlich: Nächste Woche gibt es Elektrochemie, da haben wir wieder mehr zu tun.


<h2>Chemie als Ganzes</h2>
Göttlich: Entscheidend ist die gute Zusammenarbeit zwischen anorganischer, organischer und physikalischer Chemie. Ein Beispiel ist die Redoxchemie, die Anorganiker oft anders erklären als Organiker. Hier haben wir uns auf eine gemeinsame Sprache geeinigt. Wir haben hier in Gießen keine Verteilungskämpfe zwischen den Fächern, so dass wir die Chemie als Ganzes vermitteln können. Es gibt auch Versuche zur physikalischen Chemie im weitesten Sinne, etwa zu Verteilungsgleichgewichten und zur Kinetik.
Nachrichten: Bei den Chemiestudenten ist es oft auch nicht so beliebt, Nebenfachstudenten im Praktikum zu betreuen.
Schindler: Lehramtsstudenten betreuen das Praktikum gerne, denn die Studenten ähneln ja schon noch Oberstufenschülern. Wir schauen uns die Praktikumsassistenten genau an, keiner betreut das Praktikum ohne unsere Zustimmung. Jeder Assistent sollte auch die Versuche einmal gemacht haben, ehe er eine Gruppe betreut.
Göttlich: Es ist klar, dass wir keine Assistenten mit der Einstellung “Mediziner sind blöd” gebrauchen können.
Schindler: Wenn sich herausstellt, dass ein Assistent seine Studenten respektlos behandelt, wird er ausgetauscht. Das kommt aber nicht oft vor.


<h2>Kleiner Test zwischendurch</h2>
Nachrichten Haben Sie schon Rückmeldungen von den Studenten bekommen?
Schindler: Bisher haben wir keine Klagen gehört. Eine Evaluation gibt es am Ende des Semesters.
Nachrichten: Müssen Sie bis zum Semesterende warten?
Göttlich: Wir machen zwischendrin noch eine andere Form der Evaluierung: Im Wikipedia-Eintrag, der zu einem Versuch passt, bauen wir einen Fehler ein und schauen dann, in wie vielen Protokollen der dann auftaucht.
Schindler: Im letzten Semester haben wir einen Bierstein erfunden und in Wikipedia eingetragen. In mehr als der Hälfte der ausgewerteten Protokolle stand der drin.
Nachrichten: Nehmen die Studenten Ihnen das nicht übel?
Schindler: Es geht uns darum, den Studenten klar zu machen, dass Wikipedia keine zuverlässige Quelle ist.
Göttlich: Die Veterinärmediziner haben uns zu ihrer Vorphysikumsfeier eingeladen — als die einzigen Dozenten im Nebenfach. Und sie haben sich gefreut, dass wir auch gekommen sind
Schindler: Die Studenten merken, dass wir sie nicht einfach nur schnell wieder loswerden wollen. Sie spüren und wertschätzen es, wenn man sich Mühe gibt.
Nachrichten-Redakteurin Frauke Zbikowski besuchte Richard Göttlich und Siegfried Schindler im Praktikum.

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