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Am 27. April 2019 starb Erwin Weiss, von 1966 bis 1991 Ordentlicher Professor für anorganische Chemie an der Universität Hamburg.<div><img src="https://media.graphcms.com/3yEQhQrQd20QFmjRqFgU">

</div>Geboren wurde er im nordfränkischen Arzberg, dessen an Mineralien und Heilquellen reiche Umgebung ihn schon als Schüler zur Chemie hinzog.Seinen Einstieg in ein geregeltes Chemiestudium verzögerten Militärdienst, Kriegsgefangenschaft und seine Hilfe bei der Instandsetzung des Anorganisch Chemischen Laboratoriums der TH München. Weiss promovierte dort in den Jahren 1953 bis 1956 im Arbeitskreis von Walter Hieber über die Strukturen von Metallcarbonyl- und Aromatenkomplexen. Im Jahr 1956 bewies er – zusammen mit dem älteren Hieber-Schüler Ernst Otto Fischer – röntgenographisch die damals neuartige Sandwichstruktur von Dibenzolchrom. Die damals ausschließlich pulverdiffraktometrischen Untersuchungen erforderten wegen noch fehlender Computer eine extrem aufwendige Datenauswertung.Nach einem Postdoc-Aufenthalt am Massachussetts Institute of Technology in Boston, USA, arbeitete Weiss bis zum Jahr 1961 am Institut für Grundlagenforschung der Firma Union Carbide in Brüssel. Dann übernahm er die Leitung der synthetisch-anorganischen Gruppe des neuen Forschungsinstituts Cyanamide European Research Institute nahe Genf. Hier befasste er sich mit der Strukturaufklärung scheinbar trivialer Verbindungen wie der Alkalimetallalkyle, -alkoxide und -alkinyle. Da es keine Einkristalle dieser Verbindungen gab, konzentrierten sich die röntgenographischen Studien wieder auf die Pulverdiffraktometrie. Im Jahr 1964 gipfelten Weiss‘ Arbeiten in der Aufklärung der „Kristall- und Elektronenstruktur des Methyllithiums“. Die schon von Liebig beschriebene Verbindung KCO entlarvte Weiss als das instabile Dikaliumacetylendiolat KOC≡COK.Im Jahr 1965 übernahm er in Hamburg die neu geschaffene Professur für „Spezielle Anorganische und Analytische Chemie“. Hier engagierte er sich nicht nur in Lehre und Selbstverwaltung, sondern baute auch eine leistungsstarke Abteilung für Röntgenstrukturanalytik auf. Dies erforderte viel Kraft, denn bei Weiss‘ Ankunft gab es nur ein Pulverdiffraktometer und – außerhalb des Instituts – einen Großrechner vom Typ Telefunken TR4. Dank Weiss verfügte das Institut 22 Jahre später über drei automatische Einkristalldiffraktometer, meist mit kompletter Software zur Kristalljustierung, Datenmessung und Datenauswertung.Fast alle Mitarbeiter von Weiss präparierten nicht nur neue, meist extrem luftempfindliche Organometallkomplexe, sondern ermittelten auch röntgenographisch deren Strukturen. Viele dieser Verbindungen sind – zumindest indirekt – interessant für das Verständnis katalytischer Abläufe oder von Metall-Metall-Wechselwirkungen.Obwohl er sich auf Komplexe der Übergangselemente konzentrierte, galt Weiss‘ persönliches Interesse doch immer wieder den einfachen Alkali- und Erdalkaliorganylen. Um hier letztlich auch die Positionen von Wasserstoffatomen zu bestimmen, mussten die jeweils perdeuterierten Verbindungen MCD3 (M = Li, Na, K) synthetisiert und dann pulverdiffraktometrisch mit Neutronenstrahlung untersucht werden. Dies gelang im Jahr 1987 für die Li- und K-Verbindungen am Institut Laue-Langevin in Grenoble. Bei der sehr großen Elementarzelle von NaCH3/NaCD3 führten erst besonders hoch aufgelöste, am Synchrotron Laboratory in Daresbury, England, erhaltene Pulverdiffraktogramme zum Ziel.Erwin Weiss hatte besonderes Vergnügen am Unterricht. Privat hielt er viele Erlebnisse in sogar selbst vertonten Filmen fest. Und als passionierter Orgelspieler konstruierte er sich ein eigenes Instrument aus einer elektronischen Orgel, ergänzt durch eine Pfeifenorgel.Im Jahr 1990 wurde Weiss Gewähltes Mitglied der Joachim-Jungius-Gesellschaft zu Hamburg, und im Jahr 1992 erhielt er den Gay-Lussac-Humboldt-Preis der französischen Regierung. Auf seinem Schreibtisch lag übrigens lange ein Stinkspat-Brocken aus seiner Heimat, an dem er Besuchern gern die Entstehung elementaren Fluors in der Natur demonstrierte.R. Dieter Fischer

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Erwin Weiss (1926 – 2019)

Am 27. April 2019 starb Erwin Weiss, von 1966 bis 1991 Ordentlicher Professor für anorganische Chemie an der Universität Hamburg. Geboren wurde er im nordfränkischen Arzberg, dessen an Mineralien und Heilquellen reiche Umgebung ihn schon als Schüler zur Chemie hinzog.Seinen Einstieg in ein gereg...

Prof.Dr.

Am 4. April 2019 verstarb Rüdiger Mews, Professor für Anorganische Chemie in Bremen.Rüdiger Mews studierte von 1962 bis 1967 in Göttingen Chemie und schloss sich dort der Arbeitsgruppe von Oskar Glemser an. Im Jahr 1970 wurde er mit einer Arbeit über Schwefeldifluoridimide promoviert, einem Thema, dass ihn im Laufe seiner Karriere begleiten sollte. Als Postdoktorand verbrachte er ein Jahr bei Neil Bartlett an der University of California in Berkeley (USA).Im Jahr 1971 kehrte er nach Göttingen zurück, wo er sich fünf Jahre später habilitierte. Aus dieser Zeit stammen Arbeiten über Thionitrosyl- und Thiaazylfluoridkomplexe von Übergangsmetallen.Im Jahr 1985 folgte Mews einem Ruf auf eine C4-Professur für Anorganische Chemie an die Universität Bremen, die er bis zum Jahr 2008 innehatte. In den ersten Jahren untersuchte er neben N-S-Doppel- und N-S-Dreifachbindungssystemen fluorhaltige anorganische Ringsysteme. In den letzten Jahren an der Universität Bremen rückten dann die Lanthanoide in sein Interesse, mit denen er lösliche Komplexe zumeist in SO2 herstellte. Auch nach seiner Pensionierung hat er weiter publiziert, hauptsächlich über SNF-Verbindungen und ihre Strukturen, die ihn während seiner gesamten akademischen Tätigkeit nicht losgelassen haben.Im Jahr 2006 organisierte Mews zusammen mit Gerd-Volker Röschenthaler das 18. International Symposium on Fluorine Chemistry an der Universität Bremen.Aus den Kooperationen mit internationalen Wissenschaftlern sind zwei besonders hervorzuheben: Die mit Andrej Zibarev vom Novosibirsk Institute of Organic Chemistry, Siberian Branch, Russian Academy of Science seit den 1990er Jahren, die bis zu Mews‘ Pensionierung im Jahr 2008 bestand, sowie die Kooperation mit Boris Zemva vom Jozef-Stefan-Institut in Ljubljana, die seit den 1970er Jahren bestand und die beide auch über Mews‘ Pensionierung hinaus fortführten.Im Jahr 2006 ehrte das Novosibirsk-Institut für Organische Chemie Mews mit dem Titel Dr. h. c.; im Jahr 1998 wurde Mews zum assoziierten Mitglied des Jozef-Stefan-Instituts gewählt.Nach seiner Pensionierung hielt er stets Kontakt zu seinem Bremer Institut. Er traf sich gern mit alten und neuen Kollegen sowie Gastwissenschaftlern und war ein gern gesehener Gast bei Institutskolloquien. Wer Rüdiger persönlich kannte, schätzte seinen scharfen Verstand, seinen feinen Humor und die vielen kleinen Anekdoten, die er zu erzählen wusste. In Erinnerung bleibt sein ungebrochener Lebensmut. Trotz mehrerer Krankheiten nutzte Mews die Zeit ab seiner Pensionierung, um zusammen mit seiner Frau Neina ausgedehnte Entdeckungsreisen auch zu exotischeren Orten zu unternehmen. Zudem kümmerte er sich liebevoll um seine fünf Enkelkinder. Außer seiner Familie trauern Kollegen und Freunde um einen liebenswerten, herzensguten und immer zuversichtlichen Menschen.Jens Beckmann, Enno Lork, Bremen

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